Zum sechsten Mal feiert Der Berliner Mode Salon die Liebe zu deutschem Design und bringt eine Auswahl der schönsten Modehäuser dieses Landes zusammen. An eine Zeit vor dieser Veranstaltung ist kaum mehr zu denken, so etabliert scheint diese Institution bereits zu sein. Ein paar kleine Perlen fehlen für unseren Geschmack zwar noch, wie zum Beispiel Aeyde. Auch ein paar rauere Charaktere, ein bisschen jugendlicher Leichtsinn von der Straße, eben zeitgeistigere Brands bleiben bislang fern. Aber Luft nach oben gibt es bekanntlich immer. Also lassen wir das. Was der Berliner Mode Salon bisher nämlich geschafft hat, ist beispiellos in Berlin: Alle für einen und einer für alle! Zusammen stark sein, um sich als Einheit eine Reputation aufzubauen, im Ausland für ordentlich Tohuwabohu zu sorgen und Kritikern die Stirn zu bieten.
Es fühlt sich ein klein wenig wie Heim kommen an, wenn wir das Kronprinzenpalais betreten, ebenjenen Austragungsort des Berliner Mode Salons, der von Anfang an Raum für all die deutschen Designer*innen geboten und das geschafft hat, was kaum ein anderer Ort so selbstverständlich herstellt: Stundenlange und direkte Kommunikation mit den Macher*innen, einen detaillierten Blick auf die Designs und entschleunigte Pläusche mit Kolleg*innen. Und genau das macht Der Berliner Mode Salon zu einer der schönsten Veranstaltungen der Berliner Modewoche.
Ein ziemliches Missgeschick vorab: Ich habe einen Raum in all der Hektik übersehen – und zwar einen der wichtigsten! Hien und Vladi, es tut mir unendlich leid, ich bin beim Durchforsten offensichtlich durcheinander gekommen, bin von meinem gewohnten Pfad abgekommen und habe euren Raum tatsächlich einfach übersehen! Dafür gibt’s von mir gleich eine extragroße Portion Liebe:
Hien Le
Eine Ode an „the poetry of dance“, die das Zusammenspiel des Körpers und den Materialien feiern will. Wie immer zeigt der Perfektionist des Minimalistischen, dass es nicht viel braucht, um Besonders zu sein: Cleane Silhouetten und weiche Seide im Kontrast zu Leinen und Plissee. Der schönste Farbton der S/S 2018 Saison war auch bei ihm zu finden: Leuchtendes Gelb!
© Stefan Knauer
Vladimir Karaleev
Wer Vladimir Karaleev kennt, der dürfte wissen, dass ein paar nicht missen wollende Codes zu seiner Kollektion ganz selbstverständlich dazu gehören. Und auch im Frühjahr 2017 dürfen die markant dekonstruktivistischen Elemente, die Vladimirs Kreationen ausmachen, nicht fehlen: Alles scheint auseinander genommen und wieder zusammen geflickt worden zu sein, Texturen werden überlagert oder verbunden und Überlagerungen verschiedener Formen und Konstruktionen stehen im Mittelpunkt. Kurzum: Schnittteile und Texturen werden übereinander geschichtet, überschneiden sich, verdecken was sich darunter verbergen könnte oder erlauben Einblicke, die noch mehr Layering zum Vorschein bringen. Vladimir scheint sich dem Outdoor Thema verschrien zu haben, arbeitet mit Nylon und Schnüren, die an Tunnelzüge erinnern. Auch die Farbpalette deutet darauf hin: Sandfarbene Töne, beige und cremeweiß sorgen dafür, dass wir mit der Natur verschmilzen, während knalliges Gelb und Blau wiederum dafür sorgen, dass wir sichtbar werden und gut erkannt werden können.
© Stefan Kraul
Nina Kastens
Für den mitunter schönsten Schmuck sorgte Nina Kastens: Mit ihren Matisse-inspirierten Armbändern und Ketten und mit ihren Perlmuttohringen! Wollen wir haben <3
Horror Vacui
Hach, dieses Label. Ob es sich hier um ein „Schlafanzugslabel“ handelt oder nicht, ist völlig zweitrangig, denn mit diesen detailversessenen Roben möchten wir rausziehen und es uns gemütlich machen. Wie immer soso schön!
BOSS Womenswear by Jason Wu
BOSS IS BACK IN BERLIN! Und zeigte eine der beeindruckendsten Schauen in der ehemaligen St. Agnes Kirche. Der Grund? Chefdesigner Jason Wu diente die Berliner Künstlerszene als Inspiration für diese limitierte Kapselkollektion, die zeitgenössische Kunst und modernes Design vereint soll. In Anlehnung an Werke von Künstlern wie Anselm Reyle und Thomas Scheibitz prägen intensive Farben die Looks der neuen BOSS Frau. Und das funktionierte! Die schönsten Zweiteiler kommen eben wohl immer noch aus dem Hause BOSS! Denn genau der erfährt für den Sommer 2018 ein kleines Make over: Die Silhouette ist noch immer geradlinig und clean, erfährt aber eine Neuinterpretation durch die weitere Passform in Kombination mit ausdrucksstarken Farben – von frischem Grün bis hin zu zartem Blassrosa.
Marina Hoermanseder
Wir haben es aus privaten Gründen leider nicht zu persönlich zur Show von Marina am vergangenen Freitag geschafft, im Mode Salon durften Detailaufnahmen für euch natürlich trotzdem nicht fehlen. Das Schönste zuallererst: Blumenbestickte Korsagen, breite schnörkellose Gürtel und Kopftücher, die an Rotkäppchen erinnern!
lala Berlin
„Kiss me tonight“, hach, was für ein Titel. Und das Thema war Programm: Kussmünder soweit das Auge reicht! Inspiriert übrigens von Leyla Piedayeshs Party-Trick: Denn wann immer sie sich auf einer Fete langweilt, wird der Lippenstift gezückt und aufgetragen, um die anwesenden Gästen (meist männlich) mit einem Lippenabdruck zu versehen.
MALAIKARAISS
Über Malaikas Kollektion haben wir natürlich schon berichtet, aber bevor eine Sache hier unter den Tisch fällt, wollen wir noch mal genau darauf hinweisen: DIE ANANASOHRRINGE, BITTESEHR! Kommen höchstwahrscheinlich noch vor Weihnachten!
William Fan
Ach William, weißt du eigentlich, dass Nike und ich noch immer einen Ohrwurm von deiner Show haben? Dein ist mein Ganzes Herz! Danke dafür und danke für das weltbeste Gesamtkonzept: Vom Model bis hin zur Show, von den Schuckstücken bis hin zum Styling. GROSSE LIEBE, du Sahnestückschen!
Margova Jewellery
Denitza, wir lieben dich! Weil du du bist und weil du verstehst, was wir an unseren Fingern tragen möchten: Güldene, Siegelringe ohne Siegel zum Beispiel, Regenbogenfarben und Steinchen, überall Steinchen!
RIANNA + NINA
Ich sag‘ da nichts mehr zu: Mein 3tes Highlight in Folge! Rianna + Nina = und das ist meine Liebeserklärung.
Odeeh
Eine Fashion Week ohne Odeeh ist erst einmal eine ziemlich traurige. Nun gut, ganz weg waren sie diesmal zwar nicht, eine Show fehlte trotzdem. Aber nun, wir verstehen die wirtschaftlichen Gründe, sich gegen eine aufwendige Präsentation auszusprechen. Ein Hauch Odeeh durfte auf dem Berliner Mode Salon trotzdem nicht fehlen. Et voilà:
PB 0110
Gleich neben Odeeh: Philipp Bree mit seinem Label PB 0110. Im typischen PB Look gibt’s nicht nur farbliche Neuigkeiten rund um Mint und Gold, sondern außerdem ein Kleingeld-Beutel zum Aufklappen- Philipp Bree hat sich nämlich von den Japanern inspirieren lassen, die ihre Münzen stets gut verpackt, dafür aber schnell rausgekramt wissen.
Perret Schaad
Auch die Macherinnen der schönsten Farbkompositionen haben sich bei dieser Modewoche ein wenig zurückgehalten: Perret Schaad. Zwar zeigten Johanna Perret und Tutia Schaad nicht wie vor gut einem Jahr im Baumarkt und ließen uns staunen, dafür sorgen sie aber jetzt schon dafür, dass wir uns umso mehr auf die nächste Saison freuen! Einen Blick auf ihre Sommerkollektion konnten wir natürlich trotzdem werfen:
Zazi Vintage
Das neue Gesicht Berlins mit einer zauberhaften, alten Idee: Zazi Vintage. Aus alt mach‘ neu, lautet ihre Devise und genau dafür nutzt die junge Designerin die Handwerkskunst von Frauen, die sie so gleich noch finanziell unterstützen kann. Ein nachhaltiges Brand mit sozialem Anspruch eben. Ein ausführliches Interview zu ihrem schönen Label findet ihr bei unseren Kolleginnen von Journelles.
Bilder: © This is Jane Wayne // GETTY IMAGES für DER BERLINER MODE SALON // Stefan Kraul // Stefan Knauer