Als ich neulich mit einer Liebeskummer-gebeutelten Freundin telefonierte und vergeblich nach aufbauenden Allheilmitteln suchte, fiel mir kurz darauf wieder ein, dass warme Worte nach einer Trennung zwar überaus hilfreich sein können, am Ende aber eben kaum etwas so gut tut wie die irgendwann einkehrende Erkenntnis, dass es weiter geht. Und im Zweifel noch viel besser wird als zuvor. Es braucht nur ein wenig Zeit und Mut und frische Lebensfreude. Die bekam ich damals, als sich mein eigenes Herz nach langem Bangen und Brechen selbst zu vertilgen drohte, zwar einerseits von den treuesten Freunden der Welt eingehaucht, jedoch meine ich mich außerdem daran erinnern zu können, dass es mordsmäßig gut tat, einen kleinen Teil der frisch gewonnen Freiheit einzig und allein mit mir selbst zu verbringen. Und mit Büchern.
Deshalb habe dieser Tage also kurzer Hand ein wenig im Bekanntenkreis nachgeforscht und mit der Hilfe von ein, zwei, drei herzschmerzbewanderten Stehaufmännchen eine runde Liste mit insgesamt 14 Literatur-Tipps erstellt, die in aufregend anstrengenden Zeiten von Eiscreme-Torten, Schnaps-Eskapaden und teigigen Tränensäcken auf ganz unterschiedliche Art und Weise für Linderung sorgen:
„Wie wir lieben – vom Ende der Monogamie“ von Friedemann Karig
Für alle, die der Hollywood-Romantik nun endlich den Rücken kehren wollen.
„Die Monogamie scheint am Ende, jede zweite Ehe wird geschieden. Brauchen wir ein neues Wort für Liebe? Friedemann Karig hat ein offenes und zärtliches Buch geschrieben über Menschen, die die Erfüllung in einer Liebe suchen, die anders ist und frei. Mit allem Schmerz. Mit allem Glück. Mit oder ohne Kinder. Mit oder ohne Happy End. Ein packendes Buch darüber, wie wir heute lieben wollen.“
„High Fidelity“ von Nick Hornby
Für alle, die sich nun endlich wieder der Unvernunft hingeben wollen und dem Drama und dem wilden Leben.
„Was macht der 35jährige Rob Fleming, Besitzer eines kurz vor der Pleite stehenden Plattenladens, als er von seiner Freundin verlassen wird? Er darf endlich wieder ungestört in der eigenen Wohnung rauchen, er überlegt, wie wohl sein nächster One-Night-Stand aussieht, und sortiert erst einmal seine Plattensammlung. Kurz: Er genießt die Rückkehr ins ‚Königreich der Singles‘. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer. High Fidelity ‚zu lesen ist, wie einer guten Single zuzuhören. Du weißt, es ist von der ersten Minute an wunderschön, und sobald es vorbei ist, willst du es von vorn anhören.‘ Guardian ‚Nick Hornbys Roman über wackelige Beziehungskisten und seelentröstende Songs ist längst schon Kult.“
„Die Männer meines Lebens“ von Mary-Lou Parker
Ein versöhnlich stimmendes Buch, das zeigt: Am Ende ergibt alles irgendwie Sinn. Zeit, zu wachsen.
„Eine Liebeserklärung an die Männer – die Autorin und Schauspielerin Mary-Louise Parker schreibt an die Männer ihres Lebens: zornig, zärtlich, haarsträubend komisch und voller Gefühl.
Mary-Louise Parker hat 32 Briefe an die Männer ihres Lebens geschrieben. In herzzerreißenden Liebeserklärungen schreibt sie an ihren verstorbenen Vater, den sie schmerzlich vermisst, an ihren Großvater, den sie nie kennengelernt hat, an ihren Sohn, den sie abgöttisch liebt. Sie schreibt ehemaligen Liebhabern und den Wildfremden, die der Zufall manchmal zu Zeugen unserer verletzlichsten Momente macht.“
„Der Sommer ohne Männer“ von Siri Hustvedt
Eine Geschichte, die uns daran erinnert, wie wichtig es ist, eigene Wege zu gehen. Und dass man auf diesen Wegen oft ein unverhofft großes Glück findet.
„Eine Frau erlebt den Sommer: mit kühlem Blick und Herzenswärme.
Die New Yorker Dichterin Mia steckt in einer Krise. Ihr Mann Boris will eine Ehe-Pause. Als Mia feststellt, dass die «Pause» viel jünger als sie und überdies Boris’ Assistentin ist, erleidet sie einen Zusammenbruch. Und beschließt kurzerhand, den Sommer in der Nähe ihrer Mutter, einer rüstigen Neunzigjährigen, zu verbringen. Es ist eine Zeit ohne Männer. Mia trifft die alten Freundinnen der Mutter und unterrichtet eine Gruppe pubertierender Mädchen in Lyrik. Und sie lernt sich selbst neu kennen.“
„Der große Trip – zu dir selbst“ von Cheryl Strayed
Eines dieser Bücher, die man im Schrank versteckt, aber dennoch gelesen haben sollte. Luftig, leicht und motivierend bis ins Mark.
„Cheryl Strayed begeisterte Millionen Menschen mit ihrem Weltbestseller »Der große Trip«. Doch wir brauchen uns nicht in die Wildnis zu begeben, um uns selbst zu finden, das Leben fordert uns jeden Tag heraus: Wir verlieren einen geliebten Menschen, werden betrogen, können Rechnungen nicht bezahlen. Oder: Wir ergattern den Traumjob, haben den besten Sex unseres Lebens, schreiben die erste Zeile unseres Romans. Cheryl Strayed beantwortete jahrelang Fragen von Online-Lesern zu Liebe, Sex, Freundschaft, Arbeit und Sinn. Dieses Buch versammelt das Herzstück ihrer Ratschläge zum Selbstfindungsabenteuer Leben – unverblümt, offen, mitfühlend und herzzerreißend ehrlich.“
„Meine Sonne, mein Mond, meine Sterne“ von Alexa von Heyden
Ein Buch zum Mitfühlen. Da kann man gemeinsam mit der Protagonistin weinen und fluchen und hassen – und am Ende viel stärker als zuvor wieder raus kommen aus der Misere.
„Mit Mitte dreißig steht Sunny vor den Trümmern ihrer großen Liebe. Während um sie herum alle an Heirat denken, trennen sie und ihr Freund Magnus sich nach zwölfjähriger Beziehung. Sunny muss aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen und rekapituliert beim Kistenpacken die Beziehung. Wie konnte es so weit kommen? Und vor allem: Wie soll es weitergehen?
Anstatt zu verzweifeln, nimmt die junge Frau ihr Leben in die Hand und macht sich auf die Suche nach dem Glück – ob mit oder ohne Magnus. Ein kluges, mitreißendes Buch über die Liebe und den Mut, ehrlich zu sich selbst zu sein.“
„The Rules Do Not Apply“ von Ariel Levy
Ein klassischer Fall von Scheiße am Schuh, der uns zeigt, dass wir nicht allein sind.
„When Ariel Levy left for a reporting trip to Mongolia in 2012, she was pregnant, married, financially secure, and successful on her own terms. A month later, none of that was true – Levy picks you up and hurls you through the story of how she built an unconventional life and then watched it fall apart with astonishing speed. Like much of her generation, she was raised to resist traditional rules—about work, about love, and about womanhood.“
„Ab morgen wird alles anders“ von Anna Gavalda
Ein bisschen was für die schnelle Ablenkung zwischendurch. Damit ab morgen wirklich alles anders wird.
„Manchmal fühlt sich das Leben an wie eine Sackgasse. Aber eine sehr charmante: Mathilde, 24, verliert ihre Handtasche, nachdem sie in einem Café in Paris einen Drink zu viel hatte. Darin steckt eine Menge Geld, das ihr nicht gehört. Yann, 26, fühlt sich in einem langweiligen Beruf und in einer spießigen Beziehung gefangen. Die eine sucht nach dem richtigen Mann, der andere hat den verkehrten Job, der dritte trauert um sein Kind, bei keinem läuft es richtig rund. Aber: „Ab morgen wird alles anders“. Das ist das Motto von Anna Gavaldas neuen Geschichten. In ihnen erzählt die Bestsellerautorin aus Frankreich mit Witz und Leichtigkeit von der unzerstörbaren Hoffnung der Menschen und der altmodischen Macht der Liebe in unseren modernen Zeiten.“
„Und alle benehmen sich daneben“ von Lesley M. M. Blume
Der Moment ist gekommen, sich endlich mal voller Wonne daneben zu benehmen. Hervorragende Beispiele liefert das wilde Leben des jungen Hemingways im Paris der 20er Jahre. Ansteckend ist das.
„Durchsoffene Nächte, wilde Affären, hemmungsloser Ehrgeiz. Ellbogen zählen ebenso wie Talent. Der junge Ernest Hemingway hat nichts Geringeres vor, als die Romanliteratur zu revolutionieren, den großen Zeitgeistroman zu schreiben, nach dem alle Verlage fiebern. Lesley M. M. Blume erforscht das schillernde Universum, in dem aus einem unbekannten jungen Autor eine Ikone der Weltliteratur wurde und erzählt von den Menschen, die Hemingway (oft wenig schmeichelhaft) in seinem Werk verewigte. Sie dringt ein ins Herz der Lost Generation und zeigt, wie sehr diese bis heute beeinflusst, was wir lesen und wie wir denken – über Jugend, Liebe, Sexualität und Exzess.“
„Einsamkeit – die Entdeckung eines Lebensgefühls“ von Ulf Poschardt
Alleinsein kann so schön sein – man muss sich bloß trauen und es richtig anstellen. Dabei hilft Herr Poschardt gern.
„Einsamkeit hat einen schlechten Ruf. Das ist kein Wunder, sagt Ulf Poschardt, aber es ist falsch. Er will das Paradies der Einsamkeit suchen, den Ort, an dem die Chance auf Selbstfindung und Glück wohnt. Wir lesen von Lars, Tina, Sabine, Tobias und uns allen – zuerst ist man nur für einen Augenblick allein, dann sind neunzig Minuten Zeit zu füllen, es kommt das erste Weihnachten allein, ein Geburtstag allein, schließlich ist man ein Jahr nur mit sich… In den Niederungen des Alltags und in philosophischer Höhe zeigt Poschardt die Spielarten der Einsamkeit: die gewollte und die nicht gewollte, die kurze und die ewige, die bewunderte und die bemitleidete, die selbstverliebte und die selbstverachtende, die unglückliche, vor allem jedoch die Entdeckung der glücklichen Einsamkeit.“
„Bis nächstes Jahr im Frühling“ von Hiromi Kawakami
Leiden dürfen, das ist zu Beginn auch sehr wichtig. Manchmal muss man sich eben zunächst einmal in das Elened hinein fallen lassen, um später erhobenes Hauptes wieder aufstehen zu können.
„Noyuri und Takuya sind seit sieben Jahren verheiratet, als Noyuri erfährt, dass ihr Mann ein Verhältnis hat. Bisher war sie von ihrer Ehe wenig begeistert. Doch jetzt, als Takuya ihr die Trennung vorschlägt, erkennt sie, wie sehr sie an ihm hängt. Auf einer gemeinsamen Reise wird sich entscheiden, ob sie es wagt, auf eigenen Beinen zu stehen. Kawakami, die Meisterin atmosphärischer Liebesgeschichten, erzählt, wie eine Ehe und Liebe zerbricht. Auf lakonische Weise erzeugt sie eine große psychologische Spannung und zeigt, dass sich selbst hinter den alltäglichen Ereignissen ein menschliches Drama verbergen kann. Ein poetischer Roman aus Japan über die großen menschlichen Fragen und die Tragik falscher Entscheidungen.“
„Future Sex“ von Emily Witt
Ein Buch mit Schalk im Nacken – für alle, die sich nicht verkriechen, aber vielleicht ein wenig ablenken wollen.
„Emily Witt ist Mitte dreißig, Single und lebt in Brooklyn. Die ideale Voraussetzung für ein bewegtes Liebes- und Sexleben. Könnte man meinen. Doch eigentlich hat auch Witt trotz all der schillernden Angebote ein ganz bestimmtes Ziel im Visier: Ehemann, Kinder und ein Eigenheim. Um die Möglichkeitswelt jenseits der tradierten Ideale zu erkunden, entschließt sich die Journalistin zu einer Reise nach San Francisco, der Hochburg der freien Liebe und der digitalen wie libidinösen Zukunft. Sie durchstreift die Sphären des Internetdatings, feiert auf einer Hochzeit von Polyamoristen, spricht mit der Königin eines feministischen Kinky-Porn-Unternehmens, sie sondiert und überschreitet ihre eigenen Grenzen bei dem legendären Exzessfestival »Burning Man« und begibt sich ins Zentrum der »Orgasmic Meditation«. Am Ende ihrer Reise steht eine überraschende Erkenntnis.“
„The First Bad Man“ von Miranda July
Wer lieber laut lacht als schrecklich zu weinen, liest jetzt bitte sofort dieses Buch. Das entspannt Gesicht und Herz gleichermaßen.
„Cheryl Glickman ist eine Mittvierzigerin mit System: Sie besitzt nur, was sie wirklich benötigt (z.B. einen Teller, eine Gabel, einen Löffel …) und bündelt ihre Energien maximal (»Wenn Sie schon ein Buch lesen müssen, dann tun Sie es doch gleich neben dem Bücherregal und halten den Finger in die Lücke, damit Sie es dann wieder zurückstellen können!«). Cheryl arbeitet bei einer Firma, die Selbstverteidigung zu Fitnesszwecken lehrt, sie ist seit Jahren verliebt in den 20 Jahre älteren Philipp (der wiederum eine 16-Jährige begehrt) und von dem Gedanken überzeugt, dass sie beide eigentlich seit Jahrtausenden ein Paar sind (Höhlenmann und Höhlenfrau). Als die Tochter ihrer Chefs bei ihr einzieht, wird ihre Ordnungs-Obsession gnadenlos zerstört: Clee, 20 Jahre alt, ist ein Messie, hat Schweißfüße und keinerlei Manieren. Und sie greift Cheryl körperlich an. Bald kämpfen die beiden nach Vorlage der alten Selbstverteidigungsvideos von Open Palm. Eine Choreografie, die Cheryl ganz neue körperliche Erfahrungen verschafft. Die beiden werden ein Paar, zumindest eine Art Paar, und als Clee schwanger wird, übernimmt Cheryl die Rolle ihres Lebens: Sie wird Mutter.“ (dt.: „Der erste fiese Typ“)
„Die Kunst des Liebens“ von Erich Fromm
Eine Art Bibel für alle, die verstehen wollen, was es wirklich mit der Liebe auf sich hat.
„Lieben ist eine Kunst, die gelernt sein will. Der Lernprozess ist der einer jeden Kunst: Man muss sowohl die Theorie als auch die Praxis beherrschen. Da dies aber bekanntlich nicht so einfach ist, muss einem – so Erich Fromm – »die Meisterschaft in dieser Kunst mehr als alles andere am Herzen liegen.«
Nur leider tut sie es viel zu selten. Auch wenn die Liebe in all ihren Facetten heute mehr denn je beredet, beschrieben, gedreht und gewendet wird – wir vergessen darüber allzu leicht, dass sie nach wie vor und vor allem Arbeit an uns selbst bedeutet. Erich Fromms bekanntestes Werk berührt und bewegt seine Leser seit vielen Jahrzehnten. Er weist uns darauf hin, dass man sich nicht nur lieben lassen darf, sondern auch etwas tun muss, um das Lieben zu lernen.Nur der Glaube an die eigenen menschlichen Kräfte und der Mut, auf diese Kräfte zu vertrauen, macht uns zu Menschen, die anderen Liebe geben können. Nicht lieben lassen, sondern lieben lernen ist das Motto.“