Ein Gastbeitrag von Ann, protokolliert von Nike Jane. Teil 1 inklusive wiesoweshalbwarum lest ihr hier.
Ich bin jetzt seit sieben Jahren mit meine Freund zusammen und kann nicht behaupten, mir wäre niemals langweilig gewesen, so ganz grundsätzlich, aber auch im Bett. Ist aber völlig normal, verriet mir das Internet neulich, denn Leidenschaft inkludiert harte Arbeit. Machts mal draußen! Oder an geheimnisvollen Orten! Oder anders als erwartet!, röhrte es. Jetzt bin ich aber nunmal ein grundfauler Mensch und habe damit den trägen Sex-Salat. Nicht immer, manchmal bin ich die reinste Brezel und ausdauernd und spitz wie nix, nein oft sogar, aber die Tage, an denen ich lieber Netflix schaue als mit meinen Partner zu fummeln, nehmen langsam Überhand. Ach was, Tage! Abende vielmehr. Ich bin nämlich, was Zeit und Ort der erregten Zusammenkunft betrifft in etwa so kreativ wie in der Küche: Gar nicht. Ich kann Nudeln und Pfannkuchen und ich kann Bett und Sofa. Für alles andere fehlt mir die Abenteuerlust, aber auch der Kreislauf.
Einmal zum Beispiel, da wollte mich einer an der Wohnzimmerwand vernaschen, im Stehen, mich tragend, wie man es eben aus Filmen kennt, in denen die Geilheit gleich im Flur beginnt. Abgesehen davon, dass ich wahrlich kein körperlicher Zahnstocher bin und besagter Mann Arme hat wie ein Klapperstorch Beine, wurde der aufbrodelnde Akt nach etwa dreieinhalb Minuten nicht etwa durch einen frühzeitigen Abschuss für beendet erklärt, sondern weil ich plötzlich Sternchen sah. Und so sank ich schließlich schwitzend und nackend in mich zusammen, um im Schneidersitz nach Luft zu schnappen. Ganz so als hätte mein Körper brüllen wollen: Bist du behämmert, was soll der vertikale Mist, jetzt mach dich doch bitte endlich mal lang, voll anstrengend, man! Ich sah das auch so und zeigte nur schlapp auf das Blumenlaken gegenüber, mit den Worten: Da bitte gleich, ja?
Es ist wirklich nicht so, als wäre ich mir der seither existierenden Monotonie meiner Sex-Locations nicht bewusst. Deshalb habe ich eine Zeit lang großen Willen gezeigt und keine Mühe gescheut! Ich habe es im Auto getrieben und mir dabei den Arm zwischen Fahrersitz und Handbremse eingeklemmt, ich habe es auf dem Küchentisch versucht, dessen Rappeln mit den Minuten lauter wurde als mein Stöhnen, ich habe in der hintersten Reihe des Kinos ein bisschen Petting initiiert, bis die Dame drei Reihen weiter vorne zum Pipimachen aufstand und den Pimmel meines Partners durch die Jeans drücken sah, ich habe mich am Strand lasziv präsentiert wie eine Nixe und noch zwei Tage später Penatencreme auf die Wunden stellen geschmiert, aber nichts von alldem konnte jemals diese himmlische Anziehungskraft eines ebenso geräumigen wie gemütlichen Bettes schlagen. Hier kann man sich etwa das Federkernkopfkissen unter den Po schieben, um den Winkel der Penetration im wahrsten Sinne der Wortes recht steil zu verschärfen, hier ist Platz für Seidentuch-Bondage und das Knutschen danach. Trotzdem schwant mir, dass ich, dass wir, dem Lattenrost in Zukunft wieder viel häufiger fremdgehen sollten.
Nicht etwa, weil es uns woanders besser gefiele. Sondern weil so ein schweinisches Kopfkino mit Ortswechsel zuweilen ausreicht, um die Flamme der Leidenschaft haushoch lodern zu lassen. Das ist zwar nicht immer bequem, aber belebend. So ein Mittelding wäre doch ganz gut: Appetit holen, wo auch immer es einen übermannt und dann einfach weiterwandern, die Lust steigern, bis man irgendwann ganz rappelig wird und sich nichts sehnlicher herbei wünscht als eine Matratze, die reichlich Raum für Schabernack lässt. So schlägt man ja gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Das Bett gewinnt durch diese Taktik wieder ebenso an Attraktivität wie das innerpartnerliche Stelldichein. Mir, als fauler Mensch, fiele dennoch noch eine letzte Alternative ein: Pornos gucken. Solche, in denen es die Leute im Park, am Pool, auf dem Polo-Platz oder sogar auf der Flugzeugtoilette treiben – vom Bett aus natürlich.