Ich bin ehrlich: Mein Kleiderschrank langweilt mich – und zwar so sehr, dass ich morgens beim besten Willen nicht weiß, was ich tragen möchte. Nur eines weiß ich: Es soll nicht länger öde sein. Das Frust-Level ist erreicht – und der Grund sind meine Basics. Jahrelang dachte ich, dass ein ordentliches Repertoire an zeitlosen, unauffälligen Stücken erstrebenswert für mich sei, dass ich beispielsweise eine weiße Bluse brauche, weil alle Welt einem einredet, man brauche sie. Bullshit. Ich mag überhaupt keine weißen Blusen an mir. Zumindest keine klassischen mit Knopfleiste und Kragen. Trotzdem habe ich zig von ihnen, ohne auch nur eine einzige zu tragen. Und damit ist jetzt einfach Schluss:
Ich will einen Kleiderschrank voller Besonderheiten, voller Herzstücke und Schätze. Und bei diesem Prozess will ich herausfinden, wo hin es gehen soll. Vielleicht besteht mein neuer Kleiderschrank aus nur genau 20 Stücken (Himmel, wäre das schön!) und höchstwahrscheinlich werde ich den ein oder anderen Abschied irgendwann auch noch mal schwer bereuen, aber hier und jetzt ist Schluss. Tabula Rasa, alles auf Anfang!
Ein Erste-Welt-Problem deluxe, schon klar. Natürlich habe ich genug Anziehen, sogar viel zu viel von allem wahrscheinlich. Aber eben nichts, was ich momentan gerade wirklich anziehen will. Eine Handvoll Herzenstücke sind selbstverständlich darunter, aber wo lagen die noch mal? Es liegt an der Auswahl, die einfach zu hoch ist, an Stangen die einfach zu voll sind. Altlasten eben, die ich schon zig mal ausmisten wollte, aber immer wieder dachte, sie wären doch so praktisch. Vielleicht ist es der Überfluss an langweiligen Stücken, der mich wahnsinnig macht. Ich will es herausfinden!
Nike hat das Problem einst ganz gut auf den Tisch gelegt: Schuld daran ist vielleicht das Vergessen von Besonderem zwischen all den Zufallskäufen. Das ständige Nachladen, weil es so einfach ist. Einfacher jedenfalls als das Gedankenmachen über neue Möglichkeiten, die einem im Zweifel schon längst zu Füßen liegen.
Woher der akute Frust kommt? Es ist tatsächlich so, dass meine roten Schläppchen von Dorateymur mir jüngst die Augen geöffnet haben und mir auf einen Schlag zeigten, dass nicht die klassischen Stücke für mich die Zeitlosen sind, sondern die Besonderen. Dass ich niemals mehr eine schwarze Handtasche brauche (das schreibt jetzt keiner mit!), sondern lieber auf kleine Kunstwerke setzen möchte, dass es klimpern soll und auffallen darf. Dass andere Menschen wegen meiner Fundstücke lieber die Augen verdrehen dürfen, statt sie gar nicht erst zu bemerken. Genau danach ist mir. Also wenn ihr mich zukünftig in immer der gleichen Bluse seht, mit immer der gleichen Handtasche, dann habe ich es wohlmöglich geschafft.
Am Wochenende wurde jedenfalls erst einmal radikal ausgemistet – und nach den kommenden Schritten bin ich vorgegangen. Warum ich von Capsule Wardrobe my Way spreche? Weil Julia Jane erst kürzlich die Idee der Capsule Wardrobe vorstellte, ich allerdings schon im Vorfeld gar nicht so viel Disziplin aufbringen kann: Moodboards, Zeichnungen erstellen, clustern und sorgsam kategorisieren – das überlasse ich unserer Julia. Und trotzdem habe ich mich an ihren 3 Schritten orientiert und sie nach meinem Gusto angepasst. Denn der Grundgedanke bleibt: Alles mit allem zu kombinieren! Here we go:
Capsule Wardrobe my Way in 3 Schritten
1. Hinsetzen und Analysieren
- Wer willst du sein und wo willst du hin?
- Welches Kleidungsstück macht dich wirklich glücklich?
- Was sieht gut aus, ist aber zu ungemütlich?
2. Kleidungsstücke unter die Lupe nehmen
- ALLES raus aus dem Kleiderschrank! ALLES!
- Ehrlich sein: Was trage ich überhaupt noch? Und was will ich überhaupt in Zukunft noch tragen? –> wieder in den Schrank hängen
- Ich mag das Kleidungsstück, weiß aber nicht, ob ich es anziehe und ob die Farbe passt? -> Auf den vielleicht behalten Berg
- Habe ich ewig nicht angehabt / Weckt in mir keine Emotionen –> Ohne ein zweites Mal zu überlegen: verschenken, spenden oder verkaufen
3. Moodboards & Streetstyles mit „Lieblingsstücken“zusammenstellen
- Vielleicht sollte ich an dieser Stelle auf Julia Jane hören und Outfits zusammen stellen, aber bereits beim Anblick ihrer sorgsam aufgelisteten Listen, bekomme ich Schweißausbrüche. Stattdessen hole ich mir doch erst einmal Appetit bei anderen und durchforste Pinterest und Instagram. Wer will ich sein, ohne mich zu verlieren? Anhand von Outfit-Zusammenstellungen kommt man hier ganz bestimmt ganz gut voran!
- Ab in die nächsten Vintage Stores! Einmal zum Abgeben meiner eigenen Sachen und evtl zum Kauf neuer (alter) Ware, um fehlende Bausteine ganz einfach auszugleichen
- Ja, so mache ich das!