Eine kleine feine Leseleiste zum Wochenbeginn, die gerne im Kommentarfeld ergänzt werden darf. Damit uns weder Lehrreiches und Amüsantes, noch Wichtiges entgeht:
Warum wir kein Wasser aus Plastikflaschen trinken
„Wasser aus Plastikflaschen ist nicht nur viel zu teuer, die Flaschen müssen auch aufwendig hergestellt, verpackt und über weite Strecken transportiert werden. Das geht viel einfacher und umweltfreundlicher – mit Wasser aus dem Hahn.“ Eigentlich wissen wir das ja längst und dennoch gehen wir dem frechen Marketing-Mechanismus hin und wieder sogar aus Bequemlichkeit auf dem Leim. Zum Beispiel, wenn vergessen wurde, Trinkwasser für den See abzufüllen. Kann passieren, schon klar, muss es aber nicht. Und falls doch: Niemals Nestle. Wir sind jedenfalls dankbar für den wichtigen Reminder, den uns Viertel/Vor gerade samt dazugehöriger Infografik beschert.
Warum es mich ankotzt, wenn schöne Menschen sagen, sie seien Body Positive
„Ist es denn wirklich meine verdammte Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ich nicht nur scheiße aussehe, sondern auch noch ein höheres Selbstbewusstsein als der Durchschnitt haben soll? Ist es nicht ein bisschen viel verlangt, dass ich die Dinge an meinem Körper lieben soll, wegen denen ich jahrelang ausgelacht, als “Fettie” oder die “hässliche Alte” beschimpft worden bin? Liegt es wirklich an mir, das zu ändern? Oder sollte mich die Gesellschaft nicht endlich in Ruhe zu lassen, damit ich Frieden mit meinem Körper schließen kann, ohne ihn dafür gleich lieben zu müssen?“ Weiter gehts bei Refinery 29.
Über das Lachtränen-Emoji
„Für alle, die erst kürzlich im Netz zugeschaltet haben – das nebenstehende Emoticon mit dem Gattungsnamen „Tears of Joy“ ist seit einigen Jahren das dominante Stilmittel in den sozialen Medien. Falls es nicht gleich ersichtlich ist, es soll ein fröhliches Gesicht darstellen. Eines, das vor lauter Spaß Tränen lacht. Dieses Emoji wird mittlerweile inflationär verwendet, steht gerne im halben Dutzend unter Tweets, Whatsapp-Nachrichten, Eltern-SMS und Facebook-Einträgen und ist besonders beliebt auch als Zierleiste in Fachforen, in denen garantiert noch nie jemand über irgendwas Tränen gelacht hat.
An das Ende eines Eintrages oder Tweets gesetzt, bedeutet das Gesicht: Seht her, ich lache mich hier gerade so richtig schlapp. Über meinen eigenen Beitrag. Das allein ist schon fragwürdig. Aber eventuell noch verständlich, in einer Umgebung, in der zwar alle ironisch sind, aber eigentlich keiner mehr Ironie versteht.“ Von Max Scharnigg.
Glaube – unsere Scheißangst
„Hi Gott,
wir müssen reden. Über Sex mit Ziegen. Und was das mit der Liebe zu dir zu tun hat.In meiner Generation wird hemmungslos geliebt und auch darüber gesprochen: über offene Liebe, über Männer, die Männer lieben, Frauen, die Frauen lieben, manche, die beide lieben, manchmal sogar gleichzeitig. Wir lieben die mit dem Tinderdate durchtanzte Nacht, lieben uns spontan, geplant, nur mal so, with benefits, lieben unseren Job, unsere neue Wohnung, unsere Freunde, unsere Mitbewohner. Und wenn einer am Küchentisch erzählen würde, dass er seit Kurzem Sex mit Ziegen hat, würde er wahrscheinlich ein anerkennendes Nicken bekommen und zumindest ein gerauntes „interessant“. Nur über die Liebe zu Dir spricht niemand.“ Von Hannes Schrader.
Charlottesville: Nicht nur Amerika hat ein Rassismus-Problem
Tausende Neonazis demonstrierten vergangenes Wochenende im amerikanischen Charlottesville, die Gegendemonstrantin Heather Heyer musste dabei sterben. Welche Lehren sollte Deutschland daraus ziehen? Das fragt sich Helen Hahne diese Woche in ihrer Politik-Kolumne bei Edition F.Denn hier etwa nimmt die Islamfeindlichkeit konstant zu, die Übergriffe auf Muslime werden brutaler. Mehr dazu bei der ZEIT.
Wie öffnet man eine Beziehung?
Die Idee ist also da. Und jetzt? Einfach loslegen? Bloß nicht!
Du könntest jetzt „Schlampen mit Moral“ von Dossie Easton und Janet W. Hardy lesen. Das ist das Beste, was zu diesem Thema je geschrieben wurde. Wenn dir die 300 Seiten zu viel sind, lies das hier.
Authentizität – Der Generalvordacht der Verlogenheit
„Das Perfide am Hin und Her mit der Authentizität ist ja, dass uns der Kapitalismus erst vom Objekt der Begierde entfremdet, damit die Sehnsucht danach weckt, und es uns dann wieder verkaufen will. Er gibt uns Problem und Lösung. Krankheit und Heilmittel in einem. Oder in anderen Worten: Mit der Authentizität und dem Kapitalismus ist es ein bisschen so wie mit der Erbsünde und der katholischen Kirche. Erst erschafft man die Schuld, dann verspricht man den Exklusiv-Deal für die Erlösung – ein genialer Unterdrückungsmechanismus.“ Weiter geht es hier.
Don’t be a sucker – ein Anti-Nazi-Film von 1943 erobert die Sozialen Netzwerke
Nach den rechtsextremen Ausschreitungen und dem Anschlag in Charlottesville, Virginia sind die Themen Faschismus und Rassismus in den USA so aktuell und relevant wie schon lange nicht mehr. Viele Amerikaner erkennen scheinbar Parallelen zum Dritten Reich. Deutlich wird das auch dadurch, dass ein aufklärender Kurzfilm von 1943 plötzlich wieder viel Beachtung findet. Twitter-User, darunter Prominente wie der Schauspieler und Regisseur Ron Howard, teilen „Don’t be a Sucker!“als Reaktion auf die Ausschreitungen mit der Welt. Mehr bei Jetzt.de.
Warum die Snooze Taste abgeschafft werden muss
„Aus dem Nebenzimmer tönt ein metallisches Sirren, unmerklich anschwellend wie eine heranrauschende Ozeanwelle. Fünf rhythmische Töne in Dauerschleife, unterbrochen von jeweils einsekündiger Pause. Eine Viertelminute brummt es so durch die dünnen Wände, gedämpft zwar, aber beharrlich, ausdauernd, irgendwie passiv-aggressiv. Dann: Stille. Dem abrupten Eintreten nach zu urteilen gewaltsam herbeigeführt. Fünf Minuten lang ist das Nebenzimmer tot. Dann setzt der Ton wieder ein, angestimmt durch ein zudringliches Vibrieren. Es ist das Geräusch der Verweigerung. Meine Mitbewohnerin will nicht aufstehen.“ Weiterlesen bei der wunderbaren C’est Clairette.
Trumps Beitrag zu Barcelona: Ein Schweineblut-Tweet
„Nach dem tödlichen Anschlag von Charlottesville hatte US-Präsident Donald Trump eine klare Verurteilung der Tat und ihrer Hintergründe vermieden. Im Zuge des Terrorangriffs von Barcelona ist dies anders. „Die Vereinigten Staaten verurteilen die Terrorattacke“, twittert er kurz nach der Tat. „Bleibt stark und hart, wir lieben Euch!“ Keine Stunde später aber entfacht er mit einem weiteren Tweet eine neue Kontroverse: „Schaut euch an, was der amerikanische General Pershing mit Terroristen getan hat, wenn sie gefangen wurden. Es gab keinen radikalen islamischen Terror für die nächsten 35 Jahre!“ – Mehr weiß die Süddeutsche. Einen Beitrag über den „einsamen Präsidenten Trump“ findet ihr außerdem bei ZEIT Online. Und auch Sascha Lobo verfasste aus gegebenem Anlass einen scharfen Kommentar.
Sologamie – Sich selbst das Ja-Wort geben
Im weißen Kleid vor dem Traualtar sich das Ja-Wort geben – das geht auch ohne Partner*in. Sologamie ist nicht neu, doch sie findet wieder neue Beachtung. 1993 gab sich die Amerikanerin Linda Baker als erste Sologamistin bekannt. Im Mai tat es Viktoria Secret Model Adriana Lima. Neben Trends von Achtsamkeit und Selbstliebe, scheint sie wie der Punkt auf dem i. Es sind fast ausschließlich Frauen, die die symbolische Ehe mit sich eingehen. Ein Zeichen, ihrem all die Jahre aufopferischen und selbstlosen Image ein Ende zu setzen? Kritiker nennen es einen „traurigen Trend“. Die Bilder der Selbstheirat zeigen alles andere als betrübte Gesichter. Therapie oder Zeremonie? Ein Text von Miriam Galler.
Warum ich Vater und Feministin bin
Der Moderator Nilz Bokelberg dachte lange, die Geschlechtergerechtigkeit sei erreicht. Die nächsten Generationen werden es besser haben. Dann wurde seine Tochter 16. „Meine Tochter macht bald Abitur. Dann verlässt sie die Schule und beginnt ihr eigenes Leben. Vielleicht wird sie studieren gehen, vielleicht auch nicht. Bis vor Kurzem dachte ich, ihr stünden alle Türen offen. Vielleicht habe ich auch nicht genau genug hingeschaut. Vielleicht hängt vor der einen Tür ein Vorhängeschloss und vor der anderen ein Schild mit der Aufschrift „Boys only„. Ich hoffe, dass es nicht so sein wird. Was ich aber weiß, ist, dass sie für ihre Arbeit wahrscheinlich nicht fair bezahlt werden wird.“ Von Nils Bokelberg.
So funktioniert strukturelle Diskriminierung
Google-Memo – Was das sexistische Manifest eines Mitarbeiters über die Technologiebranche, Gleichberechtigung am Arbeitsplatz und unsere Gesellschaft sagt, erklärt Marie Hicks für Der Freitag.
Ende Zwanzig – ein schwieriges Alter?
„In einem Blogtext, den ich vor einer Weile gelesen habe, taucht die Aussage eines Arztes auf, als Endzwanziger_in wäre man psychologisch und biologisch gesehen in einem schwierigen Alter. An den Rest des Textes erinnere ich mich kaum, aber dieser eine Satz geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ein Erörterungsversuch.“ Über das seltsame Alter „Ende Zwanzig“ könnt ihr derzeit bei Im Gegenteil einen wunderbaren Text lesen.
Warum Redaktionen mehr Vielfalt brauchen
Der Journalismus droht, seine Glaubwürdigkeit zu verspielen. Es wird Zeit für einen Kulturwandel. Zehn Thesen, wie er gelingen kann. – Von Barbara Hans.