Darf mein Partner mitbestimmten, wie es auf meinem Kopf aussieht?

22.08.2017 box3, Kolumne, Beauty, Leben

Seit Wochen, Monaten oder vielleicht auch schon Jahren, liebäugle ich jetzt mit einem waschechten Friseurbesuch. Auf dass man mich endlich von dieser gähnenden Langeweile in Form abgebrochener und gespaltener Spitzen befreien möge. So ein langer, voluminöser Bob, das wäre mal was, denke ich regelmäßig. Gut möglich allerdings, dass das lüsterne Angeiern fremder Frisuren am Ende bloß ein kläglicher Selbstschutz-Versuch meines Gehirns ist, das eigentlich sehr wohl um meinen Traum vom Po-langen Wallehaar weiß. Nur tut sich da seit 2014 absolut rein gar nichts, so zentimetertechnisch. Weil mir immer wieder ein bisschen viel Trockenheit und dann eine Schere dazwischen kommt. Aus meinem Jauchzen im Angesicht kinnkurz geschnittener Haare spricht also womöglich auch meine innere Hoffnung darauf, dass der Akt des Aufgebens immerhin ein schönes Ende nehmen könnte, rein optisch betrachtet zumindest. Entschieden boykottiert wird diese Zuversicht allerdings von meinem eigenen Freund.

Der sieht mich nämlich schon schrei-weinend im Bad verschwinden und einen ganzen Winter lang Mütze tragend trauern, aus gutem Grund, das muss man sagen, denn niemand anderes hört mich schließlich regelmäßig mit meinem nichtvorhandenen Hinter- und über diesen grundsätzlich sehr kleinen geratenen Kopf schimpfen und kein anderer weiß außerdem, dass ich meinem Haar nicht selten fürs Kaschieren danke. Er kann also, ob mir das lieb ist oder nicht, durchaus berechtigte Argumente gegen einen Frisurenwechsel vorbringen. Ganz tief in mir drin weiß ich sogar selbst, dass das Abschneiden einer Trotzreaktion gleich käme, denn könnte ich zwischen dem Maria Bernard-Look und Gilda Ambrosias gefühlt meterlangem Schopf wählen, dann würde ich, nunja, ihr ahnt es.

Trauriger Weise zeigt dieses Eingeständnis ganz deutlich, dass ich längst nicht so weit bin wie etwa Jemima Kirke, die irgendwann realisierte, dass ihr Haar für sie nichts weiter als eine herrliche Schutzmauer war, hinter der sie sich jahrelang ganz wunderbar verstecken konnte. Darin bin ich bis heute eine Meisterin, behaupten nicht wenige. Vielleicht haben wir es hier aber auch schlichtweg mit einer Geschmacksfrage zu tun, denke ich dann augenrollend und trotzdem ertappt. Mein Freund zum Beispiel, der Neandertaler, findet kurzes Haar an Frauen derart unattraktiv, dass er mich beinahe täglich darum bittet, „es“ doch bittebitte nicht zu tun. Ich muss euch sicher nicht erklären, auf welchen unzähligen Ebenen mich diese Aussage immer wieder zur Weißglut treibt. Das darf ja wohl nicht wahr sein, fluche ich dann, ob die Objektivierung der Frau denn irgendwann mal ein Ende nehme und wie unmodern und sexistisch und chauvinistisch man eigentlich sein könne, eine Frau mit Kurzhaarschnitt als nur wenig weiblich wahrzunehmen und weiblich, was das überhaupt bedeute, das dürfe ja wohl alles nicht wahr sein. Mein Strampeln und Schimpfen blieb mir neulich allerdings ganz plötzlich im Halse stecken. Und zwar als mein Freund vorschlug, wir könnten dann ja einfach beide zusammen zum Friseur gehen, er habe nämlich auch schrecklich Lust auf raspelkurzes Haar.

Da hatte ich dann den Gleichberechtigungs-Salat. Seither flehe also auch ich beinahe täglich darum, er möge „es“ doch bitte nicht tun. Weil ich mit Wuschel-untauglichen Frisuren bei Männern nunmal nichts anfangen könne und natürlich, ich würde ihn auch mit Glatze lieben, aber das lange Haar und der Bart, beides gehöre nunmal zu ihm wie sein Name an meiner Tür und so weiter und so fort. Wurde ich etwa mit meinen eigenen Waffen geschlagen? Bingo. Weshalb sich mir nun natürlich eine ganz grundsätzliche Frage aufdrängt: Dürfen Partner*innen wirklich über die Frisur der oder des Angetrauten mitbestimmen? Nein, haha, natürlich nicht!, schreit jede Pore in mir, aus Gründen der Selbstbestimmung, die jedem von uns klar sein dürfen, natürlich! Aber ganz unabhängig von jedweder Political Correctness und abgesehen von allem Verstand, jammere ich dennoch ein kleines „vielleicht ja aber ein kleines bisschen“ in mich herein.

16 Kommentare

  1. Maren

    Ich hab gerade wirklich gelacht bei deinen Zeilen Denn ich erkenne nicht nur mich, sondern auch meinen Freund wieder. Aber: auch ich hatte mal recht lange Haare und dann tierisch Bock auf nen Longbob. Freund fand das scheisse und sagte ,er würde dann auch die Mähne Bundeswehr Standardschnitt mäßig kürzen. Hmpf, dachte ich, so ne kackwurst. Denn das wollte ich natürlich nicht Wie dem auch sei, ich hab trotzdem den Longbob gewagt. Und der Freund hat erstmal gar nix gemerkt. Aber als er es dann doch gesehen hat war es gut so. Von daher: Longbob ist ja nicht gleich kurzkurz 🙂

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  2. Jasmin

    Huhu!
    Es ist so lustig, dass Charlie Hunnam aka Jax Teller auch dein „heimlicher“ Schwarm ist. Das passt hier jetzt zwar thematisch nicht so direkt und richtig unter den Artikel, aber deine Bildcollage da oben hat mich dazu angestiftet das hier mal loszuwerden.
    Ich ernte regelmäßig ein Augenrollen, wenn ich mich mal wieder Hals über Kopf in einen Schauspieler verknallt habe. Meistens ein Leckerchen, welches auch die besagte Wuschelmähne besitzt. Da steht an erster Stelle besagter Charlie Hunnam, dicht gefolgt von Boyd Holbrook (in „Very Good Girls“ –> absolute Filmempfehlung), gefolgt von Travis Fimmel und last but mit dem längsten Haar Khal Drogo aka Sexgott Jason Momoa 😀 Gehts noch jemandem ähnlich?
    So das passt jetzt wieder mehr zum Thema: Das Haare schneiden finde ich fast gar nicht schlimm, aber beim Bart rasieren sieht es anders aus. Bart ab und Bart dran sind wirklich optisch zwei vollkommen unterschiedliche Typen. Wenn ich den Rasierer bei uns im Bad höre, gehen bei mir die Alarmglocken an 😀
    Sonnige Grüße :*

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  3. Lisa

    Ich verstehe gut, dass jeder seine Vorlieben beim Partner hat und finde es auch ok, bis zu einem gewissen Grad darauf Rücksicht zu nehmen.
    Mit bis zu einem gewissen Grad meine ich, dass schon auch die jeweilige Haarstruktur und -qualität berücksichtigt werden müssen, jedoch kenne ich genug Männer, die lange Haare bei ihren Partnerinnen bevorzugen und einfordern, obwohl das Resultat dann splissige dünne Federn sind und das werde ich einfach nie verstehen. Kürzere gesunde Haare sehen doch tausendmal besser aus.
    Aber ich finde auch, dass es wohl ein Unterschied ist, ob eine lange Mähne einfach um einige Zentimeter gekürzt oder es eine Stoppelglatze wird …

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  4. Lena

    Ich rate immer zu „Mach!“. Mein Freund mag laut eigener Aussage blonde Mähnen so gar nicht. Seit nem feuchtfröhlichen Abend mit meiner besten Freundin und zu viel Pimm´s sind meine Haarlängen jetzt blond. Blonder als ich sie je haben wollte. Aber gut, ist passiert. Und selbst schuld bin ich auch, von daher wird nicht geheult. Mein Freund findet es super, ich langsam auch. Es kann also für alle überraschend ausgehen.Wenn´s nicht so gut ausgehen sollte, dann sind Mützen, Haarklammern oder sonstige Hilfsmittel mit einer Portion Zeit dann eben die besten Freunde der Haare. Gibt schlimmeres oder?

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  5. Lena

    Ich sehe Nike auch eher mit langen Haaren als mit kurzen.
    Ich denke es steht ihr einfach besser und passt auch besser zu ihrem Kleidungsstil.
    Das hat also nichts damit zu tun, dass ich Frauen mit kurzen Haaren unattraktiv finden würde.
    Audrey Tautou, Michelle Williams sehen mit kurzen Haaren wunderschön aus.
    Jasmin Gerat wurde übrigens von Til Schweiger (!) zu einem Kurzhaarschnitt geraten.
    Hat sie mal in einem Fernsehinterview erzählt.
    Ob mein Freund mitbestimmen darf? Nö, ich vereinbare einen Frisörtermin und entscheide mich manchmal sogar spontan um.
    Da muss ich halt durch wenn er mich dann verlässt 🙂

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      1. Lena

        Frauen mit kurzen Haaren sind unattraktiv. so eine Aussage hätte ich Til Schweiger durchaus zugetraut. Hat mich einfach überrascht zu hören, dass er einer Schauspielerin vorschlägt sich von ihren langen Haaren zu trennen. Extra für dich als Erklärung.
        Als „Referenz“ nenne ich ihn sicherlich nicht.
        Wüsste auch nicht was eine „Referenz“ in diesem Fall bringen soll.

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  6. Sarah

    Ich liebe meinen Partner in erster Linie als selbstbestimmten Menschen. Und deshalb kann er frei entscheiden, wie er seine Haare trägt. Natürlich gibt es Haarschnitte, die ich bei ihm besonders schön finde, aber er soll sie so tragen, wie ER will. Genau das gleiche möchte ich auch tun und hatte schon lang, schulterlang, Bob, Garcon, Pixie, blond, braun, rot … wie mir gerade ist. Ich werde vermutlich grundsätzlich bei eher kurzen Haaren bleiben, weil lange Haare mich mehr nerven und ich mich kurzen frischer und wacher aussehe. Aber in letzter Zeit liebäugele ich mit einem Shag … naja, mal schauen, was kommt.
    Und Nike: Abschneiden würde ich nur, wenn du es wirklich willst und du wirklich Lust auf was Neues hast. Ich stelle mir bei dir einen richtigen Kurzhaarschnitt aber noch toller vor als einen Bob.;)

    lg,
    Sarah

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  7. rugal

    ummm gurl, ein bob ist (immerhin gute 20cm) weit entfernt von einer kurzhaafrisur, just sayin. Habe meine vor 3 Jahren abgeschnitten und den bob keine Sekunde bereut. Sad wenn dein boy damit droht, but maybe ur in for a nice surprise. Wüsste auch nicht was du zu kaschieren hättest! U go gurl!
    If you don’t love yourself, then how the hell u gonna love somebody else, now can I get an amen

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  8. Rike

    Macht Euch doch einfach zusammen einen Termin und zelebriert das Ganze. Als Sieg – oder zumindest Kampfansage -gegen Euer haarbezogenes Schubladendenken 😉

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  9. Suzie

    Wie doch das Thema Haare immer wieder beschäftigen kann?! Ich kann das nicht nachvollziehen. Eigentumswohnungen werden gefühlt spontaner gekauft, als das Haar spontan geschnitten/gefärbt.
    Mein Freund mag meine langen Haare lieber. Ich schneide sie aber immer mal wieder auf Ohrläppchenhöhe. Wir sind seit 12 Jahren zusammen. Meine Haare – meine Entscheidung. Ein Mann, der über kurzes Haar jammert, sollte vielleicht mal seine Cochones suchen gehen. 😉

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  10. Ann

    Nike – hast du eigentlich jemals über Extensions nachgedacht? Dann könntest du einmal die perfekte Wallemähne – wenn auch nachgeholfen – leben & dann ganz entspannt entscheiden, ob du nicht doch den Bob (den ich an dir auch immer wunderschön fand) ausprobieren. Ich habs selbst noch nie ausprobiert, spiele aber immer wieder mit dem Gedanken, da wachsen einfach so endlos lange dauert

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  11. Jen

    Haare wachsen lassen, wenn es dein Wunsch ist, erfordert viel Pflege, Ari hat dazu mal was gutes geschrieben, vielleicht kämmst du auch falsch, eigentlich wachsen deine Haare doch superschnell (also so aus der Ferne betrachtet)…?
    So oder so, ich finde es ist überhaupt nicht weniger feministisch, wenn man seinem Partner zuliebe die Haare dran lässt, sondern einfach nur schön. (Ich nehme mal an, er würde dich nicht verprügeln, wenn du es doch tätest, also es ist keine Drohnung im Spiel 😉 ) Für mich zeugt das daher, die Vorlieben seines Kerls anzuerkennen und sich auch geschmeichelt fühlen zu dürfen. Man muss nicht immer die eigene Freiheit zelebrieren, Trotzigkeit ist doch auch öde auf Dauer. Genießt eure Haare, und wenn ihr irgendwann doch Bock habt, macht sie beide ab (das würde ich jedoch eher zum Sommer hin machen… aus praktischen Gründen).

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  12. Pingback: Vom Versuch, im Internet eine Frisur zu finden - zwischenbetrachtung.de

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