Das riesig große Thema Zero Waste, was vielleicht aber auch nur in meinem Kosmos so allgegenwärtig erscheint, lässt mich einfach nicht los. Habe ich mich doch in der Vergangenheit eher kritisch dazu geäußert oder sagen wir mal: kritisch über die tatsächliche Umsetzbarkeit ausgelassen – hatte mich schon damals mein Ehrgeiz gepackt und auch nie wieder losgelassen.
Immer auf der Suche nach dem vollkommenem Ziel in Sachen Nachhaltigkeit, muss es für mich kontinuierlich ein Stückchen weiter nach oben gehen. Der ein oder andere mag das etwas bescheuert finden und vielleicht ist es das auch, aber ich bin und bleibe nunmal eine kleine Perfektionistin, die zwar Verschnaufpausen einlegt, dann aber auch gerne weiter den beschwerlichen Berg hochkraxelt. Immer öfter mit dabei: Brutale Ehrlichkeit. Diesmal über den verbitterten Kampf mit dem Zero Waste Phänomen Menstruationscup.
Es gab für mich drei Gründe, mich tatsächlich an den Kauf einer Menstruationscup (d.h. kleine Becher aus medizinischem Silikon, die eingeführt die Periodenblutung auffangen und wiederverwendet werden können) heranzuwagen.
1. Pestizide
Mit dämmerte es auch irgendwann, dass ich zwar brav Biogemüse zwecks weniger Pestizidbelastung verspeise (und vorher auch noch abspüle – sicher ist sicher), dann aber während meiner Periode zulasse, dass sich meine vaginalen Schleimhäute wie eine zweite Haut um einen Tampon legen, dessen Material (Baumwolle) in seinem Ursprung nicht zu knapp mit Pestiziden und Dünger behandelt wurde. Von dem Kunststoff, der zum leichteren Einführen auch noch mit von der Partie ist, mal ganz zu schweigen. Das macht alles nicht nur keinen Sinn, sondern ist, wenn man es sich mal genau überlegt auch ziemlich scary. Die Alternative wäre natürlich der Kauf von Biotampons, die aber gerne mal das doppelte kosten, viel schlechter in der Handhabe und auch nicht überall zu bekommen sind
2. Müll
Durchschnittlich verbraucht eine Frau in ihrem Leben bis zu 18 000 (!) Tampons oder Binden, die nicht wiederverwertbar sind, aus mehreren schlecht voneinander trennbaren Materialien bestehen und vor der Entsorgung meist auch noch mit Toilettenpapier umwickelt und schlimmstenfalls auch noch in eine Plastiktüte gesteckt werden. Zusammen mit dem ganzen Hormonwahnsinn, den viele von uns sich monatlich in Formen von Pillen, Spiralen der Nuvarings zuführen und durch den Gang auf die Toilette ins Abwasser entlassen, ist die Sache mit der Periode schon eine ziemlich müll- und wasserbelastende Tatsache. Mich im Laden dann also zu beschweren, dass meine Gurke in Plastik eingepackt ist und ich auf der anderen Seite Müll aus einer Unmenge Hygieneartikel heraus verursachen, widerspricht sich irgendwie.
3. Steuern
Schon wenn ich daran denke, dass Kuhmilch weniger besteuert wird, als die viel umweltverträglichere und gesündere Pflanzenmilch, könnte ich einen mittleren Wutanfall bekommen.
Dass aber Tampons als Luxusartikel durchgehen, mit 19 Prozent besteuert werden und aber zum Beispiel Toilettenpapier oder Hotelübernachtungen nur mit 7 Prozent Steuern zu buche schlagen, finde ich gelinde gesagt eine Katastrophe. Daran möchte ich schon aus Prinzip nicht teilnehmen. Pah!
Im Drogeriemarkt deines Vertrauens musst du ca. 16 Euro investieren, um zum Beispiel die Cup der Marke Me Luna Cup zu erstehen. Wenn du Pech hast, dann in der schrecklichen und einzig vorhandenen Farbe Lila, so wie ich. Wer wie ich auch auf Design und Packaging Wert legt, ist zum Beispiel bei Cuplove deutlich besser beraten. Ich bin mittlerweile nämlich auch auf ein viel schöneres Modell in Rosa inkl. Baumwollbeutel umgestiegen. 16 Euro für die Me Luna, das entspricht ca. 100 normalen Tampons oder 63 Biotampons und rechnet sich ungefähr ab der 3. bis 5. Periode.
Die 3 größten Herausforderungen
1. Welche Größe kaufe ich?
Ich bin groß, dünn und habe keine Kinder. Das lässt für mich laut Größentabelle des Herstellers nur den Cup in S oder in M übrig. Nun möchte man ja ungern gleich zwei 16-Euro-Cups kaufen, um sich dann tagelang durch beide Größen zu probieren. Ich dachte mir, dass es sich wie mit einem Oberteil hält: Zu klein geht gar nicht, zu groß ist zwar nicht so toll, aber die bessere Alternative. Völlig falsch. Den M Cup habe ich bei jeder Bewegung gespürt, er hat sich außerdem nicht richtig entfaltet und dazu geführt, dass ich zu fast einem Drittel ausgelaufen bin und er war sehr schwer wieder zu entfernen. Meine Empfehlung: Wenn du zwischen zwei Größen bist, nimm lieber die kleinere.
2. Wie führe ich die Cup ein?
Hier scheinen die meisten ihre Probleme zu haben, was für mich aber ehrlich gesagt das kleinste Problem darstellt. Es gibt verschiedene Falttechniken, die ihr euch hier anschauen könnt. Am wichtigsten sind eigentlich die Position (am besten in der Hocke) und die Cup nicht zu früh loszulassen, da sie sich sonst zu weit unten entfaltet und nicht mehr verschoben werden kann.
3. Wie bekomme ich die Cup wieder heraus?
Und genau hier fängt das Problem eigentlich an. Definitiv empfehle ich euch eine Cup mit einem längeren Stiel und das ist der Grund: Völlig zu vermeiden, dass die Cup auch von außen blutig wird, ist durch das Einführen und Herausnehmen nahezu unmöglich – vor allem, wenn man seine Tage sehr stark hat. In Kombination mit dem Zervixsekret ist das Ganze dann eine so glitschige Angelegenheit, dass man zwischen Panik, Beckenboden anspannen und im worst case auch noch Zeitdruck gerne mal mehrere Minuten braucht, um den Stiel der Cup mit zwei Fingern fassen zu können. Auch das Herausziehen der Cup kann unangenehm sein. Sitzt die Tasse nämlich richtig, saugt sie sich tatsächlich ziemlich fest. Auch der obere Ring der Cup kann beim Entfernen ein bisschen Zwicken – denn anders als beim Einsetzen ist die Tasse ja nicht mehr gefaltet.
Was man angeblich tun sollte & einfach lassen kann?
Menstruationstasse auskochen. Würde mich mal tatsächlich interessieren, wer das bitte macht. Ich wasche meine Cup mit sehr heißem Wasser und pH-neutraler Seife. Denn sind wir mal ehrlich: Was sonst so alles mit den vaginalen Schleimhäuten in Verbindung kommt ist ja auch nicht vorher professionell von Bakterien gereinigt wurden, oder? Viel zu viel Panik um nichts und völlig umständlich darüber hinaus auch noch. Ich hätte da nämlich so verschiedene Szenarien im Kopf, die das ganze zu einer echten Herausforderung machen würden: gemischte WGs, Hotels, zu Hause wohnen, Arbeitsplatz.
Cup vor dem Einführen nass machen. Bringt meiner Erfahrung nach überhaupt gar nichts. Alles wird noch weniger greifbarer, es tropft und man kann schmerzhaft abrutschen. Ich rate dringend ab.
Menstruationscup Level Endgegner: Unterwegs & öffentliche Toiletten
Die gute Nachricht zuerst: Man kann die Cup eigentlich den ganzen Tag verwenden, ohne sie ein einziges Mal zu leeren. Denn wenn man sie leeren muss oder möchte, stellt einen das vor zwei unüberwindbare Aufgaben:
Zum einen muss man nämlich unterwegs einen Weg finden, die Hände vor dem Entfernen zu Waschen ohne danach Türen, Schlüssel oder irgendetwas anderes anzufassen, was mit Bakterien oder Viren kontaminiert ist. Und öffentliche Toiletten eignen sich wirklich ganz wunderbar dafür. Das zweite Problem ist das Herausnehmen des Cups, ohne das Becherchen in die Toilette fallen zu lassen oder Flecken auf dem Boden oder der Kleidung zu hinterlassen.
Dann kommt aber eigentlich erst der wirklich schwierige Part: Wo spült man die Cup aus und wäscht seine Fingern, ohne dass andere einem dabei zusehen? Gar nicht. Zumindest kann ich mir nicht wirklich vorstellen meine blutige Cup inklusive meiner blutigen Hände selbstbewusst zum Waschbecken zu manövrieren und völlig selbstverständlich alles zu waschen, um dann anschließend wieder in der Toilette zum Einsetzen zu verschwinden. Man nimmt also entweder eine Flasche Wasser mit oder einzeln verpackte Reinigungstücher (so viel zu Zero Waste). Und dann bleibt wie zum Anfang die Frage, wie man es schafft seine Finger und die Cup nicht mit Bakterien und Viren, die sich auch auf der Wasserflasche befinden können, in Verbindung zu bringen?
Ich würde meine Cup immer Tampons vorziehen, egal wie viele Problemchen sie mir dann doch ab und zu bereitet. Die größten Vorteile für mich? Dass ich mich fast 12 Stunden nicht darum kümmern muss (vorausgesetzt die Cup sitzt richtig) und dass ich einfach gar keinen Müll mehr verursache. Stecke ich allerdings auf einer wichtigen Veranstaltung oder bin den ganzen Tag unterwegs, nehme ich nach wie vor ein Backup-Tampon mit. Zur Sicherheit.
Wer gerade erst mit der Cup anfängt, dem empfehle ich eine Testwoche zu Hause, bevor man sich damit in die Öffentlichkeit wagt. Viel Spaß beim Üben, ich denke an euch <3
The struggle is real!
© Bilder der Collage: Monki x Lunette x The Cup