Lasst uns doch mal übers Gönnen reden. Es sind zwar keine Luxusreisen oder teure Taschen, die mich reizen, aber ich gönne mir in der Tat recht häufig etwas. Kleinigkeiten. Mal dies, mal das. Und danach weiß ich nie so richtig, wie das schon wieder passieren konnte, wo es hin ist, das liebe Geld, die Scheine und Münzen aus dem geplünderten Portemonnaie. Und das, obwohl ich im Grunde recht sicher bin, alles mir Mögliche zu tun, um eben nicht am Ende des Monats mit trockener Pasta am Küchentisch hocken zu müssen. Vielleicht ist es ganz einfach, vielleicht ist es wahr: Kann ich nicht mit Geld umgehen?
Es soll gesagt sein, dass ich nicht am Hungertuch nage und auch ist dies kein Klagelied über meinen ach so schlechten finanziellen Ist-Zustand. Ich meine: Das Leben genießen und auf die Kacke hauen, wem gefällt das nicht? Verschwenderische Phasen kennen wir ganz bestimmt alle. Bloß verliere ich in solchen Lebensabschnitten offenbar gleich komplett die Beherrschung, zücke etwa einen Schein nach dem anderen, weil ich mir auch den 4. Kaffee außer Haus nicht sparen kann. Grässlich ist zudem, dass dieser Zustand jetzt schon eine ganze Weile andauert. Ich kann mir nur nicht erklären, wieso.
Wenn früher das Taschengeld leer war, waren Kino und Nanu-Nana-Shoppen nicht mehr drin. Das war doof, aber heute sehe ich mich mit einer völlig neuen Größenordnung konfrontiert. Am Monatsende liegt zwar noch ausreichend Geld für Nahrung und einen Automatenkaffee auf dem Konto, denn völlig den Verstand verloren habe ich glücklicherweise noch nicht, aber was. wenn die Waschmaschine plötzlich den Geist aufgibt? Wenn der Toaster Lebewohl sagt? Oder irgendeine Freundin auf die fabelhafte Idee kommt, in der Karibik zu heiraten? Fragen und Eventualitäten wie diese machen mich neuerdings ganz panisch und rasend. Von jedem momentan unmöglichen Spontan-Traumschuhkauf mal ganz abgesehen. Im Fall der Fälle stünde ich jedenfalls ganz schön belämmert und ohne Knete da. Weil nämlich nie, niemals etwas zum Sparen übrig bleibt.
Für gewöhnlich hätte ich jetzt behauptet, Sparen sei ohnehin etwas für Spießer, aber ist das wirklich so? Nein, stimmt’s? Keiner meiner Freunde scheint ein Problem damit zu haben. Der Druck wächs. Und deshalb ärgert es mich, dass ich die Kurve einfach nicht kriege. Das liegt vor allem daran, dass ich meine Ein- und Ausgaben kaum im Blick habe. Ich bin unstrukturiert und ahnungslos, ich lebe geldtechnisch quasi einfach in den Tag hinein. Deshalb ist zwar stets genug Budget für Biokäse da, aber niemals etwas für kluge Rücklagen. Das Leben im Moment, im Jetzt, ist mir trotzdem bis heute wichtiger als ein sattes Sparbuch. Glaube ich. Im Schönreden bin ich nämlich Meistern: „Was, wenn ich morgen vom Auto überfahren werde? Ich bin doch jetzt jung! Was nützt es mir, zu knausern?“ Seit neuestem geschieht das aber mit ein bisschen Wehmut und einem kleinen schlechten Gewissen. Denn zwischen das süße, wilde Leben schieben sich immer häufiger Gedanken wie „Oh, irgendwann mal eine Eigentumswohnung wäre nicht verkehrt“, „der Führerschein steht noch aus“ und „ich wollte schon immer mal nach Sri Lanka!“. Tja, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Auf die Gefahr hin, es mir fortan auf Ewig mit der Vernunft zu verscherzen: Es gibt ihn trotzdem, den einen Gedanken, der mich immer wieder rettet und mir das Gefühl gibt, dass das alles (noch) ganz schön in Ordnung so ist: Mein Bauchgefühl weiß meist am allerbesten Bescheid. Und das entscheidet nunmal, wofür die Kröten fließen. Vielleicht machen mich vier himmlische Kaffees gerade einfach glücklicher als jede Fernreise. Denn wenn der Urlaub in Sri Lanka mir so wichtig wäre, stünde er dann nicht längst an? Vielleicht liegt das Problem ja ganz woanders begraben. Vielleicht mag ich einfach das Bild von mir als weltreisender Bausparerin. Dabei bin ich in Wahrheit eine Stadtpflanze, die lieber Bücher und Kekse kauft als an die Zukunft zu denken. Es genügt mir gerade, nicht als Pleitegeier in den nächsten Monat zu starten. Lust aufs Sparen habe ich jetzt trotzdem. Und wenn es klappt, melde ich mich ja vielleicht schon bald aus der Südsee, ohne Führerschein und Eigenheim.
Und ihr? Spart ihr besser als ich? Macht ihr euch Sorgen? Oder alles egal?