Kolumne // Ich kann nicht mit Geld umgehen.

18.09.2017 Kolumne, Finanzen, Wir, Leben

Lasst uns doch mal übers Gönnen reden. Es sind zwar keine Luxusreisen oder teure Taschen, die mich reizen, aber ich gönne mir in der Tat recht häufig etwas. Kleinigkeiten. Mal dies, mal das. Und danach weiß ich nie so richtig, wie das schon wieder passieren konnte, wo es hin ist, das liebe Geld, die Scheine und Münzen aus dem geplünderten Portemonnaie. Und das, obwohl ich im Grunde recht sicher bin, alles mir Mögliche zu tun, um eben nicht am Ende des Monats mit trockener Pasta am Küchentisch hocken zu müssen. Vielleicht ist es ganz einfach, vielleicht ist es wahr: Kann ich nicht mit Geld umgehen?

Es soll gesagt sein, dass ich nicht am Hungertuch nage und auch ist dies kein Klagelied über meinen ach so schlechten finanziellen Ist-Zustand. Ich meine: Das Leben genießen und auf die Kacke hauen, wem gefällt das nicht? Verschwenderische Phasen kennen wir ganz bestimmt alle. Bloß verliere ich in solchen Lebensabschnitten offenbar gleich komplett die Beherrschung, zücke etwa einen Schein nach dem anderen, weil ich mir auch den 4. Kaffee außer Haus nicht sparen kann. Grässlich ist zudem, dass dieser Zustand jetzt schon eine ganze Weile andauert. Ich kann mir nur nicht erklären, wieso.

Wenn früher das Taschengeld leer war, waren Kino und Nanu-Nana-Shoppen nicht mehr drin. Das war doof, aber heute sehe ich mich mit einer völlig neuen Größenordnung konfrontiert. Am Monatsende liegt zwar noch ausreichend Geld für Nahrung und einen Automatenkaffee auf dem Konto, denn völlig den Verstand verloren habe ich glücklicherweise noch nicht, aber was. wenn die Waschmaschine plötzlich den Geist aufgibt? Wenn der Toaster Lebewohl sagt? Oder irgendeine Freundin auf die fabelhafte Idee kommt, in der Karibik zu heiraten? Fragen und Eventualitäten wie diese machen mich neuerdings ganz panisch und rasend. Von jedem momentan unmöglichen Spontan-Traumschuhkauf mal ganz abgesehen. Im Fall der Fälle stünde ich jedenfalls ganz schön belämmert und ohne Knete da. Weil nämlich nie, niemals etwas zum Sparen übrig bleibt. 

Für gewöhnlich hätte ich jetzt behauptet, Sparen sei ohnehin etwas für Spießer, aber ist das wirklich so? Nein, stimmt’s? Keiner meiner Freunde scheint ein Problem damit zu haben. Der Druck wächs. Und deshalb ärgert es mich, dass ich die Kurve einfach nicht kriege. Das liegt vor allem daran, dass ich meine Ein- und Ausgaben kaum im Blick habe. Ich bin unstrukturiert und ahnungslos, ich lebe geldtechnisch quasi einfach in den Tag hinein. Deshalb ist zwar stets genug Budget für Biokäse da, aber niemals etwas für kluge Rücklagen. Das Leben im Moment, im Jetzt, ist mir trotzdem bis heute wichtiger als ein sattes Sparbuch. Glaube ich. Im Schönreden bin ich nämlich Meistern: „Was, wenn ich morgen vom Auto überfahren werde? Ich bin doch jetzt jung! Was nützt es mir, zu knausern?“ Seit neuestem geschieht das aber mit ein bisschen Wehmut und einem kleinen schlechten Gewissen. Denn zwischen das süße, wilde Leben schieben sich immer häufiger Gedanken wie „Oh, irgendwann mal eine Eigentumswohnung wäre nicht verkehrt“, „der Führerschein steht noch aus“ und „ich wollte schon immer mal nach Sri Lanka!“. Tja, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Auf die Gefahr hin, es mir fortan auf Ewig mit der Vernunft zu verscherzen: Es gibt ihn trotzdem, den einen Gedanken, der mich immer wieder rettet und mir das Gefühl gibt, dass das alles (noch) ganz schön in Ordnung so ist: Mein Bauchgefühl weiß meist am allerbesten Bescheid. Und das entscheidet nunmal, wofür die Kröten fließen. Vielleicht machen mich vier himmlische Kaffees gerade einfach glücklicher als jede Fernreise. Denn wenn der Urlaub in Sri Lanka mir so wichtig wäre, stünde er dann nicht längst an? Vielleicht liegt das Problem ja ganz woanders begraben. Vielleicht mag ich einfach das Bild von mir als weltreisender Bausparerin. Dabei bin ich in Wahrheit eine Stadtpflanze, die lieber Bücher und Kekse kauft als an die Zukunft zu denken. Es genügt mir gerade, nicht als Pleitegeier in den nächsten Monat zu starten. Lust aufs Sparen habe ich jetzt trotzdem. Und wenn es klappt, melde ich mich ja vielleicht schon bald aus der Südsee, ohne Führerschein und Eigenheim.

Und ihr? Spart ihr besser als ich? Macht ihr euch Sorgen? Oder alles egal? 

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9 Kommentare

  1. Michelle

    Same here. Definitiv mit trockenen Nudeln am Monatsende. Und das mit zwei Kleinkindern und Hund. Isso. Nicht schön. Aber jeden Monat aufs Neue. Damit soll jetzt Schluß sein: Ich habe aufgehört zu rauchen und wir suchen eine kostengünstigere Bude. Woran noch Sparen? Vielleicht weniger Essen gehen? Weniger Bier trinken? Schwierig, finde ich. Nur verzichten will man ja auch nicht. Gerade den Kindern will man ja auch ein bisschen „was bieten“. Keine Konsumhölle. Aber ne Runde Boxauto auf dem Jahrmarkt. Oder zwei. Und dann noch einmal Losen und eine Zuckerwatte. Und dann ist der Geldbeutel auch schon wieder leer. Glücklicherweise lieben wir alle trockene Nudeln. Meine Tochter nennt sie liebevoll „nackige Nudeln“ 😉

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  2. Nora

    Oh das kenne ich auch nur zu gut. Es ist fast so, als würde man gar nicht genau hinschauen wollen, denn dann müsste man ja eventuell etwas ändern. Eine Sache, die mir sehr geholfen hat, zwar nicht unfassbar viel, aber stetig zu sparen war, einen Dauerauftrag anzulegen. Sobald mein Gehalt am Konto eingeht, wandern davon automatisch 100€ aufs Sparbuch. Für Eventualitäten wie bestimmte Anschaffungen oder Urlaube gehe ich an das Ersparte zwar manchmal ran, aber das ist dann immer eine bewusste Entscheidung und einen Schritt komplizierter. Würde ich das nicht tun, wären die 100€ am Monatsende sicher einfach „weg“:)

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  3. Lenna

    Ich dachte schon, ich sei allein damit. Ich schaffe es auch nicht und dann merke ich: Ich will es gar nicht schaffen, jetzt noch nicht, weil ich einfach nicht der Bauspartyp bin.

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  4. Sophia

    Ich finde es schrecklich, absolut schrecklich wenn jemand nicht mit Geld umgehen kann. Mach Dir nichts vor. Es IST schlimm nicht sparen zu können. Und es für Kleinigkeiten auszugeben..ist das Schlimmste. Kein Urlaub? Aber vier Kaffees.. jeden Tag 10-15€ für Nichtigkeiten.. ich finde man fühlt sich klein und schlecht wenn man kein GEld hat. Buchstäblich und wirklich KEIN GELD.

    Vor allem was ist der Plan? Darauf zu vertrauen dass der Partner es schon richten wird? Vielleicht ist es noch niedlich frei und schusslig wenn man in den 20ern ist. In den 30ern wird es traurig. Und über 40… davon wollen wir nicht reden.

    Ich habe übrigens eine App (Daily Budget) die einen zu einem (fanatischen) kleinen Sparbrötchen werden lässt 😉 Keine Ahnung vielleicht ist das ja was für Dich.

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    1. Esra

      Whaaat? „Schrecklich“?? Also bitte! Wie war das nochmal mit verschiedenen Lebensentwürfen? Oder hast du unterschwellig Angst, dass jemand, der nicht spart, dir irgendwann als Harzt IV Empfänger „auf der Tasche liegen“ wird? DAS finde ich schrecklich 🙁
      lg
      Esra

      https://nachgesternistvormorgen.de/

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    2. Nicole

      Ja, ich spare besser als du, nein, ich kann nicht mit Geld umgehen. Klingt paradox, ich weiß, ist aber so.
      Sobald mein Gehalt kommt, geht eine Summe x auf mein Sparbuch, dann bezahle ich meine offenen Posten und vom Rest mache ich mir ein schönes Leben. Was am Ende übrig bleibt, zwischen 150 bis 600 Euro, wandert auf mein 2. Konto. Vielleicht sollte ich hierfür ebenfalls eine Dauerüberweisung einrichten.
      Doch ich habe ein Problem: Ich lasse mich noch viel zu oft dazu verleiten, Sachen zu kaufen, die mir gefallen. An sich ist es was schönes.
      Damit meine ich aber diese direkt zu kaufen. Darüber schlafen? Kenne ich nicht. Wenn es etwas teurer war, dann gebe ich mein Geld bis zum nächsten Gehalt nur noch für Lebensmittel, Sprit und Essen gehen, ah Bücher (hello booklooker) und Magazine habe ich verdrängt, aus.
      Geht mir aktuell so. Der Lala Berlin Parka (bei Vestiaire Collective gefunden) hat einfach nach mir geschrien!

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  5. Isabel

    Ich bewundere Leute wie euch, die eine solche Gelassenheit an den Tag legen können. Ich gehöre definitiv dem „Sparertyp“ an. Ich denke einfach auch um meine Unabhängigkeit zu bewahren und nicht bei der Familie/Freunde betteln oder einen Kredit aufnehmen zu müssen im Falle der Fälle. Einem guten Freund von mir leihe ich regelmässig €300, damit er in knappen Monaten über die Runden kommt. Es ist ihm immer jedes Mal peinlich zu fragen und das ist mir schon Abschreckung genug… ich möchte einfach nie selbst in die Situation kommen und bin froh, dass ich ihm dafür aushelfen kann.

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  6. Esra

    Cool! Ich bin nämlich genauso!! Und ich bin ja schon steinalt, also 35 😀 Eigentlich sollte ich schon ein Sümmchen zusammengespart haben, aber- ICH – KANN- NICHT – SPAREN!
    Bzw doch, ich könnte schon – aber nur, wenn ich so viel verdiene, dass mir trotz ( symbolisch gemeinten) vier Kaffee außer Haus so viel übrig bleibt, dass das Sparen sich nicht wie Verzicht anfühlt.
    Genau! So ist es bei mir – ich kann nur sparen, wenn es sich nicht wie Verzicht anfühlt! Und jetzt gerade verdiene ich einfach nicht genug zum Sparen 😀
    lg
    Esra

    https://nachgesternistvormorgen.de/

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