Noch nicht mal mehr eine Woche bis zur Bundestagswahl 2017. Noch nicht mal mehr eine Woche, um sich darüber klar zu werden, wen oder was man wählen möchte. Allerdings: So richtige Wahleuphorie scheint in Deutschland nicht aufzukommen. Sind doch eh alle Parteien gleich, Merkel bleibt doch eh Kanzlerin und überhaupt, was zählt schon die eigene Stimme? Diese vier Aktionen von jungen Menschen zur Bundestagswahl haben Politik- und Wahlmüdigkeit den Kampf angesagt und zeigen: Demokratie ist schon was Tolles.
1. Bus der Begegnungen
Initiiert vom Berliner Shai Hoffmann und unterstützt von mehr als 15 Ehrenamtler*innen hat sich der Bus der Begegnungen am 4. September zu einer Tour durch Deutschland aufgemacht – unter anderem ging es nach Chemnitz, Dortmund, Essen, Schwerin und Neubrandenburg. Dort und anderswo wollten Shai und sein Team mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kommen und sich mit ihnen auf Augenhöhe austauschen. Dabei sollte es natürlich auch um die anstehende Wahl gehen, darum, wie sich das Leben im Deutschland 2017 für verschiedene Menschen anfühlt, was sie sich wünschen und was sie ändern würden. Es ging darum, sich mal aus der eigenen Filterbubble herauszubewegen und andere „Gesellschaftsblasen“ kennenzulernen – sei es beim gemeinsamen Kochen, Diskutieren oder Spielen. Doch trotz aller Offenheit gegenüber anderen Meinungen: Shai & Co stehen für eine offene, pluralistische Gesellschaft. Und diese werden sie immer und überall leidenschaftlich verteidigen. Welche interessanten Menschen Shai und die anderen auf ihrer Tour getroffen haben, könnt ihr auf dem offiziellen Bus der Begegnungen-Instagram-Account sehen, oder auf Shais privatem Account.
2. Die #ichgehwählenchallenge2017
Zwar ist Kea von Garniers #ichgehwählenchallenge2017 schon rum – aber die Fragen, die Kea auf Instagram stellt, sind zeitlos und laden zur politischen Selbsterforschung ein. Worum es bei der Challenge geht? Dazu sagt Kea: „Ich bin entsetzt darüber, wie sich das politische Klima in diesem und anderen Ländern in den vergangenen Jahren entwickelt hat und schaue ich in die Kommentarspalten der Nachrichtenseiten wird mir regelmäßig übel. Es ist SO wichtig, dass wir unsere Stimmen dagegen erheben – damit wir lauter werden, als die, die hassen, ausgrenzen und diskriminieren.“ Mit ihrer Challenge will sie Lust darauf machen, über Politik zu reden und nachzudenken, darauf, am 24. September wählen zu gehen. Also, mal ganz oldschool den Stift rausholen, überlegen und aufschreiben: „Ein wichtiges politisches Thema für mich ist…“ oder „Von der zukünftigen Regierung wünsche ich mir…“. Oder gucken, was andere unter dem Hashtag #ichgehwählenchallenge2017 teilen.
3. DEMO – Bewegung für Demokratie
Hinter der Initiative DEMO steckt die Journalistin und Aktivistin Mareike Nieberding. Wie so vielen anderen auch gingen ihr nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November 2016 die Augen auf. In einem Facebook-Post am 10. November 2016 schrieb sie: „Hiermit gründe ich eine Jugendbewegung. Ich weiß, man gründet keine Bewegung, sondern wird eine oder noch besser, ist eine. Aber ich will nicht mehr warten, ich kann nicht mehr zusehen. Ich überspringe das Werden und proklamiere das Sein.“ Wie so viele Menschen in ihren Filterblasen, gab Mareike zu, sei sie „geschockt, verängstigt, in Panik“, sie fühle sich „ohnmächtig“. Also gründete sie die Bewegung DEMO, um offensiv und überparteilich für Demokratie zu werben: „Ich will helfen, mehr Demokratie zu wagen.“ Ziel von DEMO ist es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, über Politik zu reden. Deshalb organisiert DEMO in der ganzen Republik Workshops und Aktionen:
4. Polis180: Warum ich wähle
Keine Challenge (wie bei der #ichgehwählenchallenge2017), aber ein Aufruf, sich über die Wahl und die eigene Motivation, wählen zu gehen, auszutauschen – und zwar unter dem Hashtag #warumwählen. Ausgedacht haben sich die Aktion die Jungs und Mädels vom jungen Berliner Think Tank Polis180, denn die finden: #Demokratiebrauchtdich.
Passend dazu organisierte Polis180 übrigens noch die „Demokratie-Tour“, die ihre letzte Station am 8. September in Dresden hatte. Für unentschlossene Wähler*innen bietet sich der Polis180 „Wahlprogrammcheck“ an, der untersucht, welche Rolle z.B. die Themen Europa oder Gleichstellung in den jeweiligen Parteiprogrammen spielen.