Gut zwei Jahre ist es her, da packte ich mir vor lauter Inkonsequenz schon mal vor den Kopf: Weil die Fakeversion von Schlangen- und Reptilienleder in meinem Kopf doch auf einmal Sinn machte, obwohl ich bis dato nichts mit den Lookalikes anfangen konnte. Ja, ich fand allein die Assoziation ganz fürchterlich, denn wir alle wissen spätestens seit Petas Aufklärungskampagnen, warum wir um Schlangen- und Reptilienleder einen größtmöglichen Bogen machen sollten: Quälerei ist kein Ausdruck – hier wird auf allerschlimmste Art und Weise ein Tier mit Wasser vollgepumpt, festgenagelt und gehäutet: Bei lebendem Leib, versteht sich.
Es war mein persönlicher Grund, warum ich lange Zeit einen großen Bogen um Fake Sknakeskin machte und auch Reptilien-Imitate mir nicht in die Tüte kamen. Noch dazu spielte es mir in die Karten, dass ich der Optik rein gar nichts abgewinnen konnte. Zumindest bis 2015. Streetstyle-Bilder von Snakeskin-Taschen und Boots bahnten ihren Weg durch die Instagram-Kanäle dieses Planeten und seither schlage ich beide Hände vor den Kopf vor lauter Inkonsequenz.
Woher der Sinneswandel kommt? Vielleicht habe ich heute verstanden, dass die Schlangenoptik sich eher als Werbung für eine Anti-Echthaut-Kampagne versteht, weil es schlicht und ergreifend völlig hirnrissig und falsch ist, heute noch derartige Tierquälerei in Kauf zu nehmen, um sich mit ein bisschen fremder Haut zu schmücken. Natürlich braucht es heute sowieso überhaupt kein „echtes“ Material mehr, aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema.
Snake Skin und Reptilienleder-Optik gibt es mittlerweile also glücklicherweise wie Sand am Meer und während ich bis vor kurzem also noch lauthals wetterte, auch Prints in Schlangenlederoptik würden zum Hype beitragen und Petas Ausfklärungs-Kampagnen somit dem Erdboden gleich machen, hat sich die Sicht ein klein wenig geändert: Warum nicht aus optischen Gründen auf das Imitat setzen, hmm? Immerhin steht auch Stella McCartney hinter dem Look, setzt auf geprintetes Kunstleder und sorgt damit für ein 1A Lookalike, an dem es optisch rein gar nichts auszusetzen gilt. Eine Bewegung, der wir vielleicht sogar beitreten sollten, um für Aufklärung zu sorgen?
Während Miu Miu, Prada, Gucci und Co. auch weiterhin ganz selbstverständlich auf echtes Reptilienleder setzen und Hermès zuletzt sogar öffentlich an den Pranger gestellt wurde, gibt’s bei unseren Modeketten des Vertrauens nicht nur die kostengünstigeren Versionen, sondern eben auch die wunderbar kopierten Fake-Modelle. Von Stories über Topshop bis Aeyde – und letzteres Brand launcht sogar heute ganz exklusiv die „Riverside Capsule Collection“ bestehend aus zwei Schuhmodellen exklusiv im KaDeWe, bevor es die beiden Kreationen kommende Woche auch im hauseigenen Online Store gibt. Für die Kampagne stand, wie ihr auf den dazugehörigen Bildern seht, niemand geringeres als Maja Wyh vor der Kamera.