Irgendwann im vergangenen Jahr, es muss wirklich schon einige Monate her sein, da überlegte ich mir, welchen materiellen Wunsch ich mir wohl erfüllen würde, sollte ich je von dem Gefühl erleuchtet werden, in einem vorerst sicheren Hafen angekommen und auch ein bisschen stolz auf all die erlebten Jahre mit Jane Wayne zu sein. Es geschieht nämlich nur selten, dass wir, Sarah und ich, tatsächlich innehalten. Es müsste also, das wusste ich immerhin schon, ein gegenseitiges und gemeinsames Geschenk mit symbolischem Wert sein, etwas, das nicht nur kurzweilig verzückt, sondern für die Ewigkeit gedacht ist, das uns an die vergangenen sieben Jahre und an noch viel mehr erinnert, etwas, an dem wir uns hoffentlich niemals sattsehen würden und außerdem etwas, das nicht nur hübsch anzusehen, sondern tatsächlich zu gebrauchen ist. Während ich noch eine ganze Weile auf dem Schlauch stand, hatte Sarah ihr Herz längst verschenkt. Weiß du noch, sagte sie, als ich damals als Prinzessin Diana verkleidet zum Silvesterabend fuhr, mit einer Armbanduhr aus Pappe an der Hand? Ich erinnerte mich wirklich: Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich damals den Namen Cartier. Jetzt weiß ich sogar, dass es die Cartier Tank war, die wir am Morgen zuvor aus goldenem Papier gebastelt hatten. Genau wie einen lilafarbenen Hut. Und für mich gab es eine Perlenkette aus Knallerbsen und Nagellack. Ich ging nämlich als Audrey Hepburn in Frühstück bei Tiffany. Aber das ist eine andere Geschichte.
Man kann sich jetzt natürlich fragen, weshalb es nach reichlicher Überlegung ausgerechnet eine Uhr sein sollte, wo doch jedes Smart Phone auf die Sekunde genau weiß, welche Zeit es schlägt. Mir reicht das aber nicht, denn nach der Arbeit und ziemlich häufig auch währenddessen muss mein Handy im Nirgendwo verschwinden – zu viel Ablenkung. Eine von einer Armbanduhr abgelesene Uhrzeit ist für mich ein bisschen so wie ein guter selbstgebrühter Kaffee aus einem Espressokocher. Ein entschleunigendes Ritual, das mit keiner neuen Technik aufzuwiegen ist.
Die Tank etwa ist mittlerweile 100 Jahre alt, mir erscheint sie dieser Tage aber jünger denn je. Fast alterslos. Und ich glaube, aus gutem Grund: Dinge faszinieren mich meist erst, wenn sie nicht nur Geschichten erzählen, sondern auch für eine Geisteshaltung stehen. Die Cartier Tank etwa war eine der ersten Uhren, die Frauen nicht weniger begeisterte als Männer, die Selbstbestimmung ausdrückte und die vielleicht sogar als stillschweigende Anspielung gedacht war, die als Code für all jene galt, die sich niemals einengen lassen würden. Damals noch keine Selbstverständlichkeit. Die Cartier Tank brach Konventionen und steht, so sagt man, noch heute für die kompromisslose Lebensweise der Freigeister aller Zeiten. Andy Warhol ging in einem frühen Interview sogar so weit, zu verraten: „Ich trage sie nicht, damit sie mir die Uhrzeit anzeigt.“ Er zog sie niemals auf. Der Rest bleibt Interpretationssache.
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Ich muss nun ganz sicher nicht erklären, weshalb uns die Zusammenarbeit mit Cartier anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Tank eine besondere Ehre ist. Sarah hat sich nach unserem Tag im Körnerpark ein schnelles Ziel gesetzt: „Nike, ich habe früher immer gesagt: zum 30. Geburtstag erfülle ich mir diesen Wunsch.“ Ich bin also gespannt, denn im November ist es so weit. Das Gute ist trotzdem: Die Tank läuft ganz bestimmt nicht weg. Ich bin ganz sicher, dass diese Uhr tatsächlich für die Ewigkeit gedacht ist und morgen noch immer so zeitgeistig sein wird wie heute. Denn das war sie ja schon damals, vor exakt 100 Jahren.
Fotos: This is Jane Wayne (Nike van Dinther & Sarah Gottschalk)