Lebe ich denn hinterm Mond oder existiert in meiner Welt dieses „Polygam“ einfach nicht? Wo seid ihr denn alle, ihr mehrfach liebenden Schweinchen? Ich habe naive Hinterwältler-Fragen an euch:
Butter bei die Fische, Fische suchen Fahrräder? Hat das denn wirklich schonmal jemand ernsthaft durchgezogen? Und das funktionierte dann auch für alle Beteiligten oder wie? Hand aufs Herz, ist das nicht am Ende doch immer (immer immer) mit schlimmen Herz-Schmerzen verbunden oder kann mein beschränktes Hirn nur nicht weit genug denken, um sich einen harmonischen Reim drauf zu machen? Für mindestens einen haut das doch bestimmt am Ende nicht ganz hin? Oder?
Klartext! Ich habe natürlich von diesem sagenumwobenen Beziehungsmodell gehört, es gibt schlaue Bücher und wenn mich nicht alles täuscht, würde man diese Liebesform zumindest hier in Berlin auch weitläufig mit „ok, cool“ einordnen – getroffen habe ich bisher aber noch keinen Polygamesen, keine einzige Polygamesin – nicht einen oder eine – geschweige denn zwei oder drei – weit und breit. Weder in der Stadt noch auf dem Land. Seid ihr wohlmöglich einfach zu sehr damit beschäftigt, euch möglichst viele Geschlechtspartner ins King Size Bett zu zerren? Oder ist das nur schon stressig genug mit mehreren Menschen eine Beziehung zu gestalten und da bleibt dann keine Zeit mehr für andere soziale Kontakte im Leben? Erzählt es mir bitte: Habt ihr am Ende vielleicht eigene Foren und Orte, die ihr besucht um euch zu finden? Oder seid ihr längst mitten unter uns, aber ihr sprecht „darüber“ nicht gern? Wer von euch ist denn mit „Liebe für Viele“ auf die Welt gekommen und wer hat’s sich erst nach langer, erfolgloser Zeit in Zweisamkeit auf der Insel der mannigfaltigen Amore hübsch eingerichtet?
Wo könnte ich mich anmelden, wenns mich überkommt? Und kann ich mich zur Not auch wieder vom Verteiler abmelden oder ist die Sache dann für immer geritzt? Was macht ihr, um solche dummen Fragen, wie die hier, zu verhindern und wann ist überhaupt der Zeitpunkt, an dem ihr bei eurem Date spätestens mit der Sprache rausrückt, dass prinzipiell ein Mensch für euch nicht äh – „ausreicht“? Ist das auch mal komplett Mensch-Abhängig? Stichwort Kompromiss? Kann ein Kompromiss auch die Monogamie sein? Gibt es vielleicht gar keine Definition, die für alle Mehrfachlieber herhält – ist jede Beziehung anders aufgestellt oder gibt es eine Poly-Formel? Wie sehen die Regeln aus? Hallo? Antworten! Gibt es die überhaupt oder ist das regelfreies Land? Gesetzlose Zone der anarchischen Liebe?
Das sind Fragen, die mich beschäftigen, dessen intensivere Recherche es dann aber auch wieder nicht Wert sind, denn am Ende ist es mir ja doch wieder Wurst egal wer, wo und mit wem. In meinem Leben hängen jedenfalls alle beteiligten Hauptfiguren und Statisten in ihren höchstens Zweier-Beziehungskisten fest und bilden mehr oder weniger eingeschworene Einheiten. Dabei ist der Gedanke an viele Menschen, die man liebt, doch ganz schön schön. Wäre es mir doch nur nicht schon von Anfang aller Tage so vorgelebt worden – höchstens zwei zu sein. Wie sähe das dann jetzt mit meinem Bild der Liebe aus: Disney, Grimm, Papa Mama, Frau Blocksberg – sagt doch auch mal was dazu? Manchmal wünsche ich es mir von Herzen: Lauter Liebe, überall grenzenlose Liebe. Sex und Liebe und Kinder und Familien. In der Theorie gibt es das ja anscheinend – aber wo muss ich suchen und wie geht das dann? Wird da Eifersucht einfach ausgeknipst? Das kann doch alles nicht so schwer sein. Existiert der polygam liebende Mensch am Ende gar nicht, sondern höchstens eine polygame Phase, in der man Tisch und Bett mal mit mehreren Täubchen gleichzeitig teilt, aber am Ende doch die erfüllende Zweisamkeit anpeilt? Vielleicht gibt es da draußen ja erst einmal ein paar Menschen, die mich aufklären wollen. Friedemann Karig vielleicht? Ich versuchs mal.