Lila ist die Farbe der sexuell Frustrierten, jaja. Mit diesem Vorurteil identifiziert sich niemand gern. Also zurückschpulen, bitte. Vergesst alles, was ihr euch je über die kühne Mischung aus Rot und Blau anhören musstet. Denn Lila steht für Spiritualität („Die Violetten“ wollten es sogar auch diesmal wieder in den Bundestag schaffen; wie schön wäre doch ein solcher Protest gegen die Großen gewesen, so ganz im Gegensatz zum politischen Abgrund der AfD), Männliches trifft hier auf Weibliches, Himmel auf Erde, Wasser auf Feuer und Geist auf Körper. Hach, es tut gut, so viele Gegensätze vereint zu sehen, ja, das Betrachten von Lila kann in diesem Kontext gar ein Gefühl von vollendeter Versöhnung einstimmen. Kurzum: Jetzt könnte die Sternstunde für Lila anbrechen, für ebenjene Farbe, mit der man mich lange hätte nach Monte Kukuli jagen können. Schuld waren all die Cupcakes und Pastellfarben, die mir tagtäglich, vor allem via Instagram, aufgebrummt wurden, aber neulich, da strahlte mich ein derart seidig-sattes Lila an, dass ich all meinen inneren Gräuel vergaß und einen ganzen Mund voll Spucke der Gier herunterschlucken musste.
Historisch betrachtet wäre eine tief verankerte Zuneigung zu Violett-Tönen übrigens schnell mit der Prestige-Keule erklärt: Das Tragen von von ebenjenen war lange nur den Mächtigsten und Reichsten der Welt vorbehalten, eine ganze Schar gepulverter Purpurschnecken brauchte es damals nämlich, um an den kostbaren Farbstoff zu gelangen. Nun gut, diese Zeiten sind vorbei. Das Lila-Revival bricht gerade erst über uns hinein, in den Onlineshops sieht es bisweilen doch noch sehr mager aus. Ob sich das ändern wird? Ich tippe: Ja! Weil darum und weil: schön. Dass in der Vergangenheit vor allem Magier und Zauberer zu lila Gewändern griffen, macht die Farbe für mich sogar noch begehrenswerter. Auf, auf, ihr Magierinnen und Zauberinnen, das können wir auch!