Ich bin ein großer Fan Serge Gainsbourgs und weiß im Grunde, wie fürchterlich es ist in diesem Fall ist, gleich mit einem solchen Bekenntnis zu starten – wo es doch heute um die wundervolle Charlotte gehen soll. Nicht als „Tochter von“, sondern als ernstzunehmende Chanson Sängerin. Ernst ist aber nunmal auch ihr neues Album, das ohne den Papa womöglich ganz anders klingen würde. Es ist nämlich zweifelsohne ein düsteres Stück Musikgeschichte, jedenfalls überwiegend, genährt von Schmerz, das vor allem von der tiefen Trauer erzählt, einen geliebten Menschen zu verlieren. Oder zwei. Serge Gainsbourg starb bereits 1992, Charlottes Halbschwester Kate Berry nahm sich 2013 das Leben. In gewisser Weise ist „Rest“ also durchaus als audiovisuelle wie auch textliche Trauerbewältigung zu sehen. Mit Happy End – wer lang genug hinhört, entdeckt nach dem letzten Song der Platte eine Kinderstimme, die sich zusammen mit Synthies zu einem gar hoffnungsvollen Lied entwickelt. Weil Tod auch Leben bedeutet. Weil es, egal wie, weiter geht. Und am Ende doch immer die Hoffnung steht.
Die Hauptrolle im Video zu „Ring-a-Ring O’ Roses“ spielt übrigens Charlottes Sohn Ben Attal. Aber wie klingt es denn nun, das Album im gesamten? Schwer zu Beginn, keine Frage, und ganz bestimmt nicht nach Geplänkel. Irgendwann aber wird es heller, wenngleich ich dennoch dafür plädiere, „Rest“ keineswegs nebenher, sondern ganz bewusst, vielleicht einem Glas Rotwein in der Hand, zu genießen. Es ist Musik, die man fühlen kann und womöglich liegt genau hier Charlotte Gainsbourgs großes Talent vergraben. Es geht ihr nicht um Ohrwürmer, sondern um Geschichten und Gefühle, um ein aufmerksames Lauschen, das uns irgendwann das Verstehen lehrt.
Diesmal hat Charlotte Gainsbourg es endlich und erstmals gewagt. Aber nicht ausschließlich, viel Englisch ist trotzdem dabei. Ganz allein zeichnet Charlotte Gainsbourg, das sollte erwähnt werden, allerdings nicht verantwortlich für dieses Meisterwerk. Während Paul McCartney den Songtext zu „Songbird In A Cage“ beisteuerte, unterstützte Guy-Manuel de Homem-Christo von Daft Punk sie beim Titeltrack „Rest“. Produziert wurde die Platte indes von SebastiAN – und das hört man selbstverständlich. Ganz ohne Vintage-Vibe kommt dieses eigentlich brandneue Album aus dem Jahr 2017 nämlich doch nicht aus:
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