Power Dressing ist derzeit (juhu!) wieder in aller Munde. Pipapo-was bitte? Na, die spitzfindige Erfindung der späten 70er und frühen 80er Jahre, die es sämtlichen Frauen ermöglichen sollte, sich in eigentlich männlich dominierten Metiers den verdienten Respekt und endlich auch Anerkennung einzuheimsen. Ein Stil eben, der dem Patriarchat den Kampf ansagte. Weil es nichts mehr zu gucken gab zum Beispiel, keine Dekolletés oder Nylonstrumpfbeine. Dafür aber breite Schultern, Blazer und Anzüge! Frauen im Herrengewandt quasi, so wie es die neuen Tomboys schon in den 20ern während der ersten Befreiungswelle der Frauen vormachten. Erstmals tauchte der Begriff übrigens schon im 15. Jahrhundert auf und meinte so viel wie: „Dreiste oder schamlose Frau“ und später dann „Mädchen, welches wie ein lebhafter Junge agiert“. Kennen wir auch bis heute, solche Klischees, non? Es ist also erst Recht an der Zeit, erneut dem Power Dressing zu frönen, dessen Wurzeln durchaus in der Bewegung der Tomboys und auch Garçonnes zu suchen sind.
Im Grunde meint „Power Dressing“ bis heute sogar das Gleiche wie damals, wobei der Fokus inzwischen mehr auf dem beabsichtigten Verwischen von Geschlechterrollen innerhalb der Mode liegt, als darauf, auf die fachliche Kompetenz weiblicher Mitarbeiterinnen zu verweisen. Obwohl letzteres gelegentlich wohl auch noch sein muss. Leider.
Ihr habt es sicher ohnehin längst selbst entdeckt: „Suits“, Herrenschuhe und Schulterpolster tummelten sich während der vergangenen Modewochen wieder mehr denn je auf sämtlichen Laufstegen. Instagram ist voll mit Zweiteilern. Genau wie der Rest des Internets. Normalweise tendiert ihr im Angesicht von Trends, die überstrapaziert werden, zu nichts als einem müden Gähnen. Diesmal möchte ich aber doch mit voller Wucht in die Bresche springen für all die Omnipräsenz, denn sie ist nicht nur wichtig, es macht sogar mordsmäßig Spaß mitzumachen. Wegen der Macht der Mode, jawohl! Probiert es mal. Bis heute ist es mir immer wieder eine Wonne, die Wirkung von Kleidung voll auszukosten und selbst zu spüren.
Wie schön es sein kann, überflüssige, aber noch immer existente Konventionen zu brechen und mit einer Handvoll ausgewählter Fashion Revivals zu spielen, die dem eigenen Stil entsprechen (könnten). Genau darum sollte es doch gehen, wenn wir über Trends reden. Nicht um das blinde Folgen, sondern um die eigene Interpretation, um das Einverleiben von einer Geisteshaltung, die zuweilen schon unsere Mütter durch die Welt getragen gehaben. Das klappt mal besser und mal schlechter. Und meistens nur dann, wenn wir uns wirklich wohl fühlen, wenn wir aus Überzeugung kaufen oder Altes zu Neuem machen, aus einem romantischen Gedanken heraus oder aus purer Lust. Diesmal habe ich jedenfalls Lust. Aber wie!
Cordblazer // Mango Committed
Cordhose // Mango Committed
Blauer Blazer // Boss
Blaue Hose // Boss
Schwarzer Blazer mit Kontrastnähten // Mango
Schwarze Hose mit Kontrastnähten // Mango
Blauer Samtblazer // Topshop
Blaue Samthose // Topshop
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