Es ist morgens 9 Uhr irgendwas als der Flieger in Paris landet. Bis zum Opening des 2. Centre Commercial Shops hier am Abend bleiben noch endlose Stunden. An dieser Stelle gibt es in einer fremden Stadt immer zwei Möglichkeiten:
Die ganz große Kulturnummer – mit allen Sehenswürdigkeiten, Museen und wichtigen Plätzen. Erleben, erfahren, einsammeln, einkaufen, einmachen und keine Sekunde ungenutzt lassen. Oder aber die komplette Zeit mutwillig verschwenden, ziellos rumflanieren, tantrisch lümmeln, mal meckern, mal berieseln, besäuseln, bedienen lassen.
Die Wahl fällt, nach drei Stunden Schlaf an der Seite meiner ebenso müden Reisebegleitung, nicht schwer: Carl Jakob Haupt, seines Zeichens Dandy, scheint mir als Mitflaneur außerdem bestens geeignet für den Moment. Mit solidem Allgemeinwissen über eigentlich alles auf der Welt und ein paar ortskundigen Erinnerungen für gemütliche Plätze auf dem linken Seine-Ufer, quasi ein Schlender-Jackpot.
So finden wir uns also diverse Male gedankenverloren Croque-Monsieur-kauend oder an dickflüssiger-heißer-Schokolade-süppelnd in verschiedensten Cafés und Lokalen wieder – oder uns die Füße-im-Thai-Massage-Shop-unseres-Vertrauens-massieren-lassend, das ein oder andere Touri-Bild-schießend und natürlich von hier nach da und wieder zurück durch-den-kriechenden-Niesel-unter-den-festlich-geschmückten-Pariser-Straßen-schleichend. In der Zwischenzeit hat sich noch ein weiteres wertvolles Glied unserer Flaneur-Fangruppe angeschlossen – David, die anderen 50 Prozent der Männerplattform Dandy Diary.
Nach weiteren sahnegefüllten Teilchen und den ersten Aperetivos mit den Gastgeberinnen Silke und Melina, geht’s mit unangemessen gefüllten Mägen und einer bis oben hin mit Regenwasser vollgesogenen Schlaghosen in die Rue Madame St. Germain, in der heute der zweite Concept Store Centre Commercial eröffnet.
Am Weihnachtspunsch-Becher hängend, kann ich durch die DJ bespielte Gästemasse darin Labels auf 100m² wie VEJA, Bleu de Paname, Roseanna, Ami, Suzie Winkle, Paraboot, Etudes, Baserange, Michel Vivien, Common Projects, Church’s oder Maison Labiche erspähen. Mit noch tieferem Blick durch das Glas wird mir die transparente Produktionsweise dieser Kollektionen immer klarer – das haben, einhergehend mit fairem Handel und Nachhaltigkeitsgedanken, die ausgestellten Brands hier nämlich alle gemeinsam. Das Projekt Centre Commercial starteten die Veja-Gründer Sébastien Kopp und Ghislain Morillion übrigens 2010 mit einem ersten Store im populären 10. Arrondissement.
Der Name Centre Commercial, so verrät man mir, ist übrigens auf die Arbeit des Philosophen Bernard Stiegler und des amerikanischen Soziologen, Mike Davis, in Bezug auf unser Konsumverhalten zurückzuführen.
Was man anstellen muss, um sein Label hier unter zu bringen? Man muss Besitzer Sébastian von seinen Kreationen, seinem Anspruch an Nachhaltigkeit und seiner Vision so richtig überzeugen. Hat man sich dort einmal eingenistet, hängt man neben den wohl schönsten, tragbarsten und spannendsten Machern Frankreichs, Dänemarks oder eben auch Deutschlands an einer Stange und steht für etwas, für das Sébastian noch vor sieben Jahre müde belächelt wurde.
Wer jetzt glaubt, er könne sich genau diesen Besuch jetzt auch einfach sparen, weil das Portemonnaie in einen jahrelangen Streik ziehen würde, dem können wir gewiss versprechen, dass man hier durchaus Lieblinge findet, die bezahlbar sind. Vielleicht gibt es hier zu regulären Preisen keine Schnäppchen, dafür aber hübsche Wegbegleiter, die durch ihr besonderes Design sicher eine halbe Ewigkeit im Schrank wohnen wollen. Ganz bestimmt. Sari, ich hab‘ da nichts zu ergänzen. Und so ein Sale ist ja noch immer gekommen.
Der weitere Abend wird essend und Leute glotzend dank Jakobs Angeber-Vorschlag, der Brasserie Lipp, deftig elsässisch inmitten von sehr alten, sehr adretten Parisern verbracht und zumindest für mich anschließend mit wunderbar schlecht genutzten und gut geschlafenen neun Stunden Bett gekrönt.
Mit anschließendem Blogger-Traum Frühstück ans Selbige und ein Vollbad mit Blick auf die sonnendurchflutete kleine Gasse vor dem Hotel. Das Klopfen des Roomservices mit Aufforderung das Zimmer doch s’il vous plaît endlich räumen zu müssen, wird laissez-faire wegignoriert und ein letztes Mal der Realitätswecker auf Schlummern gestellt.
Ich ziehe mir die neue kanariengelbe Strickjacke vom Label Maska aus dem Centre Commercial Store wie einen Katerableiter über, sammle die beiden Jungs aus ihrem immer noch andauernden Tanzmodus von der Straße auf und fliege wieder davon Richtung Heimat. Danke Paris, die Zeit war fair genug.
Ein paar frisch eingetrudelte Stücke aus dem Online Store will ich euch Daheimgebliebenen natürlich nicht vorenthalten:
– Diese Pressereise wurde dank Centre Commercial ermöglicht –