Linda Luna Schumacher ist gerade einmal 18 Jahre jung, aber trotzdem schon ganz hoch offiziell unser neuestes Team-Mitglied! Genauer gesagt: Unsere neue Super-Praktikantin, die hoffentlich noch darüber hinaus bei uns bleiben wird. Und das sage ich aus der schwindelerregenden Tiefe meines Herzen, denn, das ist wahr, Luna kommt mir viel klüger vor als nicht wenige 30-Jährige, die ich kenne. Über sich selbst behauptet sie, dass sie vermutlich nicht recht in ihre eigene Altersgruppe passe, aber das ist, von außen betrachtet, zumindest teilweise großer Quatsch. Sie staunt nämlich mit den Augen von jemandem, der noch nicht an das (wunderbare) Chaos der Welt gewöhnt ist und sucht Antworten auf Fragen, die viele von uns womöglich längst vergessen haben. Trotzdem ist Luna ein bisschen anders, das mag sein. Vielleicht auch viel anders. Aber im besten aller Sinne.
Mit neun Jahren hielt sie mithilfe von Google Translator ein einstündiges Referat über Coco Chanel – auf Französisch, wofür sie selbstredend Häme kassierte, mit 14 schaffte sie es schließlich, ein wenig Abstand von der Kleinstadt (in der sie als „Mädchen mit dem verrücktesten Kleidungsstil“ galt) zu gewinnen und machte sich samt Vollstipendium in der Tasche auf den Weg nach Neuseeland. Mit 17 dann wurde sie aufgrund einer ihrer hundert Interessen (denen sie stets exzessiv nachgeht) Dozentin für Ernährung & Kochen an der Volkshochschule in Mannheim, um nach dem Abitur im vergangenen Jahr erneut auf Reisen zu gehen: Mit dem nächstbesten Billigflug ab nach Maui, wo sie zwar auch als Farmarbeiterin und Zimmermädchen jobbte, aber vor allem spannende Menschen traf. Ein Problem damit, Fremde anzusprechen, hat Luna nämlich nicht. Und genau diese neugierige Gabe hat sich auch bei uns ausgezahlt: Nachdem wir nämlich eigentlich entschieden hatten, weiterhin ohne Praktikant*in durch den Arbeitsalltag zu hasten, setzte sich Luna in den Kopf, uns dennoch um den Finger zu wickeln, komme, was wolle. Eigentlich wollte sie uns während der Bread&Butter abfangen – hätte wir nicht schon einen Tag zuvor irgendwo in einem kleinen Café gesessen, das auf Lunas Fahrradweg lag. Musste ja quasi Schicksal sein. Und wer Luna kennenlernt, der weiß, weshalb wir schließlich sogar recht schnell Ja sagen mussten. Deshalb:
Dieses Foto beschreibt am besten, wie du bist!
Wie würden dich andere beschreiben?
Meine Freundin Elisa hat gerade auf WhatsApp geschrieben: „Ich würde sagen, du bist oft viel zu freundlich. Du vergibst Leuten sehr viel. Du machst Dinge, die dich überzeugen, weil du sie als kreativ und wichtig empfindest und nicht, weil es andere von dir erwarten. Du bist sehr offen und auch manchmal so ich-quatsch-jeden-an-auch-wenn-es-mal-peinlich-wird und du bist meistens auch etwas anders als deine lieben Zeitgenossen.“
Wovon träumst du tagsüber?
Das ist so unterschiedlich wie die Farben des Regenbogen. Manchmal tagträume ich und denke daran, was alles passieren könnte. Der Domino-Effekt, der alles ins Rollen bringt, fasziniert mich sehr.
Was bringt dich manchmal um den Schlaf?
Leider bringt mich Nachdenken fast schon regelmäßig um den Schlaf: Was ist heute passiert? Was habe ich noch so zu tun? Was kann ich besser machen? Wie hätte ich besser reagieren können? Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich vor lauter Nachdenken gar nicht schlafe und dann wache ich auf mit einer Birne, als hätte ich zum Einschlafen den Späti leer getrunken.
Wobei vergisst du Zeit?
Wenn ich in Straßenkleidung auf meiner Yogamatte sitze und dabei: lese, krame, nachdenke, Kunst mache, aufräume und Musik höre.
Worüber redest du am liebsten bei Wein oder Whiskey?
Haha, abgesehen davon dass ich kein Fan von W-Getränken bin, liebe ich es zu philosophieren über den Sinn des Menschen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, das Streben nach Glück und Erfüllung, die fehlende Toleranz und wieso die Kardashians so erfolgreich sind. Letzteres ist vielleicht seltener.
Etwas, das du gern verschenkst?
Kein Duschgel und auch kein Teelicht mit Servietten. Ich liebe es, mir zu überlegen, was die Person glücklich macht, was sie gebrauchen kann oder wie ich ausdrücken kann, dass ich mich mit ihr beschäftigt habe. Boaa, das klingt jetzt richtig ausgelutscht, aber es stimmt – genau so habe ich die letzten Weihnachtsgeschenke gekauft.
Bist du süchtig?
Hm, man sagt ja, es gibt Suchtpersönlichkeiten und dazu würde ich mich irgendwie auch zählen. Ich fühle und denke intensiv, dadurch bin ich auch sehr verletzlich und neige dazu, extreme Gefühle unterdrücken zu wollen, wenn ich nicht weiterkomme. Jedoch sind weder Zigaretten, Alkohol noch Drogen meine Ratten im Keller, diese Sachen haben mich noch nie gereizt.
Was haben deine Eltern dir mit auf den Weg gegeben?
Nicht meine Eltern, aber zwei Menschen, die mir sehr nah stehen aus Maui, wo ich eine Zeit lang gewohnt habe, haben mir nicht nur einen, sondern 5 Leitsätze mit auf den Weg gegeben:
1: Stick to your Boundaries!
2: Be impeccable with your word!
3: Don’t make assumptions!
4: Don’t take anything personally!
5: Always do your best!
Angelehnt sind diese an das Buch „Die Vier Versprechen“ von Don Miguel Ruiz, in dem alles nochmal viel tiefgründiger erklärt ist.
Welches Buch möchtest du uns ans Herz legen – und warum?
Ich lese gerne Non-Fiction und würde sagen, von Rolf Dobelli „Die Kunst des klaren Denkens“. Ich lese sehr gemischt: Biographien, Reportagen, Magazine, aber ich liebe auch Filme. Mein Lieblingsregisseure sind Wes Anderson, Sofia Coppola und Francois Ozon. *Anmerkung der Redaktion: EDITIERT.
Dein liebste Playlist, während wir demnächst deine Zeilen lesen:
Ich habe meine Lieblingssongs zu meiner Playlist „The other girls’s Radio“ auf Spotify zusammengetragen:
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Warum bist du Feministin?
Jetzt haue ich mir vielleicht ein fettes Beil ins Bein, aber um ehrlich zu sein, ist das Feminismus-Thema noch nicht so in meinem Herzen angekommen. Trotzdem habe ich Sheryl Sandbergs „Lean in“ gelesen, um die Werkzeuge in die Hand zu bekommen, die es braucht, damit man in einer von überwiegend Männern geleiteten Welt, nicht benachteiligt ist.
Was bedeutet für dich Empowerment?
Zu sich selbst zu stehen, auf seinen Instinkt zu hören und Mitgefühl zu zeigen. Außerdem finde ich es wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen und unsere Gedanken ausdrücken, schließlich sind wir alle zweibeinige Wesen, die auf einer Kugel mit einer Geschwindigkeit von 107,208 km/h um einen Feuerball kreisen.
Was bedeutet für dich Luxus?
Luxus bedeutet für mich Zeit zu Kreieren, in eine Kunstausstellung zu gehen, spazieren zu gehen, gesund zu sein und vor allem im Moment zu leben. Du kannst tun, was du willst aber wenn du nicht im Moment bist kannst du nix 100%ig genießen.
Dein liebstes Kleidungsstück und die Geschichte dazu?
Das ist bei mir abhängig von der Tagesform. Ich habe aber zum Beispiel einen Jackenfimmel! Ich liebe Jacken über alles, also ist mein Lieblingsstück wahrscheinlich oft eine Jacke. Aber ich träume auch hin und wieder von Stücken, die ich noch gar nicht habe. Von dieser Tasche da oben etwa!
Deine liebste Serie?
„Sex and the City“- kein Geheimtipp und definitiv nicht „ach, so Indie“, aber ich liebe die Charaktere, die in einer Geschwindigkeit und Non-Chalance ihr Gedanken raushauen wie ein Apfelbaum im Herbst seine Äpfel abwirft. Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha sind so unterschiedlich in ihren Ansichten, Moralvorstellungen und Kleidungsstilen, aber gerade durch die Konflikte und Diskussionen, die dadurch entstehen, wird die Serie interessant. Egal ob mit meiner besten Freundin und einer extra Portion Erdnussbutterschokolade, mit meiner Gastfamilie in Neuseeland oder einfach nur montags.
Wenn ich „groß“ bin, dann…
…möchte ich so viel wie möglich kreieren und in die Tat umsetzen wie nur möglich. Ich habe fotografiert, Vorhänge designt, Statuen gebaut, Bilder gemalt, Collagen gemacht, Accessoires und Kleidungsstücke entworfen, Texte geschrieben, geschauspielert (im Traum in einem Wes Anderson Film) u.v.m. Ich lebe für meine Kreativität und mein Lebensziel ist es, genau diese auszudrücken und mit meinen Mitmenschen all die Gedanken dazu zu teilen.
Was hat dich in den vergangenen Wochen wütend gemacht?
Die Trägheit und negative Energie von vielen Deutschen. Ich bin nicht ultra spirituell, aber es fällt auf, dass die Menschen im Durchschnitt hier schlechter gelaunt und schälfriger sind. Natürlich hat dies vielleicht auch geschichtliche Gründe, aber ein bisschen mehr Temperament, Lebensfreude und Positivität könnte nicht schaden.
Und was hoffnungsvoll oder glücklich?
Das ist ganz unterschiedlich, aber oft sind es sehr kleine Situationen oder Beobachtungen: Wenn ich einen Flixbusfahrer sehe, der aus dem Bus steigt um einem kleinen Mädchen eine Tüte Gummibärchen zu schenken, einen Schwarm Vögel beobachte, mit Freunden lache oder mir die Zeit nehme, in Ruhe einen Artikel zu lesen und Fotografieren zu gehen.
Wie sieht es bei dir Zuhause aus?
Ich bin gerade erst nach Berlin gezogen, weshalb mein WG Zimmer nicht spektakulär eingerichtet ist. In meiner alten Wohnung war es ein Mix aus Vintage und graphischen Elementen, genauso wie Danish Design. Ich liebe ausgefallenes und gleichzeitig schlichtes Design. Wenn ich einen Hauswunsch frei hätte, würde ich gerne in der Therme Vals von Peter Zumthor leben, obwohl – vielleicht doch nicht, sonst werde ich mit 18 Jahren am Ende schon irgendwann so schrumpelig aussehen, als sei ich schon 98 Jahre alt.
Was müssen wir alle uns hinter die Ohren schreiben?
Nicht so schnell beurteilen und verurteilen! Jeder von uns muss daran denken, dass wir alle unterschiedlich sind, indem was wir brauchen, lieben, anstreben und genauso unterschiedlich können unsere Wege sein, zuvor Genanntes, zu erreichen. Wir müssen nicht alles verstehen, aber das Meiste respektieren.
Worauf kannst du nicht verzichten?
Gespräche, Zeit zum Besinnen, Schlaf, Bewegung, Neues zu lernen und kennenzulernen, Mode und Kunst.
Auf welche Art und Weise entdeckst du am liebsten die Welt?
Indem ich mir ein grobes Ziel online raussuche, wo ich hinmöchte (Café, Museum, Geschäft…), um dann nach 2 Minuten verloren zu gehen. Bei naturreichen Orten oder fernen Ländern ziehe ich am liebsten für einen begrenzten, längeren Zeitraum um (2 Monate, 6 Monate, 1 Jahr). So lernt man den Ort wirklich kennen und merkt, dass die Menschen, egal wo auf der Welt, mit ähnlichen Problemen kämpfen, egal wie paradiesisch es von außen aussieht.
Was fehlt unserer Gesellschaft?
Eigenständiges, kritisches Denken und Vertrauen auf die Intuition! Viele Menschen können nicht eigenständig hinterfragen, sondern eignen sich immer die Meinung eines Anderen an. Fragt EUCH, ob es sich für EUCH richtig anfühlt, egal was die Nachbarin, der Ehepartner, die Chefin oder der Goldfisch sagen. Wir sollten das Interview aber mit etwas Positivem abschließen, deshalb sage ich: