Reißaus nehmen und die Welt kennen lernen, neue Kulturen aufsaugen und aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen: Unsere neue Travel-Serie „Von morgens bis Mitternacht“ soll mit euch aus dem Alltag ausbrechen, euer Fernweh ankurbeln und euch in 24 Stunden das Schönste und Sehenswerteste einer Stadt mit auf den Weg geben. Und weil wir meist sowieso viel zu wenig Zeit haben, uns im Vorfeld genau zu überlegen, was wir an den jeweiligen Orten genau sehen müssten, haben wir Menschen gefragt, die uns dabei helfen, von längst platt getrampelten Pfaden abzukommen. Locals, die uns mit an ihren Sehnsuchtsort nehmen, in ihre Stadt, die voller Wunder steckt. Nach Tel Aviv, Mailand, Paris, London, Amsterdam, Tokio, Reykjavík, Berlin und Wien besuchen wir heute doch mal eine Stadt, in die wir immer und immer wieder reisen könnten: Kopenhagen!
Und wer könnte sich dort besser auskennen, als jemand, der dort bereits seit fünf Jahren lebt, hmm? Katrin Fieseler ist zum Studieren in Dänemarks Hauptstadt gezogen und blieb einfach dort, wo andere von uns Urlaub machen – in der lebenswertesten Stadt der Welt: Kopenhagen. Dort arbeitet sie als PR Managerin für ein Interior-Brand und lässt sich seither die nordische Brise um die Ohren wehen. Eines können wir euch versprechen: Eigentlich bräuchtet ihr für all ihre Tipps und Restaurant- und Café-Empfehlungen gewiss mindestens ein ganzes Wochenende, so viele Destinationen hat die gebürtige Hannoveranerin nämlich für euch zusammengestellt. Aber seht selbst: Von morgens bis Mitternacht – Kopenhagen!
Katrin ❤️
Mit rund 1.295.686 Millionen Menschen ist Kopenhagen gar nicht mal so klein, wie es vor Ort wirkt. Die Hauptstadt Dänemarks versteht es also offensichtlich hervorragend, dass alles muckelig und gemütlich wirkt, und trotzdem ihren Großstadtcharakter behält. Mit durchschnittlich 7,3 Sonnenstunden pro Tag und gerade mal 8 Regentagen, scheint sich im Durchschnitt übrigens der Juni als bester Reisemonat herauszukristallisieren.
Solltet ihr übrigens am Flughafen in Kopenhagen stranden, dann stellt ihr gleich auf dem Weg in die Innenstadt fest, mit welch moderner Metropole ihr es zu tun habt: Die Bahnen fahren nämlich voll elektrisch und ganz ohne Bahnfahrer*in. Angekommen im Stadtzentrum werdet ihr vielleicht vom Wind weggepustet, eine zweite Sache fällt allerdings unumgänglich sofort auf: So sauber ist es nirgendwo! Wirklich wahr. Und alle, wirklich ausnahmslos alle, fahren Fahrrad und sehen gut aus. So, nun aber genug vorweg genommen: Lasst euch von Katrin die Stadt zeigen und dann nichts wie hin, in eine der schönsten Städte Europas!
Welche Lieder begleiten dich durch die Stadt?
Meine Alltime-Lieblingsplaylist ist von meiner Freundin Verena und heißt Calmness. Die begleitet mich schon ganz lange – und dadurch steht quasi dick ‚Copenlove‘ drauf.
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Diese Stadt ist für…
Architektur- und Designliebhaber, Fahrrad-Fahrer, Wasserratten, Gaumenfreuden-Suchende und generell Freunde des guten Geschmacks.
Dein Herz hängt an Kopenhagen, weil…
Ich kenne kaum eine andere Stadt, die es einem so leicht macht, sich auf der Stelle schockzuverlieben. Kopenhagen strahlt eine unglaubliche Gelassenheit und Freundlichkeit aus, die sofort spürbar ist. Es ist eine Hauptstadt, aber ohne die übliche Hektik, mit einem ganz eigenen Rhythmus. Groß genug, um nie langweilig zu sein. Dorf genug, um überall Freunde auf der Straße zu treffen. Oh, und Wasser ganz nah dran und überall drum herum ist natürlich tierisch gut.
Be prepared:
Was sollte im Vorfeld auf jeden Fall in den Koffer wandern?
Man sollte tatsächlich wettertechnisch auf alles vorbereitet sein! Deshalb unbedingt eine idealerweise wasserabweisende, zumindest aber warme Jacke einpacken (auch in der helleren Jahreszeit weht gerne mal ein laues Lüftchen bis steife Brise. Seid beruhigt: Es gibt ihn wirklich, den Sommer!). Ansonsten einfach nur eine große Portion Vorfreude.
Ich packe meinen Koffer: Was kommt aktuell bei dir rein?
- Mittlerweile fast schon Oldies, aber nach wie vor unschlagbar: Acne Jensen Boots.
- Ein gemütlicher und farbiger (!) Pulli, aktuell dieser hier von Maje
- Roter Lippenstift von (nicht lachen) Alverde; ein Glücksfund!
- Mein Lieblingsparfüm St. Pauls
- Weite Hose von COS.
Welches Buch liest sich hier besonders gut?
Es kommt zwar nicht aus Dänemark, aber ich liebe alles von Patti Smith. Sie schreibt so unheimlich toll; berührend, ein bisschen melancholisch, inspirierend und vor allem echt. Ihr kreativer Geist passt irgendwie toll hierher. Ich nehme ihre Werke selbst gerne mit auf Reisen.
Das Korallenmeer.
Traumsammlerin.
M Train.
Just Kids.
Die Dänen sind ansonsten ziemlich gut darin, Koch- und Backbücher zu machen, das gehört fast schon zum guten Ton.
24 Stunden Kopenhagen fernab von getrampelten Wegen: Vom Frühstück bis zur schönsten Bar bis hin zum schnuckeligsten Hotel: Wo schickst du uns hin?
Also, ich sag’s euch gleich: Nur 24 Stunden als Rahmen, das war eine echte Herausforderung. Man kann doch so viel sehen und machen und erleben in Kopenhagen! Ich selbst bin nach mehr als fünf Jahren ja noch nicht einmal am Ende der Fahnenstange angelangt. Aber gut, Augen zu und durch: Ich habe mir größte Mühe gegeben, das Pensum halbwegs realisierbar zu halten. Was man hier nämlich nicht tun sollte, ist, Stress aufkommen zu lassen. Dann lieber nochmal wieder kommen. Ganz wichtige Grundregel: Als erstes ein Fahrrad besorgen. Zum einen ist es schlichtweg das schnellste Verkehrsmittel, um von A nach B zu kommen. Zum anderen hat man die Stadt erst aus der Drahteselperspektive so richtig kennengelernt. Meine Zeitrechnung ist dementsprechend auf Fahrradeinheiten ausgerichtet.
Kopenhagen ist eine gute AirBnb-Stadt. Da schlägt man dann auch gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche, denn, ihr ahnt es: Einrichten kann und mag man hier, könnte fast als Volkssport sein. Das ist dann quasi Pinterest, nur live und in Farbe. Man kann sogar Hausboote mieten! Vesterbro, Nørrebro, Frederiksberg und Christianshavn sind gleichermaßen toll. Wenn es ein Hotel sein soll und es clean mag, dem sei das STAY empfohlen.
Da winke ich dann rüber, ich wohne nämlich auf der anderen Wasserseite. Superzentral und sehr ästhetisch ist auch das SP34 – das Etwas-Tiefer-in-die-Tasche-Greifen lohnt sich.
Wir starten unseren Tag in Nørrebro, genauer gesagt im Café Mirabelle. Immer wenn ich in der Ecke bin, geht mir das Herz auf, eine meiner liebsten früheren Wohnungen liegt nämlich nur eine Straßenecke weiter.
Das Mirabelle ist verhältnismäßig neu, wie auch die Nachbarn BRUS (merken für später: Craft Beer vom Feinsten, super Interior) und Bæst (phänomenale und außergewöhnliche Pizza, unbedingt einen Tisch reservieren). Zurück zum Mirabelle: Nicht nur der Boden ist sehr hübsch, auch die Backwaren und der Kaffee sind super. Der perfekte Start in den Tag.
Anschließend geht es die Guldbergsgade entlang Richtung Skt Hans Torv und dann rechts herum in die Elmegade, eine kleiner aber feine Straße mit allerlei Geschäften zum erkunden (unter anderem das Acne Archive).
Am Ende der Straße liegt PRAG, ein toller Second Hand Laden. Ich empfehle unbedingt auch einen Abstecher zum Assistens Kirkegaard, wo man unter anderem das Grab vom legendären Märchenerzähler H.C. Andersen bestaunen kann. Einer der schönsten Friedhöfe, die ich kenne, der zudem munter als Park genutzt wird.
Zwischenkaffee nötig? Das Bevar’s in der Ravnsborggade verschafft Abhilfe. Weinliebhaber schauen bei meinem Kumpel Solfinn im ‚Rødder & Vin‘ auf der gleichen Straße vorbei, der alles über Naturwein weiß und diesen dort auch verkauft.
Erneut auf den Merkzettel schreiben: Die Ravnsborggade ist auch für abends top! Das Restaurant 20A (Ravnsborggade 20A) ist eins meiner liebsten, die Bar Kind of Blue super für Drinks danach.
Lunchtime! Von Nørrebro aus kann man gemütlich aus über die Dronning Louises Bro spazieren oder eben biken und ist in Null Komma Nix an den sogenannten Torvehallen, die als recht schicke Markthallen alles von Käsetheke bis Tapas-Bar und Blumengeschäft beherbergen.
Hier findet jeder etwas, das ihm schmeckt und wenn es warm und sonnig ist, kann man sehr fein draußen sitzen. Das ein oder andere kulinarische Schmankerl kann vielleicht sogar in den Koffer und mit nach Hause wandern!
Wer das Nyhavn Panorama nicht missen möchte (ihr wisst schon, die kleinen bunten Häuschen von den Postkarten), der macht anschließend einen Abstecher in die Innenstadt und zum Kongens Nytorv. Ist kein Muss, aber natürlich durchaus hübsch anzusehen. Wenn das Wetter mitspielt und ihr genügend Zeit habt (vielleicht seid ihr ja doch länger als 24 Stunden vor Ort!?), auf jeden Fall eine Bootsrundfahrt machen! Es gibt kaum eine schönere Perspektive, um die imposante Oper und das Schauspielhaus zu betrachten sowie der Kleinen Meerjungfrau zuzuwinken, als vom Wasser aus. Kleiner Tipp: Nicht den ersten Anbieter nehmen, sondern rechter Hand am Wasser entlanglaufen – kostet die Hälfte!
Für die oben genannten Designliebhaber sollte zudem unbedingt ein kleiner Besuch im Kaufhaus Illum’s Bolighus auf der Agenda stehen – ein Träumchen!
Wir biken nach Vesterbro (die schönste Route führt, Überraschung, am Wasser entlang), das nun seit mittlerweile drei Jahren meine ‚Hood‘ ist. Ihr könnt entspannt die Istedgade entlanglaufen, eine der Hauptstraßen. Wenn euch ein paar merkwürdige Gestalten auffallen, seid ihr am rotlichtgefärbten Ende gelandet (nicht schlimm und schon gar nicht gefährlich); je weiter man sich vom Bahnhof wegbewegt, desto familienfreundlicher wird es. Shops/Orte, die ich mag: DANSK made for rooms (Design), Kyoto (Fashion) (beide Istedgade), Sort Kaffe & Vinyl (Platten + Kaffee), im Sommer Siciliansk Is (Eiscreme, bestes Pistachio).
Zwischenkaffee oder Heißgetränk gefällig?
Dann habt ihr dreierlei zur Auswahl: Das Bang & Jensen (Istedgade 130, 1650 Kopenhagen V) in einer alten Apotheke (auch super Essen, top Preisleistungsverhältnis), Kaffeplantagen oder Enghave Kaffe, alles je zwei Minuten Fußweg voneinander entfernt.
Wenn die Schlendertour danach gern noch weitergehen darf, lohnt sich eine kleine Runde hinüber zur Nachbarstraße Sønder Boulevard.
Hier findet ihr weitere kleine Geschäfte, z.B. den Kihoskh, der irgendwie ein Kiosk ist, irgendwie aber auch nicht. Denn in dem kleinen Lädchen gibt es von frischem Obst und Gemüse über Backwaren von der nahegelegenen Bäckerei Brød und diversen Spezialitäten bis hin zu Design Magazinen die verschiedensten Dinge. Nebenan vom Kihoskh macht Itzi Pitzi extrem gute Pizza.
In Dänemark läutet man den Abend gern schon frühzeitig mit einem alkoholischen Kaltgetränk ein. Entweder lässig ein Bierchen im Freien oder im Café Dyrhaven (wo es am nächsten Morgen auch extrem gutes Katerfrühstück gäbe) zu sich nehmen, oder zu meiner liebsten italienischen Bar Bevi Bevi, wo es großartige Drinks und wunderbaren Wein gibt und als wäre das nicht schon genug, auch noch hervorragendes italienisches Essen.
Burrata = zum Reinlegen.
Für den großen Hunger: Ab ins Meatpacking District, wo ihr eine große Auswahl an Gaumenschmäusen findet. Es kommt ganz darauf an, wonach euch ist: Mother’s hat Pizza, Hija de Sanchez Tacos, Warpigs Craftbeer und richtig gute, amerikanisch angehauchte Fleischgerichte, Magasasa ist der chinesische Himmel auf irdischem Teller, um nur einige zu nennen.
Die meiner Meinung nach besten Burger der Stadt gibt es bei Tommi’s Burger Joint oder Juicy Burger. Letzterer wurde erstmals zu fortgeschrittener Stunde auf dem Roskilde Festival entdeckt und später auch bei Tageslicht für einwandfrei schmackhaft befunden. Die altbekannte Qual der Wahl!
Je nach Laune gibt’s entweder noch ein Bierchen im Warpigs, oder auch ein Weinchen im Paté Paté. In der Fiskebar oder Mesteren & Lærling bekommt man auch Drinks; in letzterem kann man dann auch direkt länger bleiben und herrlich das Tanzbein schwingen; es werden ganz old-school nur Schallplatten aufgelegt.
Wem es irgendwann zu Retro wird oder einfach noch etwas anderes ausprobieren will, geht um die Ecke ins Jolene, später in der Nacht dann ins Bakken oder KB18 (das die Kopenhagener gerne mit Berliner Clubs vergleichen).
Und faaaaalls ihr tatsächlich doch noch einen zweiten Tag übrig habt, müsst ihr ganz hoch und heilig versprechen, ins Louisiana Museum of Modern Art zu fahren – nicht nur die Ausstellungen sind fast ausnahmslos wahnsinnig gut kuratiert, auch das Museum selbst ist mit seinem riesigen Skulpturgarten und atemberaubender Aussichtsplattform mit potenzieller Sicht bis nach Schweden einer der schönsten Orte Dänemarks (manche würden sagen: der Welt!).
Und wer Christiania besuchen möchte, dem empfehle ich den Besuch im Sommer, denn im Winter ist es tatsächlich ein bisschen uncharmant. Ab dem Frühling ist es dagegen wie ausgewechselt und es gibt Konzerte und andere Events, die ihr nicht verpassen solltet.
Talking about Klischees //
Was stimmt und was ist absoluter Humbug!
Wahr: Der Winter ist wirklich dunkel und lang; glücklicherweise stimmt es auch, dass die Dänen die Könige der Gemütlichkeit sind. Die meisten finden den plötzlichen Wirbel um ihre hygge übrigens recht befremdlich! Kann man ja nicht so einfach mit einem Wort exportieren, so ein tief verwurzeltes Lebensgefühl, finden sie.
Humbug: Viele denken, hier wird es nie warm. Es stimmt, ich habe schon recht enttäuschende Sommer erlebt (zum Beispiel den Letzten), aber wenn er kommt, dann auch mal mit 25-30 Grad. Dann heißt es nur ab ins Wasser und Copencabana pur!
Die schönste (Jahres-)Zeit, um Kopenhagen zu besuchen?
Da empfehle ich dann doch ganz stark die Sommermonate, am besten ab Mai. Man sieht einfach mehr, wenn es hell ist… nech? Trotzdem ist auch die Weihnachtszeit nicht zu verachten. Da sind die Tage zwar kurz, aber es wird gehyggt, was das Zeug hält (julehygge ftw!) und die Stadt ist ein einziges Lichtermeer.
Dein liebster Urlaubsschnappschuss aus Kopenhagen?
Das war vielleicht ein schöner Abend. Dieses Foto fängt die Stimmung eines Kopenhagener Sommerabends perfekt ein. Was man darauf nicht sieht: Die Sauna zur Rechten, das Weinglas in der Hand, und die Erfrischung des Sprungs ins kühle Nass
5 Instagram-Accounts aus der Stadt, die den Geist und das Leben hier perfekt einfangen.
Wenn ich mir meinen Instagram-Feed so anschaue, überwiegen Food und Design-Accounts. Passt zum Spirit der Stadt wie die Faust aufs Auge.
Ein Mitbringsel für die Liebsten, das man aus Kopenhagen besonders gut mitbringen kann.
Ich bin ja großer Fan von landestypischen Mitbringseln, die man essen kann. Deshalb definitiv Lakritz von Johan Bülow (schön anzusehen UND lecker), oder für alle unterhalb des Lakritz-Äquators, alle Mandel-Variationen der Kopenhagener Firma Summerbird. Für die Damen etwas von Meraki. Und Design-Schnick-Schnack ist natürlich auch immer ein Gewinner!
Für welche Stadt soll unser Guide als nächstes beantwortet werden?
Seoul.