Wir schreiben den 15. Januar 2018 und heute geht sie offiziell los, unsere 15. Fashion Week, die wir für euch besuchen dürfen. Doch irgendwie ist in diesem Jahr alles noch einmal anders. Hat sich etwa eine Art Modemüdigkeit eingeschlichen, eine Ach-egal-Haltung nach all den Jahren? Während es im Vorfeld doch eigentlich immer so sehr kribbelte, Planungen schon Wochen vorher auf Hochtouren liefen, überraschte uns die heute startende Fashion Week so grandios, dass hier noch gar nichts juckt. Wir ließen nicht bloß sämtliche Fitting-Termine unbeantwortet, wir haben uns auch in dieser Saison vor allem ausschließlich auf den Berliner Salon konzentriert – und auf zwei, drei Schauen von Odeeh bis William Fan, die das Herz wirklich glücklich machen. Aber warum ist das so?
Wenn ich an unsere Anfangszeit denke, dann gab es kaum ein größeres Highlight, als all die Berliner Schauen zu besuchen und so schnell wie möglich herauszuarbeiten, was die deutschen Designer*innen sich für die kommenden Jahre feines überlegt hatten. Wir schrieben bis zu 12 (!) Artikel am Tag, um jeder Präsentation ihre verdiente Aufmerksamkeit zu schenken. Knipsten alle Bilder selbst, bearbeiteten sie und bauten aufwendige Collagen. Eine Woche Fashion Week bedeutete: Sich komplett der Berliner Mode zu verschreiben und zu hetzen, nichts mehr zu sehen und nur noch abzuliefern. Also entschieden wir uns irgendwann, einen Schritt zurück zu treten. Weil wir so sehr aus der Puste kamen, dass wir selbst am wenigsten von den Schauen mitnehmen konnten.
Außerdem merkten wir recht schnell, dass euch Fashion-Week-ferne Artikel durchaus besser gefallen, als unsere Berichterstattung mit Runway-Schwerpunkt. Sprich: Die Berliner Modewoche schien euch einfach nicht zu interessieren.
Das klingt ziemlich traurig, entspricht aber leider der Realität: Ob es daran lag, dass es uns nicht gelungen ist, die richtigen und vor allem spannenden Formate zu finden oder einfach daran, dass Berlin bislang irgendwie nie seine richtige Identität als Modestadt gefunden hat, wissen wir nicht. Wir wissen bloß, dass wir in diesem Jahr wohl ein kleines bisschen pausieren (müssen!), um spätestens im kommenden Juni zur nächsten Fashion Week der Spring/Summer Collection 2019 wieder mehr als Vollgas zu geben! Denn das, was wir am allermeisten wollen, ist auch am allerwichtigsten: Das deutsche Design mit all unseren Möglichkeiten zu unterstützen. Das verstehen wir nicht nur als selbstverständlich, sondern eben auch als unsere Aufgabe.
Zwar werden wir auch in dieser Woche alles geben, um die Unterstützungskeule zu schwingen, aber einfach sehr viel spitzer als in den Jahren zuvor. Unsere Aufmerksamkeit gebührt in erster Linie dem Berliner Salon, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Beste der Branche zu vereinen und an einen Ort zu bringen.
Unser Anspruch für die kommende Berliner Modewoche ist allerdings ein Anderer: Wir wollen selbst nicht nur etwas wunderbar Kuratiertes sehen, wir wollen die Fashion Week in unserem besten Gewissen mitgestalten und über den Tellerrand schauen. Wer fehlt auf der Fashion Week, sollte aber nicht länger unerhört bleiben? Wer braucht dringend mehr Aufmerksamkeit und formt ganz Großartiges? Vielleicht schaffen wir es ja zum nächsten Termin, dass unsere Herzen wieder voll aufflammen, dass wir euch bereichern können und wir gemeinsam ein lautes „Wow“ hervorbringen. Das jedenfalls wünschen wir uns von Herzen. Und vielleicht brauchen wir dafür auch eure Hilfe, eure klugen Köpfe und 360°-Augen. Wir werden das Thema angehen: Versprochen!
So, nun aber genug gerechtfertigt und gesponnen. Unser erster Termin ist heute Abend um 19 Uhr: Dawid Tomaszeswski wartet. Und vielleicht schafft es der Herr ja doch noch gleich an diesem Montag, unser Berliner Modeherz zu entflammen. Ich würde mir jedenfalls nichts dringlicheres wünschen!