Was bedeutet es, wenn jemand gut mit Geld umgehen kann? Heißt das, dass er kreativ so viel wie möglich aus seinem Einkommen herausholt? Bedeutet das, dass er ständig nur Vernunft beim Geldausgeben walten lässt? Oder kann man auch ein Finanzfuchs sein und trotzdem ein Dauerdasein im Dispo fristen? Nun, es ist kompliziert. Oder vielleicht doch nicht? Wer sein Geld im Griff hat, ist in erster Linie vielleicht vor allem eins: Ehrlich zu sich selbst?
Es gibt zwei Dinge, die ich an Finanzen liebe: Sie sind planbar und sie lügen nicht. Ob man nun seinen Kontostand anstarrt, anschreit oder völlig ignoriert, er wird sich kein einziges Stückchen in die eine oder in die andere Richtung bewegen. Es ist dasselbe Phänomen, das mich auch an Mathe fasziniert: Entweder du hast 50 Euro oder du hast sie eben nicht. Gleichzeitig bedeutet das dann aber eben auch, dass die einzige erfolgsversprechende Herangehensweise an Budgetplanung Ehrlichkeit ist – und zwar in ihrer reinsten Form.
Und die, da musste ich irgendwann von meinem leicht erhöhten Ross heruntersteigen, ist auch sehr wohl bei mir angesagt: Dachte ich doch immer, dass ich gut mit Geld umgehen könnte, weil ich Zahlen, Rechnen, Planung und Excel-Tabellen liebe, musste ich irgendwann einmal realisieren, dass ich vor allem einfach nur ständig in der Zukunft gelebt und mir aus Sicherheitsgründen selten etwas gegönnt habe. Und sich selbst immer hinten dran zu stellen ist eben auch keine Definition von „gut“, egal in welcher Hinsicht.
Ich musste anerkennen, dass Menschen, die gerne monatelang ihren Kontostand ignorieren und feucht fröhliche Konsumpartys im Dispo feiern, sehr wohl einen Punkt vertreten, den ich mir durchaus auch mal aufsagen könnte: Und sei es nur der, dass gespartes Geld einem auch nichts bringt, wenn man es nie ausgibt. Ich musste anerkennen, dass Geld zum Fenster rausschmeißen im gleichen Maße vielleicht falsch ist, wie meine selbstauferlegte Geißelung des perfektionistischen Sparens. Und ich musste anerkennen: Wenn andere lernen damit anzufangen ihr Geld zusammenzuhalten, muss ich vielleicht damit starten, es ein bisschen mehr auszugeben oder zumindest entspannter damit umzugehen, statt verbissen und ziemlich unentspannt. Denn statt sich über das kleine Sümmchen der Ersparnisse zu freuen, wurde unlocker weiter gehortet – nie war es mal genug.
Wo wir jetzt genau die goldene Mitte finden? Ich weiß es nicht. Aber ich werde damit beginnen, dass ich jeden Monat eine bestimmte Summe in mein Wohlbefinden investieren muss – sei es nun in Form der x-ten heißen Schokolade, neuer Sportschuhe, einem Saunabesuch oder einem neuen Pullover. Ein Fuck-off Konto muss her! Zum Leben, zum Gönnen, zum Verbrauchen oder auch nicht. Zum Spenden, Verschenken, zum Drauf-liegen-bleiben. Ein Konto eben, das mir erlaubt, bei all dem Spardrang und der Zukunftsangst auch einfach mal ganz kopflos zu sein.