Ich möchte heute alle beruhigen, die derzeit der Ansicht sind, das Leben sei eine Pissnelke. Das Leben ist eine Pissnelke. Aber ihr seid nicht daran Schuld. Sondern der Winter. Und vielleicht auch ausnahmsweise mal die Anderen. Möglich wäre es ja. Außerdem wahrscheinlich ist zu dieser Jahreszeit das Zutreffen der Schatten-Theorie, die besagt, dass die meisten Anfälle von unerklärbarem Wahnsinn weniger auf faktische Scheiße am Schuh zurückzuführen sind, als vielmehr auf eingebildete Persönlichkeitskrisen und wetterbedingte Frustrationslöcher. Herunter gebrochen bedeutet das: Wo kein Licht ist, da kann auch niemandem die Sonne aus dem Arsch scheinen.
Wir sollten dieser Tage also nicht nur weniger streng zu uns selbst, sondern auch zu anderen sein. Den Anfang habe ich heute morgen schon gemacht, denn: Ihr seid nicht allein. Mein Pipi-Pflänzchen wuchs sehr plötzlich und mit viel Eifer und nun steht das Monster da, mit seinem breiten Maul, gekommen, um all meinen Optimismus herunter zu würgen und mich mit seinem gigantischen Schatten zu plagen. Nimm dir doch die metaphorische Heckenschere, denkt ihr jetzt. Nur habe ich momentan absolut überhaupt keinen Zugriff auf ein solches Werkzeug. Zu schwer. Mir fehlt die Energie! Weshalb ich schon ganz zornig werde; wer will, dass sich was ändert, muss schließlich den Arsch hochkriegen – wird gern behauptet. Ich sage: Papperlapapp.
Dieses ganze Gerede über „Du bist deines eigenen Glückes Schmied“ setzt uns im Angesicht solcher Tiefpunktphasen im schlimmstem, aber realistischsten Fall ja noch viel mehr unter Druck. Als würde man sich wegen solcher Floskeln plötzlich hochmotiviert aus seiner Wasserschluck-Haltung aufbäumen um den Tageslichtprojektor samt fertiger 5-Punkte-Plan-Präsentation anzuschmeißen und bald darauf zielstrebig gen High Life zu starten. Genau. Sowas macht doch wirklich niemand, der gerade dabei ist, eine Pissnelke zu gießen.
Entgegen aller Selbstfindungsmotivations-Gurus plädiere ich in den Monaten Januar und Februar deshalb für ein temporäres Reinfallenlassen in die Gesamtscheiße. Weil wir sonst noch viel mehr dieser kostbaren Energie verschwenden, die wir schon bald sehr gut gebrauchen könnten, zum Beispiel für das Tragen von Hängematten oder Picknick-Körben, die vollgestopft sind mit Früchten und süßen Verführungen, mit Hoffnung und Spaß! Dann, wenn die Sonne wieder loco ist. Wenn das Licht mit Zweifeln und Sinnkrisen macht, was es auch mit allen anderen Arschgeigen der Unterwelt tut: Sie vernichten. Auf dass sie ausnahmslos zu Staub zerfallen mögen. So wie jedes Jahr, wenn der Frühling kommt. Ihr erinnert euch? Ist doch auch schön. Einfach mal abwarten zu dürfen und dabei zusehen, wie sich die meisten Probleme plötzlich ganz von selbst lösen.
In diesem Sinne: