Mir tut das jedes Mal im Herzen weh, wenn die Leute davon faseln, Print sei tot, wenn Nicht-Reisende ganz unromantisch-unberührt auf eReader starren oder Menschen meinen Alters Dinge sagen wie: Ich lese nicht. Zwar weiß ich nicht, wie das gehen soll, dieses Nicht-Lesen, weil man doch eigentlich so viel wissen will, aber ich ahne: Die Krise ist real. Hoffnung besteht aber trotzdem. Manchmal braucht es ja nur einen kleinen Reminder, einen Schubs in die richtige Print-Richtung sozusagen und dann läuft es plötzlich wieder, wie von selbst. Weil Gutem kaum jemand widerstehen kann. Deshalb mache ich heute den Anfang, inklusive einem kleinen Griff in Richtung meiner eigenen Nase. Denn Magazine nehme auch ich viel zu selten mit in die Badewanne. Oder den Feierabend. Hier kommen also meine liebsten und ganz vielleicht habt ihr ja noch weitere, überragende Tipps in petto, sodass wir am Ende alle hochmotiviert den nächsten Bahnhof, bzw. Zeitschriftenhandeln ansteuern!
Die Epilog
Die Epilog ist ein überaus wortgewandtes, eloquentes und absichtsvolles literarisches Wunderwerk mitten aus Berlin, das die herrschende Gegenwartskultur seitenweise und je monothematisch in sprachlichen Fegefeuern und Feuerwerken auseinander pflückt, beleuchtet und hinterfragt. Diesmal schwebt die „Irrelevanz“ als übergeordneter Casus Knacksus über jedem einzelnen Text:
„Alles nichts. Nichts gilt, alles egal. Gestern noch im Anthropozän, heute, ja wo eigentlich? Jedenfalls: Bei all der Zerstörerei sind wir doch immer noch hier. Vielleicht mehr als je zuvor. Wir bekommen das nicht so recht hin, uns irrelevant zu machen, und vielleicht ist gerade der ständige Versuch das Spannende, das Heiße. Mit Die Epilog Nr. 7 proklamieren wir jetzt das Zeitalter der Neuen Belanglosigkeit und wählen als Einflugschneise die Modi des Irrelevanten. Wir suchen nach dem Nichts. Widmen uns der totalen Gleichgültigkeit. Und stellen uns die letzte große Aufgabe: Verschwinden.“ Hier entlang geht es zum Onlineshop.
Libertine
Libertine ist ein Gesellschaftsmagazin aus Hamburg – für Frauen von Frauen. Eines, das von vorn bis hinten lesenswert und unterhaltsam und liebevoll und klug daherkommt, immer politisch korrekt, aber nie korinthenkackerisch anstrengend, wenn ihr versteht, was ich meine. Und ja, das finde ich durchaus bemerkenswert und schrecklich wichtig, denn der Tenor des erhobenen Zeigefingers schreckt zuweilen ja mehr ab, als dass er dort aufzuklären vermag, wo es am meisten vonnöten wäre. Bei Libertine fühle ich mich wohl und bereichert, motiviert und nach jedem Schmökern ein bisschen gewachsen, geistig. Schön, dass es euch gibt.
Themen der aktuellen Ausgabe: Feminismus goes Pop goes Digital | Moon Ribas – Die Erde als Choreographin | Liebe. Post Internet | Kinderwunsch – Erfülle ich mir selbst | Digitales Storytelling | Angela Washko – Gaming auf feministisch | BLÆNK MINDS | Laurie Penny | Instagram als feministisches Sprachrohr | Kleiderei | Sizilien – Geschichte einer Befreiung und vieles mehr. Hier entlang geht es zum Onlineshop.
The Gentlewoman
Ich weiß ja: Es gibt Magazine, die blättert man ein bisschen durch, liest hier mal eine Zeile, beäugt dort ein Bild und schwupps, ist alles wieder vergessen, bevor es überhaupt gelesen wurde. Bei The Gentlewoman kann einem das nicht passieren, wie ich finde. Zwar macht sich das englischsprachige Magazin zweifelsohne auch optisch allererste Sahne, wer aber nur drauf schaut statt rein, verpasst die vielleicht inspirierendsten, unerschrockensten Frauen aller Zeiten. Die, die wir längst auf dem Schirm haben, lernen wir intensiver kennen, viele andere hätten wir, das meint man jedenfalls nach dem Lesen, längst entdecken sollen – was für schöne Interviews! Hat man die einmal durch gewälzt, meint man Bäume ausreißen zu können. The Gentlewoman bleibt trotzdem stets ehrlich, hier wird nichts weichgezeichnet, niemand glorifiziert. Das Leben ist nunmal ein Auf und Ab. Als Mensch, als Frau. Kurzum: Das Mitlesen motiviert. Hier lang gehts zum Onlineshop!
Das Buch als Magazin
Ich glaube es war das Jahr 2013 als „Das Buch als Magazin“ zum allerersten Mal erschien. Fast hätte ich geweint vor Freude! Der absolute Gegenentwurf zur Klatschpresse, dachte ich und schöpfte Hoffnung. Denn das Prinzip zum Magazin ist bis heute genial: „Im ersten Teil der Hefte drucken wir einen Klassiker der Literaturgeschichte (…), im zweiten Teil schreiben wir Geschichten aus dem Alltag unserer Gegenwart (…). So verknüpfen wir Literatur und Journalismus, Vergangenheit und Gegenwart.“ Wenn man mich fragt, hätten Joahanna Swistowski und Peter Wagner es verdient, mit ebenjenem Exempel so richtig durch die Decke zu gehen. Ein paar Ausgaben lang ist es gut gegangen, was dann passierte, weiß ich nicht. Aber: Das Buch als Magazin lebt! Nur ein bisschen anders als zuvor. Deshalb tragt euch schnell für die nächste Ausgabe, die dem Klassiker „Aus dem Leben eines Taugenichts“ gewidmet ist, ein: Hier entlang geht es zur Vorbestellung. Es wird sich lohnen, ich verspreche es!
Das Wetter
Wann immer ich eine neue Ausgabe von Das Wetter – Magazin für Text und Musik in den Händen halte, möchte ich dabei, verzeiht, rauchen und saufen, so richtig (mit)fühlen, mich in geschriebenem Wort suhlen, wissen, was die vorgestellten Schriftsteller*innen um- und an- und in die Verzweiflung treibt, mit eigenen Ohren hören, welche Klänge da durch die aufgeschriebenen Zeilen junger Schreiber*innen schon ohne einen einzigen Ton lebendig werden, durch ewige Gespräche und ausgedehnte Interviews zum Beispiel, die weit entfernt von vornehmem Geplänkel sind. Plaudereien gibt es trotzdem. Aber die kommen mir, je nach Lebenslage, hin und wieder auch ganz gelegen, damit sich das Hirn nicht allzu sehr verknotet. Hier entlang geht es zur aktuellen Ausgabe.
Girls Like Us
So ein wunderbares, wieder englischsprachiges, queeres Magazin, dessen Beschreibung diesmal so schön ist, dass ich an dieser Stelle lieber ganz still bleibe und stattdessen zitiere. Thema: Zukunft.
„We want a future outside of straight time. A future in which all our friends and lovers and their lovers are coming over for dinner around a table we built together. We want a future that is fair, fun, furry, fabulous, fierce, free and not fucked up. We want futures.
We want a future in which state violence and violence in general are deeply retrograde. A future in which we have dismantled the harsh economic systems that govern our lives and loves. We want a future of cohabitation and self-governance. A future that sees and acknowledges emotional labour. We want a future that understands the reality of being broke, of being evicted, of being talked down to, of being ignored. We want a future that embraces weakness, where we come together, where we can lean on each other and stand strong. We want a future that is not afraid of difference, and that doesn’t forget to dance once in a while. We want a future of diverse temporalities. A feminist clock. A future that rethinks speed. We want a future that honours all of its pasts, presents and futures. We want a future for hugs and hands and sunshine and islands and collective intelligence. We want our future organized differently. And can you throw in time travel, too?“ Hier entlang geht es zum Onlineshop.
AvenueZum Schluss gibt es noch ein Magazin, das mir selbst empfohlen wurde, das hier ist also ein „blind share“. Ich weiß im Prinzip auch nur so viel: „Avenue ist Wissenskultur im 21. Jahrhundert. Die Avenue macht Geistes- und Sozialwissenschaften populär: zuerst im Netz, dann im Druck.“ Klingt gut, furchtbar gut.
Hier entlang geht es zum Onlineshop!
Im nächsten Teil folgen dann:
Meine liebste Indie-Modemagazine!
Vielleicht habt ihr dazu ja auch schon Tipps parat!