Wenn es ums Thema Nachhaltigkeit geht, dann glauben wir alle, ganz furchtbar aufgeklärt zu sein – und denken trotzdem oft in erster Linie an die Produktion von Kleidung und den Hintergrund unserer Nahrung. Die Bösen der Branche haben wir längst identifiziert. Ha, natürlich! So manch eine Alternative haben wir ebenfalls schon gefunden, um unseren Konsumdurst zu stillen und um uns unwahrscheinlich gut dabei zu fühlen, wenn wir in nachhaltiger und schöner Mode herumschlawänzeln. Ich will das Thema an dieser Stelle auch keineswegs in eine einfache, kleine Schublade schieben, aber mir schwant, dass eine Branche bei all der Finger-Zeigerei immer recht glimpflich davon kommt: Die Schmuckindustrie!
Und dabei fasse ich ganz selbstverständlich auch an meine eigene Nase, denn das Thema „Nachhaltiger Schmuck“ steckte viel zu lange gar nicht auf meiner Agenda. Wie dreckig das Geschäft mit der Goldgewinnung, mit Diamanten und anderen Edeltsteinen ist, das fällt regelmäßig unter den Tisch, dabei sollten wir hier von unseren Fingerchen und Hälsen unbedingt auch mal in Richtung Länder wie Uganda blicken. Länder, die im Goldrausch stecken. Länder, die unter den schlimmsten Bedingungen unsere Begierden stillen. Und vielleicht sollten wir auch endlich mal hier nach Alternativen suchen, Druck ausüben und auf Eco-Friendly-Jewellery setzen, statt die horrenden Preise einer blutigen Branche zu bezahlen. Grund genug, euch eine kleine Auswahl an Schmucklabels mit bestem Gewissen zu zeigen, die auf Veränderung drängen und uns nachhaltig zum Umdenken animieren. Und genau diese Liste darf (und muss) von euch unbedingt ergänzt werden!
Lilian von Trapp
Wieso ich auf einmal heute über grüne Schmucklabels schreibe? Weil Lilian von Trapp mir erst kürzlich wieder den besten Reminder mit auf den Weg gab. Die Schmuckdesignerin lud in ihre privaten Räumlichkeiten zum Dinner ein, um uns ihre neueste Kollektion „Odyssey“ zu präsentieren: Ohrringe, Armbänder und zarte Ketten, die aus recycelten Materialien stammen.
Die Kreationen sind wahrlich kein Schnäppchen, aber das kennen wir beim Thema Echtschmuck eigentlich auch gar nicht anders. Bloß: Lilian und ihr Partner wollen die Branche zum positiven verändern und haben sich vor ein paar Jahren dazu entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen und Stücke anzubieten, die man guten Gewissens tragen kann.
Die Designerin Lilian von Trapp studierte zunächst Jura an der Humboldt Universität, entschied sich jedoch nach ihrem Abschluss gegen eine juristische Laufbahn und folgte stattdessen ihrer Leidenschaft: Die Mode. Ihre wahre Berufung fand sie allerdings so richtig, als sie den von ihrer Mutter geerbten Schmuck in ihre eigenen Entwürfe umarbeitete und ihr gleichnamiges Label gründete. Ihr ethisches Bewusstsein treibt die Vision der Marke von nachhaltigem Echtschmuck voran: Jedes einzelne Stück wird in Deutschland aus recyceltem Gold handgefertigt. Der nachhaltigste Weg, um Schmuckstücke ohne Ausbeutung von Mensch und Umwelt zu kreieren und die Langlebigkeit auf ein neues Level zu heben.
Das Label spendet darüber hinaus zwei Prozent aller Erträge an Projekte zurBekämpfung der Langzeitschäden des herkömmlichen Gold-Abbaus und implementiert selbst Maßnahmen, um betroffenen Kommunen in der Dritten Welt zu ermöglichen, sich von industrieller Ausbeutung zu lösen.
Ihr aktuelles Projekt liegt in Uganda, um den Menschen vor Ort eine andere Einnahmequelle zu ermöglichen. Durch die Verunreingung des Bodens, die durch die zwielichtige Goldgewinnung entstand, funktioniert in Uganda keine Landwirtschaft mehr: Der Boden ist schlicht und ergreifend tot. Es scheint allerdings eine simple Lösung zu geben: Bambus anpflanzen! Die Pflanze entzieht dem Boden nämlich die giftigen Stoffe und ermöglicht somit eine Alternative zum schmierigen Goldgeschäft. Kaffeeanbau soll stattdessen forciert werden, um den Menschen vor Ort schon jetzt eine Einkommensalternative zu ermöglichen. Schon ganz bald fliegt Lilian nach Uganda, um sich die Entwicklung ihrer Initiative genauer anzusehen. Und wir werden ihrem Weg selbstverständlich für euch folgen!
Vieri
Es war VIERI, ein Schweizer Schmuck-Unternehmen, das uns 2015 gehörig den Kopf wusch und uns zu einem ziemlich spannenden Nachmittag mit großartigen Frauen einlud. Ein ziemlich nötiger Nachmittag, wie wir feststellen mussten, denn zuvor hatten wir uns ehrlicherweise recht wenig mit dem Thema „Nachhaltiger Schmuck“ auseinandergesetzt.
Vieri macht nach langer Tradition alles anders, genauer gesagt: Guya Merkle macht vieles anders. Die Designerin und Inhaberin setzt nämlich seit ihrer Übernahme der Geschäfte ausschließlich auf zertifiziert faires Gold. Ein Siegel, das alles andere als gängig auf dem Markt der Haute Joaillerie ist, in einer Welt, in der der Goldbedarf unaufhaltsam steigt und die Preise dabei gleich mitmachen. Für Guya ist ihr nachhaltiger Weg allerdings Grundvoraussetzung für ihr
Unternehmen, in dem sie sich, ganz nebenbei bemerkt, auch anderen Leidenschaften widmet: Frauenpower, Weiterbildung und Verantwortung.
Mit 21 Jahren hatte sie die Wahl: 70 Jahre Firmengeschichte einfach hinter sich zu lassen oder das Erbe ihres viel zu früh verstorbenen Vaters weiter zu tragen. Sie entschied sich für Zweiteres und machte sich auf ihre Art und Weise ans Werk: Sie änderte das Geschäftsmodell, kündigte Zulieferern und entwarf fortan ausschließlich selbst mit ihrem Team die VIERI-Schmuckstücke. Aber noch ein weiterer, ziemlich radikaler Schritt folgte: Der Umgang mit dem Rohstoff Gold. Früher bezog VIERI die benötigten Materialien aus den etablierten Quellen, doch unter Guya war Schluss damit: Die Bedingungen, unter denen Gold gefördert wurde, entsprachen nicht ihren Vorstellungen von Nachhaltigkeit und Verantwortung – und wieder kündigte sie Verträge, um sich eine von weltweit drei zertifizierten Minen zur Gewinnung ihrer Materialien zu suchen: Eine Reise in Kurzfassung, die nicht bloß ziemlich steinig, sondern vor allem ganz schön mutig war – und ist. Dabei lässt Guya eines keinesfalls außer Acht: Das wunderschöne Design ihrer Schmuckstücke. So ein Wölkchen am Finger werde ich mir wohl irgendwann gönnen, ganz sicher!
GOLPIRA
Kleine Goldnuggets, so nennt Gisa Golpira, die Designerin des gleichnamigen Schmucklabel Golpira, ihre feinen Schmuckstücke, die sie seit 2014 unter ethischen und moralisch einwandfreien Aspekten produziert. Das deutsche Label bietet nachhaltige und handgefertigte Goldstücke, die sich in ihrem Look auf den Ursprung des Edelmetalls beziehen. Dabei setzt Gisa auf drei Aspekte: Traditionelles Handwerk, Zeitlosigkeit und Qualität statt Quantität.
Golpira belässt ihre „Gold Nuggets“ so, wie sie gefunden wurden und arbeitet mit den von der Natur vorgegebenen Designs. Und das führt selbstverständlich dazu, dass jedes ihrer Schmuckstücke ein individuelles Einzelstück voller Imperfektion ist. So soll jede Kreation seine ganz eigene Geschichte erzählen: Von Abenteuern und Einzigartigkeit!
Fremdformat
Es muss im Jahr 2014 gewesen sein, als Julia von Fremdformat mir zum allerersten Mal virtuell über den Weg lief. Im Gepäck hatte sie zarte Ketten mit runden Anhängern und unseren Namen versehen. Erinnert ihr euch? Seither ist im Hause Fremdformat ziemlich viel passiert: Die Schmuckstücke sind aufwendiger geworden, die Designs noch spannender und die Auswahl noch größer!
Bei all der Weiterentwicklung bleibt sich Fremdformat selbstverständlich treu: Für die Kreationen bedient sich das Label Materialien, die als Reste in der metallverarbeitenden Industrie anfallen und so zu kleinen Unikaten werden. Für vergoldete Elemente wird Recycling Gold bzw. Silber verwendet, während auf Edelmetalle und -steine, die unter fragwürdigen Bedingungen für die Schmuckindustrie gewonnen werden, komplett verzichtet wird. Lokal gewinnt übrigens auch hier: Denn um Ressourcen bewusst und umweltschonend zu nutzen, werden die Rohmaterialien vor allem von hiesigen Produzent*innen bezogen. Noch mehr Infos zu den Kreationen und zur Verpackung könnt ihr hier nachlesen!
Hiitu
HIITU ist das Herzprojekt der Schwestern Carlotta und Rosalie Cramer-Klett, das Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise verbinden soll. Das Stichwort lautet hier: Synergien zwischen den Menschen sowie zwischen Mensch und Natur schaffen. Und genau dafür arbeiten die Beiden mit sorgfältig ausgesuchten Handwerkern und Manufakturen aus unterschiedlichen Kulturräumen, um gemeinsam kleine, besondere Kollektionen zu entwickeln: Lieblingsstücke, die ihre Besitzer ein Leben lang begleiten sollen. Und Schmuck darf hier natürlich nicht fehlen! HIITU bedeutet “Feder” in Caddo, der Sprache der Skidi Pawnee einem indianischen Stamm aus Nebraska, von dem die beiden Designerinnen mütterlicherseits abstammen. Dieses Erbe ist eine große Inspiration für ihre Arbeit und der Ursprung ihrer Passion für Handwerk, Gestaltung und natürliche Materialien.
Für die Verwendung der Kreationen schöpfen die Schwestern aus einem Pool an natürlichen, hochwertigen und verantwortungsbewusst bezogenen Materialien. Was ihnen darüber hinaus am Herzen liegt: Die klare Ausrichtung auf faire und respektvolle Kollaborationen mit den Produktionspartner*innen. Gemeinsam mit ihren Handwerker*innen in Kenia entwickeln sie original afrikanische Ringe, Armreifen, Ohrringe und Ketten aus Messing. Jede Kreation wird dabei von Hand gefertigt und mit Keramik- und Glasperlen vermählt – und genau die stammen aus einer Fairtrade-Werkstatt in Nairobi, die alleinerziehenden Mütter und Frauen in Not beschäftigt und sich für sie einsetzt.
Noch mehr nachhaltig gefertigte Schmuckstücke findet ihr außerdem bei unseren Freunden von Folkdays und bei People Tree. Wir freuen uns riesig über eure Ergänzungen!