Podcast // Jane Knows Wayne #23 – Über Body Bashing, böse Blicke und ein ordentliches „Fuck You“

17.05.2018 Podcast, Feminismus

Unsere 23. Folge Jane knows Wayne dreht sich vor allem um einen Artikel, den wir Anfang dieser Woche veröffentlichten und der da hieß: „Wir haben 5 Frauen gefragt: Wie schaffst du es, deinen Körper zu akzeptieren?“ Was wir nicht voraussahen, war der wütende Tenor einer Handvoll Kommentatorinnen, die das Geschriebene nicht fassen konnten. Wir bringen ein wenig Licht ins Dunkel, plädieren für weniger Bewertungswahn untereinander und mehr Gleichgültigkeit gegenüber des scheinbar Unperfekten, wir sprechen über das eigene Körpergefühl, hängende Brüste und lieb gewonnene Makel, über die Freiheit der Stadt, die gleichzeitig Druck bedeutet und eine Streitkultur, in der wir auch mal „Fuck You“ sagen dürfen wollen – hörbar auch bei  iTunes und Spotify oder eben hier!

 

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14 Kommentare

  1. Karin

    Ich liebe liebe liebe euren Podcast, aber zu dem Teil über Body Bashing muss ich wirklich etwas sagen. Wenn ein im großen und ganzen dem Schönheitsideal entsprechender Mensch sich unwohl fühlt, dann handelt er das mit sich aus. Er kann darüber sprechen wenn er mag oder auch nicht. Aber eine zB sehr dicke Person wird ständig von außen damit konfrontiert, dass sie zu dick ist und eben nicht diesem ideal entspricht. Ich kann das live an einer Freundin erleben, der wirklich andauernd gesagt wird, sie sei trotzdem attraktiv. Beim Arzt werden alle Symptome auf ihr Gewicht geschoben. Sie bekommt ständig vermittelt, dass man sie für undiszipliniert hält. Damit im Alltag umgehen zu müssen, jeden Tag (übrigens auch mit der Tatsache, nicht in Stühle zu passen, sich in der Bahn nicht in eine Lücke zu quetschen zu wollen/können, in Aufzügen blöd angeschaut zu werden…), das ist etwas VÖLLIG anderes, als nicht mehr in die Lieblingsjeans zu passen. sorry, aber diese zwei Erfahrungen sind grundverschieden. Das zur Erklärung oder Einordnung. Und als Scheunendrescher bekannt zu sein ist halt auch (für viele) nur witzig, wenn man schlank ist. Der klassische Gilmore Girls-Kalauer. Wie gesagt, ich liebe euren Podcast und eure starken Meinungen (vor allem auch zum Thema Elternschaft!!), aber beim Thema Body Bashing habt ihr wahrscheinlich einfach zu wenig eigene Erfahrung, wie belastend, kränkend und verletzend diese negative Rückmeldung von außen sein Kann. Dass sich gesellschaftlich was ändern muss steht außer frage.

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    1. Su

      Wenn ein Arzt auf die erwiesenen (!) negativen Folgen von Übergewicht auf die Gesundheit hinweist, ist das aber kein Body-Bashing, sondern ein wichtiger und konstruktiver Hinweis.

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      1. Carmen

        Ich denke dass ein passender Hinweis bei bestimmten Symptomen sicherlich kein body-bashing ist. Aber: Übergewicht ist keine Erklärung für alle Symptome. Und muss dennoch oft als Erklärung für alle Symptome herhalten. Ich denke, dass es Karin darum geht. Ich bin Physiotherapeutin und erlebe das in der Praxis selbst. Eine Halswirbelsäulen-Blockade hat nichts mit Übergewicht zu tun, sondern mit einer Einklemmung von bestimmten Strukturen in ein Halswirbelsäulen-Gelenk. Und viele Symptome am Bewegungsapparat betreffen normalgewichtige genauso. Das Übergewicht als Erklärung für Symptome herzunehmen geht einfach schneller und liefert ein „Totschlagargument“, dem nichts entgegen zu setzen bleibt. Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass die meisten Übergewichtigen wissen, dass Übergewicht nicht gut für ihren Körper ist, dass ein Apfel weniger Kalorien hat als ein Stück Torte und so weiter. Genauso wie viele Raucher wissen, dass Rauchen nicht gut für ihren Körper ist. Doch oft steckt hinter einem bestimmten Essverhalten mehr als zu viel Schokolade sondern sehr schwer zu durchbrechende psychische Muster.

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    2. Suzie

      Ganz genau.
      In unserer Gesellschaft gilt nun mal ein schlanker Körper als Schönheitsideal. Egal, wie sehr sich die Werbung jetzt „Diversity“ auf die Fahnen schreibt.
      Und wenn dünne Menschen jammern, wie schwer auch sie es haben, klingt es immer nach fishing for compliments.

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    3. Carolin

      Stimme euch allen größtenteils zu, aber wenn jemand wirklich nicht mehr in Stühle passt und es gesundheitliche Probleme gibt, dann ist das eben nicht gesund und man sollte ernsthaft über eine Gewichtsabnahme nachdenken – nicht für irgendein gesellschaftlich propagiertes Ideal, sondern für sich. Das hat auch nix mit Body Shaming zu tun. Es wird bei dieser ganzen Body-Positivity-Sache leider immer mehr vergessen, dass (starkes) Übergewicht einfach nicht gesund ist! Dazu gibt es unzählige Studien. Finde es auch schwierig, Kindern zu propagieren (durch Werbung etc.), dass Übergewicht nun cool sein soll. Ist es nämlich nicht, da es oftmals (nicht immer!) auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen ist. Und das sollte doch eben auch für niemanden ein Ideal sein.

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      1. Lena

        Liebe Carolin, ich glaube kein Mensch wird freiwillig dick, nur weil es Body Positivity gibt. Was man – vor allem als Kind (vgl. Schwimmer et al., 2003, in JAMA und Latner & Stunkard, 2003, Obesity Research) – am eigenen Leib erfährt ist Diskriminierung und Stigmatisierung. Das Konzept „Body Positivity“kriegt meines Erachtens sowieso nur eine kleine, bereits sensibilisierte, privilegierte (gebildet und Mittelschicht+) Minderheit mit. Im größten Teil der westlichen Welt heißt es immer noch: Nur schlank bzw. durchtrainiert ist schön. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern in unserer Gesellschaft. Deswegen sind Trends, die auch andere Körperformen tolerieren, akzeptieren bis meinetwegen glorifizieren durchaus willkommen, weil das ein bisschen Diversität in dieses klassische Schönheitsideal bringt und einigen Menschen, die sonst in unserer Gesellschaft einfach permanent fertig gemacht werden, das Gefühl gibt, akzeptiert zu werden. Wenn du dich mal mit dem Thema Gewichtsstigmatisierung auseinandersetzen möchtest, dann schau dir die Arbeiten von Prof. Rebecca M. Puhl, die seit einiger Zeit hervorragende Forschung dazu durchführt . Wenn Menschen mit Übergewicht und Adipositas etwas wirklich gebrauchen können, dann ist das wohl das Gefühl akzeptiert zu werden und definitiv keine Ratschläge wie „Übergewicht ist ungesund, das sagen Studien“. Ach was (zumal das gar nicht so eindeutig ist. Es gibt Hinweise darauf dass „Fat & Fit“ bei manchen Menschen durchaus vereinbar ist. Es ist eine kleine Gruppe, aber durchaus möglich). Fakt ist: Übergewicht und Adipositas bringen fast immer gesundheitliche und vor allem psychosoziale Probleme mit sich. Die Ursache ist vielfältig, wird von vielen Faktoren beeinflusst, die zum großen Teil eben NICHT unter der Kontrolle der Betroffenen liegen (vgl. Biopsychosoziales Modell von Lehrke & Lässle). Die langfristige Reduktion von Übergewicht ist nahezu unmöglich (vgl. großangelegte Übersichtsstudien von z.B. Fildes et al., 2015, im American Journal of Public Health oder Jefferey und Kollegen, 2000, in Health Psychology) Diese Nachteile und Benachteiligungen erfahren Betroffene am eigenen Leib. Das möchte niemand haben, auch nicht wenn manche Trends suggerieren würden „dick sein ist cool“. Schlank sein ist in unserer Gesellschaft IMMER einfacher. Das ändert auch kein Body Positivity Trend. Also bitte nicht über Studien sprechen und dann so ein unwissenschaftlich-undifferenziertes Kommentar produzieren.

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  2. Marie

    Ich liebe euren Podcast, es macht so Spaß, euch zuzuhören – und ihr könntet meinetwegen alles in eurem herrlichen Dialekt sprechen – ich schmeiß mich jedes Mal so weg und meine Laune steigt von 0 auf 100 (der Podcast letzte Woche – insbesondere der Teil, wo es um euer musikalisches Talent ging – ich habe Tränen gelacht…) DANKE, ihr seid super (:
    <3<3

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  3. Franziska

    Kompliziertes Thema. Aus Erfahrung gesprochen – in meinen „besten“ Zeiten als Mensch mit Essstörung hätten Kommentare wie „Du bist zu dünn, ich mache mir Sorgen!“ in der Regel höchstens Bestätigung oder Unglauben hervorgerufen. Das änderte sich erst mit der eigenen Krankheitseinsicht und dem Willen zur Genesung. Mittlerweile geht es mir besser und auch meine körperliche Konstitution würde wohl nicht mehr als kränklich wahrgenommen. Trotzdem habe ich noch sehr mit der eigenen Körperwahrnehmung und dem zugenommenen Gewicht und der dahinterliegenden Problematik zu kämpfen. Erfahrungsgemäßmäß halten Außenstehende mich auf bloßer Grundlage des offensichtlichen Normalgewichtes für genesen, was einfach nicht der Realität entspricht. Auch von diesem Punkt aus betrachtet halte ich es für schwierig, dass das eigene Gewicht, die gesundheitliche Verfassung häufig von anderen Menschen kommentiert wird, egal mit welcher Intention. Was ich damit sagen möchte: Man kann definitiv nicht allein vom Körpergewicht ausgehend auf die psychische Verfassung schließen. Mit Verdächtigungen würde ich aus oben genannten Gründen auch eher vorsichtig sein. Ich weiß auch nicht genau wie man mit der Thematik am besten umgehen sollte, halte es dennoch für einen Fortschritt, dass auf öffentlichen Plattformen wie dieser zumindest relativ offen darüber diskutiert wird!

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  4. Lulu

    Freu mich immer über einen neuen Podcast!
    Eine kleine Sache hat mich in diesem allerdings immer wieder gestört. Ihr bezeichnet jemanden mit mehr Gewicht als „weiblicher“. Das soll wahrscheinlich eine nette Ausdrucksform sein, aber kann eine dünne Frau nicht weiblich sein?!
    Ich bin arg dünn und fühl mich eigentlich ganz schön weiblich;)

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  5. Mona Meise

    Liebe Sarah, liebe Nike,

    eigentlich bin ich eher die stille Leser/Hörerin eures Blogs, aber heute muss auch ich mich mal zu Wort melden.

    Meistens Sonntags gönne ich mir eine Dosis JaneWayne und lausche mit einem Kaffee in der Hand euren Stimmen. Schon so oft habe ich mich in euren Aussagen wieder erkannt und diesmal muss ich sagen:

    liebe Sarah du bist nicht alleine mit deinem…wie wird das heute genannt…Resting Bitch Face!

    Auch ich habe hängende Mundwinkel und auch ich wurde schon mehrfach gefragt ob es mir denn gut ginge. Ich wurde sogar schon auf der Straße von Fremden darauf angesprochen: Lach doch mal!
    Vor ein paar Jahren, ich hatte nen super Tag, laufe mit Musik in den Ohren fröhlich durch die Gegend und dann das: Lach doch mal! Das fand ich furchtbar frech…jetzt…(vielleicht macht dat wirklich dat Alter)…jetzt kann ich drüber lachen!

    Macht weiter so.

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  6. Hirndiva

    Also…was mich wundert, ein langes wunderbares Gespräch zwischen Sarah und Nike…mit vielen großen und kleineren, leuchtenden und urkomischen Mosaikstücken. Danke dafür..!!!
    Aber in den Kommentaren reduziert sich der Großteil wieder auf Körperlichkeiten. Was ist da los…wenn das Thema so groß ist, wie es sich dort widerspiegelt..verdrängt es damit so viel Lebensfreude und Alltagscharme. Ich war sehr neugierig auf die Kommentare und bin jetzt etwas gedämpft und nachdenklich, was ja per se nicht verkehrt ist.
    Es grüßt eine rheinische Frohnnatur aus dem Exil.

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  7. Juliane

    Bitte, bitte zögert nicht aus Angst, etwas falsch zu machen, eure FreundInnen mit einer Essstörung fürsorglich auf ihr Wohlbefinden anzusprechen. Stellt dabei ihre/seine Seele statt den Körper in den Vordergrund. Nicht ansprechen ist nicht hinschauen. Als ehemalige Betroffene wurde ich genau einmal auf mein Problem angesprochen. Alle anderen haben es auch gesehen aber nichts gesagt. Im Nachhinein habe ich das den Schweigsamen sehr übel genommen. Die Freundin, die mich angesprochen hat, hat damit die Phase meiner Heilung eingeleitet. Ein einziges Gespräch hat gereicht. Gerade bei einer Störung, die viel mit (Un)Sichtbarkeit zu tun hat, ist Wegschauen nicht hilfreich und eben auch nicht neutral. Bei einer verzerrten Selbstwahrnehmung braucht es auch das Feedback der Fremdwahrnehmung. Ich spreche hier von nahestehenden Personen.

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