Kurz bevor im kommenden Monat hier in Berlin die Ready-to-Wear Saison für den Sommer 2019 eingeläutet wird, die Männermode sowie die Couture Kreationen in Paris lanciert werden, widmet wir uns dank aufwendig inszenierter Runway Präsentationen heute noch mal fix der kleinen Schwester der Pre Fall Linie: Den Resort Kollektion aka den Cruise Collections. Der Name verrät es: Es geht um Garderobe, die wir, während es hierzulande eisig kalt ist, in unserer Sommerredsidenz im Winter ausführen dürfen. Und ihr lacht: Was einst vor allem elitär klang (und auch war!) ist mittlerweile gar nicht mehr so selten. Der Unterschied liegt selbstverständlich im Detail bzw. an den Urlaubsumständen vor Ort. Sommer im Winter muss also längst nicht mehr bedeuten, dass es in die Hamptons geht oder St. Barth auf uns wartet. Aber lassen wir das.
Von November bis März heißt es nämlich jedes Jahr aufs Neue: Resort, olé! Und weil die Zwischenkollektionen um Pre Fall und Resort längst zu den umssatzstärksten und mitunter eben auch tragbareren Kreationen der großen Designhäuser gehören, schauen wir uns das Spektakel von Chanel, Prada, Dior, Louis Vuitton und Gucci doch gleich mal genauer an:
Gucci Resort 2018
115 einzelne Looks, die an Genialität und Wahnsinn bei gleichzeitigem Irrsinn wahrscheinlich nicht zu übertreffen sind. BoF spricht von popkultureller Antiquität, während die Vogue US Chef-Designer Alessandro Michele als den Römer der Mode bezeichnete, der mit einem Schlag eine ganze Branche revolutionierte: Nämlich, die Art und Weise zu kommunizieren und diesen unerschrockenen Mut bei seinen Entwürfen an den Tag zu legen. 115 Looks präsentierte der Designer für Gucci gestern Abend – oder sollten wir hier vielleicht von kleinen Kunstwerken sprechen? Was wurde gezeigt? Das diverse Bild einer Gesellschaft und eine Generation, die mit Reliquien eigentlich gar nicht mehr wahnsinnig viel am Hut haben will, sich aber vor den religiösen Prägungen, speziell in der Vergangenheit, aber auch nicht verschließen kann. Zurück zum Glauben – oder gar zur Gucci-Religion? Wir wissen es nicht genau.
Das merken wir uns:
- Ein Fest fürs Auge aka willkommen in den 80ern (wie passend, dass Elton John die Show musikalisch begleitete)
- Ausgewaschene Looks & abgeranzte Sneaker, die einmal mehr beweisen wollen, dass Mode im Jahr 2018 keinesfalls mehr elitär sein muss
- Spitze Kragen, die unter Pullovern, Pollundern oder weiteren Hemden hervorblitzen
- durchgeknallte Mustermixe – aber das kennen wir von Gucci ja auch gar nicht mehr anders
- Choker mit Kreuzen, eine religiöse Anspielung auf die Römer
- Trash-Looks deluxe – Gucci, you know!
- Bodenlange Capes
- Nietenbesetzte Taschen, die an Wrecking Balls erinnern
- Oma-Looks, die spielerisch der Generation Z entgegengeworfen werden
- Schnürhosen aus Leder – Fetisch, jaja
Louis Vuitton
Die allerbeste Nachricht zuerst: Nicholas Ghesquière bleibt auch weiterhin Chefdesigner der Woman’s Wear Linie im Hause Louis Vuitton, wie er selbst auf Instagram bekannt gab. Warum das eine News wert ist? Weil der Mode-Designer*innen-Wechsel mittlerweile schon zum guten Ton gehört (oder zur notwendigen Nummer), versucht man doch mit neuen Gesichtern und frischen Ideen für noch mehr Umsatz zu sorgen. Kurzum: Ghesquière bleibt! Und hält selbst fest: #notgoinganywhere passend zu seiner Cruise Collection 2018, die den Titel #goingsomewhere trägt.
Und genau dafür hat sich Ghesquière unter anderem mit seiner Freundin, der ex-Vogue Stylistin Grace Coddington, zusammengetan, um eine Taschenkollektion mit ihren Skizzen von Hunden und Katzen zu realisieren. Und wir alle wissen: Solche Bilder gehen wohl immer durch die Decke. Was wir uns allerdings außerdem merken sollten? Das haben wir für euch zusammen getragen:
- Judo-Gürtle, die locker in der Hüfte gebunden werden
- Overknees Stiefel, die sich offensichtlich an den „Ugly Sneakern“ der Sommerkollektion anlehnen
- Kastenformen & Oversized Oberteile & Blazer – Ballonärmel unterstreichen den Look
- Rüschen, Rüschen, Rüschen – und Plissee!
- Westen! Und die kommen in klassischer Abwandlung daher oder erinnern an einen starken Schulterschutz (die moderne Kriegerin!)
- All eyes on: Die Taschen, mon Dieu!
- 80s at its best meets space age
- Lieblingslook? Das weite Hemd mit Blumenprint und lilafarbenem Poncho
- Holt die Nachtwäsche raus!
Prada
„Unbreak my Heart“ ertönt beim Anblick der jüngsten Prada Resort Linie in unseren Ohren und wir wissen auch wieso: Miuccia Pradas Kreationen erinnern an Monica & Brandy, Tony Braxton und andere Sängerinnen, die uns ihre Balladen und Popsongs in den 90ern um die Ohren schmissen. Aber das ist längst nicht alles, denn Prada sorgte für seinen eigenen Flashback und kreierte eine Zwischenkollektion, die sich in den eigenen Archiven bediente. Wir sprachen erst gestern über all die wiederkehrenden Trends und Vogue bringt auf den Punkt, warum sich keiner an den Revivals satt sehen kann:
Das werden wir uns merken:
- Ab in die 90er: In klare, figurbetonte Looks und in enge Röcke, die bis zu den Knien gehen
- Holt die Polos raus! Und kombiniert sie mit allem, was euch lieb ist – gerne auch über einem Longsleeve
- Üppige, bunte Plastikketten? Yes, please!
- Und dazu: Mützen, die wirklich warm halten!
- Wo ist eigentlich die gute, alter Zip-Jacke hin? -Wir haben sie gefunden!
- Transparente Stoffe über Kleidungsstücke sorgen für ein wunderbares Spiel
- Klare Farben vs. Musterpartie
- Der Hosen- (oder Rock-)Bund rutscht runter auf die Hüfte
- Erinnert ihr euch noch an den guten, alten Gürtel, der bereits an der Hose oder dem Rock steckte und den Miss Sixty damals zu dem Trend auserkor? Bei Prada ist er zurück!
- 70er Jahre inspirierte Kleider? Mehrmehrmehr!
Chanel
Bereit für den nächsten Bootsausflug? -Nein? Kein Problem, Chanels Resort-Kollektion lässt sich auch prima in der Provence ausführen, im heimischen Lieblingscafé oder gar im Park – sofern das nötige Kleingeld denn reicht. Aber schieben wir die Realität einfach mal lieber wieder beiseite und tauchen ein in die Welt der kühnsten Handwerkskünste, um uns vollends auf das einzulassen, was Lagerfeld und seine überaus talentierten Helferlein sich für die Resort-Saison ausgedacht haben!
Das werden wir uns merken:
- Ihr habt eine Aversion gegen „praktische“ und bequeme Ballerinas? Ihr solltet eure Meinung dazu überdenken, denn Chanels neueste Interpretation des französischen Tanzschuhs überrascht!
- Ihr habt die 3/4 Hose eigentlich längst aus eurem Modevokabular gestrichen? Schlagt sie noch mal nach und kombiniert sie doch einfach zum passenden Blazer oder Oberteil. Es wird funktionieren, wir versprechen es!
- Der liebste Look kann leider nicht ausgemacht werden, es gibt leider zu viele. Zwei konkurrieren dennoch ein wenig miteinander: Der blau-karierte Zweiteiler mit dem überbreiten Gürtel und die weiße, weit geschnittene Bluse zum Schößchenrock mit passendem Barett.
- Holt die Sorbet-Töne raus und kombiniert sie ganz ungeniert miteinander!
- Der Cinderella-Look geht immer. IMMER!
Christian Dior
Dass Maria Grazia Chiuri, die allererste weibliche Designerin im Hause Dior, die wohlmöglich beste Wahl für das Traditionshaus war, haben wir schon an mehren Stellen behauptet. Und ihr Sinn für das Feine, die Geschichte und Substanz scheint auch nach ihrer Botschaft „We should all be feminists“ nicht abzureißen. Nun, was könnte also nach dieser Ansage kommen? Genau, eine Kollektion, die sich auf die DNA Christian Diors konzentriert, Elemente aus dem Reitsport zeitgemäß interpretiert und sie trotzdem mit Maria Garcia Chiuris feministicher Botschaft untermalt:
Wir hatten es euch schon erzählt, hier aber der Vollständigkeit halber noch mal: Die Hauptdarstellerinnen und Inspirationsquelle Nummer 1 waren mexikanische Rodeo-Reiterinnen, die sich der traditionellen Männersportart widersetzt haben und aufs Pferd stiegen: Sie heißen Escaramuzas. Und ihr Look war selbstverständlich Hauptbestandteil der neuesten Resort Kollektion. Eine ziemlich smarte Verbindung zwischen feministischer Message und Ursprung Diors, denn: Hier wird ein fest verankertes Dior-Thema (der Reitsport) auf einmal (endlich) so richtig weiblich!
Das sollten wir uns merken:
- Holt die Krawatten raus und kombiniert sie zu allem, was euch lieb ist
- Fischerhüte und Caps tragen wir, aber wie wäre es mal wieder mit einem Reithut?
- Uniformen treffen üppige Röcke aka Hemd x Krawatte x Rüschenrock!
- Na gut, na gut: Wir geben den breiten Gürteln jetzt wirklich noch eine Chance!
- Für mehr Folk-Elemente im Alltag!