Reißaus nehmen und die Welt kennen lernen, neue Kulturen aufsaugen und aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen: Unsere neue Travel-Serie „Von morgens bis Mitternacht“ soll mit euch aus dem Alltag ausbrechen, euer Fernweh ankurbeln und euch in 24 Stunden das Schönste und Sehenswerteste einer Stadt mit auf den Weg geben. Und weil wir meist sowieso viel zu wenig Zeit haben, uns im Vorfeld genau zu überlegen, was wir an den jeweiligen Orten genau sehen müssten, haben wir Menschen gefragt, die uns dabei helfen, von längst platt getrampelten Pfaden abzukommen. Locals, die uns mit an ihren Sehnsuchtsort nehmen, in ihre Stadt, die voller Wunder steckt. Nach Tel Aviv, Mailand, Paris, London, Amsterdam, Tokio, Reykjavík, Berlin, Wien, Kopenhagen und Barcelona besuchen wir heute doch mal eine Stadt, in die wir immer und immer wieder reisen könnten: Zürich!
Und genau für diesen wunderschönen Ort haben wir uns heute Tassja Dâmaso geschnappt, die mittlerweile seit vier Jahren in Zürich lebt und in Basel als PR Managerin für Weleda arbeitet. Warum die Stadt im gleichnamigen Kanton vor allem etwas für Großstädter ist, die im Herzen Landeier sind, an welchen Buchladen wir bei unserem Besuch keinesfalls vorbeilaufen sollten und wann die allerbeste Zeit ist, um seine sieben Sachen für ein Wochenende zu packen, das lest ihr in unserem allerneuesten 24h Travel Guide durch Zürich:
Tassja ❤️
Mit gerade mal 400.000 Einwohner ist Zürich die größte Stadt der Schweiz. Im Vergleich zu anderen Städten mag das lächerlich klein wirken, aber genau das ist die Trumpfkarte meiner Wahlheimat – die beschauliche Größe macht den Charme der Mini-Metropole nämlich erst aus. Das spiegelt sich auch in Sachen Lebensqualität wider, denn darin ist Zürich kaum zu überbieten. Der direkte Zugang zum Wasser und die Nähe zur umliegenden Natur spielen dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und obwohl man den Wohlstand kaum leugnen – und auch sehen – kann, sorgen Schweizer Tugenden wie Bescheidenheit für ein gesundes Maß an Bodenständigkeit, sodass man sich auf Anhieb wohl fühlt.
Mittlerweile bin ich seit 4 Jahren Wahl-Zürcherin (Achtung: nicht Züricherin) und je länger ich in der Limmatstadt lebe, desto mehr Gefallen finde ich daran. Tram fahren hat etwas Meditatives für mich, auch wenn ich von der schrillen Glocke, die als Hupe zum Einsatz kommt, jedes Mal einen Herzstillstand bekomme.
Wenn ich nicht gerade zu Fuß durch Zürich schlendere, arbeite ich bei der Naturkosmetik-Traditionsmarke Weleda als PR-Managerin. Dank meines Jobs habe ich das Privileg, mit unglaublich tollen und engagierten Menschen zu arbeiten, die sich auf unterschiedlichste für Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz engagieren. Das hat auch mich in meinem Handeln und Konsumverhalten geprägt und so versuche ich, meinen Alltag Stück für Stück nachhaltig(er) zu gestalten.
Welche Lieder begleiten dich durch die Stadt?
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Diese Stadt ist für:
- alle, die sich nicht zwischen Stadt und Land entscheiden wollen
- Großstädter, die im Herzen Landeier sind
- Ordnungsliebende, die Wert auf Lebensqualität legen
Dein Herz hängt an Zürich, weil…
man so gut wie jede Distanz zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen kann und das Großstadtflair trotzdem nicht auf der Strecke bleibt. Außerdem bekomme ich noch immer Gänsehaut, wenn ich das Bergpanorama der Glarner Alpen hinter dem Zürichsee sehe.
Be prepared: Was sollte im Vorfeld auf jeden Fall in den Koffer wandern?
Badesachen – ein spontaner Sprung in die Limmat oder den Zürichsee (Tipp: Seebad Enge, Frauenbadi oder Oberer Letten) in der Mittagspause oder nach der Arbeit ist in Zürich nichts Außergewöhnliches.
Ich packe meinen Koffer: Was kommt aktuell bei dir rein?
- Klassische Bikerjacke z.B. von Maje
- Für alle Fälle: Badeanzug von Solid & Striped
- Ein luftiges Blumenkleid vom nachhaltigen US-Label Reformation
- Zart getönte Tagespflege wie Beauty Balm nude von Weleda
- Bequemes Schuhwert, wie weiße Chucks vom Fair Label Ethletic
Welches Buch liest sich hier besonders gut?
„Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ von Peter Stamm
Ein wunderbar verschachtelter und fesselnder Roman, in dem ein Schriftsteller zufällig auf sein jüngeres Ich trifft.
„Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt
Dürrenmatt ist der Schweizer Schriftsteller schlechthin. „Der Besuch der alten Dame“, eine Tragikomödie über Spießbürgertum und Käuflichkeit von Moral, hat mir besonders imponiert. Die Uraufführung des gleichnamigen Theaterstücks fand übrigens 1956 in Zürich statt.
„Der letzte Weynfeldt“ von Martin Suter
Suter, der Lokalmatador der zeitgenössischen Schweizer Belletristik, schreibt unterhaltsame und gleichzeitig fesselnde Romane, deren Schauplatz oftmals Zürich ist – das gilt auch für „Der letzte Weynfeldt“.
24 Stunden Zürich fernab von getrampelten Wegen: Vom Frühstück bis zur schönsten Bar bis hin zum schnuckeligsten Hotel: Wo schickst du uns hin?
Aufgewacht im Hotel Marktgasse inmitten des Niederdorfs, der Zürcher Altstadt. Das liebevoll renovierte Boutique Hotel wäre meine erste Wahl für eine Übernachtung in Zürich. Von dort aus lässt sich die Altstadt wunderbar erkunden. Das Bad ist übrigens mit Toilettenartikeln von Aesop ausgestattet. Noch Fragen?
Frühstück in der traditionsreichen Conditorei Schober. Sie liegt nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt und ist der perfekte Ort, um ein reichhaltiges z’Morge (Frühstück) zu genießen. Minimalist*innen müssen jetzt stark sein, denn das Dekor ist an Opulenz kaum zu überbieten. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist das Café eine echte Zürcher Institution und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Wer nicht auf den obligaten Avocado Toast oder die Açaì Bowl verzichten kann, dem empfehle ich das Beetnut an der Europaallee oder das süße Kafi Dihei mit Gartenlaube im Kreis 3.
Die Schwäche für schöne Buchhandlungen habe ich wohl von meiner Mama. Besonders originell ist Never Stop Reading an der Spiegelgasse 18. Der kleine Laden hat sich auf Werke aus Kunst, Architektur, Fotografie und Design spezialisiert.
Auch ein Träumchen: sec56 an der Josefstrasse im Kreis 5 und der Buchsalon des Kulturzentrums Kosmos.
Das Grossmünster prägt Zürichs „Skyline“ wie kein anderes Bauwerk. Wer fit genug ist, die 187 Stufen des Südturms zu erklimmen, wird mit einem spektakulären Panoramablick über Limmat, Zürichsee und die Altstadt belohnt. Die 5 Franken Eintritt sind also wirklich gut investiert – versprochen.
Light Version: Die Aussicht vom Lindenhof auf der gegenüberliegenden Seite der Limmat ist ebenfalls nicht zu verachten und lädt zum kurzen Verweilen auf einer der vielen Parkbänke ein.
Spitzenhaus ist eine Parfümerie wie aus dem Bilderbuch. „Klasse statt Masse“ lautet hier die Devise und die Auswahl lässt –nicht nur geschulte – Beautyherzen höher schlagen.
Marken wie Royal Fern, Dr. Barbara Sturm oder Tata Harper findet man sonst nirgends in Zürich. Spezialisiert hat sich das Spitzenhaus aber auf Nischendüfte. Hier sollte man sich auf jeden Fall die Zeit nehmen, die Beratung des geschulten Fachpersonals in Anspruch zu nehmen.
Lunch bei Frau Gerold: Anfangs hieß es noch, das Projekt sei eine Übergangslösung für das brachliegende Areal am Fuße des Prime Towers, zwischenzeitlich hat sich der Garten von Frau Gerold zum absoluten Lieblingsplatz vieler Zürcher gemausert.
Gestapelte Container und die vielen Hochbeete versprühen einen Hauch Großstadtdschungel und laue Sommernächte lassen sich nirgends schöner ausklingen lassen. Hungrig? Das wechselnde Tagesangebot an (Grill-)Speisen ist immer frisch zubereitet und lecker.
Bummeln entlang des Viadukts: Wer auf der Suche nach Trouvaillen aller Art ist, sollte auf jeden Fall beim Viadukt vorbeischauen. Wie der Name vermuten lässt, sind die Shops in den Bögen der (noch intakten) Bahnbrücke untergebracht.
Kitchener hat eine tolle Auswahl an Coffee Table Books und Magazinen, in der Markthalle findet man köstliche Scones und Pies. Mein unangefochtener Favorit ist aber der Concept Store Cabinet mit einer gelungenen Auswahl an Mode, Accessoires und Deko-Objekten.
Eis auf die Hand!
Trotz der Nähe zu Italien, sind Eisdielen in der Schweiz eine Rarität. In den letzten zwei Jahren wurde diese Marktlücke aber endlich erkannt – und zumindest halbwegs geschlossen. Besonders leckeres Glacé – so nennt man Speiseeis in der Schweiz – gibt es in der Gelateria di Berna im Kreis 3. Dafür stellt man sich gut und gerne 30 Minuten in eine Schlange.
Meine Favoriten: Caramel Fleur de Sel, Schokosorbet und Marzipan-Mohn. Eine mindestens so gute Qualität bietet Gelati Tellhof (Melonensorbet!).
Picknick im Park des Museum Rietberg
Eine kleine Verschnaufpause an einem schattigen Plätzchen im Grünen käme jetzt gelegen, oder? Der Rieterpark ist so herrlich friedlich und romantisch, dass er glatt als Schauplatz eines Jane Austens Romans durchgehen könnte.
Geheimtipp: Im museumseigenen Restaurant kann man sich nach Bedarf einen Picknickkorb mit Wein, Snacks und Limonade zusammenstellen lassen.
Sundowner in der Rio Bar.
Die Rio Bar ist weder besonders ruhig noch besonders schön, aber trotzdem ist die Atmosphäre einzigartig und besonders. Hier scheint sich niemanden an den vorbeischlängelnden Trams oder der langen Schlange an der Bar zu stören – alle haben die Ruhe weg.
Und: so ein Gläschen Rosé in der Abendsonne hat schon so manchen Kummer vertrieben.
Abendessen im Hiltl.
Das Hiltl gilt als ältestes vegetarisches Restaurant der Welt und ist noch immer in Familienbesitz. Auf der Karte findet man Speisen aus aller Welt, aber auch Schweizer Spezialitäten wie das Zürcher Geschnetzelte werden hier serviert – nur eben alles vegetarisch und vegan.
Das bekannteste Lokal der Stadt ist und bleibt aber die Kronenhalle. Neben der Zürcher Bourgeoisie tummeln sich hier gerne nationale und internationale Schauspielern sowie Politiker. Das Highlight: Wer hier diniert, kann sich den Museumsbesuch sparen, denn Gemälde von Matisse, Chagall und Mirò zieren die Wände.
Drinks in der Bar Sacchi
In keiner anderen Bar verbringe ich so viel Zeit wie in der Bar Sacchi. Hier wird italienische Barkultur zelebriert – und das auf hohem Niveau. Sie liegt im angesagten Kreis 3 an perfekter Lage und das Interieur ist gleichermaßen stilvoll wie zeitlos.
Kurzum: Der perfekte Ort, um einen Negroni sbagliato nach dem Abendessen zu genießen.
Zu Fuß geht es weiter an die Ausgehmeile Langstrasse, die mitten im Rotlichtmilieu liegt. Hier ist Zürich nicht mehr ganz so „poliert“, wie man es sich gewohnt ist: Tür an Tür mit (teil) zwielichtigen Etablissements, strömen die Nachtschwärmer in coole Bars wie Fat Tony, Schickeria und die Chincona Bar (vom 25hours Hotel) oder in einen der zahlreichen Clubs (Gonzo oder Zukunft). Dass hier ganz offensichtlich zwei Welten aufeinander prallen, scheint niemanden zu interessieren.
Nicht an der Langstrasse, aber dennoch nennenswert: Wer auf Elektro steht, wird sich im Hive besonders wohlfühlen.
Talking about Klischees:
Was stimmt und was ist absoluter Humbug!
„Zürich ist teuer“ Stimmt – leider. Ein Cappuccino kostet hier mindestens 5 Franken (umgerechnet etwa 4,50 Euro)
„Zürich ist nur etwas für Banker“ -Natürlich ist Zürich eine Finanzstadt und von den vielen hier ansässigen Banken geprägt. Es ist aber kein Zufall, dass sich immer mehr Tech-Firmen wie Google oder Facebook Niederlassungen aufbauen.
Die schönste (Jahres-)Zeit, um Zürich zu besuchen?
Ganz eindeutig im Sommer. Die famosen Badis (Badeanstalten) an der Limmat oder am Zürichsee prägen das Stadtbild und sind ein wahres Alleinstellungsmerkmal. So macht der Stadtsommer Spaß. Vom 19. Juli bis 1. September steht der Innenhof des Landesmuseums wieder ganz im Zeichen von Rundfunk FM. Das Sommerfestival bietet uns Besucher*innen Radiokultur live und das fernab von Mainstream mit einem Potpourri aus Jazz, Funk, Soul, Elektro, Funk und Rock. Eintritt ist frei.
Dein liebster Schnappschuss aus Zürich?
Am Idaplatz.
5 Instagram-Accounts aus der Stadt, die den Geist und das Leben hier perfekt einfangen:
Ein Mitbringsel für die Liebsten, das man aus Zürich besonders gut mitbringen kann.
Keramik von der Zürcher Traditoinsmanufaktur En Soie. Das Familienunternehmen in zweiter Generation stellt wunderschöne Schalen, Teller und Vasen in Vichymuster her. Diese sind allerdings etwas kostspielig. Mit Luxemburgerli von Sprüngli oder Schokolade von Teuscher liegt man nie daneben.
Für welche Stadt soll unser Guide
als nächstes beantwortet werden?
Kiew oder Bilbao.