Das hier ist die dritte Ausgabe unserer neuen Interview-Reihe 5 Frauen. Heute fragen wir: Habt ihr schonmal eine Freundschaft beendet? Das gleiche wollen wir natürlich auch von euch wissen, denn zusammen ist man nicht nur weniger allein, sondern auch viel, viel stärker und schlauer. Wie freuen uns auf eure Kommentare genau so wie auf potenzielle Fragen für die nächste Runde!
Amanda, 28
Im Laufe meines Lebens habe ich immer wieder Freundschaften beendet, die mir nicht gut taten oder mich wütend gemacht haben, weil ich am Ende immer wieder vor der Frage stand: Ist das überhaupt eine Freundschaft? Offiziell Schluss gemacht habe ich aber nie, meist verlief das Ganze eher wie ein beidseitiges Einschläfern der Beziehung. So ein Abschied tut weh, denn man hatte sich natürlich irgendwann einmal sehr gern, am Ende gewinnt aber die Erleichterung. Das letzte Mal habe ich vor etwa zwei Jahren eine Freundschaft auf Eis gelegt, weil die andere Person mir nicht einmal die Marmelade auf dem Brot gegönnt hat. Sie hat alles, was ich mochte, schlecht geredet, Menschen, die ich schätze, durch den Kakao gezogen, Intrigen gesponnen. Das Schlimmste an der Sache war allerdings, dass ich dieser Freundin nie wirklich einen direkten Vorwurf machen konnte, der plausibel geklungen hätte, sie war nämlich eine Meisterin darin, gemeine Dinge stets durch die Blume zu formulieren. Und doch waren die Giftspritzen für mich unüberhörbar. Egal, ob es um meinen neuen Job ging, um meinen neuen Partner oder ein neues Kleid – sie konnte sich einfach nicht für mich freuen und hat stattdessen nach dem Haar in der Suppe gesucht. Nicht auf die konstruktive, sondern auf die destruktive Art und Weise. Ja, Neid hat eine große Rolle gespielt und das sage ich, obwohl ich finde, dass Neid viel zu häufig als Argument oder Vorwurf benutzt wird. Genau deshalb habe ich auch lange an mir selbst gezweifelt und mich gefragt, ob ich vielleicht zu unsensibel mit meinen kleinen Erfolgen umgehe? Heute bin ich mir aber ganz sicher: So war es nicht. Meine damalige Freundin war mit sich selbst so wenig im Reinen, dass sie sie einfach nicht fähig war, sich für mich zu freuen oder auch einfach ein netter Mensch zu sein. Deshalb war ich ihr auch nie richtig böse. Ich habe es nur nicht mehr ertragen und kapiert: Es kann definitiv keine Lösung sein, überhaupt nichts Schönes mehr aus dem eigenen Leben zu erzählen. Freunde sind doch die, die in Guten und Schlechten Zeiten bei dir sind, die dich auffangen, wenn du am Boden liegst und die dich hoch in die Luft werfen, wenn es Grund zu Freude gibt. Wer dazu nicht in der Lage ist, dem kann man als Freundin glaube ich nicht helfen. Der muss sich erst einmal selbst befreien aus dieser Mühle der Verdrießlichkeit.
Katja, 30
Ich habe gerade die Freundschaft mit meinem Ex-Freund beendet. Damit habe ich also schon zum zweiten Mal Schluss gemacht. Es bricht mir zwar das Herz, aber ich bin mir ganz sicher, dass es besser so ist. Wir haben uns vor drei Jahren getrennt und beschlossen, Freunde zu bleiben. Weil es weniger weh tut, wenn man nur die Liebe verliert, nicht aber den besten Freund, der so ein Partner im besten Fall ja auch ist. Das hat lange super funktioniert und eigentlich haben wir weiterhin alles zusammen gemacht, nur ohne Ringelpiez mit Anfassen eben. Wir waren mit gemeinsamen Freunden unterwegs (was praktisch ist, weil sich niemand für eine Seite entscheiden muss), auf Konzerten oder auch einfach mal einkaufen. Das allerdings hat nur so lange funktioniert, wie wir beide keine neuen Beziehungen in Aussicht hatten. Eigentlich hätte mir das schon viel früher auffallen können, denn immer, wenn ich jemanden kennengelernt habe, war diese Person für meinen Exfreund, der inzwischen einfach ein sehr guter Freund geworden war, nicht gut genug. Ich erinnere mich jedenfalls nicht daran, dass er je gesagt hätte: „Ein toller Typ!“. Ganz im Gegenteil. Irgendetwas war angeblich immer verkehrt an diesen „Neuen“. Lange habe ich das dann auch geglaubt, weil ich ja dachte, er würde nur mein Bestes wollen. Jetzt habe ich mich aber richtig verliebt und gemerkt: Der Typ ist nicht falsch, sondern die Gefühle meines Exfreundes. Er hat einen unfassbaren Besitzanspruch mir gegenüber entwickelt. Was komisch ist, denn eine Beziehung will er sicher nicht mehr mit mir. Nur will er eben auch nicht, dass ein anderer Mann mich hat. Oder will er mich vielleicht einfach nicht glücklich sehen, bevor er es auch wieder ist? Das weiß ich nicht, aber so geht es nicht weiter. Weil ich so ehrlich sein muss, mir einzugestehen, dass bei mir vielleicht auch immer noch ein bisschen Hoffnung vorhanden war, dass wir uns irgendwann wieder zusammen raufen würden. Jetzt ist es aber zu spät, mein Herz gehört jemand anderem. Und ich endlich nicht mehr meinem Exfreund. Trotzdem hoffe ich, dass wir uns eines Tages wiedersehen können. Mit nichts als Freude über das Glück des anderen in uns. Dann klapp es ja vielleicht auch wieder mit der Freundschaft.
Katie, 33
In dem Moment, in dem ich Mutter wurde, habe ich eine meiner besten Freundinnen verloren. Es war ein schleichender Prozess, aber inzwischen haben wir seit acht Monaten keinen Piep mehr voneinander gehört. All diese Zeit spricht wohl für sich. Es fing damit an, dass meine Freundin nicht müde wurde, in Anwesenheit des Babies darüber zu sprechen, wie nervig sie Kinder fände. Und wenn die kleine Hand nach ihr greifen wollte, wurde stets ein wenig das Gesicht verzogen, vor Ekel, es hätte ja Spucke dran kleben können. Als das Baby etwa ein Jahr alt wurde, schmiss die besagte Freundin eine Party. Ich kam und trank ein bisschen Sekt, hatte aber keine Ambitionen, mich volllaufen zu lassen. Was folgte, waren blöde Sprüche: „Für die Mutti bitte keinen Schnaps mehr, denn das könnte ja zu Spaß führen!“. Sowas eben. Als ich dann um kurz nach zwei gehen wollte, stand ich einer beleidigten Gastgeberin gegenüber, die mir vorwarf, ich sei nicht mehr ich selbst und früher hätte ich doch noch auf Tischen getanzt. Auf dem Heimweg dachte ich lange über all das nach. Was war aus mir geworden? Hatte meine Freundin etwa Recht? Ja, es stimmte. Zumindest meine Vorstellungen von Spaß haben sich verändert. Ich mag es, Mama zu sein. Und ich bin meistens lieber nur „kurz“ aus, um den folgenden Tag in vollen Zügen genießen zu können und nicht mit einem Kater aus der Hölle aufzuwachen. Wenn mich das superlangweilig macht, bin ich gern superlangweilig. Unterm Strich glaube weder, dass mit mr etwas falsch ist, noch, dass meine damaligen Freundin ein Monster ist. Niemand muss Kinder cool finden, schon klar. Aber unter diesen Umständen wird es nunmal verdammt schwierig eine Freundschaft zu führen. Das funktioniert einfach nicht, wenn der Respekt voreinander nur noch auf der einen Seite vorhanden ist. Manchmal hatte ich das Gefühl, meine Freundin wolle mir beweisen, dass ihr Leben mindestens so erfüllt ist we meines – auch ohne Kinder. Dabei habe ich nie auch nur eine Sekunde daran gezweifelt.
Sarah, 29
Ich habe mich nach 15 Jahren von meiner besten Freundin getrennt. Das ist jetzt ein halbes Jahr her und ich vermisse sie jeden Tag. Manchmal bin ich kurz davor zum Hörer zu greifen, um ihr zu sagen, das sich mir nichts mehr wünsche als dass alles wieder gut wird. Aber so leicht ist das nicht. Meine beste Freundin war jemand, dem ich blind vertraut habe. Sie kannte jedes meiner Geheimnisse. Irgendwann einmal, bei einem Essen mit anderen sehr guten Freunden, kam aber heraus, dass diese Geheimnisse gar keine waren. Jeder wusste von ihnen und irgendwann quatschte die gesamte Runde darüber, weil niemandem bewusst war, dass ich eigentlich mit niemandem darüber reden wollte. Ich dachte noch, dass das ein Versehen gewesen sein musste. Bis mich schließlich jemand fragte, ob wir uns eigentlich wieder vertragen hätten, auf dieser einen Party hätte sich meine beste Freundin schließlich kaum mehr eingekriegt. Schon wieder verstand ich nur noch Bahnhof. Nach und nach kam aber heraus, dass sie seit Monaten schlecht über mich redete und genervt von mir war. Statt diese Probleme aber mit mir zu klären, hat sie sich bei anderen Luft gemacht. Bis heute weiß ich nicht, wer von uns beiden am Ende wirklich Schuld war. Vielleicht habe ich sie verletzt, vielleicht war ich schräg drauf, vielleicht hat sie auch irgendetwas in den falschen Hals bekommen. Vermutlich werde ich das nicht mehr erfahren, denn als ich meine Freundin mit alldem konfrontierte, drehte sie den Spieß um: Dass unsere Freundschaft keinen Sinn mehr habe, wenn ich ihr nicht vertrauen würde, dass sie niemals etwas ausgeplaudert oder gelästert hätte und dass diese Vorwürfe eine bodenlose Frechheit wären. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging für immer fort. Keine Nachricht, kein Anruf. Erst recht keine Entschuldigung. Dabei hätte mir die schon gereicht. Dass ich falsch liege, ist mittlerweile ausgeschlossen und das ist vermutlich auch der Grund für das Untertauchen meiner einst besten Freundin. Sie kann mir nicht mehr in die Augen sehen. Das ist das Traurigste, was mir je passiert ist. Dass eine Freundschaft an mangelnder Kommunikation scheitert, meine ich. Fehler machen ist doch menschlich. Nur muss man sich eben auch entschuldigen können.
Maja, 26
Ich habe die Freundschaft zu einer guten Freundin beendet, weil mich ihr Leben belastet hat. Das klingt nach dem Fürchterlichsten, was ich je gesagt habe und ganz bestimmt gibt es bessere Freundinnen als mich. Aber ich habe es einfach wirklich nicht mehr ausgehalten. All die Negativität, die Ich-Bezogenheit. Ihr Leben war immer schlimmer als das aller anderen uns was ihr passierte, war immer noch einen Ticken beschissener. Es war einfach ihr Ding, permanent fertig zu sein, die Rolle gefiel ihr. Was in Ordnung gewesen wäre, hätte sie sich von mir als Freundin helfen lassen oder wäre sie dabei selbst eine gute Freundin geblieben. Aber nein, ich redete permanent gegen eine tropftrautige Wand an, die sich in all dem Elend aber nur allzu gern zu suhlen schien. Nie lag es an ihr, immer an den anderen, die entweder zu unfähig, zu dumm oder zu gemein waren. Für die Probleme anderer interessierte sie sich nicht die Bohne. Denn: Ihr Leben war ja stets beschissener. Diese Freundschaft war irgendwann nur noch anstrengend. Auch, weil ich selbst ja nicht als Freundin gebraucht wurde, sondern ausschließlich als Gedanken-Müllhalde während stundenlanger Monologe. Hinzu kam der Druck, den ich ständig verspürt habe, wenn ich mich mal zwei, drei Tage aufgrund meines eigenen Lebens nicht gemeldet habe. Dieses permanente schlechte Gewissen. Das ewige Entschuldigen für etwas, das doch eigentlich normal ist. Nämlich, dass es manchmal eben auch um mich gehen musste und nicht um sie. Vor anderen würde ich trotzdem niemals einen Namen nennen oder schlecht über diese nicht-mehr-Freundin reden. Ich weiß nämlich, dass sie eigentlich ein Herz aus Gold hat. Nur muss sie genau das endlich wiederfinden.
Lene, 29
Ich musste mich von einer Freundin verabschieden, weil ich ihr keine gute Freundin mehr sein konnte. Als mich meine große Liebe verlassen hat, wurde die besagte Freundin gerade schwanger. Ein paar Wochen später eröffnete sie mir, dass sie heiraten würde. Ich wollte mich wirklich freuen, aber ich bin vor lauter eigener Traurigkeit kläglich daran gescheitert. Bei jedem Telefonat musste ich mir die Tränen verdrücken. Weil sie so glücklich wirkte. Ich wünsche dieser Person nur das Schönste vom Leben, aber ich halte es gerade nicht aus, dabei zu sein. Das fühlt sich falsch an und eigentlich kann ich auch mit niemandem darüber reden, weil ich nicht wie der mieseste Mensch der Welt wirken möchte. Und ich weiß auch eigentlich, dass ich das nicht bin. Vielleicht bin ich einfach ehrlich. Vielleicht ist es gut, diese Freundschaft auf Eis zu legen, bis ich mich erholt habe – um nicht alles kaputt zu machen. Ich habe ganz offen mit meiner Freundin über meine Gefühle sprechen können. Sie war bis aufs Mark enttäuscht, hatte aber trotzdem einen Funken Verständnis für mich übrig. Das macht mich noch trauriger. Diese Gewissheit, dass ich einen wundervollen habe von mir wegschieben müssen. Manchmal muss man aber gehen, bevor man unwiderruflich zum Arschloch mutiert. Wobei ich das ja längst bin, aber immerhin eines, dass sich dessen im Klaren ist und nicht noch mehr Unheil anrichten mag. Ich hoffe, dass mir meine Freundin eines Tages verzeihen und vielleicht sogar warten kann, bis ich endlich wieder sauber ticke.