Pünktlich zu den steigenden Temperaturen routieren Redaktionen von Frauen-Magazinen besonders stark und scheinen sich bloß nur noch um ein Thema zu drehen: Um die Optimierung unserer Körper! Die 748393 Diät wird in den Himmel gelobt, damit wir uns auch endlich im Bikini an den Strand trauen können, das Fitnessstudio wird zur neuesten Must-Visit-Destination ausgerufen und sämtlichen, sommerlichen Leckereien wird der Garaus gemacht. Schon klar, wir sollen uns alle wohl fühlen, für die Gesundheit regelmäßig Sport treiben und müssen wahrlich nicht jeden Käse in uns hineinstopfen, aber muss das Bewusstsein permanent mit einem fehlgeleiteten und vorgegeben Schönheitsideal einhergehen, nur weil wir im Sommer mehr Haut zeigen?
Ich konnte mich lange Zeit selbst nicht ganz von diesem vorherrschenden Diktat lösen, denn gerade die Beauty zerrt doch sehr von schablonenförmigen Idealen. Doch damit ist jetzt wahrlich Schluss, denn das Frauenbild ist nicht nur in meiner Blase im Wandel, langsam tut sich auch was außerhalb. Body Positivity wird in den Himmel gelobt und Diversität gewinnt an Fahrt. Ich weiß nicht, ob es mit meinem Alter zu tun hat oder damit, dass endlich mehr Facettenreichtum zelebriert wird, aber heute gehe ich viel entspannter mit mir um als in jüngeren Jahren. Und das stelle ich auch bei meinen Freundinnen fest. Erst kürzlich thematisierte Nike Jane das Thema Dehnungsstreifen und heute widmen wir uns einer etwas anderen Spezie, die viel zu lang als rein unschöner Makel betitelt wurde: Den Besenreisern, zu englisch auch Spider Veins. Und weil die Meisten von uns diese feinen Äderchen kennen und unsere Körper mit den lilafarbenen Zickzackstrichen an vielen Stellen durchzogen sind, wollen wir hier mal eines klarstellen: Wir haben sie fast alle. Wirklich wahr. Mal feiner und zurücknehmender, wieder vernetzter und offensichtlicher. Zwar habe ich meinen Frieden mit diesen Dingern geschlossen, als Beauty-Redakteurin und Freundin weiß ich aber sehr wohl, dass es nicht jeder (noch jedem) genauso gehen muss. Also haben wir uns heute mal dem Thema „Besenreiser“ gewidmet, haben Freundinnen zu Wort kommen lassen und Optionen notiert, wie man gegen die Äderchen vorgehen kann, sofern man eben so ganz und gar nicht mit ihnen im Reinen ist.
Grund für die Entstehung ist tadaaa: die Bindegewebsschwäche. Die Venenwände, meistens an den Beinen, leiern aus und das Blut wird weniger effektiv durch die Ader gepumpt und versackt. Dadurch entsteht ein Rückstau in den kleinsten Hautvenen und das sieht man dann an der Hautoberfläche als feine, rote Adern oder blaue Flecken, die aber total ungefährlich sind. Da es nur die kleinsten Gefäße hier betrifft, hat es aber keinesfalls etwas mit Durchblutungsstörungen der Beine zu tun. Das ist schon mal gut zu wissen, non?
Sarah
Ich habe meine ersten Besenreiser schon mit 13 oder 14 Jahren bemerkt und hatte fortan nichts anderes mehr an meinen Beinen im Auge. Bei jeder Rasur oder beim Eincremen fielen mir ausschließlich diese bläulichen Verzweigungen auf meinem Schienbein auf. In der Pubertät ist man manchmal aber auch wirklich fehlgelenkt: Ich habe mich so sehr geschämt, dass meine Beine wie die einer 80jährigen aussehen, das glaubt ihr gar nicht. Sobald jemand auf meine schaute, überschlug ich sie oder bewegte mich haste, weil ich immerzu dachte, alle würden auf die feinen Äderchen starren. Dann habe ich versucht, mit Make-up zu kaschieren, Camouflage Make-up fürs Gesicht zu verwenden, was aber total daneben aussah und nicht wirklich abdeckte. Was genau dazu führte, dass ich die Dinger irgendwann aus den Augen verlor, weiß ich heute tatsächlich gar nicht mehr genau. Irgendwann waren sie einfach aus meinem Kopf heraus. Wahrscheinlich konzentrierte ich mich auf das Leben, statt permanent an mir rumzumäkeln. Das hilft ganz schön gut. Irgendwer gab mir allerdings irgendwann den Tipp, die Beine nicht permanent übereinander zu schlagen und nicht ständig der Sonne auszusetzen. Das konnte ich realistisch aber nie auch wirklich nie umsetzen.
Lisa
Früher habe ich dank meiner Besenreiser immer lange Hose getragen und war nie wirklich beinfrei unterwegs, mit dem Alter wurden mir die Adern aber tatsächlich völlig egal und ich wurde entspannter in Sachen „mein Körper“.
Tatsächlich habe ich irgendwann sogar etwas gegen meine vielen Besenreiser unternommen und habe versucht, sie wegspritzen zu lassen – allerdings mit eher mäßigen Erfolg. Fokussiert auf dieses Thema habe ich mir die Reiser an ebenjener Stelle nach ein paar Jahren weglasern lassen. Und siehe da: Es hat funktioniert. Das Ergebnis danach sah erstmal ziemlich schlimm aus, nach kurzer Zeit war aber alles komplett verschwunden. Einziger Nachteil: Oft sind Besenreiser eben genetisch bedingt und so kommen die frechen Dinger an anderen Stellen immer wieder – und selbstverständlich kommt man mit dem Lasern so schnell auch gar nicht hinterher. Genau aus diesem Grund stellte sich bei mir irgendwann Frieden ein. Ich habe es einfach gelassen. Und heute ist es auch einfach OK.
Das ist bis heute noch nicht erwiesen. Wir gehen daher mal von einem Ammenmärchen aus.
Kann man vorbeugen denn überhaupt?
Es gibt eine Regel: Lieber laufen oder liegen als sitzen und stehen. Die beste und schonendste Methode gegen Venenthemen ist das Schwimmen. Und genau das sollte man im besten Fall natürlich regelmäßig ausüben! Der Grund? Hier entsteht keine Belastung und ihr bekommt eine Lymphdrainage durch den Wasserdruck gratis.
Es gilt:
- Bewegung im Allgemeinen hilft ungemein!
- Und außerdem? Stärkt euer Bindegewebe! Zum Beispiel mit Gemüse mit hohem Vitamin C Gehalt und Zink.
- Viel trinken, natürlich!
- Kann auch nicht schaden: Morgens abwechselnd heiß und kalt duschen.
- Grundsätzlich gilt: Alles ist gut, was die Blutzirkulation fördert!
Nunja, das ist eben die Theorie. In der Realität ist es dann doch leider oft nicht so einfach, denn wenn man die Veranlagung dazu hat, kann man noch so viel schwimmen gehen und die kleinen Äderchen tauchen trotzdem irgendwo am Körper auf.
Es gibt zwei Methoden Besenreiser wirklich los zu werden:
Veröden: Beim Veröden wird eine Lösung in die Vene gespritzt, welche zu einer Entzündung der Venenwand führt. Dadurch verklebt das Gefäß und drängt das Blut zurück. Das verhärtete Gefäß wird dann vom Körper abgebaut. Die Schwierigkeit hier ist allerdings, die Minivenen zu treffen.
Lasern: Hier wird das Gefäß durch Hitze zerstört. Die Laserenergie verschweißt die Vene im Gewebe punktförmig. Hier muss man allerdings aufpassen: Umso größer die Vene, desto mehr Energie wird beim Lasern benötigt und dann klappt das mit der punktförmigen Verschweißung nicht mehr gut.
Aber Obacht! Während und kurz nach beiden Behandlung sehen die Beine schrecklich aus! Die Besenreiser treten stärker hervor und rund herum färbt sich die Haut dunkler. Also falls ihr über eine Behandlung nachdenkt, und euch wegen eurer Beine eh schon geniert, dann solltet ihr die Aktion „Weg mit den Besenreisern“ auf den kühleren Spätsommer schieben. Nach ein paar Wochen sind die Beine dann hoffentlich so wie sie ein sollten: Und zwar Äderchen-frei.
Anna
Mit Anfang 30 veränderte sich zum Glück meine Selbstwahrnehmung, aber in meinen frühen 20gern war ich extrem fokussiert auf eine Stelle mit Besenreiser an meiner Wade. Als hätte ich keine anderen Probleme! Wenn ich daran zurückdenke, erscheinen mir meine Sorgen, Bedenken und sogar Ängste meine Beine sichtbar zu zeihen jetzt als wahrlich lächerlich. Zu der Zeit aber war es für mich unerträglich!
Jede Woche googelte ich, was ich gegen diese Verfärbungen unternehmen kann, habe aber im Endeffekt doch nichts dagegen getan. Meine Mama hat übrigens auch ganz viele Besenreiser, weswegen ich sicher bin, dass die Reiser bei mir genetisch veranlagt sind. Hach, uns verbindet so viel.
Julia
Ohweia, ich sag’s euch: Es war mein Ex-Freund, der mich damals auf die Besenreiser angesprochen hatte und mich fragte, was das eigentlich sei! Er zeigte auf die kleinen blauen Adern an meinen Beinen, ich weiß es noch ganz genau. Ob das nicht ein schlechtes Zeichen sei und ich bald Krampfadern bekäme, fragte er weiter. Die Betonung liegt hier tatsächlich auf Ex-Freund. Vorher hatte ich meine Besenreiser als keineswegs wahnsinnig störend empfunden, aber nach seinem Kommentar haben sie mich ständig genervt. Sie waren permanent Thema. Ich trage allerdings so viel Stolz in mir, dass ich die blauen, brauen oder auch roten Dinter allein schon aus Trotz niemals weglasern würde. NIEMALS. So weit kommt es noch. Seit mein Ex sie entdeckt hat, trage ich sie also mit Stolz zur Show. Sie sind schließlich irgendwie auch Sinnbild dafür, dass manche Äußerlichkeiten keineswegs etwas mit meinem Innersten zu tun haben. Wer ein Problem damit hat. Tschau!
Eines steht fest: Wenn euch die Besenreiser wirklich unendlich stören und ihr dadurch nicht das tragt, was ihr eigentlich tragen möchtet, dann solltet ihr euch die oben genannten Möglichkeiten einfach mal genauer ansehen, auf kaschierendere Beauty-Produkte setzen oder nach der für euch am besten funktionierenden Option suchen. Eines habe ich bloß festgestellt: Mit dem Alter kommt eben auch oft die innere Ruhe und der veränderte Blickwinkel hinzu – das muss selbstverständlich nicht sein, aber manchmal setzt man im Alter eben andere Schwerpunkte. Ich jedenfalls habe meinen Äderchen irgendwann ebenfalls nicht mehr wahnsinnig viel Raum gegeben und sehe sie heute tatsächlich gar nicht mehr. Was tatsächlich wohl am meisten hilft: Über Makel reden, um festzustellen, dass es sehr vielen anderen Menschen genauso geht. Die Instagram-geglättete-Realität hat nämlich meist nichts mit der Wahrheit zu tun. Vergesst das nicht.
Also plädiere ich für eines: Zeigt her eure Spider Veins! Vielleicht ergibt sich so also bald eine ähnliche Aktion wie die der Künstlerin Sara Shakeel, die (Dehnungs-)gestreiften Körper nämlich einen ganzen Hashtag-Aufruf gewidmet hat: #Makeyourmark #Glitterstretchmarks
Credits der Collage: @iosonopip, Lonely Lingerie,