Es gibt Momente im Leben, die alles verändern, sagt man. Geglaubt habe ich aber nie daran. Zu viel Pathos, zu wenig Realismus. Heute weiß ich, dass wir solche einschneidenden Momente sehr wohl erleben können, vielleicht nur einen, möglicherweise aber auch viele nacheinander. Gut möglich auch, dass es niemals aufhören wird, wer weiß das schon. Die Bewusstwerdung über ebenjene Erlebnisse oder Erfahrungen, die uns im besten Fall wie Phoenix aus der Lebenskrisen-Asche empor steigen lassen, folgt nämlich nicht selten zeitversetzt. Man meint dann erst einmal, das Ende sei nahe. Blickt dem Weltuntergang entgegen und kapituliert kurzweilig vor der Gesamtscheiße, in der man da gerade knietief drin steckt. Das ist gesund und gut so, aber irgendwann muss der Augenblick folgen, in dem wir uns gegen all das entscheiden und für uns. Für einen Neuanfang, für Veränderungen und das Mutigsein. Einfach ist das nicht, aber machbar. Und heilsam. Mit ein bisschen Glück wird es dann nämlich nicht nur anders, sondern besser.
So war es bei Winnie Harlow, die für der Matratzenhersteller Casper über ihren ganz persönlichen Essential Moment gesprochen hat und darüber, wie sie erkannte, dass jeder Augenblick zählt. So war das auch bei mir. Gleich vier Mal hintereinander. Realisiert habe ich die Wichtigkeit dieser Aneinanderreihung von gefühlten Weltuntergängen, die am Ende vielmehr das Gegenteil, nämlich kleine Wunder waren, erst während eines Panel Talks vergangene Woche, wieder für Casper, bei dem ich meine eigene Geschichte erzählen sollte und wollte. Weil das Private durchaus politisch sein kann, oder einfach ein Anker für all jene, die lieber still bleiben.
Besagter Talk und auch sämtliche Videos sind dank Casper realisiert wurden, als Teil der #EssentialMoment Kampagne ihm Rahmen dessen die Essential Matratze gelauncht wurde, um uns in allen Lebenslagen zu unterstützen, uns in harten Momenten aufzufangen und uns in abenteuerlichen Zeiten den Rücken freizuhalten. Oder den Bauch. Oder die Seite. Noch dazu ist sie sensationell bequem, ich spreche da aus Erfahrung, sonst gäbe es all das hier selbstredend nicht.
Und so saß ich also da und war mir sicher, ich würde einzig von der Geburt meines Kindes erzählen. Davon, dass ich nicht darauf vorbereitet war, mit 26 Mama zu werden, während meine Freunde vogelfrei durch Berlin flatterten, davon, dass wir beide die gleichzeitige Krankheit, die ich da während der Schwangerschaft in mir trug, beinahe nicht überlebt hätten. Dass ich längst dachte, nicht mehr auf der Erde zu sein, als ich für einen winzigen Moment nicht mehr in meinem Körper wohnte und schließlich darüber, dass mein Sohn das Beste war und ist, was mir je passieren konnte.
Dass sich all das plötzlich anfühlte, als hätte ich nicht nur ein frisches Leben auf die Welt gebracht, sondern selbst auch ein neues geschenkt bekommen. Woraufhin sich fast alles änderte. Aber zum Guten hin. Mit einem Mal wurde ich egal und wichtig zugleich, es gab mehr als die Arbeit, mehr als Techno, mehr zu fühlen, mehr zu erleben. Mehr Neues. Und das Geschenk, die Welt endlich wieder durch Kinderaugen zu sehen, für die nunmal nur zählt, was wirklich echt ist.
Was folgte, war eine lange Atempause. Aber dann redete ich weiter, es sollte ja schon wieder nicht alles bleiben, wie es ist, in weichen Wogen verlaufen, überhaupt nicht. Ein Jahr später überkam mich abermals das Gefühl, im Chaos ersaufen zu müssen. Weil die ganze Welt das heile Bild von Vater-Mutter-Kind-Konstrukten zu propagieren schien, durch Werbung, Film und Musik, durch Gespräche und Fragen. Aber auch durch Vorwürfe. Wie kannst du dich von dem Vater deines Kindes trennen, wenn doch eigentlich alles in Ordnung ist, fragten sie. Wie kannst du so egoistisch sein, dachten sie. Weil ich mehr will, wusste ich. Die hälfte der Woche allein sein, die andere Hälfte alleinerziehend – das packe ich doch niemals, war alles, woran ich in den ersten Tagen festhielt. Was schon wieder nicht stimmte. Heute weiß ich, dass man Familie bleiben kann, ohne ein Paar zu sein. Dass es sich lohnt, auch an sich selbst zu denken, weil glückliche Eltern viel wichtiger sind als gesellschaftliche Konventionen.
Ich schmiss mich ins nächste Abenteuer, probierte es mit einer neuen Liebe. Und wurde zum zweiten Mal schwanger, diesmal trotz Spirale. Schon wieder musste ich mich entscheiden, schon wieder war da der Weltuntergang. Ich habe kein weiteres Kind bekommen, aber Schuldgefühle, die nicht fortgehen wollten. Bis ich die Selbstbestimmung am Schlafittchen packte und langsam fühlen konnte, dass eine solche Entscheidung vielleicht nie richtig sein kann, aber eben auch eine für das Leben, das man sich aufgebaut hat, für das Kind, das man schon hat. Und gegen den Menschen, der diesmal eben keine Familie sein wollte. Schwäche kann stark machen. An Rückschlägen kann man wachsen. Das weiß ich jetzt, nach dem vierten Weltuntergang, der wieder keiner war. Jetzt sind es nur Lio, mein Sohn, und ich. Wir sind wir, wir sind ein Team und ich bin endlich wieder bei mir. Habe aufgehört, zu gefallen, zurückzustecken, zu beschönigen und auch damit, Dinge zu verstehen, die ich nicht verstehen will. Ich kann wieder atmen und klar denken. Und mich auf alles freuen, was kommt.
Das habe ich all diesen Momenten zu verdanken, in denen ich dachte, es geht nicht mehr. Nie mehr. Quatsch mit Soße in der Tüte. Es geht immer und es geht immer weiter. Es muss ja auch, weil alles andere Verschwendung wäre. Nicht, dass man niemals aufgeben darf – nur sich selbst eben nicht. Denn am Ende sind wir alles, was wir haben. Aber vor allem noch viel mehr als das. Nämlich Mamas, Freundinnen, Töchter oder Partnerinnen und damit ganz eindeutig mehr wert als jeder und alles, was versucht, uns klein zu machen. Ganz sicher brauchen wir manchmal Ruhe, um kapieren und wieder aufblühen zu können und sehr wahrscheinlich müssen wir uns erst erholen, damit irgendwann genug Kraft zum Aufstehen da ist. Auch das ist wichtig. Zu lange damit warten, sollten wir trotzdem nicht. Gegen passives Leiden hilft jedenfalls aktives entscheiden. Wir schaffen das, versprochen.