Influencer ist ein Wort, das mir in den Ohren weh tut, auch wegen seines eilig voraus eilenden Rufes, der, gelinde gesagt, am Boden ist. Jedenfalls empfinde ich das so und auch Scham, wenn ich selbst mal so genannt werde, ihr wisst was ich meine. Es gibt sie ja aber trotzdem. Menschen, die uns aufgrund ihrer Online Präsenz irgendwie beeinflussen, hoffentlich im besten aller Sinne. Ansonsten empfiehlt sich das „Entfolgen“ Touchpad-Knöpfchen. Von solchen @-Persönlichkeiten tummeln sich jedenfalls sehr viele in meinem Feed und das ist gar nicht störend, sondern sehr erquickend. Zwar sind die meisten längst riesengroß, Reichweiten-technisch, am liebsten sind mir aber oft jene, die noch dabei sind, sich zu finden. Weil es so spannend ist zu sehen, was passiert, wenn irgendwann doch mehr Menschen mitschauen. Weil sie mich noch überraschen, sich hin und wieder neu erfinden und sich außerdem ein bisschen rar machen.
Eine von jenen jungen Frauen, die ich derzeit mit großer Spannung verfolge, ist Tanita Carol, oder besser @fru1t_market aus St. Gallen. Entdeckt habe ich sie, das war leicht, weil sie mir auch folgt. Ein Geben und Nehmen ist das ja manchmal. Was ich an ihren Bilden besonders mag: Den gelangweilten Blick, der spätestens seit dem Aufstieg von Fräulein Reese Blutsein salonfähig wurde. Nun weiß ich wohl, dass einige über ein derart antieuphorisches und inszeniertes Verhalten den Kopf schütteln, ich hingegen empfinde es mittlerweile als schrecklich ehrlich. Denn wenn nicht wirklich jemand kommt und im Glanzmoment rein zufällig ein Foto schießt, dann ist das Lächeln und Lachen auf Instagram-Bildern zwar immer noch freundlicher, aber echt nicht echter. Jedenfalls passt diese wahrscheinlich absichtlich gewählte Mimik zum Gesamtkonzept, das herrlich unaufgeregt, ungefiltert und leise, aber besonders daher kommt. Die Besonderheit liegt hier nämlich im Detail. In den kleinen Perlen an der Sonnebrille zum T-Shirt. In der winzigen Haarspange, die zu Papas T-Shirt getragen wird, wie früher eben. Oder in der roten Nasenspitze zum Sonntagsgesicht.
Wie auch immer, ich habe schon ein paar Dinge von Tanita gelernt:
1. Klunker zum Strandoutfit
Super unpraktisch, könnte man meinen, aber gut, da gibt es ganz anderes. Hin und wieder dürfen wir alle ein wenig aufdrehen und ich weiß schon, was so ein Klunker zum Badeanzug bewirken kann, im Kopf. Da fühlt man sich plötzlich wie aus einem viktorianischen Gemälde entsprungen und mitten drin in Jane Austens Geschichten über das seltsame Miteinander von Menschen, das sich wohl niemals ändern wird.
2. Mut zum Hut und die neue Spießigkeit
Guckt euch das mal an. Ist das Apfelbaum-Perfektion, oder was? ich meine schon. Der Hut, der mich an Emily Erdbeere erinnert ist noch nicht einmal das i-Tüpfelchen, nein, das ist der Royal-Tenenbaums-Gedächtnis-Pullover über den Schultern, der der Spießigkeit ein Schnippchen schlägt. Oder, je nachdem; Der die neue Spießigkeit erst richtig einläutet.
3. All White Everything
Wie man dem Zahnärztinnen-Klischee entgegen wirken kann, während man ein komplett weißes Outfit trägt? Einfach die richtige Location wählen, mit Früchten oder Blumen verziert. Nein, jetzt mal wirklich: So einfach und so schön.
4. Pyamas am Tage
Ich habe es schon immer gesagt und werde es immer wieder tun: Schlafanzüge gehören nicht ins Bett, da kann man auch nichts oder einen Schlüppi tragen. Wie gut das Ganze am Tag funktioniert, sehen wir hier ja ganz eindeutig:
5. Papa / Boyfriend Shirt
Sportbekleidung, die ein bisschen zu groß ist, ist womöglich die schönste Sportbekleidung. Am allerbesten ist sie aber, wenn sie aus alten Zeiten stammt und mit Erinnerungen gespickt ist. Oder aber wenn sie von Papa stammt, vom Opa, dem besten Freund oder dem Liebhaber. Ein hervorragendes Beispiel dafür, dass der Hauptteil der Mode, bzw. des Geschmacks im Kopf passiert.
6. Und natürlich die Haarspange
Was soll ich sagen: Kein Tag mehr ohne. Aus Gründen.