Pandora Sykes hat mich auf den Dolly-Trichter gebracht, denn gemeinsam sind die beiden britischen Journalistinnen das Duo hinter dem phantastischen Podcast-Format The High Low. Dolly, Dolly Dolly, du alte Knalltüte, dachte ich beim Hören so oft. Und: I feel you. Obgleich unsere Leben, so könnte man jedenfalls meinen, nur sehr wenige Gemeinsamkeiten aufweisen, faktisch betrachtet. Aber die Gefühle, die sind beinahe deckungsgleich, ganz oft. Weshalb ich irgendwann nicht umher kam, mich ihres Debüt-Romans „Everything I Know About Love“ anzunehmen. Erwartet habe ich komischerweise nicht viel. Bekommen habe ich trotzdem mehr als ich mir hätte träumen lassen. Einen Arschtritt und Auftrieb, zum Beispiel. Und eine Energie, die sich nur mit sowas wie Dolly-Alderton-Magic erklären lässt. Denn das Buch ist ein leichtes, nicht kompliziert zu lesen, eloquent geschrieben, aber kein Hexenwerk. Man gleitet hindurch ohne zu stolpern, fragt sich zwischendurch, was da jetzt wohl noch kommen mag, ist einige wenige Male kurz davor, davonzurennen, aber dann kommt wieder und wieder und in letzter Sekunde ein neuer Moment, neue Zeilen, die dich so fest in „Dolls“ Geschichte zurück saugen, dass du plötzlich wieder mittendrin bist, in Dollys, aber auch in deiner eigenen Gedankenwelt, so sehr, dass du dich fragst, ob du tatsächlich verlernt hast, das Offensichtlichste zu kapieren, denn genau dort in diesem Buch liegt es dir ja zu Füßen, das, was dich bewegt, was dir selbst auch passiert, was du dich immerzu fragst. Ob wir dieselben bleiben werden, wenn wir groß sind etwa. Und ob sich wirklich rein gar nichts ändern wird.
Und ob es das wird. Menschen verlieben sich, Menschen sterben, sie saufen, sie streiten. Sie trennen und verändern sich, sie sind euphorisch oder am Ende, vernünftig und dann wieder verloren. Weil das Leben nicht vorhersehbar ist, schon allein deshalb wird natürlich alles anders werden, irgendwann, unweigerlich. Exakt dann, wenn wir uns am meisten davor fürchten. Wenn wir uns heimlich danach sehnen, die Zeit möge stillstehen, damit das, was wir gerade haben, uns nicht durch die Finger rinnt. Damit unsere Freundinnen uns nicht verlassen können, um ein losgelöstet Leben zu führen, ein neues, mit Partnern oder Partnerinnen, mit Kindern und Jobs, denen irgendwann zumindest ein Teil jener Stunden gehören werden, die einst unsere waren. Als Leserin ist man an diesem Punkt kurz mal so richtig fertig mit den Nerven. Weil man zumindest die Panik vor dieser Zukunft kennt. Es gibt keinen Trost, nur eine wichtige Erkenntnis, die Essenz dieses autobiographischen Romans, die sich zwischen sämtlichen Sätzen verbirgt, vom Anfang bis zum Ende: Freundschaft ist am Ende alles, was wir haben. Auch die, die wir mit uns selbst führen. Nein – führen müssen.
When it comes to the trials and triumphs of becoming a grown up, journalist and former Sunday Times dating columnist Dolly Alderton has seen and tried it all. In her memoir, she vividly recounts falling in love, wrestling with self-sabotage, finding a job, throwing a socially disastrous Rod-Stewart themed house party, getting drunk, getting dumped, realising that Ivan from the corner shop is the only man you’ve ever been able to rely on, and finding that that your mates are always there at the end of every messy night out. It’s a book about bad dates, good friends and – above all else – about recognising that you and you alone are enough.
„Everything I Know About Love“ – 2018 erschienen bei Penguin.