Zugegeben: Hätte man mich noch vor ein paar Wochen nach meinen Traum-Reisezielen gefragt, Izmir hätte eher nicht nicht dazu gehört. Nun ist es aber so, dass mein türkischer Gastbruder Serkan aus ebendieser Millionenmetropole an der türkischen Ägäisküste stammt – und zu seiner Hochzeit Mitte September seine deutsche Gastfamilie einlud. Die Geschichte dazu in Kurzform: Serkan kam vor zwölf Jahren in meine Heimat Herne, weil er vor seinem Aufenthalt in einem internationalen Jugendcamp in Essen noch eine Woche in einer deutschen Familie verbringen wollte. Es war der Sommer 2006, Deutschland lebte sein „Sommermärchen“…und meine Familie bekam ganz selbstverständlich ein weiteres Mitglied hinzu. Seitdem sehen wir Serkan mindestens alle zwei Jahre – aber immer in Deutschland. Nun also endlich der Gegenbesuch in der Türkei, der durchaus für Nervosität sorgte (meine Mama hatte türkische Hochzeitsbräuche gegoogelt und nun Angst, dass wir Deutschen alles falsch machen würden). Nach fünf Tagen in Izmir steht fest: Diese wunderschöne Stadt verdient mehr als nur einen Besuch. Hier sind sieben Dinge, die man in Izmir auf jeden Fall machen sollte.
1. Mit dem historischen Aufzug fahren
Im Karataş, einem Viertel mit zahlreichen gemütlichen Cafés und romantischen Gassen, steht der Asansör – der historische Aufzug. Er wurde 1907 von einem reichen jüdischen Banker gebaut, um den Transport von Menschen und Gütern den steilen Hang hinauf zu erleichtern. Innerhalb von wenigen Minuten geht es hoch hinaus über die Dächer Izmirs, der Blick über die Stadt ist einmalig. Außerdem gibt es hier ein Restaurant, das zu den berühmtesten in Izmir gehört.
2. Türkischen Kaffee trinken
Der türkische Mokka ist etwas ganz Besonderes und hat mit dem italienischen Espresso mehr gemeinsam als mit normalem Kaffee. Typisch für ihn ist die dickflüssige Konsistenz sowie die Tatsache, dass er inklusive Kaffeesatz serviert wird. Wer mag, kann ihn mit Zucker trinken – Achtung, der Kaffee wird dann direkt zusammen mit dem Zucker aufgebrüht und schmeckt sehr süß. Leckeren Mokka gibt es überall, aber besonders gut schmeckt er in einem der kleinen Cafés auf der Darío Moreno Sk (Darío-Moreno-Straße) – die Straße führt direkt zum bereits erwähnten Asansör. Wer Kaffee nicht mag, für den ist vielleicht der traditionelle Schwarztee Çai etwas.
3. Auf der Fähre die Aussicht genießen
Weil Izmir sich wie ein Hufeisen um die Bucht schmiegt, können die Wege, je nachdem, wo man hinwill, sehr lang sein. Die Einheimischen nehmen deshalb die Fähre – das geht oft sehr viel schneller als mit dem Auto. Durchschnittlich dauert die Überfahrt zwanzig bis dreißig Minuten, die Fähren legen von mehreren Anlegestellen (z.B. Konak oder Pasaport) in Richtung Neustadt (z.B. Korsiyaka) und umgekehrt auf der anderen Seite der Bucht ab. Sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen und die Küste an sich vorbeiziehen zu lassen, hat etwas meditatives – und man kriegt einen Eindruck davon, wie riesig die Stadt ist.
4. Einen Spaziergang auf der Uferpromenade machen
Izmir ist eine Hochburg der Kemalisten, der Anhänger*innen von Mustafa Kemal Atatürk, dem Begründer des modernen türkischen Staates. Kein Wunder also, dass das Gesicht Atatürks einem überall in der Stadt begegnet – und auch die kilometerlange Uferpromenade den Namen des „Vaters der Türken“ trägt (Einheimische nennen die Promenade gerne Kordon). Entlang der Promenade gibt es immer wieder hübsche kleine Rasenflächen, Skulpturen, Denkmäler… und: Sitzgelegenheiten. Hier lässt sich wunderbar mit Blick auf die Ägäis entspannen. Wem das zu langweilig ist, der kann türkische Männer beim Angeln beobachten – eine Art Volkssport in Izmir. Nachts verwandelt sich die Promenade zum Treffpunkt junger Türk*innen, die in entspannter Runde Musik hören und Bier trinken.
5. Den Bazar besuchen
Izmirs berühmtester Bazar, der Kemeralti Bazar, ist laut und voll. Kurz: überwältigend. Von allen Seiten versuchen Händler*innen, ihre Waren loszuwerden und nicht selten wird man direkt auf Deutsch angesprochen. Gekauft habe ich persönlich auf dem Markt nichts, aber darum geht es ja auch nicht: Der Geruch der Gewürze, die Männer, die ihre Gebetsteppiche ausrollen, das Gedränge und die vielen Farben machen aus dem Bazar ein einmaliges Erlebnis. Sollte das alles zu viel werden (was gut möglich ist), hilft nur noch eine Ruheoase. So eine bietet das L’Agora Hotel, im Herzen des Bazars. Ein überdachtes Café im Hof lädt zum Verweilen ein – während auf den Straßen das hektische Treiben weitergeht.
6. Im Kültürpark entspannen
Im Kültürpark finden sich nicht nur zahlreiche Grünflächen, Springbrunnen, Palmen, Spielgeräte sowie eine kleine Kirmes, hier ist auch die Internationale Messe von Izmir angesiedelt. Im Sommer ist im Park viel los, es gibt Essensstände und abends Konzerte bekannter türkischer Künstler*innen. Der Eintritt kostet ein paar Lire, aber das lohnt sich: Alles ist sehr gepflegt und sauber. Wem Entspannen im Park zu langweilig ist, der kann sich auf einem der Trimm-dich-Geräte sportlich betätigen oder sich im Schwanen-Boot durch einen künstlichen See strampeln.
7. Kuchen essen in der Bravo Patisserie
„Ich mag die deutsche Backkunst, aber die türkische ist besser“, erklärte uns unser liebenswerter Reiseführer (ein von Serkan abbestellter Freund, in dessen Auto wir zwei Tage lang durch Izmir und Umgebung tourten). Schnell stellte sich raus: Er könnte recht haben. Hervorragende Backwaren gibt es in der Bravo Patisserie im Staddteil Bostanli. Tipp: Am besten viele kleine Gebäckstücke bestellen und sich dann durchprobieren. Der Kuchen ist aber ebenfalls köstlich, genauso wie der dazu servierte Kaffee. Wer später nicht aus der Patisserie herausrollt, hat etwas falsch gemacht.
Zusatztipp: Wer noch mehr sehen will, sollte sich ein Auto mieten. So ist man schnell in Urla, einem malerischen Küstenort, in Şirince, einem Dorf mitten im Weinanbaugebiet, oder in Ephesos, einer der weltweit größten Ruinenstädten.