Reißaus nehmen und die Welt kennen lernen, neue Kulturen aufsaugen und aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen: Unsere Travel-Serie „Von morgens bis Mitternacht“ soll mit euch aus dem Alltag ausbrechen, euer Fernweh ankurbeln und euch in 24 Stunden das Schönste und Sehenswerteste einer Stadt mit auf den Weg geben. Und weil wir meist sowieso viel zu wenig Zeit haben, uns im Vorfeld genau zu überlegen, was wir an den jeweiligen Orten genau sehen müssten, haben wir Menschen gefragt, die uns dabei helfen, von längst platt getrampelten Pfaden abzukommen. Locals, die uns mit an ihren Sehnsuchtsort nehmen, in ihre Stadt, die voller Wunder steckt. Nach Tel Aviv, Mailand, Paris, London, Amsterdam, Tokio, Reykjavík, Berlin, Wien, Kopenhagen, Barcelona, Zürich, Florenz besuchen wir heute doch mal eine Stadt, in die wir immer und immer wieder reisen könnten: Sofia!
Endlich entern wir den Osten und landen in Sofia! Und wer eignet sich für unseren neuesten Travel Guide besser als eine waschechte Bulgarin? Die Wahl-Berlinerin Denitza Todorova, besser bekannt als Dena, Musikerin und Herzmensch mit Leib und Seele, verbrachte erst kürzlich ein paar unfassbare Tage in Bulgariens Hauptstadt und hat dabei die besten Tipps der Stadt gleich für uns notiert. Und dass, obwohl unsere Freundin und Künstlerin gerade jede freie Minute mit der Promo ihres nigelnagelneuen Albums „If it’s Written“ verbringt. 1000 Dank, Dena! Bereit für 24h Sofia? Dann taucht ein in unseren neuesten „Von morgens bis Mitternacht„-Guide!
Dena auf Instagram:
Aufmerksame Jane-Wayne-Leser*innen kennen Dena natürlich längst, denn unsere Geschichte begann im Sommer 2013, als sie uns mit „Cash, Diamond Rings, Swimming Pools“ den Soundtrack für durchtanzte Nächte lieferte, dafür sorgte, dass ihre Musik von unseren Ohren aus direkt in unsere Füße rutschte und aus einer flüchtigen Bekanntschaft irgendwann viel mehr wurde.
Erst vor gut zwei Wochen hat unsere liebe Freundin ihr neuestes Album „If it’s written“ auf den Markt gebracht und tourt ab sofort mit ihren neuen Songs und ihrem bisherigen Best-of durch Europa. Wo genau, das könnt ihr hier nachlesen. Aber genug vom eigentlichen Thema abgedriftet: Denn wir widmen uns heute ihren Wurzeln und der schönsten Nebensächlichkeit der Welt: Dem Reisen. Bereit für Sofia? Dann packt euer Köfferchen und reist los!
Welche Lieder begleiten dich durch die Stadt?
also fangen wir doch einfach damit an:
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Strugare ist einer der interessantesten Musiker zur Zeit aus Bulgarien, der Poesie und Beats kombiniert und eine krass schräge und verträumte Welt aus Worten kreiert.
Diese Stadt ist für:
Alle, die ungewöhnliche Kontraste, Architektur und visuelle Ästhetik lieben.
Dein Herz hängt an Sofia, weil…
es anders ist als überall sonst auf der Welt und Stadt und Natur irgendwie mehr verbunden scheinen. So könnt ihr, nur als Beispiel, einfach Kirschen von den Bäumen pflücken, während ihr gemütlich durch die Straßen spaziert. Oder aber, ihr plant am Wochenende einen kurzen Trip ins nahegelegene Gebirge, um wandern zu gehen.
Be prepared: Was sollte im Vorfeld auf jeden Fall in den Koffer wandern?
Wenn ihr im Sommer reist, solltet ihr auf alle Fälle Sonnencreme und leichte Kleidung einpacken, denn in Sofia wird es sehr heiß. Ich nehme auf jeden Fall Gesichts-Moisturizer und eine Gesichtsmaske mit, da die Hitze meine Haut ziemlich austrocknet.
Ich packe meinen Koffer: Was kommt aktuell bei dir rein?
- Koreanische Gesichtsmaske: Embo Gel Mask – aus dem Knok Store
- Phone Necklace – ebenfalls aus dem Knok Store
- Jasminduft Roll On Parfum von Ortigia
- Und für die Handtasche: Rosenwasser Gesichts-Spray
Welches Buch liest sich hier besonders gut?
Simone De Beauvoir – The Woman Destroyed
24 Stunden Sofia fernab von getrampelten Wegen: Vom Frühstück bis zur schönsten Bar bis hin zum schnuckeligsten Hotel: Wo schickst du uns hin?
Am liebsten wache ich in einer geräumigen Studio-Wohnung im Zentrum der Stadt auf, die ich über Airbnb gebucht habe und die einem Freund gehört. Mit Airbnb kann man Sofia sehr gut übernachten: Egal ob ganz allein oder in bestehenden WGs. Die Leute sind aus meiner Erfahrung sehr kooperativ und wunderbar gastfreundlich.
Die Beispielbilder zeigen zwar nicht die Bleibe meines Freundes, aber eine wunderbare Alternative scheint dieser Ort trotzdem zu sein, oder?
Zum Frühstück gehe ich in die Hlebar und bestelle den Frühstücks-Klassiker: Banitza. Das ist eine Art Kuchen, der in der Türkei besser als Börek bekannt ist. Sonntags isst man in Bulgarien gerne Mekici und die haben sie hier ebenfalls. Darunter versteht man traditionelle Teigwaren, die in der Pfanne gebraten und anschließend mit Puderzucker oder Konfitüre gegessen werden. Es sind quasi die bulgarischen Pfannkuchen – und die liebe ich. Dazu kann man ein Glas Boza bestellen, das ultimative bulgarische Hefe-Getränk, das eine sehr spezifische Farbe und einen noch prägnanteren Geschmack hat. Obendrein soll es sehr gesund sein!
Nach dem Frühstück gehe ich im Stadtzentrum spazieren, laufe am NDK (National Kultur-Palace) entlang und schlendere durch das neue Bummel-Boulevard “Vitosha”, das den Namen des an Sofia gelegenen Gebirges trägt.
Danach kehre ich zurück zu meinem Airbnb und verschnaufe ein bisschen aka ich arbeite ein wenig an meinem Rechner. Nach ein paar Emails und Skype Calls bin ich wieder ready to go.
Lunch im „Слънце и Луна„: Der Name des Restaurants bedeutet „Sonne & Mond“ und dieser Spot ist besonders empfehlenswert für Vegetarier*innen wie mich.
Dort bestelle ich entweder vegetarische „Musaka“ oder „Rühreier mit Paprika und Käse“. Ich liebe die vegetarischen Optionen in Bulgarien, denn hier herrscht ein exzellentes Klima für Gemüse und Obst. “Slynce i Luna”, wie der Name im bulgarischen lautet, haben mehrere Filialen in Sofia, verteilt über das gesamte Zentrum.
Danach, ihr werdet es kaum glauben, habe ich tatsächlich gleich mehrere Kosmetik-Termine gebucht, denn Bulgarien ist das Paradies für alle möglichen Gesichtsmasken-Innovationen, Nagellack- und Waxing-Studios, auch Friseure und Massage-Angebote findet man hier so zahlreich wie nirgends sonst – und wann nimmt man sich sonst schon einmal so viel Zeit für sich, wenn nicht im Urlaub? Die Treatments kosten tatsächlich „nur“ die Hälfte im Vergleich zu Berlin und die Studios sind überall zu finden: Nicht nur im Zentrum, sondern eben auch in den kleinen Nachbarschaften. Für meine Nägel gehe ich am liebsten in die “Nail-Bar” und treffe dabei Freundinnen, um über die Liebe und das Leben zu plaudern.
Zeit für ein kleines Stückchen Kuchen und einen Nachmittagskaffee! Dann ab ins Cafe Zoya. Zoya ist nicht nur ein Café, sondern hauptsächlich mein Lieblings-Bioladen und ja, erwischt, auch einer meiner liebsten Kosmetik-Shops. Dort kann man nämlich nicht nur alle möglichen Cremes und das traditionelle bulgarische Rosenwasser erstehen, sondern natürlich auch alle möglichen Argan oder Lavender-Öle kaufen.
Und da ich schon mal in der Nähe bin, gehe ich in meiner liebsten Gelateria Naturale auch ein Eis essen. Dort wird selbstverständlich auch veganes Eis hergestellt. Meine liebste Sorte? Das Lavendel-Eis!
Bulgarien, beziehungsweise Sofia, ist das Paradies für Second Hand Shopping, und wenn ihr Zeit, Muße und Geduld mitbringt, könnt ihr wirklich unglaubliche Stücke finden. Die Location “Zhenski Pazar”, aka der Frauen-Bazaar, im Zentrum der Stadt ist eine meiner liebsten Gegenden mit Flohmärkten, versteckten Passagen, einer Küche aus dem Nahen Osten und vielen, ja wirklich sehr vielen Second Hand Shops.
Danach tingel ich zu einer Ausstellungseröffnung in meinem neuen Lieblingsspot in Sofia: Der Galerie “Swimming Pool”.
Die Location ist eine Dachterasse eines alten Gebäudes auf mehreren Stockwerken, auf der man die beste Aussicht auf die gesamte Stadt erleben kann. Der Name verrät es: Natürlich finden wir hier auch einen leerstehenden Swimming Pool, in dem oft Konzerte oder Performances stattfinden. Es ist wohl der perfekte Ort, um sowohl einen spektakulären Sonnenuntergang als auch zeitgenössische ,internationale Kunst serviert zu bekommen.
Der ultimative Geheimtipp für das wahrlich beste Restaurant (und glaubt mir, ich habe lange überlegt, ob ich diesen Tipp überhaupt teilen darf) ist das “Sam doidoh”. Die Übersetzung des Namen lautet: “Ich kam alleine”. Es handelt sich um ein Restaurant mit wunderbar gemütlicher Atmosphäre, das von einer Gruppe älterer Künstler bewirtet wird. Oft organisieren sie dort Jazz-Konzerte mit legendären, bulgarischen Musiker*innen – hier weiß man nie, wie die Nächte nach dem vielen Rotwein ausgehen werden.
Das letzte Mal, als ich dort war, saßen dort ungefähr 20 ältere Menschen an einem Tisch versammelt, spielten mit ihren Akkordeons und sangen Schlager und Chansons bis in die Nacht hinein. Das Essen ist hervorragend und die Preise sind wie aus der Vergangenheit. Verratet bloß nicht, dass ich euch hierhin geschickt habe. Versprochen?
Nach dem Restaurant geht es in den Vorgarten des Staatstheaters. Da hängen eine Menge Leute bis spät in die Nacht rum, hören Musik oder spielen selbst welche. Es ist ein Ort zum Abhängen mit kleinem oder ganz ohne Budget und der Vibe erinnert mich ein bisschen an die Outdoor-Späti-Kultur aus Berlin.
Danach geht es in eine kleine Bar namens “Doom”, betrieben von einer Bekannten von mir, in der wirklich immer ausschließlich nette Menschen verweilen. Es fühlt sich manchmal wirklich wie in einer bekannten TV-Serie an: Hier trifft man sich einfach, hier unterhält sich jeder mit jedem und hier tauscht man sich aus.
Und zu guter letzt geht es in die Bar “Dolu”. Diese Bar ist nur freitags geöffnet und dort gehen wir wirklich immer hin. Es ist im Keller eines Suppen-Laden, der tagsüber geöffnet hat, und liegt dadurch ein wenig versteckt. Die Partys gehen bis spät in die Nacht – und meistens legen dort DJs auf. Achtung, Verwirrung: Manchmal steigen die Partys in zwei anderen Laden – dem “Tell Me” oder “Friday”. Aber alle drei haben eines gemeinsam: Sie sind bunt gemischt mit Lokals, internationalen Besucher*innen oder Student*innen – und das bis in die Morgenstunden.
Talking about Klischees:
Was stimmt und was ist absoluter Humbug!
Ich weiß nicht, ob es ein Klischee ist, aber Bulgaren kommen wirklich immer zu spät zu Verabredungen. Oder sagen wir so: Sie haben eine andere Idee von Pünktlichkeit. Was definitiv nicht stimmt: Dass man überall beklaut wird. Blödsinn! Man muss sich natürlich, wie überall anders auch, immer vor Taschendieben in Acht nehmen.
Die schönste (Jahres-)Zeit, um Sofia zu besuchen?
Plovidv, die zweitgrößte Stadt Bulgariens, wird Kulturhauptstadt Europas 2019. Daher werden im gesamten nächsten Jahr überall zahlreiche Events, Performances und Ausstellungen stattfinden und eines dürfte klar sein: Die Besucherzahlen werden explodieren. Wenn ihr es also etwas ruhiger mögt, dann reist am besten im Frühling hierher, bevor die Hitzewellen anfangen. Oder natürlich im Herbst!
Ein Mitbringsel für die Liebsten, das man aus Sofia besonders gut mitbringen kann?
Rosenwasser und alles, was aus Rosen gefertigt wird. Denn dafür sind die Bulgaren berühmt.
Für welche Stadt soll unser Guide als nächstes beantwortet werden?
Für Budapest.
Und noch mal alle Tipps von Dena für euch zum Nachsehen:
Foto im Header: Katharina Poblotzki & Sander Houtkruijer.