8 Bücher im Oktober // Von gemischten Gefühlen, dem Tod des Feminismus & Menschen, die sich immer wieder finden und verlieren.

17.10.2018 Buch

Ich bin, was das Lesen betrifft, gerade ehrlich gesagt ein wenig geistig eingeschränkt, weil ich mich so dermaßen an Françoise Sagan festgebissen habe, dass nun schon das nächste Buch-Exemplar dieser Ikone des Existenzialismus, die sich von ihrem ersten Roman-Gehalt übrigens einen Jaguar kaufte, auf meinem Nachttisch liegt. Hilft aber alles nichts, das Literatur-Karussell dreht sich nämlich munter weiter und macht mich ganz bimmelbammelwahnsinnig – in keinem anderen Lebensbereich leide ich wohl unter so viel fomo. Auf die folgenden Bücher freue ich mich im Oktober jedenfalls besonders. Nein, Moment, das ist ja gar nicht mehr zu schaffen. Umso schöner, dass der Herbst ohnehin nach vielen gemütlichen Stunden auf dem Sofa schreit:

„Notizen über gemischte Gefühle“ von Anna Fiedler

„Man stolpert über eigene Gedanken, das ist dann auch witzig und man lacht, aber nur, bis man bemerkt, dass man zuhause die Kühlschranktür aufgelassen hat und dann lacht man halt nicht mehr. Psychische Krankheiten in Worte zu fassen, ist nicht leicht. Die Sorgen und Gefühle Betroffener sind schwierig zu fassen, nicht nur für Menschen, die damit zu kämpfen haben. Auch Angehörige wissen oft nicht weiter, können nicht nachempfinden, was drinnen ist oder was im Außen unterstützend wirken kann, was hilft. Ein Buch, das alles Beteiligten an die Hand und ein Stück mitnimmt. Die Poetisierung eines Gefühls auf der Kante. Notizen über Gemischte Gefühle.“

Erschienen bei Blurb.

„Das Mädchen, das in der Metro las“ von Christine Féret-Fleury

„Jeden Morgen sitzt Juliette in der Metro auf dem Weg zu ihrer eintönigen Arbeit in einem Maklerbüro und taucht ein in die Welten ihrer Romane. Mal begibt sie sich mit Marcel Proust auf die Suche nach der verlorenen Zeit, mal begleitet sie Hercule Poirot im Orientexpress Richtung Istanbul – manchmal beobachtet sie auch einfach die Menschen um sich herum, die in ihre Lektüre vertieft sind. Es sind die Bücher, die Juliettes Leben Farbe verleihen. Als sie eines Tages beschließt, zwei Stationen früher auszusteigen, begegnet sie dem schrulligen Soliman, der mit seiner Tochter Zaïde inmitten seiner Bücherstapel lebt. Soliman glaubt, dass jedes Buch, wenn es an die richtige Person übermittelt wird, die Macht hat, ein Leben zu verändern. Auserwählte Boten liefern für ihn diese kostbare Fracht aus, an die, die sie nötig haben. Bald wird Juliette zu einer Botin, und zum ersten Mal haben die Bücher einen wirklichen Einfluss, auch auf ihr Schicksal.“

Erschienen bei Dumont.

„Der Zopf“ von Laetitia Colombani

„Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.

Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.“ 

Erschienen im S. Fischer Verlag.

„Warum ich keine Feministin bin – Ein feministisches Manifest“ von Jessa Crispin

„In ihrem radikalen, geistreichen und dringlichen Manifest rechnet die amerikanische Aktivistin und Kulturkritikerin Jessa Crispin mit dem Feminismus ab. Am Ende ihres Essays steht nichts weniger als der Aufruf zum Umsturz der Gesellschaft.

Keine Feministin zu sein – für die amerikanische »Feministin« Jessa Crispin der einzige Ausweg. Während sich in den USA Hundertausende Pussyhats anziehen und demonstrierend durch die Straßen laufen, Popstars zu feministischen Ikonen gekürt werden und »Self-empowerment« à la Sheryl Sandberg zur neuen Religion des Lifestyle-Feminismus wird, erklärt Crispin den Feminismus für tot. Banal, anbiedernd und lächerlich findet sie den »Kampf« um die Freiheit der Frau. Was also tun? Crispin fordert nichts weniger als eine Revolution.“

Erschienen bei Suhrkamp.

„Den Himmel stürmen“ von Paolo Giordano

„In dem Bestseller aus Italien schreibt Paolo Giordano über vier junge Leute, die ihre Träume leben. Sie sind Öko-Aktivisten, Frauen auf der Suche nach Selbstbestimmung, Männer mit ungewöhnlichen Idealen.

Teresa lebt mit ihren Eltern in Turin, doch die Sommerferien verbringt sie jedes Jahr bei der Großmutter in Apulien, mit den Nachbarjungen Bern, Tommaso und Nicola. Die vier Freunde sind unzertrennlich, bis zwischen Bern und Teresa etwas Neues entsteht: die erste große Liebe. Über zwanzig Jahre – von den Neunzigern bis heute – erzählt Paolo Giordano die Geschichte von Menschen, die sich immer wieder finden und verlieren. Mit einer emotionalen Präzision wie kein zweiter schreibt der promovierte Physiker Giordano über Liebe, Freundschaft und Verlust.“

Erschienen bei Rowohlt.

„Endlos leben“ von Frédéric Beigbeder

„»Papa, ich möchte nicht, dass du stirbst.« Dieser Satz seiner Tochter und die Feststellung, dass seine Attraktivität schwindet, führt den fünfzigjährigen Erzähler zu der Erkenntnis: Sein Körper verfällt und steht in keinem Verhältnis zu seiner geistigen Kraft. Ein uraltes Problem, analysiert er. Hat die Menschheit einen größeren Feind als den natürlichen Tod? Faust schloss damals einen Pakt mit dem Teufel, um ihm zu entgehen. Heute beschäftigen sich Genetiker und Mediziner mit der Unsterblichkeit. Wie weit entfernt liegt dieses Ziel? In Reichweite des Erzählers? Zusammen mit seiner Tochter begibt sich Beigbeder auf eine Reise und lotet mit Experten humorvoll, klug und sehr persönlich die Frage nach der ewigen Jugend aus.“

Erschienen im Piper Verlag.

„Desintegriert euch!“ von Max Czollek

 

„Max Czolleks verblüffender Denkanstoß, der die Debatte um Integration und Zugehörigkeit verändert – ein wildes Zeugnis der jüdischen Szene.   

Max Czollek ist dreißig, jüdisch und wütend. Denn hierzulande herrschen seltsame Regeln: Ein guter Migrant ist, wer aufgeklärt über Frauenunterdrückung, Islamismus und Demokratiefähigkeit spricht. Ein guter Jude, wer stets zu Antisemitismus, Holocaust und Israel Auskunft gibt. Dieses Integrationstheater stabilisiert das Bild einer geläuterten Gesellschaft – während eine völkische Partei Erfolge feiert. Max Czolleks Streitschrift entwirft eine Strategie, das Theater zu beenden: Desintegration. Desintegriert euch! ist ein Schlachtruf der neuen jüdischen Szene und zugleich eine Attacke gegen die Vision einer alleinseligmachenden Leitkultur. Dieses furios streitbare Buch ist die Polemik der Stunde.“

Erschienen bei Hanser Literaturverlage.

Oh, und nochmal:
„Coming Soon“ von Dania Schiftan:

„Wenn wir eine Sache beherrschen wollen, üben wir: Wer gut Klavier spielen will, nimmt Unterricht, wer tanzen will wie eine Ballerina, trainiert regelmäßig. Dieser Grundsatz gilt in allen Lebensbereichen – nur beim Sex denken wir, dass alles von selbst klappen muss. Wie falsch diese Annahme ist, belegen die Zahlen: Nur jede dritte Frau kommt beim Sex regelmäßig zum Höhepunkt. Dabei könnte es ganz einfach sein: Denn genau wie ein Pianist seine Finger trainieren muss, muss die Vagina erst sensibilisiert werden, um beim Sex etwas empfinden zu können. Wie das geht, erklärt Dania Schiftan in diesem Buch – und hilft uns ganz nebenbei, unseren Körper besser kennenzulernen.“ Piper Verlag.

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3 Kommentare

  1. mak

    danke für die Leseanstöße, aber eine Bitte bzw. einen Anstoß zurück: Nennt doch bei Übersetzungen auch mal die Literaturübersetzer_innen, die dafür viel zu selten Anerkennung/ gute Entlohnung finden. Würde mich sehr darüber freuen. Oft schlagen Literaturübersetzer_innen den Verlagen die Titel ja überhaupt erst vor bzw. verbringen Monate damit, die Sprache auf Deutsch für alle anderen nachzubauen. Ich weiß, dass das nicht böse gemeint ist und der/die Autor_in natürlich an erster Stelle steht, nur ist es bei fremdsprachigen Originalen nicht minder wichtig (und schön!), daran zu denken, dass da noch jemand anderes gearbeitet hat, um den Text ins Deutsche zu bringen.

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  2. Charlie

    Vielen Dank dafür, deine Empfehlungen sind immer wieder Gold wert und haben schon das ein oder andere tolle Buch in mein Regal gebracht!

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