Beim Gedanken an das nahende Wochenende bin ich jedes Mal ganz besoffen von all den potenziellen Möglichkeiten, von all der Zeit, endlich all jene Dinge zu erledigen, die der Alltag sonst so überaus schadenfroh mit seinem vollgestopften Maul vertilgt.
Ich sehe mich dann in Gedanken Waffeln backen, mit all meinen hungrigen Freundinnen, oder in Wellness-Tempeln nackend vor mich hin dümpeln und Ideen für die Ewigkeit aushecken, die noch niemand vor mir hatte, ich sehe mich Großeinkäufe erledigen und sogar die 87 Pfandflaschen gegen Cash eintauschen, im Literaturcafé richtig gute Romane schreiben und Rechnungen überweisen, ich sehe mich beim Winterputz, beim Austauschen von kaputten Glühbirnen oder im Delphi Kino um Lars Eidinger zu beglotzen, ich sehe mich mit meinem Angebeteten an der Ostsee knutschen oder endlich mal wieder bei meiner Oma auf der Eckbank sitzen, ich sehe mich Single-Socken aussortieren, Weihnachtsgeschenke basteln und die Kündigung vom Fitness Center einreichen, ich sehe mich verschwitzt nach drei Stunden Sport im neuen Studio, beseelt von abgehakten To-Do-Listen und voll gefressen mit gesundem Essen aus meiner eigenen Pfanne.
Dann kommt das Wochenende. Und meistens passiert dann absolut rein gar nichts, nada, niente. TGIF! Weil: Schon wieder so viel Zeit zum überhaupt nix schaffen oder machen.
Freitags schon verfalle ich nicht selten in Kommunikations-Lethargie, übersehe absichtlich Nachrichten und bummle so langsam durch die Straßen wie mein Gehirn Entscheidungen zu treffen in der Lage ist. Weshalb ich dann meistens gar keine treffe, immer die vorgegaukelte Liebe zur vogelfreien Spontaneität als Ausrede parat. Bis schließlich Samstag ist. Hurra! – und ich bereits vom Aufwachen wieder müde werde. Irgendwann stehe ich trotzdem auf und schmiede Pläne – nur, um jeden einzelnen wieder über den Haufen zu werfen. Macht nämlich auch Spaß: Karaoke? Lieber Kuchen. Brandenburg? Zu weit weg. Sauna? Ja, aber nein. Konzert? Ich bin doch nicht irre. Spazierengehen im Wald? Zu kalt. Gut, dann eben aufräumen? Später – Wäre das Sofa nicht durch einen unsichtbaren Starkmagneten mit meinem Arsch verbunden. Dann, ja dann. Dann wären das alles supergute Ideen. Aber leider ist’s schon wieder dunkel draußen. Es ist also wahr: Das Wochenende ist meine Fahrradkette. Hätte, hätte immerzu.
Obwohl – es bleibt ja noch der Sonntag. Mein Lieblingstag. Weil da überhaupt niemand auch nur im Ansatz darauf käme, sowas wie Tatendrang von mir zu erwarten. Geschweige denn irgendwas zu tun, das dem Prädikat „sinnvoll“ entspräche. Herrlich, dieser Zustand, in dem man Erwartungen nur übertreffen kann. Da wird sogar das Duschen via What’s App mit applaudierenden Gifs gewürdigt und jeder aufgesammelte Minikrümel wächst zum Pokal aus purem Gold. Das motiviert! Der wahre Tag zum Berge versetzen also – wären all die anderen nicht so schrecklich langweilig und faul. Dann halt zurück ins Bett – aber immerhin duftend und voller angestautem Tatendrang. Dem kann man ja schließlich auch noch am nächsten Wochenende frönen. Und wenn wieder nicht, dann eben: TGI – Egal.
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