Pünktlich zur Weihnachtszeit, da haben Sarah und ich uns bisher Jahr für Jahr einen ganzen Tag frei genommen um uns mächtig zu belohnen. Mit einem neuen Paar Schuhe etwa oder einer Tasche, von der wir normalerweise bloß zu träumen wagten. Als wir allerdings vor ein paar Wochen zusammen saßen, um Pläne für das diesjährige Bauchpinseln unserer unvernünftigsten Wünsche zu schmieden, wurden wir beide mit einem Mal ganz still. So sehr wir nämlich Mode lieben und mit ihr oft nunmal auch die großen Namen dahinter, so sehr mussten wir uns plötzlich auch eingestehen, in diesem Winter längst zufrieden sein mit den ausgewählten Schätzen, die inzwischen in unsere Schränke eingezogen sind. Nichts, aber auch wirklich gar nichts, was einen Namen aus der Kategorie „Luxus“ trägt und gleichzeitig einer aktuellen Kollektion entspringt, konnte uns während der vergangenen Monate überzeugen oder auch nur ansatzweise verliebt machen. Ganz im Gegenteil.
Vielleicht ist das alles nur eine Phase, aber für den Moment ist klar: Wenn etwas Neues in unsere Schränke einzieht, dann mit Bedacht. Dann etwas, das wir wirklich benutzen, am liebsten jeden Tag, etwas, das besonders oder einzigartig erscheint. Firlefanz der allerbesten Sorte eben, der als Hingucker-Kirsche für ein komplettes Outfit zu dienen in der Lage ist. Wer Jane Wayne aufmerksam verfolgt, der konnte Sarah neulich zum Beispiel dabei zusehen, wie sie daran erinnert wurde, dass Gebrauchtes oftmals sogar noch viel froher stimmen kann als alles Neue der Welt. Als eBay-Neuling jauchzte sie gleich dreifach beim Anblick ihrer – mir fällt leider kein anderes Wort dafür ein – Schnapper. Eine Entwicklung, die zu dem passt, was wir uns privat immer wieder schworen: Mehr Nachhaltigkeit, auch durch das das Feiern von 2nd Hand Stücken. Es wäre nämlich trotzdem eine große Flunkerei zu behaupten, wir hätten gänzlich die Freude an modischen Experimenten verloren. Nein, das ist natürlich großer Quatsch. Umso besser also, wenn all die schönen Dinge im Kreislauf bleiben – denn was andere nicht mehr wollen, kann für uns selbst manchmal das Größte sein – Ganz egal ob nun wirklich namenlos oder eben doch aus einer Designer*innen-Feder entsprungen.
Nun war ich bisweilen vor allem gut darin, meine Spürnase auf alte Gemälden oder Schmuck vergangener Jahrzehnte anzusetzen. Diesmal lautete die eBay-Challenge allerdings: Finde Statement Bags! Lange überlegen musste ich da nicht, denn wenn es eine Sache gibt, über die sich unser gesamtes Büro nicht selten lustig macht, dann ist es die Tatsache, dass ich trotz einer kleinen aber feinen Handtaschensammlung Tag ein Tag aus mit Rucksack oder alter Jute gen Schreibtisch schlendere. Und Abends, beim Ausgehen, denke ich dann: Schade Schokolade, schon wieder nichts parat, was von meinen abgelatschen Dr. Martens ablenkt oder dem weißen Hemd einen Funken Schalk einhaucht. Also machte ich ich erstens für mich selbst und zweitens stellvertretend für euch auf die Suche, um Taschen gegen die Tristesse zu finden. Welche es geworden sind und weshalb, das seht ihr hier. Et voilà:
Reminder / Tipps & Tricks aus Sarahs Feder:
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Die Sommertasche:
Was leckte sich das halbe Internet während der vergangenen Saisons die Finger nach japanischen Picknick-Körbchen, die einem im Urlaub gleich tonnenweise begegnen, hierzulande aber vor allem durch das Label Cult Gaia zu viel Aufmerksamkeit gelangten. Es gibt jetzt also zwei Möglichkeiten: Entweder wir profitieren Dank eBay vom Hype und suchen nach Stücken, die mittlerweile von ihren einst so stolzen Besitzerinnen verstoßen wurden, oder aber wir Halten Ausschau nach waschechten Vintage-Stücken in ähnlicher Manier. Im gleichen Atemzug bin ich außerdem über jede Menge Bamboo-Bags gestoßen, aber auch sogenannte Birkin Baskets werden heute, morgen und für immer très jolie anzuschauen sein.
Die Clutch:
Aber nicht irgendeine! Sondern eine Clutch für Leseratten. Was war ich damals beseelt, als ich im Sale ein Original von Charlotte Olympia ergatterte. Wohlwissend, dass die eigentlichen Preise so ziemlich alles übersteigen, was ohne Bauchweh zu bewältigen wäre. Eine Freundin machte mich schließlich irgendwann auf ein Label aufmerksam, das sich schon lange dem Buchformat verschrieben hatte und flüsterte mir außerdem, dass man bei eBay immer wieder Verkäufer*innen finden würde, die selbst wie der Teufel alte Buchdeckel vernähen, um Handtaschen aus ihnen zu zaubern. Ich habe mich dennoch für ein etwas anderes Modell entschieden, das vermutlich ein Weihnachtsgeschenk werden wird. Das ist ja noch so ein Ding: Es geht ja nicht bloß darum, sich selbst zu beglücken – nee, bei eBay findet man auch super Überraschungen für alle, die man lieb hat.
Die Perlentasche:
Überall sind die gerade, diese aus Glas- oder Plastikperlen zusammen gesetzten Taschen, in allen Formen und Farben, tagsüber und bei Nacht, und ich gebe gern zu, dass ich mich diesem Trend von Beginn an nur allzu gern beuge. Was mich beim Gedanken an „neue“ Modelle allerdings stört, ist der ganze Müll. Also rüber zu eBay und siehe da: Tag für Tag ploppen hier neue selbstgemachte oder vererbte Stücke aus der Vergangenheit auf – und die schauen oft sogar viel spannender als jene aus den Onlineshops. Hier, schaut:
Die bunte Bucket Bag:
Sind Bucket Bags überhaupt „Statement Bags“? Oder einfach nur Klassiker? Ich finde ja: Beides. Trägt jemand nämlich ein ganz besonders hübsches Modell in einer Farbe, die auch wirklich eine Farbe ist, bekomme ich immerzu Stielaugen. Was ich erst jetzt weiß: In meinem Schrank hat ein grünes Modell gefehlt, denn dieses Grün passt zu allem, selbst wenn’s eigentlich nicht passt. Praktisch bei der Suche auf eBay ist die Tatsache, dass besagte Taschenform schon diverse Revivals erlebte, weshalb die Ausbeute eigentlich immer beachtlich sein dürfte. Aber, Obacht: Wer sich etwa schon lange die Finger nach einem Modell von Mansur Gavriel leckt, der wird ebenso fündig. Meines stammt allerdings aus dem Nachlass einer altem Dame und kam für 19 Euronen zu mir nach Hause geflogen.
Ganz grundsätzlich lohnt es sich immer, nicht allzu schnell aufzugeben und sich außerdem in etwas Geduld zu üben. Das eBay-Sortiment ändert sich im Minuten-Takt, was durchaus als Ansporn gesehen werden darf. Wegen der meistens sehr verlockenden Preise, muss ich mich aber auch immer wieder selbst maßregeln: Bloß nichts eintüten, das nicht wirklich, wirklich dem eigenen Geschmack entspricht. Kompromisse müssen hier nämlich gar nicht sein, das Angebot ist schließlich endlos. Im Zweifel also lieber noch ein bisschen abwarten und reichlich Tee trinken – die nächste Überraschung kommt nämlich sowieso.