Malaika Raiss ist eine zarte Person, eine sanfte Persönlichkeit, so scheint es, sie wirkt eher leise als laut, bescheiden, fast schüchtern. Und wer sich nur einen kurzen Augenblick zum Betrachten ihrer Mode Zeit nimmt, der mag ihr sogar auf den Leim gehen. Verpassen, dass die liebliche Fassade ihrer Kreationen bei Weitem nur die halbe Wahrheit widerzuspiegeln vermag. Nur, wer wirklich hinsieht, wer weiter bohrt und fühlt, statt mit bloßem Auge zu observieren, der erkennt die Stärke, die jeder ihrer Kreationen ebenso innewohnt wie ihr selbst. Malaika nennt ihre Kollektion für den Herbst/Winter 2019 „Dreams Reality“, aber diese stoffgewordenen Träume, deren Geschichte sie heute Morgen erzählte, sind mehr als eine in Pudertöne getränkte Hommage an Luftschlösser. Vielmehr scheinen sie sie davon zu handeln, was das Wahrwerdenlassen von Träumen bedingt, welch gewaltige Entschlossenheit dazu gehört, wann immer wir Gedanken in Realitäten zu übersetzen versuchen, gegen alle Widerstände. Oder eben anders herum: Was passiert, wenn das Echte, das Reale, das Jetzt uns zum Träumen veranlasst? Es ist, meistens, vor allem eines: Kompliziert.
Das ist MALAIKARAISS für den Winter 2019 eben auch: Eine nicht ganz so leicht bekömmliche Liebesgeschichte wie jene von Ryan O’Neal und Ali MacGraw, die in den 70er Jahren auf den Leinwänden der Welt zum Leben erweckt wurde. Eine, die geprägt war vom bitteren Clash der Gesellschaftsschichten und dem rebellierenden Kampf um eine gemeinsame Zukunft entgegen jeder Norm. Und noch eine Inspiration fügt Malaika Reiss ihrer Kollektion hinzu: Den jungen David Bowie, der nicht nur Musikgenie, sondern auch Ikone des Genderless Stylings war. Was dabei heraus kommt, ist eine spannende Konversation zwischen mädchenhaftem Charme und der Lässigkeit der Tomboys ihrer Zeit. Die Berliner Designerin bleibt am Ende eben doch auch selbst ambivalent, im besten aller Sinne: Eine sanftmütige Heldin, die sich mit viel Biss ihren Weg an die Spitze des deutschen Mode gebahnt hat.