Eine kleine feine Leseleiste zum Wochenende, die gerne im Kommentarfeld ergänzt werden darf. Damit uns weder Lehrreiches und Amüsantes, noch Wichtiges entgeht:
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Am Samstag finden in ganz Deutschland Demos gegen §219a statt
Das überparteiliche „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“ hat dazu aufgerufen, dass sich am kommenden Samstag, den 26. Januar, in ganz Deutschland Menschen zu Kundgebungen versammeln, um für ein Recht auf Information zum Schwangerschaftsabbruch zu kämpfen. Ihre Forderung: Der Paragraf 219a soll aus dem Strafgesetzbuch gestrichen werden.
Ihr Argument: Abtreibung sei kein Delikt, sondern ein Frauenrecht – durch den Paragrafen 219a werde es Frauen erschwert, sich über die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs zu informieren. Die Veranstalter*innen fordern ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Hier findet ihr alle Termine und Veranstaltungsorte. Jetzt.de hat noch mehr Infos zu den Hintergründen.
Frauentag wird Feiertag in Berlin
Als erstes Bundesland hat der Stadtstaat Berlin den Frauentag als gesetzlichen Feiertag eingeführt. Bei der Abstimmung im Abgeordnetenhaus gab selbstverständlich etliche Gegenstimmen: Von den anwesenden 147 Abgeordneten stimmten 87 für das Gesetz, 60 Abgeordnete stimmten dagegen. Grund dafür wird aber wohl nicht nur Berlins Liebe zu den Frauen sein oder ein bewusster Schritt in Richtung Gleichberechtigung, das Land Berlin gehört schlicht und ergreifend zum Schlusslicht in Sachen Feiertage. Nirgendwo sonst in Deutschland nimmt man sich einen freien Tag, um, ja wofür eigentlich? -Richtig, um frei zu haben.
Hoffen wir also mal, dass der neue Feiertag, der Frauentag, auch nicht nur als wunderbarer Tag zum Ausschlafen angesehen wird, sondern, um für die Gleichberechtigung einzustehen und um auf die Straße zu gehen. Mehr Infos gibt’s hier.
Women’s March 2019 //
Warum waren wir eigentlich nur maximal 5000?
Was uns schon zum nächsten Thema bringt: Dem Women’s March 2019 am vergangenen Wochenende. Schönstes Wetter, ein freier Samstag – und eine Demo ab 10 Uhr! Hätte es bessere Umstände gegeben, um auf die Straße zu gehen? Wahrscheinlich nicht. Und trotzdem waren es laut offiziellen Angaben gerade mal 5000 Frauen und ein paar wenige Männer, die es zeitlich einräumen konnten, mit dabei zu sein, für Gleichberechtigung einzustehen, sich gegen Paragraph 219a auszusprechen oder ein Zeichen gegen Polarisierung, Rechtsextremismus, Islam-Phobie, Antisemitismus sowie gegen jede Politik des Hasses zu setzen.
Zwar hatten die Veranstalter*innen nur rund 1000 Menschen für die Demo angemeldet und können die Teilnahme als Erfolg verbuchen, ein klein wenig traurig hat uns persönlich das (offensichtlich) nichtvorhandene Interesse allerdings schon gemacht. Schade Schokolade.
Wir brauchen die Männer
Am 19. Januar 1919 durften Frauen in Deutschland das erste Mal wählen. Mehr als ein Jahrhundert lang hatten sie dafür gekämpft. Im europäischen Vergleich waren die deutschen Frauen zeitig wahlberechtigt. Das Schlusslicht bildete 1971 die Schweiz. Hedwig Richter forscht seit Jahren zur Geschichte des Frauenwahlrechts. Sie weiß, warum der Kampf so mühsam war. Und sie rät heutigen Feministinnen, wütende Männer nicht in erster Linie als Bedrohung, sondern als Beweis für ihre Wirkung zu betrachten. Das ganze Interview mit der Historikerin Hedwig Richter lest ihr hier.
Bluten für den Papst: Warum 60 Jahre lang behauptet wurde, Pausen von der Pille seien wichtig
Eine neue Studie der Fakultät für sexuelle und reproduktive Gesundheit in England hat ergeben, dass es unbedenklich ist, die Pille ohne eine siebentägige Pause durchzunehmen. Also unbedenklich im Sinne davon, dass es keinen medizinischen Nutzen hat, wenn man eine Pause einlegt – davon ab bleibt die Pille weiterhin ein Verhütungsmittel, dass durch die eingenommenen Hormone viele Nebenwirkungen verursachen kann. Aufrgund der Studie hat auch der National Health Service in England die Empfehlung, einer Pause von der Einnahme der Pille gekippt. Warum wurde bislang trotzdem immer zur Pause geraten?
Nämlich nicht aus medizinischen Gründen, sondern wegen des Papstes. So nahm man an, den Segen dafür, die Pille zu nehmen, von der katholischen Kirche eher dann zu bekommen, wenn es wenigstens regelmäßige Pausen für eine Regelblutung gäbe, weil das natürlicher wirken würde, berichtet ein Professor für reproduktive Gesundheit im Telegraph. Mehr weiß Edition F.
Mehr als ein kleiner Knubbel
Was wisst ihr eigentlich über die Klitoris? Die meisten unter uns wohl eher wenig, auch wenn wir selbst eine haben. Sie sichtbar zu machen, müsste auch im Interesse der Männer sein, meint Louisa Lorenz, die im Interview mit der TAZ über das weibliche Organsystem spricht.
Beutel mit Botschaft
„Wie kann man auf ein großes Problem aufmerksam machen, wenn es kaum sichtbar ist? Vor dieser Frage standen Alexander Nolte und Oliver Spies, als sie vor vier Jahren begannen sich mit Mikroplastik im Wasser zu beschäftigen. Heute sitzen sie in ihrem Büro in Prenzlauer Berg und legen ihre Antwort auf den Tisch: den Waschbeutel „Guppyfriend“. 50 mal 74 Zentimeter groß ist der Fischfreund und aus so feinem Ge webe, dass sich damit Mikrofaserpartikel zurückhalten lassen, die Filter in Waschmaschinen und Kläranlagen nicht zu fassen kriegen. „So sieht das aus“, sagt Nolte und zeigt ein Sieb, auf dem einige Flocken einer weichen, grauen Masse liegen. Der „Guppyfriend“ sorgt außerdem dafür, dass 80 Prozent weniger Fasern von der Kleidung abbrechen und erst gar nicht ins Wasser gelangen. Aber eigentlich geht es den beiden Berlinern um mehr: „Der Beutel soll jedes Mal zum Nachdenken anregen“, sagt Spies.“ Mehr Infos findet ihr auf National Geographics.
Avocados: Die Blutdiamanten Mexikos
In Mexiko hat der Avocado-Hype teils verheerende Folgen – nicht nur für die Umwelt. Brutale Gangs verdienen am Anbau mit und terrorisieren ganze Städte. Mit harten Worten ruft ein Sterne-Koch nun zum Verzicht auf. In Deutschland etwa hat sich die Importmenge von Avocados innerhalb von einem Jahrzehnt mehr als verdreifacht – von weniger als 20.000 Tonnen in 2008 auf rund 71.000 Tonnen in 2017 Geo– Tendenz steigend. Mehr Infos zum Anbau und dem Boykott-Aufruf lest ihr bei .
Apropos Foodtrends
Quinoa-Bowl, Moringa-Smoothie oder Heuschrecken-Spieß: Wie entstehen eigentlich Foodtrends?
Foodtrends gibt es nur auf den gesättigten Märkten unserer Wohlstandsgesellschaften. Sie brauchen den Überfluss, der es möglich macht, in riesige Einkaufswagen zu stapeln, was hineinpasst. Langeweile löse Suchbewegungen aus, schreibt das Zukunftsinstitut in seinem Foodreport 2019: „Zum einen zur Orientierung im unübersichtlichen Angebot und zur Lösung von Problemen oder zur Befriedigung von Sehnsüchten im Essalltag.“ Manche Trends bedienen die nostalgische Sehnsucht nach früherer bäuerlicher Wirtschaft, auch wenn viele Stadtbewohner die nie erlebt haben. Bei Brandeins lest ihr mehr.
Leidet ihr auch an einer Instagram-Überdosis
Vielleicht ist es euch schon aufgefallen, aber mir fällt Instagram dieser Tage unheimlich schwer und noch habe ich keine Lösung für das Problem. Nichts neues, immer die gleich Leier – aber für ein neues Konzept fehlt mir dieser Tage die Muße. Schuld daran trägt meiner Meinung nach der völlig bekloppte Instagram-Algorythmus, der es mir nahezu unmöglich macht, Neues von den Menschen zu sehen, die ich sehen will. Auch Der Freitag hat seine Erklärung für das Instagram-Problem: Die Foto-Plattform mache unglücklich. Immer mehr Nutzer*innen und Psycholog*innen hielten das Dauerfeuer des perfekten Lebens demnach für problematisch.
Wenn Facebook zeigt, dass alle langweilig sind, Twitter beweist, dass alle schrecklich sind, lässt Instagram die Sorge aufkommen, dass alle perfekt sind – außer einem selbst natürlich. Keine neue Erkenntnis, aber wahrscheinlich das Argument, warum ich der Foto-App gegenüber dieser Tage so träge gegenüberstehe.
Der Artikel erschien im Original auf The Guardian und wurde auf Der Freitag für euch übersetzt.
Stoppt R. Kelly: #RKellyStummschalten
Trotz wiederholter Missbrauchsvorwürfe soll der Musiker R. Kelly zwei Konzerte in Deutschland spielen. Die Petition #RKellyStummschalten ruft zum Boykott auf. Die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen, die bereits seit den 90er-Jahren bestehen, wurden durch die sechsteilige Dokumentation Surviving R. Kelly, die Anfang des Jahres ausgestrahlt wurde, wieder aufgerollt. Nun wird erneut gegen ihn ermittelt. Im Zuge der Ereignisse trennte sich das Plattenlabel RCA, das Teil von Sony Music ist, von dem Sänger, Lady Gaga entschuldigte sich öffentlich für eine frühere Zusammenarbeit. Kellys Tochter Joann nannte ihn ein Monster. um aktuellen Zeitpunkt scheint es für R. Kelly schwierig, Veranstalter*innen zu finden, die mit ihm zusammenarbeiten wollen. Allerdings nicht in Deutschland. Hier kann man R. Kelly im April für jeweils knapp 100 Euro das Ticket in Ludwigsburg und Hamburg sehen. Das möchten die Initiatorinnen der Petition #RKellyStummschalten verhindern. Am Dienstag startete die Moderatorin Salwa Houmsi gemeinsam Gizem Adiyaman und Lucia Luciano, bekannt als das feministische DJ-Kollektiv Hoe_mies, die Aktion. Ihre Forderung: „Sexualverbrechern keine Bühne zu geben und alle Konzerttermine R. Kellys in Deutschland abzusagen!“ Ze.ttMehr zum Boykottaufruf erfahrt ihr im Interview bei .