Wir haben mit 5 Frauen über ihre Essstörung gesprochen

Triggerwarnung: Essstörung, Anorexie und Binge Eating Disorder

Via Instagram wollte ich von euch wissen, ob ihr eure, ganz persönliche und private Geschichte zum Thema Essstörungen mit uns teilen wollt, um diesem immer noch vorherrschenden Tabu ein bisschen Raum zu geben und individuelle, sehr sensible Erlebnissen zum Vorschein zu bringen. Wir widmeten uns in dieser Serie bereits Themen wie Rassismus oder der Diskriminierung am Arbeitsplatz, aber auch Erfahrungen und mit dem WG-Leben – aber nie waren die Rückmeldungen und das Interesse so zahlreich wie bei diesem Thema. Noch nie haben mich so viele Nachrichten erreicht und noch nie musste ich so vielen freundlich absagen.

So dankbar ich war und noch immer bin, dass so viele Menschen bereit waren, ihre Geschichte mit uns zu teilen, so schockierend war die Flut an Meldungen gleichzeitig, dass so unendlich viele von euch bereits Erfahrungen mit dem Thema machen mussten. In meinem Freundeskreis sind bislang alle hoffentlich gesund, haben nach eigenen Angaben keine Probleme mit dem Thema Essstörung und doch sind Körperbilder ein permanentes Gesprächsthema – wahrscheinlich, wie bei so vielen anderen Frauen und Männern auch. Lasst uns gemeinsam Schönheitsideale hinterfragen und unser Umfeld dabei unterstützen, sich nicht an Standards anpassen zu müssen, sondern vorrangig ein gesundes und ausgewogenes Leben zu führen. Wie abgedroschen es auch inzwischen klingen mag: Gesundheit ist und bleibt unser wichtigstes Gut. Ich habe mit fünf Frauen über ihre gesprochen.

Bianca, 26, Berlin

Ich war eine von den fiesen in der Schule. Eine, die auf den Gefühlen anderer herumgetrampelt ist, ohne die leiseste Spur von Reue zu fühlen. „Haha, guck‘ mal der Fetti, dass der sich überhaupt raus traut. Wenn ich so einen Arsch wie sie hätte, würde ich ganz sicher nicht in dieser Hose rumlaufen.“ Es war normal für mich, denn auch meine Mutter hatte den ganzen Tag von nichts anderem gesprochen – also musste es ja normal sein. Oft stand sie vor dem Spiegel, schaute auf ihre Hüften, die immer etwas über der eng sitzenden Hüfthose hervorquollen. Hoffentlich werde ich niemals solche Hüften haben, dachte ich damals. Heute bin ich ungefähr in dem Alter, in dem meine Mutter begonnen hat mir beizubringen, dass ich nur so viel wert bin, wie der Fettanteil meines Körpers. Vor ungefähr fünf Jahren habe ich aufgehört zu essen. Man hatte mir aus dem Nichts das BAföG – und damit meine Lebensgrundlage – gestrichen. Ich habe dann so viel gearbeitet, dass ich das Essen vergessen habe. Das kam mir auch ganz gelegen, denn ich hatte mich gerade getrennt und meine neue Beziehung verlieh mir nicht gerade neues Selbstvertrauen – im Gegenteil. Abnehmen geht immer, vielleicht liebt er mich dann. Wenn ich gegessen habe, dann nur noch, was in meinen Augen gesund war: Gemüse und Obst natürlich, morgens Müsli, mittags ein paar Vollkornnudeln, abends meistens gar nichts. Ich wurde dünner und hatte plötzlich das Gefühl, etwas erreicht zu haben – und in überhaupt irgendetwas gut zu sein. Meine Gedanken drehten sich nur noch um meine Ernährung. Hatte ich doch mal etwas Ungesundes gegessen, musste ich eben eine halbe Stunde länger ins Fitnessstudio, kam aber trotzdem vor schlechtem Gewissen nicht in den Schlaf. Jede*r aus meinem Umfeld, die/der mehr aß als ich, also alle, hatten in meinen Augen ihr Leben nicht im Griff. Dabei war ich es, die komplett die Kontrolle verlor, ohne es zu merken. Das Thema Ernährung hatte sich wie ein dunkler Schatten über alles in meinem Leben gelegt und doch war es nur eine Begleiterscheinung meines mentalen Zustandes. Als mir klar wurde, dass mich trotz meines schlanken Körpers niemand liebt, dachte ich über Selbstmord nach. Das war der Tiefpunkt meines Lebens. Heute, nach 3,5 Jahren Therapie, versuche ich meinen Körper und vor allem die Körper anderer zu akzeptieren, wie sie sind. Vokabeln wie dick und dünn vermeide ich, Waagen sowieso. Hüfthosen erst recht.

Sirka, 23 aus Wien

Ich erinnere mich an eine Story, die ich letzten Sommer auf Instagram postete. Ich trank Astronautennahrung, Geschmacksrichtung Schokolade, aus einer kleinen Plastikflasche mit ausklappbarem Strohhalm im Aufenthaltsraum einer psychosomatischen Klinik. Astronautennahrung ist mein Begriff für hochkalorische Trinknahrung und der ausklappbare Strohhalm ist, ehrlich gesagt, das Beste an diesen Dingern, die man trinken muss, wenn man nicht noch mehr an Gewicht verlieren will und feste Nahrung nicht ausreicht. Ich schrieb: „My hochhkalorische Trinknahrung brings no girls to the yard.“ – In diesem Sommer kamen ein paar Tausend Follower dazu. Nicht weil ich auf Bali Milchshakes trank (was ich liebend gern getan hätte), sondern weil ich auf meinem Instagramaccount @fredminuserika offen über meine Essstörung, die Depressionen und den Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik berichtete. Das mag vor allem deshalb ironisch klingen, weil das gängige Schönheitsideal in den sozialen Medien oft als Auslöser für Essstörungen bei vor allem, jungen Frauen angesehen wird – für mich aber war es die ideale Plattform, um meine Erfahrung mit möglichst vielen Menschen zu teilen und aufzuklären. Zum Beispiel darüber, dass dieses Schönheitsideal zwar ein Auslöser für eine Essstörung sein kann, die ganze Sache aber wesentlich komplexer ist. Ich erklärte anhand von Emojis,

was „gestelltes Essen“ bedeutet, speicherte in meinen Highlights, was Angehörige und Freund*innen für Menschen mit einer Essstörung tun können und postete Anekdoten aus dem Klinikalltag, sowie die facepalming (Motivations-) Sprüche an der Pinnwand im Aufenthaltsraum („Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.“). Das mag nicht nur anderen Menschen geholfen haben, um zu begreifen, dass eine Klinik kein per se trauriger Ort ist und eine Essstörung nichts, wofür man sich schämen muss, vielmehr war es auch für mich ein wichtiges Ventil in meinem Heilungsprozess. Das Gefühl, meinem eigenen, steinigen Weg etwas abgewinnen zu können, indem ich anderen Menschen wohlmöglich half, hat mich darin bestärkt, gesund werden zu wollen – und gleichzeitig fühlte ich mich mit meinen Erfahrungen weniger allein. Weil es dann eben doch Follower gibt, die dir den Tipp geben, das die hochkalorische Trinknahrung in Geschmacksrichtung Waldbeere besser schmeckt (it’s true!), die dir den Kopf richten, wenn du ihn hängen lässt oder mit ihrer Schönheit abseits der Norm das festgefahrene Bild von Instagram ins Wanken bringen. Mittlerweile trinke ich wieder echte Milchshakes, auf meinem Account geht es trotzdem noch viel um das Leben mit psychischen Erkrankungen. Den von mir kreierten Hashtag #anorexiefickdichinsknie habe ich dennoch vor ein paar Tagen aus meiner Bio gestrichen – weil ich erkannt habe, dass ich so viel mehr bin, als meine Essstörung.

 

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Joana, 32 aus Hamburg

Ich habe mir lange Zeit gar keine Gedanken zu meinem Essverhalten gemacht. Ich war stets normalgewichtig, nie gab es Probleme. Manchmal Sport, manchmal keinen, ich konnte meistens essen, worauf ich Lust hatte und mein Körper funktionierte einwandfrei. Mit 25 Jahren zog ich für meinen ersten richtigen Job nach Hamburg. Als alles nicht wie geplant verlief, fand ich mich an einer Bar wieder, jobbte 3-5 Mal die Woche bis morgens früh und hatte eine wunderbare Zeit mit einem tollen Team und wilden Nächten. Als mehr Alkohol, mehr Drogen und mehr Techno ins Spiel kamen, verlor ich mich schließlich ein wenig in der Großstadt. Ich verlor viel Gewicht, schlief schlechter und hatte das erste Mal mit depressiven Phasen zu kämpfen. Ich beschloss, einen Gang runter zu fahren, gab viele Stunden ab und begann, meinen Lebensmittelpunkt wieder in die Tagesmitte zu verschieben. Gleichzeitig geriet ich allerdings immer mehr unter Stress, mein Gewicht zu regulieren, trotzdem gesünder auszusehen als noch zu Nachtschwärmerzeiten und erwischte mich immer wieder mit extremen Fressattacken, mit drei Tüten Chips in meinem Bett, einer Packung Nudeln nach der Schicht, gefolgt von Fischstäbchen, Kartoffelpuffern und Schokolade. Oft stopfte ich so viel und schnell, dass es mir den Rest des Tages unheimlich schlecht ging und mein Hungergefühl nicht wieder auftauchte – bis zur nächsten Attacke. Das Problem an Binge Eating Disorder ist, dass, wie in meinem Fall, Symptome und Krankheit selten oder zu spät erkannt werden. Ich verlor beim Essen die Kontrolle, aß immer mehr als mir gut tat, merkte immer schon früh wenn sich eine Attacke nährte und sah zu, flott nach Hause zu kommen, um bloß nicht in einem Restaurant sitzen zu müssen, um das Bedürfnis zu stillen. Dabei war mir lange Zeit nicht klar, dass das, was ich durchmachte, einem Krankheitsbild entsprach. Ich aß nicht mehr außerhalb meiner Wohnung oder mit Freund*innen. Nur daheim, wo mich keiner sehen konnte und niemand mitbekam, was passierte. Ich nahm zu, aber nicht so, dass sich jemand wunderte, stattdessen sah ich das erste Mal seit Jahren richtig gesund aus. Auf Partys zu gehen war längst nicht mehr meine Obsession, es war jetzt Essen in rauen Massen, mein kleines Geheimnis zuhause, Dinner for one.

Und dann passierte es: Ich fuhr über Jahre hinweg mit einer Freundin in den Urlaub, die zwangsläufig mitbekam, dass ich mich mehrmals mit Einkäufen aus dem Supermarkt im Bad versteckte. Schließlich kam sie einmal nachts in die Küche kam, als ich wieder die Kontrolle verlor. Meine Freundin war die Erste, mit der ich meine Krankheit teilte, eine Krankheit die viel versteckter ist, als Magersucht, aber mindestens genau so tückisch daherkommt. Zurzeit lerne ich noch immer, ein Gesundes Essverhalten in meinem Leben zu integrieren. Ich lerne mein Hungergefühl kennen und reguliere meine Mahlzeiten in Vitaminzufuhr und Nährstoffanteilen. Ich hoffe, eines Tages wieder ganz normal zu essen. Fast so, wie ich es als junges Mädchen konnte.

Theresa, 23 aus Berlin

Als ich Anfang Mai 2018 vor meinem Hausarzt saß, wog ich noch etwas mehr als 36 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,72m. Er hatte Tränen in den Augen, während ich zu schwach war, um zu weinen. Die darauffolgenden sechs Monate waren die Härtesten, aber vielleicht auch die Wichtigsten in meinem noch relativ jungen Leben. Noch nie habe ich so viel gelernt, über mich, meine Schwächen, meine Stärken, meinen Körper, über meine Familie, besonders über meine Eltern, und darüber, wie offen einem die Menschen begegnen, wenn man selber offen mit seiner Essstörung umgeht. Die Frage, die mir am häufigsten gestellt wurde, war wie zur Hölle das eigentlich passieren konnte. Du bist doch eine intelligente, hübsche junge Frau, wie kannst du da solche Dummheiten machen?“. Lange habe ich mich das auch gefragt, mich dann aber irgendwann angefangen dagegen zu wehren, dass eine Essstörung irgendetwas mit Intelligenz zu tun hat. Natürlich wusste ich die ganze Zeit, dass mein Gewicht in keiner Weise normal war. Natürlich wusste ich, dass das Ausbleiben meiner Periode, das ständige Frieren, der Haarausfall und die unzähligen blauen Flecken auf meinem Körper ein Zeichen dafür sein mussten, was ich meinem Körper da gerade antat. Aber die Psyche kann ein Biest sein und trotz all dieser Dinge stand ich jeden Morgen vor dem Spiegel und fand Stellen an meinem Körper, die meiner Meinung nach zu dick waren. Und ebenso trotz all dieser Hilferufe meines Körpers, war ich der festen Überzeugung, alles unter Kontrolle zu haben.

Denn genau darum ging es: Kontrolle. Im Oktober 2017 hatte ich mein zweites Studium abgebrochen. Ich hing völlig in der Luft, hatte das Gefühl, die Kontrolle über mein Leben vollkommen verloren zu haben. Da ich schon immer ein sehr kontrollierter und perfektionistischer Mensch war, war dieses Gefühl des Kontrollverlusts für mich unerträglich und ich begann, mein Essverhalten und dadurch auch mein Gewicht zu kontrollieren. Irgendetwas musste ich schließlich noch richtig beeinflussen können.

Ich bin mir bis heute nicht sicher, was genau der Auslöser dafür war, dass ich aus eigenem Antrieb zum Arzt ging. Sicher habe ich das auch der für mich unerträglichen Sorge meiner Mutter zu verdanken, die monatelang zuschauen musste, wie ihr Kind quasi verschwand und immer wieder verzweifelt auf mich einredete. Heute, nach Monaten der Therapie, beginne ich langsam wieder, ein halbwegs normales Verhältnis zum Essen zu entwickeln. So pathetisch es klingt, aber was mich diese Zeit am meisten gelehrt hat, ist wohl Dankbarkeit. Dankbarkeit für einen Körper, der Schutzmechanismen findet, um mich am Leben zu erhalten, Dankbarkeit für Ärzt*innen und Therapeut*innen, die mit mir diesen Weg gegangen sind und mir so vertrauten, dass ich nicht in stationäre Behandlung musste – und vor allem Dankbarkeit für all die Menschen um mich herum, die mich mit so viel Liebe und Verständnis aufgefangen haben.

Lili, 27 aus Berlin

Das erste Mal wurde ich mit sieben Jahren als „magersüchtig“ genannt – und zwar von meiner Turnlehrerin. Ich war schon immer sehr dünn, was mir zu dem Zeitpunkt allerdings nicht bewusst war. Ich hatte keine Ahnung, was Magersucht war, allerdings wurde mir durch diesen Kommentar deutlich, dass ein ganzes Umfeld darauf reagiert, wie dick oder dünn du bist und dass wirklich jede*r das eine Meinung hat.

Ich war schon immer ein sehr emphatischer Mensch. Mit 13 Jahren hörte ich auf, Fleisch zu essen, weil ich es nicht ertragen konnte wie Tiere behandelt werden. Ich wollte mich aus einem System zurücknehmen, das so viel Schmerz verbreitete. Ich so wurde ich, wie ich fand, ein nettes, freundliches Kind, dass immer darauf bedacht war, wie es anderen erging. Gleichzeitig hörte ich  aber offensichtlich vollkommen auf, mich um meine eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Diese Rolle war mir über mehrere Jahre gar nicht bewusst, bis zu der Zeit nach meinem Abitur, als mir plötzlich klar wurde, dass ich über die letzten Jahre fast zehn Kilo abnahm und völlig verlernt hatte, normal zu essen. Ich war es gewohnt, nur kurz zwischen zwei Verabredungen einen kleinen Schokoriegel oder ein Brot zu essen. Zusätzlich hatte ich seit längerer Zeit Probleme mit Nährstoffmängeln, die ich nicht ernst nahm und mein Körper war teilweise nicht mehr fähig, überhaupt noch etwas aufzunehmen. Von meiner Familie unterstützt, beschloss ich, einen Aufenthalt auf einer Psychosomatikstation anzustreben. Ich googelte, welche Arten von Krankheiten dort behandelt werden und fand nirgends etwas, das auf mich zu treffen konnte. Ich hatte nie ein Problem mit meinem Äußeren, hatte kein gestörtes Körperbild und verfolgte eigentlich auch noch nie absichtlich herbeigeführte Gewichtsabnahme. Eigentlich wusste ich gar nicht, was mit mir los war.

Die Behandlung: In der Klinik gab es dann einerseits Ärzt*innen, die meine körperliche Gesundheit überwachten und betreuten und andererseits die Unterstützung einer Psychologin. Ich habe in dieser Zeit herausgefunden, dass ich nicht an Magersucht, sondern einer atypischen Anorexie litt und wie breit das Spektrum der Krankheit „Essstörung“ überhaupt ist. Ich habe erkannt, dass das Gefühl dünn sein zu wollen, das ich nie hatte, nur ein Aspekt von Magersucht ist – dahinter aber viel mehr steckt, zum Beispiel Auslöser, die ich an Problemen mitbrachte: Nämlich andere immer über sich selbst stellen und immer verständnisvoll sein, oder nicht laut zu sein oder zu viel Raum einzunehmen. Dinge, die mein Umfeld von mir als Frau erwartet hatten.

Aber diese Erwartungen sind nicht tragbar ist. Ich war eine Symptomträgerin einer durch die Gesellschaft konstruierten Krankheit.


Habe ich eine Essstörung?

Diese Frage können nur Fachleute beantworten. Betroffene, die das Gefühl haben, unter einer Essstörung zu leiden, sollten daher unbedingt eine Expertin bzw. einen Experten (Ärztin/Arzt oder Psychotherapeutin/Psychotherapeut) oder eine Beratungsstelle aufsuchen.

14 Kommentare

  1. Mareike

    Danke dafür, dass du die Diskussion zum Thema Essstörungen anstößt, Fabienne. Trotzdem kratzt der Artikel für mich zu sehr an der Oberfläche. Wie geht es jetzt weiter?

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    1. Fabienne Sand Artikelautorin

      Liebe Marieke, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich bin gerade dabei über Kommunikations- und Formatmöglichkeiten zur Integration hier auf TIJW nachzudenken. Vielleicht kannst du mich hier auch mit einem konkreten Wunsch/ einer konkreten Vorstellung unterstützen? Ich freue mich über jede Anregung.

      Liebst!

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  2. Lia

    Danke für den Artikel.Mir fehlt der Miteinbezug von Bulimie.Ich finde es wichtig über diese- im Gegensatz zu den anderen Essstörungen- oft nicht sichtbare Erkrankung zu sprechen.Und über Magersüchtige die Essanfälle haben ( mit und ohne Erbrechen) und vor allem, dass sehr sehr viele Anorektiker, wenn sie genesen wollen, in die Bulimie rutschen. Ich finde vor allem Geschichten über das >>Nachher<< einer Essstörung , über einen längeren Zeitraum gesehen, wichtig.Die meisten Menschen haben auch nach den Jahren der Erkrankung ( auch wenn sie sich selbst als geheilt bezeichnen) Probleme mit einer inneren Stimme die sie maßregelt.

    Ich würde sehr gerne weitere Artikel die sich mit psychischen oder körperlichen Erkrankungen befassen lesen. Es ist Zeit über diese Themen zu sprechen sodass möglichst viele Menschen lernen können ein Verständnis zu entwickeln.

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    1. Nora

      den gleichen Gedanken hatte ich auch. Bei 5 Geschichten haette ich mir, vielleicht als ehemalige Betroffene, zumindest eine zu Bulimie gewuenscht. Solltet ihr jemals wen fuer eine Geschichte „danach“ suchen, biete ich mich gerne an. Seit 10 Jahren symptomfrei und vermutlich nie mehr Zuhause gewesen in meinem Koerper als jetzt.

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      1. Fabienne Sand Artikelautorin

        Hallo liebe alle,
        ich kann die Kritik nachvollziehen. Ich bin natürlich immer relativ versessen darauf, ein möglichst breites Spektrum abzubilden, was mir hier nur begrenzt gelungen ist. Die Auswahl der Kurztexte bzw. der Autorinnen hat es dieses Mal anders leider nicht zugelassen. Ich hoffe sehr diese Krankheitsform in einem anderen Format noch einmal aufgreifen zu können.

        Danke für die Kommentare! <3

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  3. Franzi

    Danke für dieses wichtige Thema! Ich kann mich meinen Vorgängerinnen nur anschließen. Gerade weil Bulimie nach außen hin viel weniger sichtbar ist und wie Lia schon erwähnte, viele Anorexia-Betroffene in eine Bulimie hereinrutschen, wäre ein Beitrag hier sehr wichtig gewesen.
    Auch ich wünsche mir mehr zu diesen Themen (Selbstwahrnehmung, Bewerten und Verurteilen anderer und sich selber) und zu Faktoren, Denkweisen und Kommentare, die eine Rolle spielen. Gern auch zum „an die eigene Nase fassen“ – Ich denke da an Kommentare über Nike zum Thema Gewicht und einige Beiträge, die sie daraufhin veröffentlicht hat.

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  4. Manuela

    Toller Artikel, der mir mein latent krankhaftes Essverhalten sehr gut vor Augen führt. Ich schlitterte mit 16 haarscharf an einer Anorexie vorbei und hatte seither immer Mühe, ’normal‘ zu essen. Entweder ass ich zu viel und trieb null Sport oder ich zählte fanatisch jede Kalorie und wenn ich in meinen Augen zu viel gegessen habe, musste ich eine zusätzliche Sporteinheit absolvieren. Ich denke, ich werde ein Leben lang damit zu kämpfen haben und muss mich immer wieder bewusst damit auseinandersetzen, vor allem um für meine Tochter kein schlechtes Vorbild zu sein.

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  5. Elisa

    Hier eine etwas andere Perspektive:Ich arbeite beruflich mit Jugendlichen,die bereits Esstörungen haben und kämpfen müssen eine Schale mit klein geschnittenem Obst oder Nüsse zu essen,die Bettruhe kriegen oder im Rollstuhl gefahren werden weil sie sich so wenig wie möglich bewegen sollen(und auch welche denen es bereits besser geht). Viele von ihnen kommen in lebensbedrohlichen Zuständen und viele kommen nach ihrem ersten Aufenthalt in einer Klinik immer wieder dorthin zurück. zT sind sie mit 18 bereits 5-6 Jahre, mit 21-25 dann bereits 10 Jahre erkrankt.Häufig aber nicht immer geht das ganze mit einem Bild einher, wie der Körper auszusehen hat,das stark durch die Familie, die Peer Group und schädigende Internetforen geprägt ist.Nicht selten sind es die eigenen Eltern,die selbst dünn sein wollen,krankhaft Sport betreiben oder die „dünne“ Frauen schön finden und „dicke“ als hässlich abstempeln.
    Mit eines der am schwersten zu behandelnden psych. Erkrankungsbilder, wie ich finde.
    Ein sehr wichtiges Thema für alle, die Kinder und Jugendliche aufziehen.Meistens beginnt das Ganze sehr früh.

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    1. Mila

      Die Entstehung von Essstörungen sind multifaktoral – der Blick in die Familie kann Ursachen zutage fördern, muss es aber nicht. Früher ist man davon ausgegangen, dass Essstörungen immer eine Folge von Beziehungsstörungen auf der Familienebene oder von psychisch belastenden Ereignissen sind. Inzwischen ist die Forschung weiter und man weiß, dass diese Sicht überholt ist. Tatsächlich spielen vor allem genetische Faktoren und neurobiologische Faktoren eine ausschlaggebende Rolle. Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Schritt, um die Krankheit zu bekämpfen. Mit Formulierungen und versteckten Schuldzuweisungen wie „nicht selten sind es die eigenen Eltern …“ sollte man also wirklich seehr vorsichtig sein.
      Und ja, ich bin selbst betroffen.

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  6. Flo

    Ein wichtiges Thema, danke dass ihr es adressiert. Was ich für weitere Artikel auch sehr interessant fände, wäre das Thema gestörtes Essverhalten / gestörtes Verhältnis zu Essen. Während ich im persönlichen Umkreis zwar auch einige der „klassischen“ Essstörungen gesehen habe (Anorexie, Bulimie, etc) finde ich es fast genauso verstörend, wie gestört das Essverhalten einer wirklich großen Zahl von Frauen ist, die ich kenne, inkl. mir selbst. Immer mal wieder Diät seit man 14 ist, dann mal keine Kohlenhydrate, Schuldgefühle, oder ganz „normal“ essen aber trotzdem schon 10x am Tag darüber nachgedacht haben, was man schon gegessen hat, super schlanke Frauen die ein großes Trara darum machen wie viel sie essen, wie entspannt sie dazu stehen und wie geil sie Pommes und Cola finden, insgeheim aber gar nicht mal so viel essen (auch hier schaue ich mir selbst auf die Füße, auch ich wollte immer diese mühelose, entspannte Frau sein, die mit den Typen Pizza und Burger isst und nie Kalorien zählt, aber natürlich trotzdem schlank ist) etc… Das Thema wird zwar oft angeschnitten, aber selten ehrlich (na klar sind Kohldiäten Quatsch, na klar redet jeder jetzt über Body Neutralism oder was auch immer, na klar ist jeder Körper toll – trotzdem möchten die meisten Frauen weiterhin schlank sein bzw. sind in Wirklichkeit nicht ganz so ultra entspannt wie es sich im Internet grad schickt, ein paar Stimmen zu dem Thema fände ich super interessant 🙂 ).

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    1. Fabienne Sand Artikelautorin

      Hallo Flo!
      Danke dir für diesen Kommentar. Auf jeden Fall etwas auf der Agenda und etwas was ich in meinem engsten Umfeld und an mir selbst seit Jahren besorgt beobachte. Hier möchte ich auf jeden Fall dran bleiben. Das wird sicherlich nicht der letzte Post zum Thema sein.

      Sei geherzt!

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  7. Marie

    Ein Artikel über Essstörungen und direkt oben auf der Website wird beworben, wie ich 26kg mit irgendeinem Trick abnehmen kann?

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  8. J.

    Ein mega wichtiges Thema, schön, dass ihr es aufgreift. Allerdings muss ich meinen Vorredner*innen recht geben: Die Geschichten zeichnen ein eindimensionales Bild. Die Aspekte Bulimie, Binge Eating fehlen und noch viel wichtiger: die Tatsache, dass es SO viele Mischformen gibt. Esstörungen/gestörtes Essverhalten sind sehr viel mehr als die „klassischen“ drei Diagnosen und gehen vor allem nicht mit einem bestimmten Gewicht einher. Das ist so wichtig!!! Man kann vordergründig „normalgewichtig“ sein und dennoch mangelernährt und zutiefst gestört im Umgang mit Essen und dem eigenen Körper. Meines Erachtens hat unsere Gesellschaft ein massives Problem mit der Diätkultur, dem Fokus auf Gewicht und der Diskriminierung von allen, die nicht der Norm entsprechen. Doch wir alle setzen uns viel, viel zu wenig damit auseinander. Deswegen: Schön, dass du dich dem angenommen hast, Fabienne! Mach unbedingt weiter. Es würde Jane Wayne nicht gerecht, wenn ihr euch nur oberflächlich mit dieser gesellschaftlich so enorm wichtigen Thematik beschäftigt!

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  9. Sabine Maierhofer

    Ich werde Vorträge über Essstörungen machen. Ich bin selbst seit 20 Jahren betroffen. Falls Interesse besteht bitte melden.

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