Als Phoebe Philo Céline verließ, ging ein Aufschrei durch die Modewelt und viele selbsternannte Philoist*innen bedauerten das Ende einer Ära, waren empört, traurig, ja gar verzweifelt. Gleichzeitig blickten sie sich rasch, fast schon panisch um, auf der Suche nach Alternativen, die jenen minimalistischen Designs möglichst ähnlich kommen könnten, um sich an dem Alten auch nur irgendwie festkrallen zu können – wohlwissend, dass Philos Nachfolger Hedi Slimane andere Dinge mit dem Label vorhatte.
Bekannterweise verabschiedete sich dieser nicht nur von dem „Accent aigu“, sondern auch von präzise geschnittenen Mänteln, Röcken mit möglichst viel Beinfreiheit, von weiten, dennoch akkurat fallenden Hosen und vor allem der neuen Ausdrucksform purer Weiblichkeit, die Philos Mode in all den Jahren ausgemacht hatten. Sie galt als tragbar und sophisticated, und kreierte eine Art Uniform für moderne Frauen, die oftmals zwischen Arbeit und Familie pendelten und weitaus mehr wollten, als nur ein hübsches Kleid für den wöchentlichen Ausgang am Samstagabend zu besitzen.
Slimane hingegen setzte stets auf paillettenbesetzte Röcke und Minikleider mit riesigen Schleifen und kredenzte uns seine verruchte Interpretation von Sexyness Saison für Saison bei Saint Laurent – und hinterließ entrüstete Céline-Fans, als er ebendiesen Weg auch unter seiner neuen Position vertrat.
Nun gut, dann eben auf ein anderes Label umsatteln, dachten sich die eingefleischten Philoist*innen und schauten gen Namen wie The Row oder Loewe, um letztendlich bei Bottega Veneta zu landen und Daniel Lees Handwerk mit dem „neuen Old Céline“ zu krönen. Klingt auch irgendwie logisch, immerhin war Lee zuvor fünf Jahre lang Designdirektor der Ready-to-wear Kollektionen von Céline – natürlich unter der Leitung von Phoebe Philo.
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Ein bisschen Phoebe Philo bei Bottega Veneta?
Aber wer ist eigentlich Daniel Lee? Am 15. Juni 2018 löste Lee den deutschen Designer Tomas Maier bei Bottega Veneta ab. Dieser war in den vorherigen 17 Jahren nicht nur für die Kollektionen verantwortlich, sondern machte auch den für die Marke wegweisenden Leitspruch „When your own initials are enough“ bekannt und gab somit zu verstehen, dass er weiterhin auf sichtbare Logos verzichten würde. Ferner erklärte er in einem Interview von 2016 mit dem britischen Medium „Telegraph“, er mache Mode für Frauen und nicht etwa für 16-jährige Mädchen – vielleicht also lag es schon deshalb nicht fern, dass Daniel Lee den Posten des Nachfolgers erhielt und somit die Chance bekam, sein Wissen und ästhetisches Verständnis von Céline auf Bottega Veneta zu münzen. Tatsächlich ließen Vergleiche beider Labels nicht lange auf sich warten, bereits mit dem Launch der Bottega Veneta Frühling/Sommer 2019 Kollektion wurde Daniel Lee als neue Anlaufstelle für Philo-Liebhaber*innen verkündet, auch wenn dieser erst ab der Herbst/Winter 2019 Kollektion für die Designs verantwortlich war.
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Nun gut, die Vergleiche rissen durchaus auch ein halbes Jahr später nicht ab, als die Models in weit geschnittenen Lederhosen und Mänteln über den Laufsteg liefen. Zugegeben, die vielen Ähnlichkeiten und Parallelen zu Céline (bevor es zu Celine wurde) lassen sich nicht abstreiten. Im ersten Moment könnte man sich also berechtigterweise fragen, ob Daniel Lee nicht etwa nur die Chance nutzte, die Philo-Ära doch noch aufrechtzuerhalten und gleichzeitig das geringste Risiko zu gehen. Immerhin, eine hohe Nachfrage lässt sich nicht leugnen, was wiederum Rechtfertigung genug für Lees Designs sein sollte.
Good to know: Bottega Veneta – ist für die Handwerkskunst im Ledersegment bekannt
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Good to know: Daniel Lee– machte seinen Abschluss am Central St Martins College of Art and Design in London
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Von Tradition und Moderne
Und doch wäre es wohl zu einfach, Lee vorzuwerfen, er würde die Ästhetik Célines geradezu übernehmen. Immerhin zeigt ein Blick auf die Herbst/Winter 2019 Kollektion, dass sich der Designer durchaus mit der Tradition Bottega Venetas auseinander gesetzt hat und den ihm bekannten Stil vielmehr mit den Werten der italienischen Marke vereint. So setzte er bewusst jede Menge Leder ein, ein für Bottega Veneta typisches Material oder kreierte daraus Hosen und Röcke mit Quilt-Prägung. Auch die Mäntel und Blazer waren weitaus weniger kastig, als man es von Céline unter Phoebe Philo gewohnt war, und wiesen femininere Details auf, die durch Gürtel und Raffungen noch einmal betont wurden − Elemente, die sich bereits durch die Kollektionen von Tomas Maier zogen.
Vielleicht also ist Bottega Veneta nicht etwa „the new old Céline“, sondern einfach das neue Bottega Veneta, das in Teilen aber dennoch den Geschmack jener Philoist*innen treffen dürfte, die bisher vergebens nach Alternativen gesucht haben. Zu entdecken gibt es durchaus jede Menge, die spannendsten Stücke und Tendenzen, die man sich schon jetzt auf die Merkliste packen sollte.
Und genau das habe ich natürlich flott für euch übernommen: Ikonische Stücke von Bottega Veneta, die man sich schon jetzt merken sollte!
Die Tasche „The Pouch“ in sämtlichen Farben und Größen
Die Clutch „The Pouch“ gilt als eines der ersten Designs von Daniel Lee für Bottega Veneta und kommt gleich in zwei verschiedenen Größen und Varianten daher. So gibt es sie einerseits in Glattleder, andererseits in einer für Bottega Veneta typischen geflochtenen Prägung. Während das kleinere Modell super für Minimalist*innen ist, passt in die größere Clutch jede Menge Krimskrams. Schon jetzt werden die Taschen auf Instagram ordentlich mit Liebe überschüttet und auch mir haben sie es, zugegeben, angetan.
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Flache Lederboots mit dicker Sohle
Der Bikerlook zog sich nicht nur durch die ledernen Hosen, auch bei den Schuhen ging es derbe zu. Eine breite Zehenpartie sorgt für extra viel Platz, die flache Sohle macht die Stiefel gleichzeitig perfekt für den Alltag. Übrigens: Dass die Schuhe auch zum Kleid passen, hat Bottega Veneta bereits auf dem Laufsteg bewiesen.
Bild via Vogue Runway
Bild via Vogue Runway
Steppmuster
Nun gut, ab und zu mag Steppmuster durchaus altbacken wirken, dass es aber ganz darauf ankommt, wie man es einsetzt, zeigen die knielangen Röcke und Mäntel. In übergroßem Design und glänzendem Look ist die Musterung nämlich ganz plötzlich verdammt cool und dürfte auch in den kommenden Saisons wieder auftauchen.
Weite Mäntel, die die Silhouette erkennen lassen
Kastige, übergroße Mäntel und Blazer haben in der Vergangenheit die Runde gemacht, ein wenig mehr Silhouette ist allerdings mal eine wunderbare Abwechslung. Bottega Veneta präsentiert die Taille mal mit einem Gürtel festgezurrt, mal elegant abgenäht, jedoch ganz ohne dabei einzuengen.
Bild via Vogue Runway