2017 war mein radikales Ausmistjahr, mein Kleiderschrank-technischer Neuanfang, der kurz vor meinem 30. Geburtstag irgendwie dringend nötig erschien und nach sieben Jahren in diesem Modegeschäft auch irgendwie nur Sinn machte. Wir schauen viel zu zurück, viel zu viel nach vorn, aber halten uns selten im Hier und Jetzt auf, um Bilanz zu ziehen und um wirklich zu verstehen, wo wir uns gerade befinden – und damit meine ich ganz sicher nicht nur unseren Kleiderschrank (schließlich gibt es weitaus wichtigere Dinge, Ausrufezeichen). Aber: Die eigene Kleidung ist für manche von uns, mich eingeschlossen, eben auch Ausdruck der inneren Stimmung und der eigenen Persönlichkeit – und genau die fand sich 2017 überhaupt gar nicht mehr ausreichend durch den Kleiderschrank repräsentiert. Ganz im Gegenteil. Der Blick in den Spiegel offenbarte mir Langeweile, Unentschlossenheit und stand weniger für Modelust und Leidenschaft als ich in meinem Herzen trug. Dabei liebte ich die vergnügte Herangehensweise und das Spiel mit den Regelbrüchen doch so, bloß fand ich mein eigenes Ventil beim besten Willen nicht und stellte mir jeden Morgen aufs Neue mein eigenes Bein.
Und so wurde ausgemistet, radikal. Keineswegs nach Marie-Kondo-Manier, sondern nach meinen eigenen Regeln: Was keine Emotionen weckt, keine Glücksgefühle verursacht und keine wieder aufzufrischenden Erinnerungen wachruft, muss gehen. Vor allem Basics zogen damals aus, aber auch längst überfällige Hüter, die ich sowieso niemals trug und Stücke, die einfach nicht zu mir passten. Das Ziel: Ich wollte einen Kleiderschrank, der ausschließlich aus Lieblingsstücken bestand – ich habe es geschafft. Seither will ich nur noch besonderes tragen, nur noch Kreationen, die mich wirklich glücklich machen. Und tatsächlich: Mein Kleiderschrank macht mich heute viel glücklicher als 2017, auch wenn ich berufsbedingt natürlich dennoch regelmäßig ausmisten muss, weil einfach zu viel nachkommt und ich regelmäßig für Klarheit sorgen will.
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Der Beutel
Jahrelang schmachtete ich den Beutel von Louis Vuitton an, nachdem es mich im Münchener Showroom der Maison erwischte. Eine bunte Noé Bebe in Grün, Blau und Rot sorgte damals für sofortige Oilily-Erinnerungen und machte eines klar: Irgendwann mag ich dieses unkomplizierte, ungebrandete Modell mein Eigen nennen. Ein paar Jahre später wurde ich schließlich bei Vestiaire Collective fündig, machte einen fast schon unverschämt niedrigen Preisvorschlag und ergatterte ein Modell, das es in dieser Farbe neuwertig gar nicht mehr gab: In Sonnengelb mit lilafarbenem Innenfutter. Seither wird meine Noé fast ohne Unterbrechnung ausgeführt. Nur einmal trennten wir uns für wenige Wochen, weil ich den Boden bei Louis Vuitton direkt auswechseln ließ und in diesem Zug erfuhr, dass meine feine Kostbarkeit schon rund 35 Jahre auf dem Buckel hat. Seither lieb ich sie noch ein kleines bisschen mehr.
Aber kurzum: Eine bunte Bucket Bag ist immer eine wahnsinnig gute Idee, furchtbar praktisch im Alltag und geeignet fürs Büro und ein Begleiter, der dich in Sachen Platz nicht limitiert. Umgeworfen und Welt erobert. Es lohnt sich!
Einen dezenten Begleiter – oder auch: Die Business Bag
Lange Zeit hielt ich es für großen Schmarrn, sich eine vermeintlich seriöse Business-Tasche zu kaufen, viel zu beschäftigt war ich damit, vemeintlich jung und vogelfrei zu bleiben und mit meinem Jutebeutel Geschäfte abzuschließen. Hat in meinen 20ern auch gut funktioniert (und würde es vielleicht auch heute noch), irgendwann aber war da der Drang, so richtig ernst genommen zu werden und zu beweisen, dass mehr in mir steckt. Mag furchtbar oberflächlich klingen, aber so eine minimalistische Business Bag, die Platz für meinen Laptop und noch zig andere Dinge bereithält, nicht dreckig aussieht, noch angeranzt daher kommt, macht durchaus Sinn für mich. Und seitdem ich mein mit Initialien versehendes Modell von Mansur Gavriel ausführen darf, bin ich ohnehin im siebten Himmel. Lohnt sich!
Das verspielte Objekt aka The Fancy Bag
Und wieder war es Liebe auf den ersten Blick: Die Perlentasche von Shrimps, die durch ihre Perlenannordnung ein kleines Landhaus skizziert. Ich jauchzte beim ersten Entdecken, verwarf die Kaufidee aber sogleich, der Vernunft wegen, ihr wisst schon, um im Online Shop von Matches Fashion schließlich zuzuschlagen, nachdem ich euch noch fragte, ob ich es nun tun sollen oder eher nicht. Die meisten von euch waren zwar für einen Kauf, die Gegenstimmen dafür aber umso deutlicher. Ich tat es also trotzdem, weil ich Angst hatte, dass ich es irgendwann bereuen könnte, nicht zugeschlagen zu haben. Und jetzt ist sie da, sorgt bei jedem Ausführen für Gesprächsstoff, gefällt sogar meiner Tochter und schafft eines wie keine andere jemals zuvor: Sie zaubert mir jedes Mal ein wahres Lächeln ins Gesicht.
Um ehrlich zu sein, ist sie damit nicht allein: Auch meine blumenverzierte Prada-Tasche war von ein paar Jahren Liebe auf den ersten Blick und lässt auch heute noch mein Herz höher schlagen. Meine Staud-Tasche ist die perfekte Dinner-Tasche und die Perlentasche von & Other Stories passt einfach zu allem, allem, allem.
Die perfekte Tasche für den Sommer: Straw Bags
Wer hätte gedacht, dass sich Stroh- und Rattantaschen, die erst vor rund zwei Jahren ihr großes Comeback einläuteten, zu einer nachhaltigen Investition mausern würden? Was nach einer anfänglichen Eintagsfliege klang, ist auch im dritten Sommer in Folge nicht mehr wegzudenken und so werde auch ich mit meinem runden Riesenmodell aus dem Hause & Other Stories 2019 durch einen weiteren Sommer flanieren und würde das Sortiment am allerliebsten noch durch einen kleinen Loewe-Hasen aus Stroh erweitern. Aber keine Sorge: Noch bin ich nicht übergeschnappt, um für ein Raffia-Modell solch ein hohes Sümmchen hinzublättern.
Um eines vorweg zu nehmen: Dieser Artikel soll auf keinen Fall in die Richtung „Mein Haus, mein Auto, mein Garten“ abzielen, sondern vielmehr eine kleine Taschen-Anleitung sein, die mich am Ende des Tages glücklich gemacht hat. Er versteht sich als eine Antwort auf zahlreiche Nachrichten von euch, die mich seit meiner Ausmist-Aktion erreicht haben.
Im zweiten Teil folgen übrigens Kleidungsstücke, die ich nie und nimmer mehr hergeben will. Mehr dazu ganz bald.