3 Kinofilme, auf die wir uns im Mai freuen

08.05.2019 Film

Während wir letztes Jahr um diese Zeit bereits kollektiv einen Sonnenbrand hatten und uns fragten, wie lange diese Hitzeperiode wohl andauern würde (Antwort: bis zum Herbst), scheint der Mai bisher noch zu denken, er sei eigentlich der April. Oder der März. So schlimm ist das aber gar nicht, denn weniger warmes Wetter bedeutet mehr Zeit für Sachen, die man bei strahlender Sonne eher nicht macht. Ins Kino gehen, zum Beispiel. Und da gibt es momentan einiges zu sehen und vor allem: einiges aus Deutschland! Hier kommen drei (deutsche) Filme, für die der Kauf eines Kinotickets sich garantiert lohnt.

Das schönste Paar (von Sven Taddicken)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Vergewaltigungen werden in Filmen und Serien gerne als eine Art plot point eingesetzt – als Katalysator, der für dramatische Veränderungen im Leben der Protagonistin sorgt. Nur selten steht die Vergewaltigung selbst als Thema im Mittelpunkt, werden die Untiefen dieses Verbrechens ausgelotet. So wie im Film Alles ist gut (Regie: Eva Trobisch), der 2018 ins Kino kam und die Geschichte von Janne erzählt, die vom Schwager ihres Chefs vergewaltigt wird. Und so wie im Film Das schönste Paar, der gerade in den Kinos angelaufen ist. Beide Filme interessieren sich vor allem für das Danach: Was bedeutet eine Vergewaltigung nicht nur für das Opfer, sondern auch für das Umfeld? In Das schönste Paar wird das junge Lehrer*innenpaar Malte (Maximilian Brückner) und Liv Blendermann (Luise Heyer) während des Sommerurlaubs auf einer Mittelmeerinsel von drei Jugendlichen überfallen, Liv wird vergewaltigt.

Zwei Jahre später ist das Paar immer noch damit beschäftigt, das Ereignis zu verarbeiten und so etwas wie Normalität in seine Beziehung zu bringen, emotional wie sexuell. Zufällig begegnet Malte eines Tages einem der Täter (Leonard Kunz). Die Begegnung und ihre Folgen werden zur Zerreißprobe für das Paar: Malte sinnt auf Rache, Liv will das Geschehene einfach nur vergessen. Das schönste Paar stellt Fragen nach dem Umgang mit Trauma, danach, wie dieses Trauma den Alltag infiltriert, sich in zwischenmenschliche Beziehungen drängt. Nur ein Bruchteil der Vergewaltigungen in Deutschland wird angezeigt, die Dunkelziffer ist hoch. Sven Taddicken zeigt in seinem Film einige der vielen Gründe, warum das so ist.

Starttermin: 2. Mai 2019

Liebesfilm (von Robert Bohrer und Emma Rosa Simon)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Prämisse ist eine, die man so schon aus hunderten, tausenden anderer Filme kennt: Junge verliebt sich in Mädchen, Mädchen verliebt sich in Jungen. So funktionieren romantische Komödien. Interessant wird es, wenn Filmemacher*innen es schaffen, dieser bewährten Rezeptur neue Zutaten beizumischen, sodass am Ende etwas herauskommt, das überraschend schmeckt. Liebesfilm ist, wie der Name schon sagt, ein Film über die Liebe, und ein herrlich nonchalanter noch dazu. In Berlin treffen der humorvoll-charmante, aber vollkommen entscheidungsunfähige Lenz (Eric Klotzsch) und die lebenslustig-eigensinnige Ira (Lana Cooper) aufeinander. Peng, verliebt. Die Berliner Sommernächte sind lau, Lenz und Ira lassen sich in ihre samtige Umarmung fallen, diskutieren das Leben, die Liebe, einfach alles. Es könnte so schön sein – wenn da nur nicht die völlig unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen der beiden wären. Ira wünscht sich ein Kind, Lenz sich ein Leben frei von Verantwortung. Peng, Ende der Beziehung. Oder? Ein Wiedersehen der beiden führt zu unverhofften Entwicklungen. Wunderbar leicht und lakonisch, mit trockenem Humor und schönen Bildern, erzählen Robert Bohrer und Emma Rosa Simon eine Liebesgeschichte, die so alltäglich wie besonders ist. So, wie Liebesgeschichten es eben meistens sind. Georg Seeßlen befand auf Zeit Online, man fühle sich durch Liebesfilm „an die Anfänge der Nouvelle Vague und sogar des Neuen Deutschen Films erinnert.“. Wenn das mal keine Referenzen sind!

Starttermin: 2. Mai 2019

Jibril (von Henrika Kull)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Dieser Film kostete eine Menge Kraft: Jibril war Henrika Kulls Abschlussfilm im Fach Regie, sie hatte nur ein Kurzfilmbudget zur Verfügung und musste den Film dann auch noch selber schneiden, weil ihre Editorin ausfiel. Keine guten Voraussetzungen – eigentlich, denn mit ihrem Spielfilmdebüt wurde Kulla dann direkt zur Berlinale 2019 eingeladen, wo Jibril in der Sektion „Panorama“ lief. Der Film erzählt die Geschichte der in Berlin lebenden Irakerin Maryam (Susana Abdulmajid). Wie ihre arabischen Freundinnen ist Maryam jung, unabhängig und selbstbewusst, von ihrem despotischen Mann hat sie sich scheiden lassen und lebt nun selbstbestimmt und erfüllt mit ihren drei Töchtern zusammen. Alles ist gut. Eigentlich. Denn da ist diese Sehnsucht, die Sehnsucht nach mehr. Myriam wünscht sich Liebe, Kribbeln im Bauch, Abenteuer. Wie es der Zufall so will, tritt Jibril (Malik Adan) wieder in ihr Leben und mit ihm die Chance auf Romantik: Myriam und Jibril haben sich vor Jahren auf einer Hochzeit flüchtig kennengelernt, jetzt sitzt Jibril im Gefängnis.

Trotzdem entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden, erst platonisch, und streng eingegrenzt von den Regeln und Vorschriften des Gefängnisses. Sehnsüchte und Verlangen werden geweckt. Jede Berührung, jedes Wort ist ein Versprechen. Aber: Kann so überhaupt Liebe entstehen? Wie gut kann man einen Menschen unter solchen Umständen kennenlernen? Ist man vielleicht eher in die Idee von Liebe verliebt als tatsächlich verliebt zu sein? Henrika Kull inszeniert ihr Spielfilmdebüt souverän und mit erstaunlicher Natürlichkeit und bricht ganz nebenbei mit gesellschaftlichen Stereotypen: Myriam liebt die arabische Kultur, ihre Herkunft ist ihr wichtig – gleichzeitig lässt sie sich nicht in vorgefertigte Schablonen davon pressen, wie eine arabische Frau zu sein hat. Man könnte also sagen, Jibril handelt von Projektionen, von Erwartungshaltungen. Nicht nur in der Liebe.

Starttermin: 9. Mai 2019

Hinweis für alle Berliner*innen: Die Berliner Premiere von Jibril findet am 9. Mai um 20 Uhr im fsk Kino in Kreuzberg statt, am 10. Mai wird der Film um 19.30 Uhr im Sputnik Kino gezeigt. Bei beiden Vorstellungen werden Regisseurin Henrika Kull sowie die Hauptdarsteller*innen Susana Abdulmajid und Malik Adan anwesend sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr von

Related