Ein Trend ist ein Trend, wenn er möglichst oft auf dem Laufsteg präsentiert wird? Womöglich. Ginge es nach eben jener These, dreht sich in diesen Tagen zumindest alles um Batik, möglichst bunt und möglichst überall. Denn was das Muster der 90er Jahre betrifft, so waren sich ganz schön viele Designer einig und erkürten es in ihren Frühling/Sommer 2019 Kollektionen mal eben zum aufstrebenden Trend. Bei Collina Strada etwa knallten alle Farben des Regenbogens aufeinander, bei Proenza Schouler ging es inklusive Blautöne etwas ruhiger zu und Eckhaus Latta wirbelte sich einmal quer durch die Farbskala. Mittlerweile sind die Batikteile natürlich schon längst in den Geschäften eingetroffen, haben bereits Anklang in Highstreet Stores à la Weekday gefunden. Und auch auf der Straße blieb mein Blick vergangene Woche an einem jungen Mann hängen, der von Kopf bis Fuß in Batik gehüllt war und mich in meinem aufkeimenden Verlangen bestärkte: Ich brauche auch ein Batikteil!
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Gedanklich warf mich der plötzliche Wunsch viele Jahre zurück und ließ mich an jene Zeiten denken, in der meine Schwester und ich batikten wie die Weltmeister. Super war das, spaßig und eine ganz schöne Sauerei. Höchste Zeit also, es zu wiederholen. Doch statt wie damals auf Fertigfarbe aus den Shops zu setzen, wage ich mich dieses Mal an natürliche Zutaten und experimentiere mit Kurkuma (Gelb), Zwiebelschalen und Schwarztee (Braun), die Farbergebnisse finde ich da nämlich besonders schön. Natürlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten, etwa mit Avocadoschale oder roter Beete für ein hübsches Pink (hier gibt es ein tolles Video-Tutorial), Spinat für Grün oder Rotkohl für Blau bzw. Lila. Für heute aber belasse ich es bei Kurkuma und Zwiebelschalen.
Was man braucht:
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Vorbeitung ist alles
Batiken besteht zu 50 Prozent aus der Vorbereitung und zu 50 Prozent aus Warten. Es ist also vielleicht nicht die spannendste aller Freizeitbeschäftigungen, dafür kann sich das Ergebnis in den meisten aller Fälle sehen lassen − gegen die Langeweile zwischendrin hilft außerdem eine gute Playlist.
1. Beizen
Während meiner Recherche habe ich mehrfach gelesen, dass es nötig ist, die Stoffe zu beizen, damit die Farben später auch wirklich halten und sich nicht nach den ersten Waschungen schon wieder verabschieden. Für die Beize habe ich eine Wasser-Essig-Mischung mit einem Verhältnis 4:1 in einem Topf angerührt, sie erhitzt und die T-Shirts jeweils für etwa eine dreiviertel Stunde darin köcheln lassen. Danach müssen sie gründlich ausgespült werden und können sich beim anschließenden Trocknen etwas Ruhe gönnen, während die erste Farbe angemischt wird.
2. Gelbe Farbe anmischen
Um mit natürlichen Zutaten ein schönes, kräftiges Gelb anzumischen, braucht es nicht viel mehr als ein bisschen Kurkuma und Wasser. Was so schön einfach klingt, hat sich in meinem Fall als eine Geschichte in vier Akten entpuppt, das feine Pülverchen habe ich nach einer frustrierenden Suche nämlich erst im vierten Geschäft gefunden. Ich umklammerte es wie einen heiligen Gral und brachte es sicher nach Hause, um es dort endlich in einem Topf mit Wasser zu vereinen.
Beim Mischverhältnis gibt es nicht sonderlich viel zu beachten, allerdings ist es wichtig, dass die Brühe später das ganze T-Shirt bedeckt. Ansonsten kann das Pulver nach Belieben und Wunsch in das Wasser gerührt werden (ich habe etwa 15 Gramm verwendet). Anschließend sollte die Mischung etwa 15 Minuten lang köcheln, bevor schließlich auch das T-Shirt hinein darf.
3. Gut gefaltet ist halb gewonnen
Es gibt wahnsinnig viele Möglichkeiten, um ein hübsches Batikmuster zu kreieren. Ich habe mich bei beiden T-Shirts für die klassische Spiral-Variante entschieden, weil ich sie − schlicht und ergreifend − am schönsten finde. Hierfür muss das Kleidungsstück zuerst ausgebreitet werden (wer etwas akkurater arbeiten möchte, der streicht es am besten auch noch kurz glatt). Danach greift man es auf mittlerer Höhe mit Zeigefinger und Daumen und dreht es dann langsam ein. Gegen Ende muss man ein wenig mit den Händen nachhelfen. In diesem Video wird die Technik ganz wunderbar erklärt.
4. Ran an die KüchengummisDamit auch nichts auseinanderfällt, muss die Schnecke jetzt mit genügend Küchengummis fixiert werden. Weil ich besonders ängstlich bin, habe ich fast meinen gesamten Gummivorrat um das Bündel geschnürt, dafür ist am Ende auch wirklich nichts mehr verrutscht. Sobald alles festsitzt, darf das Päckchen auch endlich in die Farbbrühe (ganz vorsichtig natürlich, damit nichts spritzt und man sich das Putzen später spart). |
5. Ab unter die Dusche
Nach etwa einer halben Stunde habe ich mich dazu entschieden, das T-Shirt wieder aus dem Topf zu holen, weil sich zwischenzeitlich die Befürchtung eingeschlichen hat, dass mein Versuch mächtig daneben ging. Der nasse Klumpen im Topf sah nämlich viel zu dunkel aus, viel zu farbig und überhaupt, wo waren denn die Muster hin? Beim Auseinanderzurren der Gummis stellte sich dann aber die Erleichterung ein und ich war stolz wie Bolle, obwohl ich ja eigentlich gar nicht so viel geleistet hatte. Was ich damit sagen will: Wenn es zwischendurch nach einem Fail aussieht, gebt nicht auf, es ist besser, als ihr glaubt! Das T-Shirt muss so lange unter kaltem Wasser ausgespült werden, bis das Wasser wieder klar wird.
6. Die zweite Farbe ruft (und alles auf Anfang)
Für mein zweites Farbexperiment habe ich mich an Zwiebelschalen gewagt. Meine Errungenschaft fühlte sich in Anbetracht des riesigen Schlabbershirts allerdings etwas mau an, weshalb ich mich spontan dazu entschieden habe, auch noch drei Teebeutel Schwarztee in den Topf zu werfen. Das Gemisch aus Wasser, Zwiebelschalen und Tee habe ich etwa 15 Minuten unter einem Deckel bei schwacher Hitze köcheln lassen. Dann durfte auch schon das fertig gezurrte T-Shirt-Päckchen hinein (einige Leute holen die Zwiebelschalen vorher raus, aber ich dachte, dass es einer intensiveren Farbe wohl nicht schaden könne, sie einfach im Topf zu lassen). Nach zwei Stunden habe ich das Shirt rausgeholt und fleißig unter kaltem Wasser ausgespült.
et Voilà:
Und hier noch mal die Kurzanleitungen zum schnellen Nachlesen:
Mit Kurkuma: 1. Beize vorbereiten (das Mischverhältlnis von Wasser zu Essig beträgt 4:1) 2. Die Beize erhitzen und das T-Shirt anschließend für etwa 45 Minuten darin köcheln lassen 3. Das T-Shirt gründlich ausspülen und je nach gewünschtem Batikmuster knoten oder binden 4. Für die gelbe Farbe genügend Wasser in einen Topf geben und erhitzen. Anschließend nach Belieben (und gewünschter Farbintensität) Kurkuma hinzufügen, gründlich umrühren und etwa 15 Minuten lang köcheln lassen. Die Hitzezufuhr wieder auf „0“ drehen. 5. Das T-Shirt-Päckchen vorsichtig in den Topf geben und für etwa 30 Minuten einwirken lassen (je nach Belieben kann es auch länger im Topf bleiben) 6. Das T-Shirt rausholen, von den Gummis lösen und so lange unter kaltem Wasser ausspülen, bis das Wasser klar wird. 7. Fertig! |
Mit Zwiebelschalen (und Teebeuteln) 1. Beize vorbereiten (das Mischverhältlnis von Wasser zu Essig beträgt 4:1) |