Gucci solidarisiert sich in seiner Cruise-Collection mit der „Pro Choice“-Bewegung

30.05.2019 Mode, Gesellschaft

Für seine Gucci Cruise Collection 2020 kehrte Alessandro Michele nicht nur in seine Heimatstadt Rom (und damit quasi an den Ursprung all seines Schaffens) zurück, sondern setzte auch ein Statement in hitzigen Zeiten: Er sprach sich für das Recht auf Abtreibung aus.

Alessandro Michele hätte sich (mal wieder) kaum einen geschichtsträchtigeren Ort als Kulisse aussuchen können: In den Kapitolischen Museen in Rom zeigte er am Abend des 28. Mai seine neue Cruise Collection 2020. Für den Designer, der gebürtiger Römer ist, war es ein Heimkommen – auch in ästhetischer Hinsicht. Oft sprach er in der Vergangenheit darüber, wie das Aufwachsen inmitten der reichen Historie Roms seine Vision prägte. Um dies zu verdeutlichen lud er schon am Vortag der Show seine Gäste in seinen liebsten Antiquitätenladen und zeigte ihnen dort, aus welchen Bruchstücken er seine einzigartig eklektischen Kollektionen baut.

 

Die Botschaft der Gucci Cruise Show 2020

Nicht nur die Vergangenheit, auch die aktuelle gesellschaftspolitische Lage diente Alessandro Michele als Inspiration für seine Cruise Show 2020. In der Kollektion nahm er Bezug auf die weltweit neu entflammte Debatte um das Recht auf Abtreibung. Seine Haltung ist dabei eindeutig: Pro-Choice! „Niemand von uns kann vorwärts gehen, wenn die Hälfte zurückgehalten wird“, heißt es dazu auf dem Instagram-Account von Gucci. „Diese Entwürfe verdeutlichen Alessandro Micheles Vision von Freiheit, Gleichheit und persönlichem Ausdruck.“

 
 
 
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Gleich zu Beginn der Show war auf einem Pullover das Datum 22.05.1978 zu lesen. An diesem Tag verabschiedete das Parlament in Rom den Paragrafen 194, der in Italien die Abtreibung legalisierte. Das ist nun 41 Jahre her – trotzdem steht der Beschluss auf wackligen Beinen. Durchschnittlich weigern sich heute 70 Prozent der italienischen Ärzte und Ärztinnen, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen, besonders viele im katholisch geprägten Süden des Landes.

[typedjs]... a look with ‘22.5.78’ refers to the date established of the Italian statute for the social protection of motherhood and the voluntary interruption of pregnancy, better known as statute 194. This jacket is created from @alessandro_michele’s continuing vision of freedom, equality and self-expression. Since founding @chimeforchange in 2013—the global campaign that represents and advocates for gender equality—@gucci has a longstanding commitment to women and girls by funding projects around the world to support sexual and reproductive rights, maternal health, and the freedom of individual choice. Because none of us can move forward if half of us are held back. Learn more about the global partners for sexual and family health rights the campaign is donating to in 2019, which can be found in @chimeforchange’s link in bio. [/typedjs]

 

 
 
 
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[typedjs]‘My Body My Choice’ is a feminist slogan from the 70s which appears on the reverse of this jacket seen before the #GucciCruise20 fashion show by @alessandro_michele. This piece echoes the Creative Director’s continuing vision of freedom, equality and self-expression. Since founding @chimeforchange in 2013—the global campaign that represents and advocates for gender equality—@gucci has a longstanding commitment to women and girls by funding projects around the world to support sexual and reproductive rights, maternal health, and the freedom of individual choice. Learn more about the global partners for sexual and family health rights the campaign is donating to in 2019, which can be found in @chimeforchange’s link in bio. [/typedjs]

Eine weitere Anspielung fand ich auf der Rückseite eines blauen Jackets. Dort waren die Worte „My body, My choice“ zu lesen – die Kampfansage der feministischen Bewegung in den 70er-Jahren, die heute wieder so aktuell ist wie eh und je. Der aufsehenerregende Entwurf der Kollektion war aber ein anderer: Auf ein wallendes Boho-Kleid ließ Alessandro Michele einen Uterus aufsticken – das Sinnbild von Fruchtbarkeit schlechthin.

 

 
 
 
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[typedjs]A uterus is embroidered on a pleated long sleeve gown designed by @alessandro_michele, moments before the #GucciCruise20 fashion show at @museiincomuneroma in Rome. This piece reflects the Creative Director’s continuing vision of freedom, equality and self-expression. Since founding @chimeforchange in 2013—the global campaign that represents and advocates for gender equality—@gucci has a longstanding commitment to women and girls by funding projects around the world to support sexual and reproductive rights, maternal health, and the freedom of individual choice. Learn more about the global partners for sexual and family health rights the campaign is donating to in 2019, which can be found in @chimeforchange’s link in bio.[/typedjs]

Alessandro Michele bewies damit wieder einmal, wie gut sich Vergangenheit und Gegenwart in seiner Arbeit zusammenfügen, beziehungsweise wie sie sich gegenseitig bedingen. Und er bezog einmal mehr Stellung: 2013 startete Gucci die Initiative „Chime for Change„, um Menschen zusammenzubringen, die mit ihrer Kreativität und ihrem Aktivismus den Kampf für die Gleichheit der Geschlechter und eine offene Gesellschaft vorantreiben.

Die ganze Kollektion findet ihr hier.

Die Kulisse der Show

Die Kapitolischen Museen in Rom waren die ersten öffentlich zugänglichen Museen der Welt, wurden 1734 von Papst Clemens XII. eröffnet, und liegen auf einem der sieben Hügel der Stadt. Ihre Sammlungen gehören zu den bedeutendsten der Stadt. Sie umfassen Gemälde von Malern wie Tizian, Bellini und Caravaggio, weltbekannte Skulpturen und archöologische Ausgrabungen. Schon der Hinweg zu ihnen ist spektakulär: Die Piazza di Campidoglio, an der die Museen liegen und auf der nun die BesucherInnen der Show unter Blitzlichtgewitter und dem Jubel von hunderten Gucci-Fans einliefen, wurde einst von Michelangelo höchstpersönlich gestaltet.

Mit der Gucci Cruise Show 2020 ging Alessandro Micheles Dialog mit der alten Welt in eine weitere Runde. Vergangene Cruise-Kollektionen zeigte er im Dia-Kunstmuseum in New York, in den Kreuzgängen der Westminster Abbey, in den Uffizien in Florenz und zuletzt inmitten der Nekropole Alyscamps im französischen Arles.

 

Dieser Artikel von Ann-Kathrin Riedl ist zuerst auf Vogue.de erschienen.

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