Die Kopenhagener Modewoche hat reichlich Eindruck geschindet und sorgt bei mir noch immer für ein anhaltendes Hoch − Glücksgefühle im Bauch und leuchtende Augen inklusive. Nach einer Woche beginnt sich dann aber doch allmählich alles zu festigen, höchste Zeit also, meine Notizen hervorzukramen und die vergangenen Schauen von Baum und Pferdgarten, Saks Potts, Ganni & Co noch einmal Revue passieren zu lassen.
Ein Blick auf die Spring Summer 2020 Kollektionen zeigt recht schnell, dass bahnbrechende Innovationen nicht unbedingt zum Repertoire der Kopenhagener Fashion Week zählen, schlimm ist das aber keineswegs, denn immerhin wird das modische Bild hier vielmehr von einer allgemeinen Tragbarkeit geprägt. Kleine Ausreißer gibt es mit den knalligen Kreationen von Stine Goya und Helmstedt natürlich dennoch – letztlich ist Tragbarkeit ja aber doch irgendwie bloß eine Frage der Vorlieben und der Kombinationen.
In Kopenhagen jedenfalls haben sich einige Trends und Tendenzen herauskristallisiert, die in ähnlicher Form schon einmal da gewesen waren, was man irgendwie auch als eine Art Entschleunigung verstehen könnte. Denn tatsächlich ist es schön, auch in der Mode ein wenig durchschnaufen zu können, statt den nächsten großen Wellen hinterherzuhechten. Noch dazu lädt es natürlich ein, Kleidungsstücke aus dem eigenen Schrank hervorzuholen, sie ein wenig aufzuhübschen, neu zu kombinieren oder sich gleich ein wenig auf dem breit gefächerten Markt der wundervollen Vintage-Stücke auszutoben. Jetzt aber soll es noch einmal um die Spring Sommer 2020 Kollektionen der Kopenhagener Fashion Week gehen, hier kommen sie also, die modischen Tendenzen, die – zumindest, wenn es nach den Dän*Innen geht – im kommenden Jahr den Ton angeben.
Das Highlight sitzt auf dem Kopf
Die wenigsten Designer*Innen schickten ihre Models ohne Kopfbedeckung über den Laufsteg. Ab und zu wickelte man ein Tuch um den Kopf (Lala Berlin) oder setzte eine Cap auf (by Malene Birger), meist aber war es der Fischerhut, der sich klassisch oder mit breiter Krempe zeigte und die Outfits ganz ohne Aufwand komplettierte, ja ihnen gar den letzten Schliff verpassten. Bereits jetzt gilt also: Wer vor dem Kleiderschrank nicht weiter weiß, kann sich häufiger an Hüten bedienen, im nächsten Vintage Shop des Vertrauens gibt es (sofern noch kein eigenes Exemplar vorhanden ist) ganz sicher auch einige wunderbare Exemplare.
Gesehen bei: Blanche, Baum und Pferdgarten, By Marlene Birger, Holzweiler, Lala Berlin, Samsøe Samsøe, Lovechild, Helmstedt, Ganni, Designers Remix, Henrik Vibskov
Herrlich verspielt: Organza + Tüll
In dieser Saison fiel der Startschuss für verträumte Stoffe wie Organza und Tüll, wunderbarerweise stehen auch für nächstes Jahr alle Zeichen auf Transparenz. Ganz besonders hervorragend eignen sich die schönen Stücke für das Layering, ob unter dem Kleid, über einem T-Shirt oder gleich kreuz und quer. Baum und Pferdgarten präsentierte mal eben eine Hose aus dem zarten Stoff, die für weniger Freizügige auch fantastisch mit Mesh Leggings und Logo-Strumpfhosen getragen werden kann.
Gesehen bei: Baum und Pferdgarten, Cecilie Bahnsen, Custommade, Hofmann Copenhagen, Brøgger
Weite Blazer (noch immer)
Der weite Blazer zeigte sich oft und in den unterschiedlichsten Varianten, in seiner extremsten Form trat er wohl aber bei Brøgger auf. Dank voluminöser Puffärmel ist es allemal ein Stück, das man ganz sicher für immer behält. Sollte es weniger aufregend zugehen, lieferten etwa Hofmann Copenhagen, Munthe und Stand jede Menge schöne Blazer und bewiesen, dass sie sich tatsächlich über jegliches Outfit werfen lassen. Vielleicht ist ein Blazer, trotz, dass er uns bereits seit mehreren Saisons begleitet, mittlerweile so etwas wie ein trendiger Klassiker, der sich über die Jahre wie ein Chamäleon in verschiedensten Varianten zeigt.
Gesehen bei: Brøgger, Munthe, Stine Goya, Hofmann Copenhagen, Lala Berlin, Stand
Von groß- bis kleinkariert
Die Liebe zu Karos reißt nicht ab, was vielleicht an der wunderbaren Vielfältigkeit liegt, mit der man sie tragen kann. Ob das Muster denn nun im sanft-sommerlichen Stil à la Lala Berlin und Munthe oder doch in extrovertierten Nuancen wie bei Henrik Vibskov und Stine Goya auftritt, es ist in aller Munde und darf es bitte auch noch ganz lange sein.
Gesehen bei: Lala Berlin, Munthe, Samsøe Samsøe, Henrik Vibskov, Stine Goya, Resume, Helmstedt
Cowboy Boots & ihr kitschiges Update
Ja, der erste Schwung der Cowboyboots mag bereits an uns vorbeigezogen sein, jetzt aber, da wird in puncto Ausführung noch einer draufgesetzt: Mal mit Glitzer und Herzen verziert, mal mit hohem Schaft und Schlangenlederlook präsentieren sich die Stiefel für das kommende Frühjahr wenig zurückhaltend und mutieren mal eben zum Key Piece eines ganzen Outfits.
Gesehen bei: Ganni, Saks Potts, Samsøe Samsøe, Resume
Bonbonfarben
Allen voran zeigte sich Stine Goya gewohnt bunt und laut, ein wenig erinnert es ja an jene Fantasiewelt aus Tim Burtons Charlie und die Schokoladenfabrik. Knallbunte Bonbonfarben wurden wild miteinander kombiniert und fanden sich in wallenden Kleidern und Blusen mit Ballonärmeln wider. Ein wenig zurückhaltender ging es da schon bei Brøgger und Cecilie Bahnsen zu, die romantische Kleider mit weiten Silhouetten über den Laufsteg schickten. Einen anderen Ansatz lieferten Samsøe Samsøe und Designers Remix, die ihren verspielten Nuancen einen Hauch Business verliehen.
Gesehen bei: Stine Goya, Samsøe Samsøe, Saks Potts, Cecilie Bahnsen, Brøgger