Keine Angst vor Animal Print oder: Mein Kleiderschrank ist ein Zoo

05.09.2019 Kolumne, Mode, Shopping, box2

Ich hatte schon immer eine Abneigung gegen Tiermuster. Außer an Tieren selbst, ist ja klar. Denn wenn so ein Tiger von oben bis unten in Streifen herum läuft, hat das natürlich seine Richtigkeit. Wenn jetzt aber ein Mensch eine Klamotte mit animalischen Drucken trägt, ist das schon ein bisschen schräg, im Sinne von schrullig – zumindest lehrte mich das die gediegene Gesellschaft, in der ich aufwuchs. Da nämlich, so sagte man mir, trügen Leo, Tiger und Schlange nur Leute, die außerdem gern Kaugummis mit offenen Mündern kauen und sich grundlos verhauen. Oder eben Punks, genau so wie kriminelle Banden – echte Rockstars waren in meinem Dorf eine Seltenheit und wurden folglich erst gar nicht mehr in Erwägung gezogen.

Kurzum: Meine Mutter machte beim Quartalseinkauf stets einen großen Bogen um Animal Prints und schleifte mich, wann immer sich uns etwa eine Schlange am Kleiderbügel näherte, noch ein Stückchen schneller hinter sich her – sicher ist sicher. Die meiste Zeit ging das auch gut, aber irgendwann zog sie von zu Hause aus, womit ich plötzlich ganz allein für meine Garderobe verantwortlich war. Es folgte: Rebellion.

Ich muss etwa 16 gewesen sein, als ich mit meinen Freundinnen durch die wildesten Unterwäscheabteilungen der Gegend streunerte und nach schier endlosem Wühlen dieses halbtransparente Höschen mit scharfem Leopardenmuster samt blass-rosafarbener Schleife aus einer Grabbelkiste fischte und gen Sonne hielt – ich sah das Paradies. Wie einen kleinen, geheimen Schatz versteckte ich den Schlüpfer meiner Träume in der geschlossenen Faust und flitzte, nach begeistertem Zuspruch meiner Freundinnen, geradewegs zur Kasse. Da war er, der Moment, in dem ich erwachsen wurde.

Zu Hause verließ mich meine anfängliche Euphorie und meine neue Errungenschaft war mir plötzlich schrecklich peinlich. Ich vergrub das Wäschestück inklusive kleinem Einkaufstütchen tief in der Schublade meines hölzernen Kleiderschranks und tat so, als hätte der spontane Einkauf niemals stattgefunden. In den kommenden 12 Jahren rührte ich Animal Prints nicht mehr an und verleugnete künftig auch meinen Höschen-Kauf.

 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Julia Carevic (@juliacarevic) am

 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Julia Carevic (@juliacarevic) am

Ich weiß gar nicht, welches einschneidende Erlebnis vor zwei Jahren stattfand, oder ob ich nur wieder eine dieser mittelschweren Krisen, in denen ich das dringende Gefühl verspüre, eine jugendliche Sünde begehen zu müssen, durchlebte, aber eines Tages schlich sich eine flatterige Bluse mit Leopardenprint in meinen Kleiderschrank. Das Verrückte: In den darauffolgenden zwei Jahren schien sie sich auch noch zu vermehren, mittlerweile nämlich hausiert ein halber Zoo in meinem Schrank – Schlangenprint und Leopardenmuster inklusive. Als wäre das nicht genug, macht mein Herz neuerdings auch noch Muh, aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls war es ein schleichender Prozess, der dazu führte, dass ich in Stiefeletten samt Schlangenlederlook durch die Straßen klackere, mein Herz an einen ähnlich gemusterten Trenchcoat verschenkte und gerne auch mal alles zusammen trage (versehentlich) und mich im Nachhinein nicht einmal dafür schäme. Nein, ganz im Gegenteil, es macht mir sogar mächtig Spaß und tief in meinem Inneren gebe ich meinem 16-jährigen Ich ein High five, denn nach solch einem Höschen-Dilemma habe ich es mehr als verdient, die Scham weit hinter mir zu lassen und erhobenen Hauptes eine neue Ära anzubrechen.

Wie Bushido schon sagte: Zeiten ändern dich. Und vielleicht hat er noch nie etwas so Wahres gesagt. Denn ja, wenn ich so an meine Entwicklung von der eingefleischten Tiermuster-Skeptikerin bis hin zur Animal-Print-Amazone denke, glaube ich heute sogar mehr denn je an die Kraft der Veränderung und Metamorphose. Wer weiß – vielleicht kaufe ich mir irgendwann ein funkelndes Wand Tattoo, das in riesengroßen Lettern schreit: Sage niemals nie!

Dieser Beitrag enthält Affiliate Links. Mehr Infos dazu findet ihr hier

Und weil es so schön ist, kommen hier ein paar grandiose Stücke samt Animal Print:

 

 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
 
 
 

 

Ein Beitrag geteilt von Kendra Dandy (@theebouffants) am

3 Kommentare

  1. Rosa

    An Euren Texten müsst ihr noch ein bisschen schleifen
    = redigieren…
    Das Präterium von schleifen ist nämlich „schleifte“ nicht schliff (Du hast wahrscheinlich an geschliffen gedacht…)
    sorry – Grammatik-Bitch…
    Ansonsten schöner Text! Danke!

    Antworten
  2. Mila

    Julia, ein sehr schön, süffig geschriebener Text. Hat Spaß gemacht, ihn zu lesen. Ich habe in der Tat erst seit letztem Jahr Gefallen an Tiermustern gefunden – da zog ein Zebrabluse bei mir ein, die seither mein Lieblingsstück ist. Nie im Leben hätte ich gedacht, mal animal print zu tragen.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr von

Related