In unserem Format „5 Frauen“ lassen wir regelmäßig unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen. Jetzt wollen wir auch eure Meinungen, Gedanken und Erfahrungen zu verschiedenen Themen hören, um Diskussionen und einen Austausch zu fördern. In „JW Community“ stellen wir euch deshalb künftig Fragen, die uns beschäftigen und über die wir mit euch sprechen wollen. Wir geben zwar auch unseren Senf dazu, aber hier geht es aber vor allem um EURE Meinung – ihr seid also herzlich dazu eingeladen, eure Ansichten und Überlegungen fleißig in den Kommentaren zu teilen. Diesmal lautet die Frage:
Ist es ok, eine Hochzeit ohne Kinder zu feiern? |
Nike:
Ich finde Verbote und Vorgaben meistens kacke und komisch. Aber dann kam alles anders: Vor ein paar Wochen lernte ich bei einem Abendessen eine unheimlich lustige und liebe und kluge Frau kennen, mit der ich gleich hätte duzende Pferde stehlen wollen. Schnell waren wir uns so vertraut, dass wir die Köpfe zusammen steckten, um ganz heimlich und superkurz ein wenig tuscheln zu können: „Du, ich bin ganz froh, dass heute mal keine Kinder dabei sind“, flüsterte es in mein Ohr, „da haben wir Großen viel mehr Zeit ganz ungestört zu quatschen und es muss nicht ständig jemand weg zum Spielen oder ins Bett bringen, ich meine, ganz ehrlich, es macht nunmal einen Unterschied, manchmal einen schönen, aber manchmal auch einen nervigen, jawohl“ – alles, was ich da dachte, war: JAHA. Und zwar obwohl ich selbst Mutter bin – oder gerade deshalb? Genau wie besagte Sitznachbarin, die mir schließlich erzählte, wie ihr Partner und sie vor wenigen Monaten geheiratet hätten – und zwar trotzdem ohne Kinder, auch ohne die eigenen, ab einer gewissen Uhrzeit. Denn anstatt sich Geschenke zu wünschen, wünschte sich das Ehepaar von allen Freunden und Freundinnen mit Kindern hochoffiziell nichts anderes als Babysitter für diesen einen Abend. Alle Kinder, die am Nachmittag noch fleißig mitgespielt und Blumen geworfen hatten, sollten spätestens VOR dem Dinner abgeholt werden. Was in anderen Ländern, Großbritannien etwa, Gang und Gebe zu sein scheint, führte hier allerdings zu heißen Diskussionen. Einige Gäste hätten die No-Kids-Prämisse persönlich genommen und tierisch rum gemotzt. Ich kann das, irgendwo ganz tief in mir drin, verstehen. Und irgendwie auch überhaupt nicht, weil ich nicht recht verstehe, was an diesem Wunsch so unbegreiflich sein soll. Ich glaube sogar, dass ich es ganz genau so machen würde wie meine neue Bekannte. Sollten mein Freund und ich jemals heiraten, kann ich mir gut vorstellen dass auch wir ganz lieb und vorsichtig darum bitten würden, sich den Abend und die Nacht freizuschaufeln – wenn denn möglich. Und zwar nicht, weil wir Kinder nicht mögen. Ganz im Gegenteil. Sondern weil wir wollen, dass niemand von den Großen gehen muss, dass alle Eltern, also unsere Freunde und Freundinnen ZUSAMMEN feiern können. Dass alle, die wir lieben, gute Gespräche miteinander führen, ohne Ablenkung, dass sie bleiben, so lange es geht, und frei sind und vielleicht auch voll und mit uns feiern als gäbs kein Morgen mehr, dieses eine Mal. Ich finde nämlich, alles darf seine Zeit haben. Und dass gewisse Zeiten oder Orte und Momente auch einfach mal nur den Großen gehören dürfen. Oder eben den Kleinen, je nachdem.
Sarah:
Vorweg: Alles, aber auch wirklich alles, was das Brautpaar sich wünscht, ist per se schon mal erlaubt! Egal, ob es Eimersalat gibt, gepicknickt wird oder die zwei Turteltäubchen meinen, sie müssten aus ihrer Liebesbekundung eine 50000 Euro Nummer machen. Mir geht nämlich allen voran dieses Gestänker über die Hochzeiten und Junggesell*innen-Abschiede auf den Senkel. So, Luft gemacht. Und da ich selbst in dieser Situation bin, also nicht als Braut, sondern auf einer Hochzeit, bei der dieser Wunsch aufkam, stecke ich auch irgendwie mittendrin, denn: Natürlich fand ich diese Ansage erst einmal irgendwie merkwürdig und natürlich habe ich mich ausgegrenzt und aufs ausrangierte Abstellgleis gestellt gefühlt. Immerhin hat man sich gegen meine Entscheidung gestellt: Gegen meine Kleinsten. Meine Liebsten. (Anmerkung: Zum dem Zeitpunkt werden wir hoffentlich zu viert sein). Ich dachte: In was für einer Gesellschaft leben wir, wenn Kinder einfach niemals Teil davon sein dürfen. Wenn Menschen mit Kindern immer anders behandelt werden. Und zack fand ich mich auch schon wieder in der Opfer-Position wieder. Und dabei vergaß ich die entscheidende Intention des Paares: Denn die wollen einfach nur, ungestört und vielleicht ein bisschen nostalgieverliebt und an damals erinnert, mit ihren Freund*innen feiern – ohne Ablenkung, ohne ins Bett bringen, ohne Aufpassen, eben ohne Kinder. HEY, VOLLKOMMEN OK. Ich glaube, es war die Bevormundung am Anfang, die mir sauer aufstieß. Diese „Ich traue dir nicht zu, es hinzukriegen“-Interpretation des Ganzen. Dabei meinen die zwei Verliebtikusse es wirklich nur gut und wollen, dass IHR Tag so schön und unkompliziert wie möglich wird. Wer damit ein Problem hat, fair enough, muss ja schließlich nicht mitfeiern. Ich muss ja auch nicht in die Toskana jetten oder ein ganzes Wochenende freihalten, wenn ich es nicht will (oder kann). Aber ich kann sehr wohl einen Babysitter organisieren, eine*n Freund*in fragen, Mami anrufen oder am Ende des Tages doch daheim bleiben. Was hilft: Beim Paar nachfragen. Hat noch immer geholfen, wird auch immer helfen. Kommunikation ist alles. Nur Lästern ist verboten und gemein!
Julia:
Wäre es meine eigene Hochzeit, so würde ich mir natürlich wünschen, dass meine Gäste glücklich, zufrieden und entspannt sind. Ob es ihnen denn nun besser geht, wenn sie ihre Kinder dabei haben oder sie für den Abend von einem/einer Babysitter/in betreuen lassen, kann letztlich nicht ich entscheiden. Ganz egoistisch gedacht, wäre es für mich vielleicht sogar schöner, wenn ich möglichst viel Zeit, ganz ohne Unterbrechungen, mit meinen Gästen verbringen könnte und nicht darauf achtgeben müsste, ob sie sich gerade um ihr Kind kümmern müssen. Ja, es wäre sogar furchtbar schön, wenn ich bis in die Puppen mit ihnen tanzen und ellenlange Unterhaltungen ohne Ablenkung führen könnte. So wirklich kann ich die Frage aber gar nicht beantworten, denn einerseits finde ich Verbote dieser Art generell schwierig, andererseits kann ich sie in Teilen auch nachvollziehen. Letztlich glaube ich aber, dass es am besten ist, es jeder Person selbst zu überlassen, ob sie ihr Kind mitbringen möchte oder nicht.