Es gibt Kleidungsstücke, bei denen ist es verflixt schwierig, sie durch eine nachhaltige Variante zu ersetzen – und Lederprodukte gehören schlicht und ergreifend dazu. Was gern als Abfallprodukt der Fleischindustrie betitelt wird, hat leider meist wenig damit zu tun, stattdessen wollen die anspruchsvollen Kund*innen schließlich das Feinste vom Feinsten – und genau das lässt sich selten als Nebenprodukt ableiten.
Zeit also, dem aufkeimendem All-Over-Ledertrend mit nachhaltigen Varianten entgegenzutreten und einmal mehr zu beweisen, dass für die folgenden Kreationen entweder gar kein Tier sterben musste oder die Halbwertszeit der sogenannten Pre-Loved-Stücke kurzerhand verlängert wurde. Stichwort: Vegan Leather, Faux Leather – oder einfach: Leder aus zweiter Hand.
Die unterschiedlichsten Varianten fluten seit geraumer Zeit den Markt und klar, gegerbte Naturfasern sind uns noch immer die Liebsten, aber auch Kunstfaser werden in ihrer Optik immer besser. Hier gilt es jedoch abzuwägen, ob das künstliche Material wirklich so viel besser für die Umwelt ist oder wir lieber gleich die Fingerchen davon lassen sollten. Eine Alternative zum getöteten Tier ist der künstliche Ersatz allemal. Ganz und gar umweltverträgliche Faux Ledervarianten hatte euch Julia Jane einst zusammengestellt: Seither hat sich aber eine Menge getan und Labels wie Nanushka und Stella McCartney gelten als die großen Design-Zugpferde der Branche – und die Sorgen ganz gewaltig für Umbruch. Und genau den wollen wir uns heute mal genauer ansehen:
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Veganes Leder aus Kunststoff
Veganes Leder aus Kunststoff stellt oftmals keine optimale Alternative zum tierischen Produkt dar, denn oft ist die Herstellung dieser Produkte genauso fragwürdig, weil sie unter hohem Energieaufwand und dem Einsatz giftiger Stoffe produziert werden. Gut zu wissen: Kunststoff basiert in der Regel auf Erdöl. Allerdings wird veganes, kunststoffbasiertes Leder immer öfter aus recycelten Materialien gewonnen. Close to loop, sozusagen.
Eukalyptusfaser statt Leder
Die verwendeten Eukalyptusfasern werden in nachhaltiger Forstwirtschaft angebaut – ohne Genmanipulation und den Einsatz von Pestiziden. Dabei eignet sich die Faser perfekt als Material, denn sie „hat ein unübertroffenes Festigkeitsprofil bei gleichzeitig geringem Einsatz von Wasser und Energie“, so das Start-Up Noani.
Piñatex – Ananasleder
Veganes Leder aus Fasern der Ananas-Blätter, die bei der Ernte für gewöhnlich im Abfall landen. Bei der Produktion bleibt Biomasse übrig, die zu Dünger oder Biogas weiterverarbeitet werden kann. Für die Ananas-Bauern entsteht durch die Verarbeitung der Blätter eine zusätzliche Einnahmequelle. Da der Grundstoff für das Lederimitat nicht extra angebaut werden muss, ist es außerdem ressourcenschonend: Es müssen keine zusätzlichen Flächen, Düngemittel, Pestizide und kein zusätzliches Wasser verbraucht werden.
Leder aus Pilzfasern
Veganes Leder, das hauptsächlich aus Pilzen besteht? Jap! Gewonnen wird die Leder-Alternative aus Myzelen, den dichten Wurzelfasern von Pilzen, die unter der Erde wachsen. Diese Fasern werden mit unterschiedlichen Abfallprodukten wie beispielsweise Maisschalen versetzt. Nach wenigen Tagen sind sie von den daraus wachsenden Pilzen überzogen, die Masse kann dann in Form gepresst, getrocknet und gegerbt werden.
Das Ergebnis sieht nicht nur aus wie Leder, es fühlt sich laut Hersteller auch so an. Es soll zudem wasserabweisend, reißfest und atmungsaktiv sein. Kürzlich hat das Unternehmen bereits den ersten Geldbeutel aus Pilzleder vorgestellt.
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Wie immer gilt: Am Ende des Tages müssen wir selbst entscheiden, ob der Konsum sich lohnt – in jedweder Form und ganz gleich, ob es sich um ein tierisches, synthetisches oder natürliches Produkt handelt. Konsum ist Konsum (auch wenn es hier sicherlich Abstufungen gibt) – und daher plädiere ich noch immer dafür, denn Stücken lieber ein zweites Zuhause zu geben, statt neu zu kaufen. Aber das muss leider jede*r selbst von uns entscheiden – und eben auch abwägen.