Ein Mal im Monat wollen wir euch mit unserer Rubrik Dear Diary ein wenig an unserem Alltag teilhaben lassen. Was mich im November bisweilen so beschäftigt hat, was mich gerade wirklich glücklich macht, welche materiellen Kleinigkeiten das Herz außerdem erwärmen und was ich abends zum Einschlafen höre, lest ihr hier.
Mood:
Ich bin im November ein richtiges Faultier geworden, aber auf die gute Weise, wie ich meine. Normalerweise renne ich wie ein aufgescheuchtes Huhn durch mein Leben, aber damit ist seit Beginn des Monats Schluss. Stattdessen genieße ich es gerade, mich kaum aus meinem (Begrmann)Kiez heraus zu bewegen. Ich schlage mir den Bauch bei Bionda mit Pizza voll, suche in der Markthalle nach den schönsten Blumen der Saison, finde die besten Bücher bei Kommedia, lache im Mehringhof-Theater über „Fil“ und spaziere, wenn der Kopf mal viel zu voll ist, über den Friedhof. Was andere vielleicht komisch finden, ich aber gar nicht – sondern vielmehr beruhigend. Im angrenzenden Café lässt es sich anschließend außerdem ein sehr hervorragendes Kännchen Kaffee schlürfen. Und dann geht es ab ins Erkältungsbad, mit der Zeitung, bevor ich mich aufs Sofa verkrieche, weil ich endlich gelernt habe, „nein“ zu sagen und einfach mal liegen zu bleiben, wenn die Müdigkeit einkehrt. Was ich außerdem mag: Mit Freunden nebeneinander Tee trinken und lesen. Vielleicht auch zwischendurch über besondere Zeilen reden, aber nur ganz kurz, weil beide ja sowieso erschöpft sind, von diesem ganzen Jahr. Zusammen sein ist manchmal nämlich auch schön, wenn man nicht die ganze Zeit quasselt. Deshalb haben auch mein Freund und ich längst das Schachbrett aus der Sommerpause befreit.
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Ehrlich gesagt bin ich dieser Tage schweineglüklich und saumüde zugleich. Ich werde die ganze Zeit nicht wirklich krank, bin aber irgendwie auch nicht richtig gesund. Ein komischer Zustand, aber irgendwie auch ein herrlich träger, weil das Hirn viel zu müde ist, um sich überhaupt zu verknoten und stattdessen permanent für stille, innere Zufriedenheit sorgt:Cardigan: Ganni, Jeans: COS, Loafer: Ganni
Was ich gerade höre:
Meine Güte, ist das schön. Schwer und schön. Düster und schön. Keine leichte Kost. Aber eine, die macht, dass wir innehalten und vieles ein bisschen besser verstehen. Im besten Fall sogar uns selbst. Deutschlandfunk Kultur hat dazu die passenden Worte gefunden. „Ghosteen“ ist das siebzehnte Studioalbum der australischen Band Nick Cave and the Bad Seeds.
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Auf dem Nachttisch:
Ich bin eine Parallel-Leserin. So nennt man das glaube ich, wenn man nicht ein Buch nach dem anderen verzehrt, sondern mindestens zwei oder drei gleichzeitig. Ob man da nicht durcheinander kommt, fragt meine Oma oft, aber nein, ich habe mein Hirn da ganz gut konditioniert, weshalb die Überschrift hier eigentlich auch unpassend ist. Es ist nämlich so: Ich habe immer ein Buch auf dem Nachttisch liegen, eines bei meinem Freund liegen und ein drittes in meiner Tasche, für Wege und Auszeiten im Café. Auch, weil ich mich leider nicht lang auf ein und das selbe konzentrieren kann, in beinahe keiner Lebenslage. Außer in der Liebe natürlich. Gerade kreuzundquerlese ich jedenfalls diese Exemplare, weshalb ich an dieser Stelle anmerken möchte, dass „Schluss mit der Geduld“ ein prima Geschenk für wirklich alle abgibt:
Geweint habe ich zuletzt bei Chanel Millers „Ich habe einen Namen„:
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Was ich meiner Familie zu Weihnachten schenke:
„Die riesige Bürger*innenversammlung im Olympiastadion“
Ich kann diesen Tag kaum erwarten. Ein Tag der Demokratie wird das, und der ultimativen Veränderung. Weil wir die da oben zum Zuhören zwingen werden. Und, weil wir wirklich etwas bewirken können. Ist das nicht irre? Ich glaube fast, das ist die beste Idee des letzten Jahrzehnts.
Als Charlotte Roche beim Female Future Force Day zum allerersten Mal von dem Vorhaben einer gigantischen Bürger*innenversammlung erzählte, bekam ich eine Gänsehaut, die nur schwer wieder fortzukriegen war. Wir alle, Sommer 2020, 90.000 Menschen, in einem Stadion, gemeinsam, mit den Handys in der Hand! Wie bitte? Ja, genau. Eine Petition nach der anderen werden wir dort nach miteinander unterzeichnen, uns um die Dinge kümmern, die wirklich wichtig sind. Dazwischen gibt es außerdem Musik und Reden und noch ganz viel mehr. Nicht nur unser Team wird zu Weihnachten Karten für @12062020Olympia geschenkt bekommen, sondern auch meine gesamte Familie, das sag‘ ich euch. Womit ich praktischer Weise gleichermaßen dafür sorge, dass sich endlich alle wiedersehen, schon in der Mitte des Jahres und nicht immer bloß am Heiligen Abend. Los, macht mit und verschenkt Veränderung, ja?
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Worüber ich mich gerade freue:
Abgesagt, abgesagt! Die elendige Victoria’s Secret Show, diese legendäre Kackveranstaltung ist endlich gestorben. Wieso, weshalb, warum wir uns über diese hochoffizielle Nachricht so sehr freuen, hat Fabienne an anderer Stelle bereits auf den Punkt gebracht: „Die Schauen inszenieren sich ungeachtet des Zeitgeistes, der mehr und mehr nach echter Diversität und zweifelsohne nach dem Ende der Frau als ewiges Geschenk für den Mann verlangt, weiterhin als antifeministisches Medienspektakel. Wer sich nicht von all dem Glitzer blenden lässt, sieht ganz genau, worauf Victoria’s Secret setzt: Die Unterwäsche, die ihren Kundinnen angeblich ein Gefühl von Stärke und Empowernment vermitteln soll, baut am Ende doch wieder nur auf denunzierenden Männerträumen auf.“ Sehr zu empfehlen ist zu den aktuellen Geschehnissen außerdem der jüngste Beitrag von The Cut.
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Hierzu möchte ich nicht viel sagen. Außer: Endlich. Und: The Future is intersectional.
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Darüber denke ich gerade nach:
Weibliche Wut
„Angry Feminists“ sind verschrien, das weiß mittlerweile fast jeder Teenager. Die nerven ja so und blablabla. Dabei kapiere ich überhaupt nicht, wir nicht wütend sein sollen, als Teil dieser sexistischen Gesellschaft. Um wütend zu werden, müssen wir nur richtig hinsehen. Oder hinhören. Ja, zuhören!, auch anderen. „Beschimpfungen“ wie diese fasse ich mittlerweile also als Kompliment auf. Wer nicht sauer ist, hat doch wenig verstanden. Grundsätzlich ist das Thema „weibliche Wut“ ohnehin eines, über das wir viel mehr reden sollten. Eines, das über die Maße wichtig ist, viel wichtiger als wir zunächst womöglich annehmen würden, wo wir doch so sehr darauf getrimmt werden, stets „ruhig zu bleiben“. Aber kennt ihr zum Beispiel den Ausdruck „hysterische Alte“? Ja, genau. Dabei ist „hysterisch“ ein Begriff, vor dem wir uns hüten sollten. Und genau da fängt es in Wahrheit ja schon an.
Wer nicht Bescheid weiß, dem empfehle ich zum Beispiel diesen kurzen Text darüber, weshalb Wahnsinn schon im 19. Jahrhundert etwas angeblich Weibliches war. Der hier gezeigte Ted Talk von Soraya Chemaly, der mir gestern von einer lieben Leserin empfohlen wurde, fasst die Problematik unserer Erziehung, bzw. Sozialisierung außerdem sehr gut zusammen. Bitte denkt an ihn, wenn ihr das nächste Mal wütend werdet. Egal ob im Arbeitskontext oder innerhalb der eigenen (Liebes-)Beziehung(en). Ihr seid nicht zu viel. Nicht zu emotional. Oder verrückt. Ihr seid genau richtig. Eure Wut ist nämlich vor allem da, um euch zu (be)schützen.
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Was ich gerade schaue:
Obwohl ich mich gerade am liebsten fern halte von Serien, die angeblich süchtig machen, aus dem einfachen Gefühl heraus, schon viel zu viel Zeit mit dem Berieselnlassen verplempert zu haben, hat mich „The Morning Show“ nun eiskalt erwischt (danke, Cloudy!). Kurz zusammengefasst geht um veraltete Machtstrukturen, das Patriarchat des (amerikanischen) Showbiz, #MeToo und darum, dass wir (Frauen*) uns gegenseitig stützen und unterstützen müssen und sollten, wenn wir vorhaben, fortan in einer besseren Welt zu leben. Darum, furchtlos zu sein.
Für meine Wohnung hätte ich gern:
Kunst von Johanna Dumet, endlich. Nur ist an meinen eigenen Wänden gar kein Platz mehr über. Vielleicht also doch bald zusammenziehen? Leute, diese Übernachtungstasche geht mir mehr auf den Keks als je zuvor.
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Ein Couchtisch von Made.com wäre auch famos. Meine drei uralten Tische aus Plexiglas sind inzwischen so verkratzt, dass man kaum mehr durchschauen kann. Der Transparenz mag ich aber auch beim nächsten Model treu bleiben:
Das Togo Sofa von Michel Ducaroy ist ein ewiger Traum, den ich mir wahrscheinlich nicht erfüllen werde. Auch, weil ich mich manchmal frage, wieviel Brainwash da schon in meinen Geschmacksnerven Einzug gehalten hat. Kritisch bleiben hilft glücklicherweise oft dagegen, viel zu viel Geld auszugeben, jawohl.
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Meine Hair Role Models:
Ich habe neue Haare. Also jedenfalls eine neue Frisur. Und noch weiß ich nicht so recht damit umzugehen. Das liegt einerseits daran, dass ich jahrelang mein Haar geglättet habe und anderseits daran, dass der neue Schnitt eigentlich nach einem viel kürzeren Pony verlangt. Bloß steht mir meines Erachtens ein kürzerer Pony nicht. Ich befinde mich dementsprechend noch in einer möglicherweise Jahre andauernden Findungsphase. Sollte ich irgendwann aber ein Stück mutiger werden, oder alternativ ausreichend Geduld zum Wachsenlassen haben, schwebt mir in etwa so etwas vor:
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Und zu guter Letzt unbedingt das hier anhören, falls ihr es nicht längst getan habt:
Dern ZEIT Podcast „Alles gesagt?“ mit der großartigen Carolin Emcke.
Vielleicht bin ich ihr größter Fan.