Ihr lieben Leser*innen,
eigentlich müsste hier ein Team-Foto prangen, denn ohne genau das, das Team, meine ich, ohne all jene, die diese Seite mit vereinten Kräften füllen, wären wir nicht nur in diesem Jahr verloren gewesen. Ist es also zu glauben, dass wir es 2019 schon wieder nicht geschafft haben, ein gemeinsames Bild auf die Füße zu stellen, das ganz eindeutig zeigt, dass wir längst nicht mehr alleine sind? Ein Jammer, pardon. Ourania Marmara, Julia Carevic, Julia Korbik, Franziska Giovannini, Fabienne Sand – ihr seid Heldinnen.
Vermutlich ist es genau diese fehlende Zeit an allen Ecken, in jeder Woche, die auf Dauer so kräftezehrend ist. Nicht immer, aber wenn, dann kommt das Realisieren mit viel Getöse. Das wenige Durchatmen, weil alles permanent im Wandel zu sein scheint, das nie Stillstehen, nie Ankommen, nie Innehalten, weil nach jedem erreichten Ziel, nach jeder Deadline, im Sauseschritt bereits die nächste Aufgabe folgt. Von außen betrachtet mag unsere Seite, die man heute wohl Blogazine nennt, wie ein leichter Federschlag wirken. Eine unendliche Freude ist sie, aber nicht nur. In Wahrheit stecken schon neun Jahre pausenlose Arbeit in diesem Projekt, das aus der Uni heraus geboren wurde und inzwischen zu einem kleinen Unternehmen gewachsen ist, das nicht nur im Internet bespielt wird, sondern auch offline agiert, manchmal beratend, oft unsichtbar und noch häufiger in Form von Events, Panel-Talks oder anderen, immer bereichernden aber keineswegs kleinen Aufgaben. Ein großes Glück ist das, an jedem einzelnen Tag, und auch ein Privileg, das wissen wir, das atmen wir, das fühlen wir – dank euch zum Beispiel. Und dennoch wiegt die Verantwortung manchmal so schwer, dass wir in diesem Jahr gelegentlich an unsere Grenzen stießen. Bis heute bleiben die ganz großen Fragen sogar ein Stück weit unbeantwortet:
Wie schaffen wir es, nicht zu vergessen oder besser zu kapieren, was ihr wirklich lesen und sehen wollt? Wie packen wir es, eigene Bedürfnisse dabei nicht zu vergessen? 100% zu geben und trotzdem nicht im sowie überall präsenten Erwartungsdruck zu ersaufen, ja gelassen und furchtlos zu bleiben? Erwachsenzuwerden, während andere dabei zuschauen? Damit umzugehen, angreifbar zu sein? Und gelegentlich sogar Zielscheibe von Anfeindungen zu werden, etwa aufgrund politischer und feministischer Standpunkte, ohne die wir längst herausgewachsen wären aus dieser Branche? Wie ist es möglich, die Balance zu finden zwischen einer Arbeit, die so sehr mit uns verwachsen ist, dass wir selbst kaum mehr eine Grenze wahrnehmen, und der Zeit, die wir brauchen, um mehr zu pflegen als diesen Job? Weil er viel, aber nicht alles sein kann und muss? Wie können wir entstandene Lücken füllen? Potenziale ausschöpfen? Wie viel von uns müssen wir geben? Wem sind wir Rechenschaft schuldig? Werden wir jemals zufrieden sein oder bedeutet gerade diese Gewissheit, dass noch immer massenhaft Luft nach oben ist, im Grunde unsere Freiheit? Und was ist das überhaupt – Erfolg?
Nichts von alldem kann ich in dieser Minute beantworten, weil alles unvorhersehbar ist, im Leben, aber auch hier. Es gibt keinen Jahresplan, es gibt nur Optimismus, immer wieder, und Vertrauen. Kund*innen kommen und gehen, Menschen mögen dich heute und hassen dich morgen, deshalb bleibt uns ohnehin nichts anderes, als: Weitermachen mit dem, was uns wichtig ist. Und zwar in unendlicher Dankbarkeit dafür, dass es uns noch immer gibt. Dafür, dass ihr hier seid. Dafür, dass wir uns haben. Mit jedem Wort, das ihr wahrnehmt, haben wir doch schon gewonnen. Durch jeden Text, der euch etwas mitgibt, wachsen wir. Aber da ist eben auch die Schönheit der Dinge, die immer ein Teil von uns sein wird. Das alles unter einen Hut zu bekommen, wird 2020 eine größere Herausforderung denn je – der wir uns mit allem, was wir haben, stellen werden. Alles, was kommt, schaffen wir gemeinsam. Am liebsten auch mit euch. Bis bald. Das wird ein kunterbuntes, aufregendes Abenteuer.
Am 07. Januar sind wir zurück. Mit Antworten und Fragezeichen, Plänen, Rückenwind und hoffentlich viel Schalk im Nacken. Bis dahin wird verschnauft. Kiste aus, Ferien an.
Wir drücken euch aus der Ferne, unbekannterweise.
Nike + Sarah
forever.